- Liste der Schultheissen von Bern
-
Liste der Schultheissen von Bern von den Anfängen der Stadt bis zur Aufhebung des Amtes im Jahr 1846.
Inhaltsverzeichnis
Schultheiss (bis 1293)
Die Stadt hatte in ihren Anfängen Stadtrecht nach dem Vorbild der Stadt Freiburg im Breisgau. Der Stadtherr setzte als Stellvertreter einen Schultheissen (scultetus, causidicus) ein. Eine Urkunde von 1223 nennt mit Rodolfus de Crohtal ... causidicus erstmals einen bernischen Schultheissen.[1] Nach dem Tod Berchtolds V. im Jahr 1218 fiel die Stadt Bern, weil auf Königsland errichtet, dem König anheim. Von nun an setzte der deutsche König den Schultheissen oder Reichsvogt ein, später möglicherweise auch Peter von Savoyen, der Schirmherr (defensor) Berns. Mit der 1218 datierten, möglicherweise aber erst später ausgefertigten Goldenen Handfeste erhielt der Rat Berns das Recht, den Schultheissen aus seiner Mitte zu wählen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Bern im 13. Jahrhundert um dieses Recht zu ringen hatte.[2] Noch 1244 und 1255 werden Reichsvögte und Reichsdelegierte in den Quellen erwähnt. Eine Wahl des Schultheissen durch den Rat (mit Bestätigung durch den König) dürfte sich erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts durchgesetzt haben.
Die Präposition "von" kann blosse Herkunftsbezeichnung sein und sagt daher nichts eindeutiges über die ständische Stellung einer Person aus. 1783 wird allen Burgern der Stadt Bern Adelsqualität zugestanden und erlaubt, den Adelspartikel "von" zu führen. Der Begriff Patrizier wird in der bernischen Verwaltung erst ab 1651 verwendet.
Zum Stand siehe: Patriziat (Bern).
Reichsvogt und -delegierte Stand von bis Bemerkungen Theto von Ravensburg Adel 1223 iudex domini imperatoris delegatus Aymon I. von Montenach (erw. 1178/1192; † 1239) Adel, Freiherr Herr von Belp und Montenach, Schultheiss von Payerne; ∞ Gepa von Wolhusen Johann von Strättligen Adel, Freiherr Berchtold Bogner Adel, Ritter 1244 officialem Domini Regis apud Berno[3] Ulrich von Wippingen Adel 1255 advocatus Schultheiss Stand von bis Bemerkungen Rudolf von Krauchthal Adel 1223 1224 causidicus; eine Verwandtschaft zum Notabelngeschlecht von Krauchthal lässt sich nicht nachweisen[4] Walter von Wädenswil Adel, Freiherr 1223 unsicher Cuno von Sumiswald Adel 1225 Cuno von Jegenstorf Adel 1225 1226 seine Familie wird ab etwa 1230 als Nobiles bezeichnet[5] Berthold Piscator (Fischer) Notabel 1227 Peter I. Bubenberg Adel 1235 1241 Jacob von Grasburg Adel 1239 Wilhelm von Boll Adel 1240 Peter von Buchegg Adel, Graf 1253 Burkard II. von Egerdon Adel 1256 erwähnt 1256, 1257 und 1265 Heinrich I. von Bubenberg Adel 1257 1263 Burkard II. von Egerdon Adel 1265 Heinrich von Bubenberg (Heinrich I.?) Adel 1266 Konrad II. von Bubenberg Adel 1268 der Notabel Burkhard von Belpberg übernahm 1268 seine Stellvertretung vor dem Stadtgericht[6] Kuno I. von Bubenberg Adel 1269 1271 ? Werner II. von Kien Adel, Freiherr 1271 1271 Peter von Kramburg Adel 1272 1279 Niklaus von Münsingen Adel 1283 1284 ist ab 1257 erwähnt[7] Ulrich I. von Bubenberg Adel 1284 1293 Schultheiss (1293 bis 1798)
Mit der Verfassungsänderung von 1292 wurde ein Grosser Rat geschaffen. 1293 bestätigte König Adolf in Zürich die Goldene Handfeste, gewährte den Bernern zudem das Recht, während einer Reichsvakanz selber einen Schultheissen zu wählen[8] und sah ihnen in einer zweiten Urkunde alles nach, was sie sich während der letzten Reichsvakanz (Juli 1291 bis Mai 1293) an Rechten angeeignet hatten.[9] Damit lag die Wahl des Schultheissen endgültig in der hand der Stadt. Um 1300 sind die Berner so selbstbewusst , dass sie sich nicht mehr als Königs- sondern als Reichsstadt sehen, indem sie zwischen dem Reich und der Person des jeweiligen Herrschers (König, Kaiser) klar unterscheiden.[10]
Bis 1533 wurde der Schultheiss jährlich neu gewählt, von 1533 bis 1585 für jeweils zwei Jahre und von 1585 bis 1798 bis auf Widerruf alternierend mit dem Altschultheissen.
