Kr51

Kr51
Simson KR51/1 „Schwalbe“

Der Kleinroller (Kleinkraftrad) des Typs Schwalbe ist ein Allwetterfahrzeug aus der so genannten „Vogelserie“ vom ehemaligen Thüringer Hersteller VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Simson Suhl.

Als Typreihen des Kraftrades verließen KR 50, KR 51, KR 51/1 und KR 51/2 die Suhler Montagebänder.

Inhaltsverzeichnis

Typreihe KR 50

Vorgänger der Schwalbe: das Simson KR50

Der Vorgänger der Schwalbe, der KR 50 (Kleinroller 50 cm³), wurde in den Jahren 1958–1964 gebaut. Er war mit Kickstarter sowie einer Zweigang-Handschaltung ausgestattet und war ein Einsitzer. Er wog anfangs 63 kg und ab 1962 68 kg.

Dieser Roller besaß eine umfassenden Schmutzschutz gewährleistende Blechkarosserie. Mit einer Leistung von 2,1 PS (anfangs), 2,3 PS (ab 1963) und einem Hubraum von 47,6 cm³ konnte eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 50 km/h erreicht werden. Die Farben des KR 50 waren ein helles Weinrot oder Hellblau (Hammerschlag).


Typreihe KR 51 und KR 51/1

Unrestaurierte Simson Schwalbe KR 51 von Februar 1964

Die Schwalbe vom Typ KR 51 war das erste Modell der Simson Vogelserie. Dieser Kleinkraftroller wurde erstmals als Zweisitzer entwickelt und von 1964 bis 1986 produziert. Ursprünglich (Lastenheft 1962) war der Typ KR 51 als Kleinkraftrad ohne Geschwindigkeitsbegrenzung konzipiert und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 68 km/h ausgelegt. Damit sollte - dem damaligen Weltstandsvergleich folgend - ein auch im Westen konkurrenzfähiges Kleinkraftrad geschaffen werden. Nach Verhandlungen mit den zuständigen Ministerien wurde die Geschwindigkeit jedoch 1963 auf 60 km/h begrenzt. Die Drosselung erfolgte über eine Änderung der Übersetzung im 3. Gang.

Nach diversen zum Teil zweifarbig lackierten Prototypen wurde 1963 eine Nullserie gefertigt. Produktionsbeginn der Serie war Januar 1964, wobei die Auslieferung der Fahrzeuge aufgrund von fehlendem Material - insbesondere einem bauartgenehmigten Rückstrahler - mehrmals gestoppt werden musste. Ab April 1964 erfolgte dann eine regelmäßige Auslieferung.

Als Antriebsquelle dient ein robuster, gebläsegekühlter - Einzylinder-Zweitaktmotor mit 3,4 PS. Das Dreiganggetriebe war handgeschaltet. Ab 1965 war auch ein fußgeschaltetes Getriebe lieferbar.

Bei der Konzipierung der Typreihe wurden fortschrittliche Wege beschritten. Neben Vollschwingenfahrwerken mit großen Federwegen und wirksamen Simplexbremsen sind die Räder austauschbar.

Ferner wurde großer Wert auf Wartungsfreiheit gelegt. Als Folge konnten alle Schmiernippel entfallen und der Kettentrieb wurde staubdicht mittels Gummischutzschläuchen gekapselt. Außerdem erleichtern Steckachsen die Demontage der Räder, wobei der Hinterradantrieb komplett an der Hinterradschwinge verbleiben kann. Vervollständigt werden konnte dieser Typ – wiederum erstmals bei einer derartigen Fahrzeugklasse – mit Blinklichtern, Stopplicht, Parklicht und einem Gleichstrom-Signalhorn. Die Voraussetzungen dafür wurden durch die während der Fahrt aufladbare Bleibatterie geschaffen. Ein solider Gepäckträger mit verstellbarem Spannband gehört zur Grundausstattung.

Im Produktionszeitraum wurden verschiedene Detailverbesserungen zwecks Gebrauchswerterhöhung wirksam. Genannt seien hier besonders im Jahre 1968 die Überarbeitung des Motors (Zylinders) und des Ansaugsystems mit einer Drehmoment-/Leistungssteigerung und Senkung von Ansauggeräusch und Benzinverbrauch. Gleichzeitig erhielt das Fahrzeug zum Namen KR 51 den Zusatz /1, eine verlängerte Sitzbank sowie funktionsverbesserte Bremsen. An die Schwalbe kann ein typgeprüfter und im Fachhandel erhältlicher Kindersitz montiert werden. Ferner ist das Fahrzeug bei Verwendung typgeprüfter Bauteile für den Anhängerbetrieb zugelassen. Im Anhängerbetrieb ist eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h einzuhalten.

Ganz wesentliche Sympathien gewann die 50er-Klasse aus der DDR dank der Festlegung der StVZO-DDR, nach der motorisierte Zweiräder mit einem Hubraum bis 50 cm³ und mit einer erreichbaren Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h bereits von Personen gefahren werden durfte, die ihr 15. Lebensjahr vollendet hatten. Laut Einigungsvertrag und Fahrerlaubnisverordnung (§§76 FeV, Nr. 8 §6 Abs. 1) dürfen in Deutschland Fahrzeuge dieses Typs trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h mit einer Fahrerlaubnis der Klasse M gefahren werden. Normalerweise ist die Klasse M auf Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h beschränkt.


