Sterbfritz

Sterbfritz
Sterbfritz
Gemeinde Sinntal
Koordinaten: 50° 19′ N, 9° 37′ O50.3127777777789.6241666666667359Koordinaten: 50° 18′ 46″ N, 9° 37′ 27″ O
Höhe: 359–406 m ü. NN
Fläche: 11,63 km²
Einwohner: 2.087 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 36391
Vorwahl: 06664
Mittelgebirgslandschaft bei Sterbfritz: Die Stephanskuppe

Sterbfritz ist Sitz der Gemeindeverwaltung von Sinntal im Main-Kinzig-Kreis im Bundesland Hessen, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Blick auf den Bahnhof

Sterbfritz liegt am Anfang des Kinzigtales, an den Ausläufern der Mittelgebirge Spessart und Rhön. In Sterbfritz entspringt die Kinzig, die in Hanau in den Main mündet. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Flieden–Gemünden.

Name

Urkundlich belegt ist 815 die Form Starcfriedeshuson, "Starkfriedshausen" (Behausungen einer Person namens Starkfried). Später ist die Entwicklung des Namens belegt mit: Stercfrides (1167), Sterpfrids (1303), Sterfrides (1295) und Sterpfritz (1549).

Zur Entstehung des Namens bestehen Anekdoten variierenden Inhalts: Im Fuldaer Land belud ein Fahrensmann seinen Wagen, spannte sein Pferd davor und reiste los. Als das Pferd nicht mehr wollte, lockte er seinen Gaul mit den Worten „Komm Fritz!“ weiter (an dieser Stelle der Reise liegt heute der Ort Gomfritz). So liefen sie über die Berge und durch die Täler der Vorder-Rhön, was das Pferd sehr anstrengte. Irgendwann konnte das Pferd nicht mehr und der Fahrensmann blieb stehen und sagte mitleidig: „Sterb Fritz!“ Es gibt auch die Variante, dass es ein Kreuzritter gewesen sei, sowie dass der Pferdebesitzer dem ausgelaugten Tier die Kinzigquelle als Tränkung versprochen hatte.

Geschichte

1167 gehören Dorf, Kirche und Zehent dem Kloster Schlüchtern. Der Ort gehörte später zum Amt Schwarzenfels, das 1333 als Reichslehen aus einer Erbschaft vom Haus Rieneck an die Herrschaft Hanau kam. Sterbfritz gehörte damit auch zum Gericht Altengronau. Später wurde die Herrschaft zur Grafschaft Hanau und folgend der Grafschaft Hanau-Münzenberg.

1643 wurde das Amt Schwarzenfels – und damit auch Sterbfritz – als Pfand zusammen mit anderen Sicherheiten der Landgrafschaft Hessen-Kassel übergeben. Es sollte für Hanauer Schulden bürgen, die im Zusammenhang mit der Befreiung der Stadt Hanau von der Belagerung durch kaiserliche Truppen 1636 gegenüber Hessen-Kassel entstanden waren. Den Grafen von Hanau gelang es nicht mehr, dieses Pfand von Hessen-Kassel zu lösen. Das Amt wurde in der Folgezeit wie landgräfliches Eigentum verwaltet, auch nachdem Hessen-Kassel 1736, nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., die gesamte Grafschaft Hanau-Münzenberg erbte.

Im Kurfürstentum Hessen gehörte Sterbfritz nach der Verwaltungsreform von 1821 zum Landkreis Schlüchtern. Die Gemeinde kam durch die Hessischen Gebietsreform am 1. Juli 1974 zu Sinntal und damit zum Main-Kinzig-Kreis.

Religion

Kirche

Im Mittelalter gehörte die Kirche von Serbfritz, erstmals erwähnt 1167, zur Pfarrei Ramholz, von 1648 bis 1683 zu Mottgers. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte die Reformation in der Grafschaft Hanau-Münzenberg Erfolg. 1593 setzte hier Graf Philipp Ludwig II. die reformierte Richtung der Reformation durch („cuius regio, eius religio“). Seit 1663 amtierte ein Pfarrer in Sterbfritz. Die Gemeinde in Breunings war hier eingepfarrt. 1792 wurde die mittelalterliche Kirche durch einen Neubau ersetzt.[1]

Jüdische Gemeinde

In Sterbfritz bestand, 1665 urkundlich erstmals belegt, bis 1938/42 eine rege jüdische Gemeinde mit Synagoge, Mikwe und Volksschule. Die Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof Altengronau beigesetzt. 55 Personen, die in Sterbfritz geboren sind oder dort längere Zeit gelebt haben, sind im Holokaust ermordet worden.[2]

Einwohner

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerentwicklung des Dorfes stellt sich folgendermaßen dar:

  • 1549: 30 Haushaltungen
  • 1587: 43 Haushaltungen
  • 1895: 998 Einwohner
  • 1939: 1230 Einwohner
  • 1961: 1756 Einwohner
  • 1970: 3278 Einwohner

Persönlichkeiten

In Sterbfritz sind geboren und über seine Grenzen hinaus bekannt geworden:

Verkehr

Blick auf das Empfangsgebäude des Bahnhofs Sterbfritz

Sterbfritz hat einen Bahnhof, der an der Bahnstrecke Flieden–Gemünden liegt, mit Anbindung an die Regionalbahn SchlüchternWürzburgBamberg. Der Bahnhof Sterbfritz galt bis zum Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg als der höchstgelegene Bahnhof der Verbindung München–Hamburg. Züge von der Schnellfahrstrecke werden über Sterbfritz umgeleitet, wenn der Landrückentunnel, der längste deutsche Eisenbahntunnel, unpassierbar ist.[3]

Wissenswert

Wilde Orchideen auf der Stephanskuppe

Im Umkreis von Sterbfritz gibt es seltene, wilde Orchideen.[4]

Literatur

  • Max Dessauer: Aus unbeschwerter Zeit. Frankfurt 1962.
  • Georg W. Hanna: Das Deutsche Reich und Kiautschou. Gustav Adolf Freiherr Schenck zu Schweinsberg (1843-1909) verschaffte dem Kaiserreich Kiautschou. In: Geldgeschichtliche Nachrichten 14 (1979), Nr. 69, S. 33.
  • Monica Kingreen: Lazarus Hecht aus Sterbfritz – ein jüdischer Hausierer. In: Mitteilungen des Heimat- und Geschichtsvereins Bergwinkel e. V. Schlüchtern Bd. 14 (1998), S. 111-119.
  • Thomas Müller: Max Dessauer (1893–1962). Ein Sterbfritzer Jude, sein Leben und seine Erinnerungen an die „unbeschwerte Zeit“. In: Mitteilungen des Heimat- und Geschichtsvereins Bergwinkel e. V. Schlüchtern Bd. 14 (1998), S. 1-110.
  • Matthias Nistahl: Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern im Mittelalter. Diss. Darmstadt u. Marburg, 1986, S. 57, 94, 165, 168, 200, 202.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926, S. 458.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Evangelische Kirche von 1792 (Bild)
  2. Quelle
  3. ICE-Unglück 26. April 2008
  4. Liste der Naturschutzgebiete, in denen Orchideen vorkommen.

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