Schultheiss Stand Gesellschaft von bis Bemerkungen Jakob von Kienberg Adel 1293 1298 Herr zu Kienberg, wurde 1298 als Schultheiss entmachtet[11] Kuno Münzer Notabel 1298 1302 Lorenz Münzer Notabel 1302 1319 Nachfolger seines verstorbenen Vaters; mit etwa 20 Jahren bei seiner Wahl einer der jüngsten Schultheissen überhaupt[12] Johann von Bubenberg d.J. Adel 1319 1350 Berchtold von Rümligen Adel 1320 1321 Peter von Egerdon Adel 1322 1323 Johann von Bubenberg d.Ä. Adel 1323 1327 Johann von Kramburg Adel 1328 1333 Herr zu Kramburg Philipp von Kien Adel 1334 1338 Peter von Balm Notabel 1350 1362 Sohn des Grossrats Jakob von Balm[13] Konrad (II.) vom Holz, genannt von Schwarzenburg Notabel 1352 1364 Sohn des Grossrats Konrad (I.) vom Holz[14] Peter (III.) von Seedorf[15] Notabel 1354 1355 Peter (IV.) der Jüngere von Krauchthal[16] Adel 1355 1364 Kuno (Konrad) von Seedorf Notabel 1358 1382 Bruder von Peter (III.) von Seedorf[17] Peter Schwab Notabel 1362 1363 Herr zu Rümligen Johann von Bubenberg Adel 1364 1367 Ulrich von Bubenberg Adel 1367 1381 Jakob von Seftigen Adel 1382 1383 Otto von Bubenberg Adel 1383 1393 Ludwig von Seftigen Adel 1393 1407 Mitherr zu Oberhofen. Besiegelte am 28. August 1406 den Kauf der Landgrafschaft Burgund von den Grafen Egon II. und dessen Onkel Berchtold I. von Neu-Kyburg[18] Peter von Krauchthal Adel 1407 1418 Herr zu Konolfingen Rudolf Hofmeister genannt Gräfli Adel 1418 1446 besiegelte 1432 den Kauf der Herrschaft Aarwangen von Wilhelm von Grünenberg[19] Ulrich von Erlach Adel 1446 1456 Herr zu Wyl und Jegenstorf Heinrich von Bubenberg (IV.) Adel Distelzwang 1447 1463 Freiherr zu Spiez Rudolf von Ringoltingen Notabel, geadelt 1448 1455 Herr zu Landshut Kaspar vom Stein Adel Distelzwang 1457 1463 Herr zu Münsingen Thüring von Ringoltingen Notabel, geadelt 1458 1468 Herr zu Landshut Niklaus von Scharnachthal Adel 1463 1476 Herr zu Oberhofen Niklaus von Diesbach Notabel, geadelt 1465 1475 Herr zu Signau, Diessbach und Worb Adrian von Bubenberg Adel Distelzwang/Mittellöwen 1468 1479 Freiherr zu Spiez Peter Kistler Notabel Metzgern/Distelzwang 1470 1471 Herr zu Goldbach Petermann von Wabern Notabel Mittellöwen 1470 1477 Freiherr zu Belp Rudolf von Erlach Adel 1479 1507 Wilhelm von Diesbach Notabel, geadelt 1481 1517 Herr zu Diessbach und Signau Heinrich Matter Notabel, Ritter Mittellöwen 1495 1498 Rudolf von Scharnachthal Adel Distelzwang 1507 1512 Herr zu Oberhofen Jakob von Wattenwyl Notabel