Lody

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Carl Hans Lody als Einjährig-Freiwilliger Marineoffizier, um 1901

Gustav Carl Gottlieb Hans Lody (* 20. Januar 1877; † 6. November 1914 in London) war ein deutscher Spion des Ersten Weltkriegs. Er war der erste deutsche Spion, den die britischen Behörden während des Ersten Weltkriegs ergriffen und später hinrichteten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Geburtsort Carl Hans Lodys ist nicht eindeutig belegt; in der biografischen Literatur (siehe unten) wird Berlin vermutet. Er war Sohn eines Juristen im Staatsdienst, der 1878 Bürgermeister von Oderberg und 1882 Zweiter Bürgermeister von Nordhausen wurde. Der in zweiter Ehe verheiratete Vater verstarb 1883, die Stiefmutter zwei Jahre darauf. Lody kam zunächst zu Pflegeeltern nach Leipzig und 1887 in das Waisenhaus von Halle.

1891 begann er eine Lehre in einer Kolonialwarenhandlung, die er jedoch abbrach, um in Hamburg als Schiffsjunge auf dem Segelschiff Sirius anzuheuern. Er stieg zum Matrosen auf, übernahm ab 1899 Offiziersaufgaben und begann dann eine formelle seemännische Ausbildung an der Navigationsschule in Geestemünde. Am 27. Juni 1900 schloss er die Schule mit der bestandenen Steuermannsprüfung ab.

Unmittelbar danach trat er als Einjährig-Freiwilliger in die Kaiserliche Marine ein; nach Ende seines Militärdienstes fuhr er als Erster und Zweiter Offizier auf deutschen Handelsschiffen zwischen Italien und den USA. Nach erneutem Besuch der Navigationsschule Geestemünde erhielt er im April 1904 das Kapitänspatent. Zwischen 1905 und 1909 fuhr er als Zweiter und Dritter Offizier auf HAPAG-Dampfern, konnte jedoch wegen nachlassender Sehkraft keinen Kapitänsposten erhalten. Aus diesem Grunde arbeitete er von 1909 bis zum Juli 1914 als Reiseleiter, erst für ein amerikanisches Reisebüro, dann für die HAPAG.

Im August 1914, kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, reiste er nach Berlin und bot der deutschen Admiralität seine Dienste als Spion im Ausland an. Seiner guten Sprachkenntnisse wegen wurde er angenommen und als Agent des Marinenachrichtendienstes mit einem falschen Pass, der ihn als den US-Bürger Charles A. Inglis auswies, auf Umwegen über Dänemark und Norwegen nach Edinburgh geschleust, wo er seine Spionagetätigkeit in der Flottenbasis Rosyth aufnahm.

Am 30. August gab er eine telegrafische Meldung an eine Deckadresse in Stockholm weiter, die vermutlich dazu führte, dass am 5. September das deutsche U-Boot SM U 21 das erste Schiff des Krieges versenken konnte, den britischen Kreuzer HMS Pathfinder.

Lodys Aktivitäten wurden bald bemerkt. Am 2. Oktober wurde er verhaftet und in einer Kriegsgerichtsverhandlung am 2. November zum Tode verurteilt. Die Verteidigung hatte dabei betont, dass Lody als Offizier im Dienste seines Landes legitim gehandelt habe. Am 6. November wurde er durch ein Erschießungskommando im Tower of London hingerichtet. Als erster ergriffener deutscher Spion des Krieges erregte sein Fall Aufsehen in der Presse.

Postum wurde Lody das Eiserne Kreuz verliehen und seinen nächsten Angehörigen überreicht, die darüber jedoch Stillschweigen bewahren mussten, da ein solcher Fall in den Ordensstatuten nicht vorgesehen war.

Nachruhm

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Lody vom NS-Regime zur Propagandafigur aufgebaut, wobei zustatten kam, dass über sein Leben nur wenige Details bekannt waren. Dadurch war es möglich, ihm jede gewünschte Motivation und Geisteshaltung zu unterstellen.

Am 14. Mai 1935 erhielt daher der neue Zerstörer Z 10 (Typ 34) bei seinem Stapellauf in Kiel den Namen Hans Lody. Das Schiff überstand den Zweiten Weltkrieg und wurde 1946 an das Vereinigte Königreich ausgeliefert.

Lübecker Lody-Denkmal

Am 6. November 1934 wurde am Lübecker Burgtor ein Lody-Denkmal eingeweiht, obwohl Lody in keinerlei Verbindung zu Lübeck stand. Das Denkmal – ein Ritter in vollem Harnisch, der eine Schlange zertritt, eingelassen in eine Mauernische neben dem Tor und mit einer Gedenkplakette versehen – versuchte auch nicht, eine solche Verbindung herzustellen.

1946 wurde das Denkmal durch die Lübecker Stadtverwaltung entfernt. Die Plakette sollte gleichfalls abgenommen werden, was jedoch durch die britischen Besatzungsbehörden untersagt wurde. Sie befindet sich bis heute am Burgtor und sorgt für gespaltene Meinungen in der Lübecker Bürgerschaft, da Neonazis hier Gedenkveranstaltungen abhalten. Laut Beschluss vom 29. Oktober 2005 darf die Tafel hängen bleiben, nationalistische Veranstaltungen in der Nähe sollen aber unterbunden werden.

Literatur

  • Alken Bruns (Hrsg.): Der Wagen 2002. Hanseatisches Verlagskontor, Lübeck 2002.

Weblinks



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