Modell KR 51/1 und KR 51/1 F

Diese beiden Grundmodelle der Rollertypreihe sind mit Federbeinen mit Reibungsdämpfung ausgestattet. Zur äußeren Kennzeichnung dienen die Farben sandgrau und blau. Die Getriebeschaltung erfolgt durch einen Schaltdrehgriff auf der linken Lenkerseite oder wahlweise durch Fußschaltung mittels einer Schaltwippe. Insgesamt wurden von diesem Typus 375.000 Stück gebaut. Der Einzelhandelsverkaufspreis (EVP) dieser Modelle betrug in der DDR 1265,- Mark.


Modell KR 51/1 K

Bei dieser Komfort-Variante des Kleinrollers mit einer Auflage von 185.000 Stück wurden für die Radfederungen erstmals hydraulische Zweikammerdämpfer eingesetzt. Der Fahrkomfort erhöhte sich dadurch erheblich, da die Bodenhaftung der Räder deutlich verbessert werden konnte. Ferner bietet eine verlängerte Doppelsitzbank günstigere Voraussetzungen für den Soziusbetrieb. Die Fahrzeuglackierung dieses Modells erfolgte in saharabraun und atlasweiß. Der Ladenpreis (EVP) des Rollers KR 51/1 K lag bei 1350,- Mark.


Modell KR 51/1 S

Diese von 1968 bis 1980 in einer Stückzahl von 44.600 produzierte Roller-Sonderausführung besitzt als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal eine halbautomatische Fliehkraftkupplung zum Anfahren. Während des Gangwechsels wurde diese Kupplung beim Betätigen der Schaltwippe auf mechanischem Wege automatisch mit getrennt. Ferner wurden die Lichtleistung des Scheinwerfers auf 25/25 W erhöht, die Zündspule außerhalb des Motors angeordnet und vorn wie hinten hydraulisch gedämpfte Federbeine eingebaut. Die Schutzhülsen der vorderen Dämpfer waren hier verchromt. Die Lackierung erfolgte in olivbeige und signalrot. Der Einzelhandelsverkaufspreis für dieses Modell betrug in der DDR 1.400,- Mark.

Typreihe KR 51/2

Simson KR 51/2 von 1984

Der Grundtypus KR 51/2 wurde ab ca. 1975 von den Suhler Fahrzeugwerken entwickelt. Die Serienfertigung war ursprünglich für 1977 vorgesehen, musste aber mehrmals verschoben werden. Gefertigt wurde der Typ dann von 1980 bis 1986. Die KR 51/2 war mit einem 2,72 kW-/3,7-PS-Motor ausgestattet.
Der für die Simson Baureihe S 51 entwickelte Motor M531/541 konnte jedoch erst durch eine Rahmenänderung in die Schwalbe übernommen werden (Wegfall des Mittelstegs durch die nicht mehr nötige Aufhängung des Zylinderkopfs, dafür zusätzliche Verstärkungsbleche an der hinteren Motoraufhängung). Er besitzt reibungsgedämpfte Federbeine und Fußschaltung. Verbaut wurde jetzt bei allen KR51/2 nur noch die längere Version der Sitzbank wie bei der KR51/1K, was den Fahrkomfort für den Sozius verbessert. Die Elektronikbauteile wurden unter das vordere Abdeckblech verlegt, der vorher dort sitzende Luftfilter sitzt jetzt direkt vor dem Vergaser, lediglich das Ansaugrohr für die Luft bleibt weiterhin unter dem Knieblech. Weiterhin wurde die Abgasanlage auf die rechte Fahrzeugseite verlegt. Damit wurde auch die Verbrennungsgefahr für die Rollerfahrer wegen der meist von links erfolgenden Fahrzeughandhabung beseitigt. Als Nachfolgemodell der KR51/1-Serie besitzt die KR51/2-Serie erstmals einen fahrtwindgekühlten Motor. Auch lichttechnisch wurde die Schwalbe verändert. War das Rücklicht der KR51/1 noch eckig, so wurde dies nun runder und an einem separaten Halter befestigt. Außerdem wurde die Leistung der Bremsleuchte von 18 auf 21 Watt erhöht. Das neue Rücklicht dieser Schwalbe (BSL 100) wurde vom S 50 übernommen und stammt ursprünglich von der MZ TS. Ab 1983 wurde, wie am S51 und an der MZ ETZ, das größere Rücklicht BSL 122 montiert.

Modell KR 51/2 N

Bei diesem Modell erfolgt die Getriebeschaltung generell mittels Fußschaltwippe in dem Motor M531KFR. Es besaß ein Dreiganggetriebe. Für die Radfederung sind reibungsgedämpfte Federbeine eingesetzt. Der übrige Aufbau entspricht dem des KR 51/1 F. Stückzahl: 90.800. Die Lackierung erfolgte werkseitig ab Juni 1980 in blau und ab Anfang 1984 in saharabraun.

Modell KR 51/2 E

Dieses Modell ist mit hydraulisch gedämpften Federbeinen ausgestattet. Seine Fahrleistung wurde durch den Einbau eines Vierganggetriebes verbessert. Stückzahl: 124.500, Motor M541KFR. Der Einzelhandelsverkaufspreis für dieses Rollermodell lag bei 1755,- Mark. Die Farbgebung erfolgte anfangs in sahara- und später in biberbraun.

Modell KR 51/2 L

In diesem Luxusmodell ist die ebenfalls für den Typ S 51 neu entwickelte wartungsfreie elektronische Zündanlage montiert und dadurch gleichzeitig die Scheinwerferleistung auf 35/35 W erhöht worden. Als Motor wurde der Motor M541 KFR verwendet. Die Farben dieses Modells waren erst kirschrot, später billardgrün.

Quelle

  • Schrader-Motor-Chronik „Schwalbe und Co“
  • Schrader-Typen-Chronik: Simson Schwalbe & Co 1955-1991
  • KTA Archiv

Weblinks


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