Pfistern 1512 1525 Johann von Erlach Adel 1519 1539 Herr zu Jegenstorf Sebastian von Diesbach Notabel, geadelt 1529 1531 Hans Jakob von Wattenwyl Notabel Pfistern 1533 1540 Herr zu Colombier Hans Franz Nägeli Notabel Schmieden 1540 1568 Herr zu Münsingen und Bremgarten Hans Steiger Notabel, geadelt Ober-Gerwern 1562 1580 Freiherr zu Rolle, Herr zu Münsingen Beat Ludwig von Mülinen Adel 1568 1590 Johann von Wattenwyl Notabel Pfistern 1582 1589 1589 entsetzt Abraham von Graffenried Notabel Pfistern 1590 1598 Hans Rudolf Saager Notabel 1597 1621 Albrecht Manuel Notabel, geadelt Ober-Gerwern 1600 1631 Herr zu Cronay Anton von Graffenried Notabel Pfistern 1623 1628 Franz Ludwig von Erlach Adel 1629 1651 Freiherr zu Spiez Glado Weyermann Notabel Mittellöwen 1663 1635 Niklaus Dachselhofer Notabel Ober-Gerwern 1636 1637 Anton von Graffenried Patrizier Pfistern 1651 1674 Herr zu Carouge und Corcelles Samuel Frisching (I.) Patrizier Metzgern 1668 1683 Sigmund von Erlach Adel Schmieden 1675 1699 Freiherr zu Spiez Johann Anton Kilchberger Patrizier 1684 1696 Herr zu Bremgarten Johann Rudolf Sinner Patrizier, Freiherr Mittellöwen 1696 1707 zum Freiherrn erhoben Emanuel von Graffenried Patrizier Pfistern 1700 1714 Herr zu Bellerive und Vallamand Johann Friedrich Willading Patrizier, geadelt Metzgern Herr zu Mattstetten und Urtenen Samuel Frisching (II.) Patrizier Metzgern 1715 1721 Herr zu Rümligen Christoph Steiger (I.) Patrizier, Freiherr Ober-Gerwern 1718 1731 Theologe; in den Reichsfreiherrenstand erhoben Hieronymus von Erlach Adel, Reichsgraf Distelzwang 1721 1746 Herr zu Hindelbank, Thunstetten, Bäriswil, Seedorf, Mattstetten, Jegenstorf und Urtenen; zum Reichsgraf erhoben. Isaak Steiger Patrizier Ober-Gerwern 1732 1749 Christoph Steiger (II.) Patrizier Ober-Gerwern 1747 1758 Karl Emanuel von Wattenwyl Patrizier Pfistern 1750 1753 Johann Anton Tillier Patrizier Mittellöwen 1754 1771 im Amt verstorben Albrecht Friedrich von Erlach Adel, Reichsgraf Distelzwang 1759 1786 Herr zu Hindelbank, Thunstetten, Bäriswil, Seedorf, Mattstetten, Jegenstorf und Urtenen Friedrich Sinner Patrizier, Freiherr Mittellöwen 1771 1791 Freiherr zu Grandcour; im Amt verstorben Niklaus Friedrich von Steiger Patrizier Ober-Gerwern 1787 1798 Herr zu Montricher; letzter Schultheiss des alten Bern Albrecht von Mülinen Adel Schmieden 1791 1797 Schultheiss (1803 bis 1831)
Nach der Helvetik (1798-1803) oblag die Wahl des Schultheissen wiederum dem Grossen Rat.
