- Markgrafschaft Baden-Durlach
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Territorium im Heiligen Römischen Reich
Markgrafschaft Baden-Durlach Wappen Karte Alternativnamen Markgrafschaft Baden - Pforzheimer Teil (bis 1565) Entstanden aus Markgrafschaft Baden Herrschaftsform Monarchie; zeitweise Mitbestimmung der Landstände Herrscher/Regierung Markgraf Heutige Region/en DE-BW Reichstag 2 Virilstimmen auf der weltlichen Bank im Reichsfürstenrat; die Markgrafschaft Hachberg als Teil der Markgrafschaft Baden-Durlach hatte eine eigene Stimme Reichsmatrikel 20 Reiter; 53 Fußknechte (1535) Reichskreis Schwäbischer Reichskreis Kreistag 2 Virilstimmen auf der weltlichen Fürstenbank; die Markgrafschaft Hachberg als Teil der Markgrafschaft Baden-Durlach hatte eine eigene Stimme Hauptstädte/Residenzen Pforzheim (1535-1565); Durlach (1565-1718); Karlsruhe (1718-1771) Dynastien Haus Baden Konfession/Religionen lutherisch (seit 1556) Sprache/n deutsch Fläche 1 631 km² Einwohner 90 000 (1746) Währung Reichsgulden (fl.) Aufgegangen in Wiedervereinigung 1771; Die Markgrafschaft Baden-Durlach war ein frühneuzeitliches Territorium des Heiligen Römischen Reiches und bestand von 1535 bis 1771.
Inhaltsverzeichnis
Territorium
Die Markgrafschaft Baden-Durlach umfasste ein Gebiet am mittleren Oberrhein um die Städte Pforzheim und Durlach, die Markgrafschaft Hachberg um Emmendingen und ein als Markgräflerland bezeichnetes Gebiet am südlichen Oberrhein zwischen Müllheim und Lörrach.
Im Detail sind die territorialen Bestandteile nachfolgend aufgeführt:
Untere Markgrafschaft
- untere Markgrafschaft Baden-Durlach
- Markgrafschaft Hachberg
- Herrschaft Prechtal (Kondominium mit dem Haus Fürstenberg)
- Markgräflerland
- Herrschaft Badenweiler (auch Oberamt Badenweiler)
- Oberamt Rötteln (ca. 450 km²)
- Landgrafschaft Sausenberg
- Herrschaft Rötteln.
Geschichte
1535 entstanden Baden-Baden und Baden-Durlach durch Erbteilung aus der Markgrafschaft Baden. Markgraf Karl II. führte 1556 die Reformation ein und verlegte 1565 die Residenz von Pforzheim nach Durlach.
Ab 1594 übte Baden-Durlach im Rahmen der oberbadischen Okkupation die Zwangsverwaltung in Baden-Baden aus. Sie endete 1622, nachdem Markgraf Georg Friedrich in der Schlacht bei Wimpfen unterlegen war. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurden Pforzheim und Durlach niedergebrannt.
Markgraf Karl Wilhelm baute ab 1715 sein neues Schloss in der freien Ebene; die um das Schloss entstehende Stadt wurde später Karlsruhe genannt.
Markgraf Karl Friedrich erbte 1771 die Markgrafschaft Baden-Baden, die zusammen mit Baden-Durlach wieder in der Markgrafschaft Baden aufging.
Die Sommerresidenz des Markgrafen von Baden-Durlach befand sich in Basel.[1] Das Gebäude an der Hebelstraße gehört heute dem Universitätsspital Basel und beherbergt unter anderem den regionalen Blutspendedienst.
Wappen
Das Wappen unterlag im Lauf der Zeit auch Veränderungen. Hier wird das Wappen beschrieben, das auch auf dem Siegel des Markgrafen Karl II. abgebildet ist.
Im Mittelschild befindet sich der rote badische Schrägbalken auf goldenem Grund. Im ersten Feld ist der gekrönte rote Löwe der Landgrafschaft Sausenburg abgebildet. Im zweiten Feld ist der Flügel der Herrschaft Üsenberg und im dritten ein Pfahl mit drei Sparren, das Wappen der Herrschaft Badenweiler. Im vierten Feld findet sich schließlich der rote Löwe der Herrschaft Rötteln.
Das Wappenschild ist umgeben von fünf Helmen. Auf dem mittleren sind die badischen Steinbockhörner zu sehen. Daneben sind Helme mit dem sausenbergischen Löwen und dem Mannesrumpf der den Flügel des üsenbergischen Wappens trägt. Auf der linken Seite des Bildes ist ein Helm mit einem Jünglingsrumpf zu sehen, der den Pfahl des Badenweiler Wappens trägt und rechts eine Bischofsmütze die Schirmvogtei der Herrschaft Rötteln über mehrere Klöster symbolisiert.[1]
Siehe auch: Wappen BadensMilitärwesen
Die Markgrafschaft hatte entsprechend der Reichsmatrikel einen Beitrag zu den Reichstruppen, d.h. zum Kontingent des schwäbischen Reichskreises zu bringen. Neben dem für die Kreistruppen gehaltenen stehenden Heer, bauten die Markgrafen zusätzlich sogenannte Haustruppen - eine Leibgarde auf.
