LD G 3/4

LD G 3/4
RhB G 3/4
G 3/4
Nummerierung: 1 bis 16
Anzahl: 16
Hersteller: Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik
Baujahr(e): 1889 bis 1908
Achsformel: 1'C
Bauart: Nassdampf-Zwillingsmaschine
Gattung: Tenderlokomotive
Länge über Puffer: 7,945 m
Leermasse: 23,5 t
Dienstmasse: 30,2 t
Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h
Dauerleistung: 184 kW (250 PS) bei 20 km/h
Dauerzugkraft: 330 kg bei 20 km/h
Treibraddurchmesser: 1 050 mm
Laufraddurchmesser: 700 mm
Zylinderdurchmesser: 340 mm
Kolbenhub: 500 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Wasservorrat: 2 600 Liter
Brennstoffvorrat: 950 kg

Die G 3/4 ist eine Serie von leichten Dampflokomotiven die erstmals an die Landquart-Davos Bahn (LD) geliefert wurde, welche später zur Rhätischen Bahn wurde, die dann weitere Lokomotiven dieses Typs nachbestellte. Die 16 Fahrzeuge umfassende Baureihe mit der Achsfolge 1'C ist in fünf Serien unterteilt, die sich in den Abmessungen teilweise geringfügig unterscheiden.

G 3/4 Nr. 1 beim Bahnhoffest 2009 in Bonaduz

Die ersten fünf Exemplare der G 3/4 (bis 1902 lautete die Bezeichnung G 3) wurden 1889 anlässlich der Eröffnung der Landquart-Davos-Bahn durch die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) geliefert. Die Nassdampfmaschinen entsprachen weitgehend einem Loktyp, den die SLM kurz zuvor nach Sardinien an die heutige Ferrovie della Sardegna geliefert hatte. Die fünf je 250 PS starken Lokomotiven bewältigten in der Anfangszeit den gesamten Verkehr auf der Linie, was insbesondere auf der steigungsreichen Strecke zwischen Klosters und Davos häufig zu Problemen führte. Erst 1891 traf Verstärkung in Form von zwei Mallet-Dampfloks der Gattung G 2x2/2 ein, so dass den G 3/4 weniger anspruchsvolle Dienste übertragen werden konnten.

Die Eröffnung der Strecke von Landquart nach Thusis 1896 war der Anlass für die Bestellung von drei weiteren G 3/4 mit den Nummern 6 bis 8. Die Maschinen wurden gegenüber den Vorgängern verstärkt und die Wasser- und Kohlevorräte wurden vergrößert. Acht weitere Lokomotiven mit den Nummern 9 bis 14 folgten in drei Lieferserien in den Jahren 1901 bis 1908. Auch diese Loks wurden gegenüber den älteren Maschinen weiter verbessert und vergrößert, so dass sich das Leergewicht gegenüber der ersten Serie um rund 4 Tonnen erhöhte. In der Folgezeit kamen die G 3/4 im leichten Personen- und Güterverkehr sowie im Baudienst zum Einsatz.

Die vollständige Elektrifizierung des Netzes zwischen 1913 und 1922 machte die Dampflokomotiven entbehrlich. Bereits 1917 wurden die G 3/4 mit den Nummern 3 bis 5 nach Luxemburg verkauft. Lok 6 gelangte 1923 nach Brasilien, Nr. 7 und 8 kamen im gleichen Jahr zur Tessiner Centovallibahn, wo sie im Bahnbau eingesetzt wurden. Ebenfalls 1923 wurde die Lok 12 an die Werksbahn eines Stahlwerk in Sagunt verkauft, wo sie noch bis in die 70er Jahre im Einsatz stand. 1924 kamen die Loks 15 und 16 zur Brünigbahn, die Nummern 9 und 10 folgten ihnen 1926. Lok 2 wurde 1925 verschrottet, während Lok 1 nach der 1928 erfolgten Ausmusterung für ein geplantes schweizerisches Eisenbahnmuseum aufbewahrt wurde. Die übrigen Maschinen 11, 13 und 14 dienten weiterhin im Rangierdienst und als Dampfreserve für Stromausfälle.