Schultheiss Stand von bis Bemerkungen Niklaus Rudolf von Wattenwyl Patrizier 1803 1831 nominell letzter Schultheiss Niklaus Friedrich von Mülinen Adel, Graf 1805 1826 wurde 1816 von Kaiser Franz I. von Österreich mit seiner Familie in den Grafenstand erhoben[20] Christoph Friedrich Freudenreich Patrizier 1807 1813 Emanuel Friedrich von Fischer Patrizier 1827 1831 letzter regierender Schultheiss der Restaurationszeit, setzte im Januar 1831 den friedlichen Übergang zum liberalen Regenerationsstaat durch Schultheiss (1831 bis 1846)
Von 1831 bis 1846 war der Schultheiss Vorsitzender des Regierungsrates.
Schultheiss Heimatort von bis Bemerkungen Karl Friedrich Tscharner Bern Franz Karl von Tavel Bern Karl Neuhaus Biel 1839 Seit 1846 heissen die Vorsitzenden des Regierungsrates Präsident oder Präsidentin. Siehe Die Regierungspräsidentinnen und Regierungspräsidenten seit 1893 – Présidentes et présidents du Conseil-exécutif depuis 1893. In: Regierungsrat – Conseil-exécutif. Staatsarchiv des Kantons Bern, S. 38–40, abgerufen am 3. Januar 2011 (PDF, deutsch, französisch).
Schultheissengalerie
-
Johann Rudolf Sinner
Literatur
- Karl Geiser: Die Verfassung des alten Bern. In: Festschrift zur VII. Säkularfeier der Gründung Berns, 1191-1891. Schmid, Francke und Co., Bern 1891, S. 1-143, hier: Beilage I: Die Schultheissen von Bern, S. 135-139.
- Roland Gerber: Münzer contra Bubenberg, Verwandtschaften und Faktionen im Berner Rat zu Beginn des 14. Jahrhunderts. 68. Jahrgang. In: Berner Zeitschrift für Geschichte. Nr. 4/2006, Bern 2006, ISSN 0005-9420, S. 179–234 ([1] PDF 779 KB).
- Max Jufer: Die Freiherren von Langenstein-Grünenberg. In: Jahrbuch des Oberaargaus. Bd. 37, Merkur Druck AG, Langenthal 1994 ([2] PDF 3.58 MB; [3]).
- Max Jufer: Wie der Oberaargau vor 600 Jahren bernisch wurde, Zur Erinnerung an den 27. und 28. August 1406. In: Jahrbuch des Oberaargaus. Bd. 49, Merkur Druck AG, Langenthal 2006, S. 36–62 ([4], abgerufen am 22. November 2010).
- August Plüss: Die Freiherren von Grünenberg in Kleinburgund. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde eingereicht der hohen philosophischen Fakultät der Universität Bern. In: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. Bd. XVI, Heft 1, Stämpfli, Bern 1900 ([5]).
- Ernst Schweikert: Die deutschen, edelfreien Geschlechter des Berner Oberlandes bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Stände im Mittelalter. P. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Bonn 1911 (Inaugral-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde, Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn).
Einzelnachweise
- ↑ Zeerleder Urkunden 1, S. 208.
- ↑ Bern (Gemeinde) im Historischen Lexikon der Schweiz
- ↑ Deliciae urbis Bernae, S. 23.
- ↑ Gerber 2006: S. 213 Anmerkung 134.
- ↑ Jegistorf (Jegenstorf), von im Historischen Lexikon der Schweiz
- ↑ Gerber 2006: S. 185.
- ↑ Gerber 2006: S. 186 (Tabelle), S. 206.
- ↑ Regesta Imperii 7 n. 176
- ↑ Regesta Imperii 7 n. 179
- ↑ Bern (Kanton) im Historischen Lexikon der Schweiz
- ↑ Gerber 2006: S. 182.
- ↑ Gerber 2006: S. 179.
- ↑ Gerber 2006: S. 225.
- ↑ Gerber 2006: S. 225.
- ↑ Gerber 2006: S. 225.
- ↑ Gerber 2006: S. 225.
- ↑ Gerber 2006: S. 225.
- ↑ Jufer 2006: S. 36.
- ↑ Jufer 1994: S. 191.
- ↑ Plüss 1900: S. 6.
Kategorien:- Schultheiss (Bern)
- Liste (Personen nach Ort in der Schweiz)
- Liste (Bürgermeister in der Schweiz)
Wikimedia Foundation.