1770 hatte die Markgrafschaft insgesamt (Kreis- und Haustruppen) 807 Soldaten in Dienst, die vier Kompanien eines Grenadier-Bataillons, eine Füsilier-Abteilung und eine Dragoner-Kompanie bildeten.[2]
Die größte Streitmacht in der Geschichte Baden-Durlachs stellte Markgraf Georg Friedrich 1622 auf. Er zog mit 15 000 Mann - großen Teils angeworbene Söldnertruppen - in die Schlacht bei Wimpfen.
Rechtspflege
Religion
Wie das gesamte deutsche Reich war die Markgrafschaft zu Beginn römisch katholisch. Markgraf Karl II. erließ per 1. Juni 1556 eine neue Kirchenordnung nach württembergischem (d.h. lutherischem) Muster und führte damit die Reformation in seinen Landen ein.
Obwohl seine beiden ältesten Söhne sich vom Luthertum abwandten (Ernst Friedrich konvertierte 1599 zum Kalvinismus und Jakob 1590 zum Katholizismus) blieb Baden-Durlach mit kurzen regionalen Unterbrechungen lutherisch, da der dritte Sohn, Georg Friedrich lutherisch blieb, seine Brüder überlebte und das Land wieder vereinigte.
Der Markgraf war auch jeweils das Oberhaupt der evangelischen Landeskirche. Die tatsächliche Verwaltung der Kirche wurde durch einen Kirchenrat geleitet. Für das Oberland und das Unterland war jeweils ein Generalsuperintendent eingesetzt der die Diözesen beaufsichtigte, die von einem Spezialsuperintendenten geleitet wurden.[3] Diese wiederum kontrollierten die Pfarreien. Die einheitliche Auslegung der Glaubensgrundsätze wurde durch regelmäßige Kirchenvisitationen sichergestellt.
Kultur
Dialekt
Auch sprachlich stellen die Gebietsteile der Markgrafschaft keine Einheit dar. In der Landgrafschaft Sausenberg und den Herrschaften Badenweiler und Rötteln werden hochalemannische Mundarten gesprochen. In der Markgrafschaft Hachberg wird eine niederalemannische Mundart gesprochen und in der unteren Markgrafschaft ein südfränkischer Dialekt.
Hochschulen
Die Markgrafschaft hatte nie eine Universität. Gleichwohl war das Niveau der höchsten Schule, des 1583 gestifteten gymnasium illustre in Karlsruhe zeitweise auf dem von Universitäten. Ursprünglich diente die Institution hauptsächlich der Ausbildung linientreuer Pfarrer zur Absicherung der Reformation. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wollte man die Landeskinder möglichst spät an Universitäten außerhalb des Heimatlandes schicken, um das Geld im Land zu halten. Die Schule nahm 1586 den Unterricht in Durlach auf und wurde dann 1724 von Markgraf Karl Wilhelm nach Karlsruhe verlegt.
Musik und Theater
Bereits 1662 wird von einer Hofkapelle des Markgrafen berichtet. 1780-1786 war der Komponist Friedrich Schwindl Kapellmeister.
Die regierenden Markgrafen
1577-1584 und 1738-1746 gab es vormundschaftliche Regierungen; diese Regenten sind in der nachfolgenden Aufstellung nicht gesondert dargestellt, sondern nur im Text erwähnt.
Name (Lebensdaten) Regierungszeit Anmerkungen Ernst
(* 7. Oktober 1482 in Pforzheim; † 6. Februar 1553 in Sulzburg)1515–1553 Sohn des Markgrafen Christoph I. von Baden. Seit dessen Entmachtung 1515 Regent im südbadischen Oberland. Begründete nach dem Tode seines Bruders Philipp I. 1533 und der Zweiteilung der Markgrafschaft das Haus Baden-Pforzheim (später Baden-Durlach) – nach ihm auch Ernestinische Linie genannt. Karl II.
(* 24. Juli 1529 in Sulzburg ; † 23. März 1577 in Durlach)1553–1577 Sohn Ernsts. Ab 1552 Regent gemeinsam mit seinem Halbbruder Bernhard, nach dessen Tod 1553 alleiniger Markgraf. Führte 1556 nach dem Augsburger Religionsfrieden planmäßig die Reformation ein. Verlegte 1565 die Residenz in die Durlacher Karlsburg. Ernst Friedrich
(* 17. Oktober 1560 in Mühlburg; † 14. April 1604 in Remchingen)1584–1604 Sohn Karls II. Vormundschaftsregierung durch Markgräfin Anna von Pfalz-Veldenz und verschiedene protestantische Fürsten bis 1584. Erneute Landesteilung, bei der Ernst Friedrich Durlach und Pforzheim, sein erster Bruder Jakob III. (1562–1590) Hachberg und sein zweiter Bruder Georg Friedrich Rötteln-Sausenberg erhielt. Förderte ein Gymnasium Illustre in Durlach. Nahm 1594 die Verschuldung Eduard Fortunats zum Anlass, um die obere Markgrafschaft Baden-Baden militärisch zu besetzen (Oberbadische Okkupation). Lehnte 1599 die Konkordienformel ab und trat vom Luthertum zum Calvinismus über, was zu Unruhen führte. Georg Friedrich
(* 30. Januar 1573; † 14. September 1638 in Straßburg)1604–1622 Sohn Karls II. Seit 1595 Regent des Oberlandes, nach dem Tod des älteren Bruders 1604 alleiniger Markgraf von Baden-Durlach und de facto auch Baden-Baden. Strenggläubiger Protestant und Gründungsmitglied der Protestantischen Union. Dankte 1622 zu Gunsten seines Sohnes ab, um sich als Heerführer im Dreißigjährigen Krieg zu engagieren. Niederlage bei Wimpfen. Friedrich V.
