Karmel St. Joseph in Köln

Karmel St. Joseph in Köln
Teresa von Ávila (Peter Paul Rubens)

Die in den 1850er Jahren gegründete klösterliche Gemeinschaft St. Joseph in Köln, war ein Folgekonvent des 1639 erstmals in Köln gegründeten und 1802 aufgehobenen Klosters der Karmelitinnen St. Maria vom Frieden in der Schnurgasse. Der neue Konvent hatte jedoch nur bis in das Jahr 1875 Bestand. Die Regeln des Frauenordens entsprachen den Formen des 1562 durch Teresa von Ávila begründeten Ordens der Karmelitinnen. Diese wählten in späterer Zeit überwiegend die heilige Maria oder den heiligen Josef zu ihrem Schutzpatron und benannten nach diesem Konvent und Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach Übernahme der Kölner Verwaltung im Jahr 1794 durch die französischen Revolutionstruppen wurde das erste Kloster der Karmelitinnen, wie die meisten Konvente der Stadt, aufgelöst und deren Besitz säkularisiert. Wertvolle Archivalien und die alte Bibliothek des seit 1639 in der Stadt ansässigen Frauenordens wurden konfisziert.[1] Die Schwestern des ehemaligen Karmels St. Maria vom Frieden in der Kölner Südstadt waren geflohen oder lebten im Verborgenen.[2]

Neugründung

Klosterkapelle St. Joseph um1897 (links vom alten Stadtarchiv)

Die ab 1830 aus der Kölner Bürgerschaft heraus begonnenen Bemühungen, eine Genehmigung zur erneuten Niederlassung des Ordens zu erhalten, waren erst im Jahr 1850 erfolgreich. Die ersten, dann aus einem Lütticher Konvent nach Köln beorderten 3 Schwestern waren der Grundstock des Wiederauflebens eines Kölner Karmels. Die kleine Gruppe der Schwestern wuchs schnell zu einer größeren Anzahl heran und wurde zu einer Kommunität von 14 Chor-Schwestern, 2 Chor-Novizen und 3 Laien-Schwestern. Diese wählten aus ihrer Mitte Schwester Josepha Herbertz zu ihrer ersten Priorin. Zunächst gründete sich der Orden unter dem von ihrer ehemaligen Klosterkirche in der Südstadt zeitweise geführten Namen. Sie bezogen ein Anwesen in der Dechanei von St. Kunibert in der nördlichen Kölner Innenstadt und nannten sich die Schwestern „Zur unbefleckten Empfängnis Mariä“.[3] Von diesem ersten Domizil aus erwarben die Schwestern 1851 ein Haus und ein anliegendes Grundstück am Gereonskloster, westlich hinter der Kirche St. Gereon. Der Umzug in die dort entstehenden Klosteranlagen dauerte jedoch noch bis zum Jahr 1853, dann konnte die Gemeinschaft in die von dem Kölner Architekten Vincenz Statz errichteten Neubauten einziehen. Der Frauenorden gab sich und seinen Klosteranlagen nun den Namen „Karmel St. Joseph“.

1856 wurde die Schwester Franziska zur Priorin gewählt. Sie war es, die sich als Kölner Bürgerin Katharina Esser maßgeblich für die Erlaubnis zur Neugründung eingesetzt hatte und später dem Orden beigetreten war. Sie war wohl auch die Auftraggeberin, zur Errichtung einer dem heiligen Josef gewidmeten Kapelle, die im Jahr 1863 konsekriert wurde.

Kapelle St. Joseph

Die Klosterkirche wurde aus rotbraunem Backstein in neugotischem Stil errichtet. Die in Ost- Westrichtung erbaute Kapelle erhielt zur Ostseite eine rechteckige Frontfassade. In dieser befand sich im oberen Drittel ein Staffelgiebel, der zur Spitze mit einem ihm aufgesetzten Kreuz endete. Das Bauwerk erhielt über seinem relativ kurzen Schiff ein Satteldach, welches sich abgestuft über dem Chor fortsetzte. Den Druck der gewölbten Kirchendecke fingen Strebepfeiler ab, die an der Chorseite aufgrund der geringeren Höhe entsprechend kleiner waren. In den Zwischenräumen der Pfeiler an den Lang- und der Chorseite, wurden mit Maßwerk versehene Rundbogenfenster eingebaut. Pfeilerabdeckungen, Fenster und teilweise umlaufendes Gesims aus Tuffstein, schmückten den schlichten Bau.