G 3/4 Nr. 13 wurde 1950 als einzige der noch vorhandenen Dampfloks verschrottet. Lok 1 ging 1970 an die Museumsbahn Blonay-Chamby, nachdem sie zuvor an verschiedenen Orten in der Schweiz abgestellt gewesen war, da im Verkehrshaus für sie kein Platz mehr vorgesehen war. Die Lokomotive 14 wurde 1972 für den Einsatz vor Nostalgiezügen an die Appenzeller Bahn verkauft, 1977 ging die Nr. 11 an die Modelleisenbahnfreunde Eiger in Zweilütschinen, die sie im Museumsbetrieb auf der Berner Oberland-Bahn und der Brünigbahn einsetzten.

Anlässlich des bevorstehenden 100-jährigen Jubiläums kehrte die G 3/4 Nr. 1 1988 zur Rhätischen Bahn zurück und wurde dort betriebsfähig aufgearbeitet. Seitdem ist sie zusammen mit den G 4/5 Nr. 107 und 108 fester Bestandteil des Sonderzugprogrammes. Lok 11 kehrte 1999 nach Graubünden zurück, nachdem sie seit 1990 wegen Kesselschäden nicht mehr einsatzfähig gewesen war. Die Maschine, die seit der Teilnahme in einem gleichnamigen Spielfilm 1952 den inoffiziellen Namen Heidi trägt, soll in den nächsten Jahren durch den Club 1889 betriebsfähig aufgearbeitet werden. Dazu ist der Einbau eines neuen Kessels und einer Leichtölfeuerung geplant, die wegen der geringeren Funkenentwicklung einen Einsatz auch bei Waldbrandgefahr zulässt.

Liste der G 3/4 der Rhätischen Bahn

Liste der G 3/4 der Rhätischen Bahn
Betriebsnummer Inbetriebnahme SLM-Fabriknummer Name Ausmusterung Verbleib
1 08.07.1889 577 Rhätia 1928 1928 Ausmusterung, 1970 an die Museumsbahn Blonay-Chamby, 1988 zurück an RhB, betriebsfähiges Museumsfahrzeug
2 05.08.1889 578 Prättigau 1925 verschrottet
3 16.08.1889 579 Davos 1917 an Prinz-Heinrich-Bahn, Luxemburg (Nr. 53), 1943 DRB 99 271, 1945 CFL 351, verschrottet 1954
4 10.10.1889 580 Flüela 1917 an Prinz-Heinrich-Bahn, Luxemburg (Nr. 54), 1943 DRB 99 272, 1945 CFL 352, verschrottet 1954
5 13.10.1889 581 Engadin 1917 an Prinz-Heinrich-Bahn, Luxemburg (Nr. 55), 1943 DRB 99 273, 1945 CFL 353, verschrottet 1954
6 05.03.1896 960 Landquart 1923 1923 an Administração Portuária do Recife (Hafenverwaltung von Recife, Bundesstaat Pernambuco) in Brasilien verkauft; verschollen
7 19.03.1896 961 Chur 1923 1923 an Centovallibahn, verschrottet 1943
8 01.04.1896 962 Thusis 1923 1923 an Centovallibahn, verschrottet 1943
9 10.06.1901 1369 -- 1926 1926 an Brünigbahn (Nr. 217), verschrottet 1941
10 25.06.1901 1370 -- 1926 1926 an Brünigbahn (Nr. 218), verschrottet 1942
11 08.01.1903 1476 Heidi 1977 1977 an Modellbahnfreunde Eiger, 1999 an Club 1889, derzeit Aufarbeitung im Depot Samedan
12 23.01.1903 1477 -- 1923 1923 an Stahlwerk Sagunt, Spanien (Nr. 207, „Algimia“), verschrottet um 1970
13 02.02.1903 1478 -- 1950 verschrottet
14 06.02.1903 1479 -- 1972 1972 an Appenzeller Bahn
15 31.07.1908 1910 -- 1924 1924 an Brünigbahn (Nr. 215), verschrottet 1942
16 31.07.1908 1911 -- 1924 1924 an Brünigbahn (Nr. 216), verschrottet 1942

Literatur

Claude Jeanmaire: Die Dampflokomotiven der Rhätischen Bahn - Von der Landquart-Davos-Bahn zur Rhätischen Bahn. Verlag Eisenbahn, Villingen 1974, ISBN 3-85649-022-1

Weblinks


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