(* 6. Juli 1594 in Sulzburg; † 8. September 1659 in Durlach)1622–1659 Sohn Georg Friedrichs. Besetzung und Plünderung Baden-Durlachs durch kaiserliche Truppen. Verbündete sich, um dem Restitutionsedikt zu entgehen, 1631 mit den Schweden und eroberte mit deren Unterstützung Baden-Baden und Teile des Breisgaus. Floh nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen nach Basel. Wurde vom Kaiser für abgesetzt erklärt; seine Markgrafschaft zerschlagen. Durch den Westfälischen Frieden Wiederherstellung der Markgrafschaft. Friedrich VI.
(* 16. November 1617 auf der Karlsburg, Durlach; † 10. Januar 1677 oder 31. Januar 1677 ebenda)1659–1677 Sohn Friedrichs V. General der schwedischen Armee. Rief zum letzten Mal die Landstände ein. Kämpfte im Türkenkrieg 1663/1664 und im Holländischen Krieg auf Seiten der Habsburger, wurde 1674 Reichsgeneralfeldmarschall. Friedrich VII. Magnus
(* 23. September 1647 in Ueckermünde; † 25. Juni 1709 in Durlach)1677–1709 Sohn Friedrichs VI., widmete sich hauptsächlich der Innenpolitik. Besetzung und größflächige Zerstörung der Markgrafschaft durch französische Truppen im Pfälzischen (1688–1697) und Spanischen Erbfolgekrieg (1701−1714). Flucht des Markgrafen nach Basel. Karl III. Wilhelm
(* Januar 1679 in Durlach; † 12. Mai 1738 in Karlsruhe)1709–1738 Sohn Friedrichs VII. Offizier im Spanischen Erbfolgekrieg, 1715 kaiserlicher Generalfeldmarschall. Regierte als absoluter Herrscher, sanierte die Staatsfinanzen und schuf eine zuverlässige Verwaltung. Legte 1715 den Grundstein für seine neue Residenz, Schloss und Stadt Karlsruhe. Karl Friedrich
(* 22. November 1728 in Karlsruhe; † 10. Juni 1811 ebenda))1738/1746–1811 Sohn des Erbprinzen Friedrich (1703−1732). Bis 1746 Vormundschaftsregierung durch Prinz Karl August. Aufgeklärter absolutistischer Herrscher und Anhänger der Physiokratie. 1771 Wiedervereinigung Badens nach Aussterben der Baden-Badener Linie. Endgültiger Verlust der linksrheinischen Besitzungen durch die Revolutionskriege, jedoch Aufstieg als Herrscher von Napoleons Gnaden: 1803 Kurfürst, 1806 Großherzog und Beitritt zum Rheinbund. Starke Vergrößerung Badens durch Annexion der rechtsrheinischen Kurpfalz, des Breisgaus, der Ortenau sowie Säkularisation und Mediatisierung. Siehe auch: Liste der Markgrafen und Großherzöge von BadenLiteratur
- Armin Kohnle: Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden. G. Braun Buchverlag, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-7650-8346-4.
- Johann Christian Sachs: Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft und des marggrävlichen altfürstlichen Hauses Baden, Carlsruhe 1770, Vierter Theil in der Google Buchsuche
- Johann Christian Sachs: Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft und des marggrävlichen altfürstlichen Hauses Baden, Carlsruhe 1773, Fünfter Theil in der Google Buchsuche
- Karl Stiefel: Baden - 1648-1952, Karlsruhe 1979, 2 Bände
- Eberhard Gothein: Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, Heidelberg 1910
- Karl Friedrich Vierordt: Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule, Karlsruhe 1859 in der Google Buchsuche
Beschreibung des Zustandes der Markgrafschaft beim Regierungsantritt von Markgraf Karl Friedrich:
- C.W.F.L. Freiherr von Drais: Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friedrich vor der Revolutionszeit - Erster Band, im Verlag der C.F. Müller´schen Hofbuchhandlung, Carlsruhe 1816 in der Google Buchsuche
Einzelnachweise
- ↑ Franz Zell: Geschichte und Beschreibung des Badischen Wappens von seiner Entstehung bis auf seine heutige Form, Karlsruhe 1858, S. 29/30 und Tafel VIII in der Google Buchsuche
- ↑ s. Stiefel, Bd. II, S. 1007
- ↑ in der Literatur oft mit „Speziale“ abgekürzt
Weblinks
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