Ende des Karmel St. Joseph

Schon wenige Jahre nach der Konsekration der Kirche zeichnete sich für den Kölner Orden das Ende seiner Kölner Existenz ab. Aufgrund der vielen, gegen die Belange der katholischen Kirche gerichteten Maßnahmen (u. A. die Maigesetze während des Kulturkampfes) der Preußischen Regierung (bis 1877 wurden im Erzbistum Köln 74 Ordensniederlassungen aufgehoben)[4] gingen die Schwestern nach Echt bei Roermond, ins Exill.

In Echt wurde mit einem Neubau begonnen, der zum Teil durch den Verkauf der klösterlichen Immobilie in Köln finanziert werden konnte. Die Klosteranlage am Gereonskloster wurde zu einem Mädchenheim umgewandelt. Es wurde durch die schon 1854 gegründete Stiftung des Pfarrers Jakob van Gils unterhalten und von den Vinzentinerinnen aus Nippes geführt.[5]. In der Kapelle St. Joseph fanden jedoch weiterhin Gottesdienste statt.

Erst im Jahr 1896 kehrten einige der Karmelitinnen zurück, um in neuen Kölner Vorort Lindenthal, an der Dürener Straße, einen neuen Karmel zu errichten.

Ehemalige Kapelle Gereonskloster

Die ohne die ehemalige Fassadenfront als Rumpf erhaltene Kapelle wurde in die Baulichkeiten der vormaligen Konzernzentrale der Gerling Versicherung (heute Talanx) im „Friesenviertel“ integriert. Der Gebäudekomplex wurde ab 1945 maßgeblich durch den Bildhauer und Architekten Arno Breker gestaltet. Das Innere der umbauten Kapelle, die an drei Seiten von einem gepflasterten Innenhof umgeben wird, betrat man vom Foyer eines Seitentraktes am Gereonskloster. Es ist ein gewölbtes Kirchenschiff mit einem ebenfalls gewölbten Chor mit 5/8-Schluss. Die ockerfarbigen Gewölberippen ruhen im Chorbereich auf seitliche Konsolen der weißen Wände, im Schiff bündeln sie sich zusätzlich auf den Kapitellen von zwei dunklen, aus Marmor gefertigten Säulen. Die Kapelle ist in restauriertem, guten Zustand, und diente als Bibliothek sowie als Ort gelegentlicher Konferenzen. Diesen Zwecken war ein den Raum dominierender, ovaler Tisch aus edlem Holz angepasst, der vom Eingang bis an die Chornische reichte. Eine entsprechende Bestuhlung bot etwa zwei Dutzend Personen Platz. Alle Seitenwände waren, gefüllt mit umfangreichem Buchbestand, durch bis unter die Fenster reichende Regalschränke bestanden.

Nachdem die Versicherung in die Rheinhallen umgezogen sind, wird das gesamte Gerling-Quartier einer neuen Nutzung zugeführt. Der historische Kapellenbau des Karmel St. Joseph ist weiterhin nicht öffentlich zugänglich.

Literatur

  • Carl Dietmar: Die Chronik Kölns, Chronik Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7
  • H. Schnell: St. Maria vom Frieden, Köln. Kunstführer Nr. 2601. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2005 ISBN 3-7954-6567-2 / Und Band 29 der Reihe Kunstführer, Große Ausgabe im gleichen Verlag 1958 erschienen
  • Historisches Archiv Erzbistum Köln: Handbuch der Erzdiözese Köln, amtliche Ausgabe 1869, S. 177, 320
  • Historisches Archiv Erzbistum Köln: Handbuch des Erzbistums Köln, 23. Ausgabe 1933, Kapitel St. Gereon

Quellverweise

  1. Eine Aufstellung des konfiszierten Gutes soll sich in den Beständen der französischen Verwaltungsakten befunden haben, die im historischen Archiv der Stadt Köln gelagert waren
  2. * H. Schnell: St. Maria vom Frieden, Köln. Kunstführer Nr. 2601
  3. Handbuch der Erzdiözese Köln, amtliche Ausgabe 1869, S. 177, 320
  4. Carl Dietmar, Chronik der Stadt Köln, S. 261
  5. Handbuch des Erzbistums Köln, 23. Ausgabe 1933, Kapitel St. Gereon

Weblinks

 Commons: Kapelle St. Joseph (Köln-Innenstadt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
50.9430676.94427

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