Massimiliano Biaggi

Massimiliano Biaggi
Max Biaggi 2007
Max Biaggi auf Suzuki GSX-R 1000 K7 2007 in Assen

Massimiliano „Max“ Biaggi (* 26. Juni 1971 in Rom, Italien) ist ein italienischer Motorradrennfahrer.

Er ist 1,70 m groß, sein Hauptwohnsitz befindet sich in Monte Carlo. Zwischen 1994 und 1997 gewann er in der 250-cm³-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft vier Weltmeistertitel in Folge.

2007 belegte Biaggi auf Suzuki den dritten Platz in der Superbike-Weltmeisterschaft, 2008 startet er für das Team Sterilgarda Go Eleven auf Ducati. 2009 wird der Römer für Aprilia in der Superbike-WM an den Start gehen.

Inhaltsverzeichnis

Zur Person

Max Biaggi gilt als sehr selbstbewusst und teilweise arrogant. Daher ist sein Verhältnis zu den Medien eher schwierig. Er hat zwar viele Fans, polarisiert aber stark − wer ihn nicht liebt, der „hasst“ ihn.

Im Fahrerlager machte er sich in den letzten Jahren wenig Freunde. Man warf ihm vor, zum Ende des Qualifikationstrainings mit Absicht langsam um die Strecke zu fahren, um seine Konkurrenten aufzuhalten.

Rivalität mit Valentino Rossi

Sein größter Rivale ist Landsmann und Publikumsliebling Valentino Rossi. Das Verhältnis der beiden ist von Feindseligkeit geprägt. Höhepunkt dieser Rivalität war die Saison 2001. Beim Großen Preis von Japan drängte Biaggi Rossi bei einem Überholmanöver bei hoher Geschwindigkeit neben die Strecke, dabei beharkten sich beide mit ausgefahrenen Ellenbogen. Rossi schnitt ihn später beim Überholen und grüßte danach noch mit erhobenem Mittelfinger. Nach dem Grand Prix von Katalonien im gleichen Jahr kam es vor der Siegerehrung sogar zu einem Handgemenge zwischen den beiden, bei dem sich Biaggi eine blutige Nase holte, dies später aber mit einem Insektenstich zu erklären versuchte.

Ausflüge in die Formel 1

Bereits im Jahr 1999 testete Max Biaggi in Fiorano einen Ferrari-F399-Formel-1-Monoposto und kam ziemlich nah an die Zeiten der Werksfahrer heran. Im Januar 2006 testete er in Silverstone drei Tage lang einen Midland-Toyota, einige Medien sahen ihn schon als Testfahrer im Team, der Ausflug blieb jedoch ein PR-Gag. [1]

Karriere

Anfangsjahre

In seiner Jugend interessierte sich Max Biaggi zuerst nur für Fußball, er wollte unbedingt Profifußballer werden und für seinen Lieblingsklub, den AS Rom, spielen. Sein Interesse für den Motorsport wurde von seinem Freund Daniele geweckt. Dieser nahm ihn an einem Sonntag einmal mit zur Rennstrecke von Vallelunga, außerhalb von Rom, wo Max seine ersten Runden auf einer Rennpiste drehte. Von diesem Tag an war Max ein Motorsportbegeisterter. Sein Vater Pietro war jedoch darüber nicht erfreut, da ihm der Sport zu gefährlich war und gab ihm deshalb anfangs auch kein Geld für einen Helm oder einen Rennanzug. Später jedoch erkannte er, dass sein Sohn es sehr ernst meinte und unterstützte ihn, indem er als sein Mechaniker arbeitete.

1989, im Alter von 18 Jahren, bestritt Biaggi in Magione auf Honda sein erstes Rennen in der italienischen 125-cm³-Sport-Produktions-Meisterschaft und stürzte dabei. In der folgenden Saison gewann er die Meisterschaft mit sechs Siegen in sieben Rennen vor Lucio Cecchinello.

1991 gewann Biaggi auf Anhieb die 250-cm³-Europameisterschaft auf Aprilia.

250-cm³-Weltmeisterschaft

Max Biaggi debütierte beim Grand Prix von Europa 1991 auf Aprilia in der 250-cm³-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft, kam aber nicht ins Ziel. In diesem Jahr bestritt er noch drei weitere WM-Läufe, bei denen der 12. Platz beim Rennen in San Marino sein bestes Resultat war.

In der Saison 1992 startete er als Stammfahrer für das Valesi-Team auf Aprilia in der 250er-Klasse. Sein Teamkollege war Landsmann Pierfrancesco Chili. Beim fünften Saisonlauf, dem Großen Preis von Italien, gelang Biaggi mit dem dritten Platz seine erste Podiumsplatzierung, nachdem er mit Teamkollege Chili kollidiert war und diesen zu Sturz gebracht hatte. Beim letzten Saisonlauf im südafrikanischen Kyalami konnte er sogar seinen ersten Sieg feiern. Am Saisonende belegte er mit 78 Punkten Rang fünf in der Gesamtwertung.

Zur Saison 1993 wechselte Biaggi ins Team Rothmans Honda von Erv Kanemoto. Er erreichte einen Sieg beim Großen Preis von Europa, zwei zweite sowie zwei dritte Plätze und beendete die Saison mit 142 Punkten auf Rang vier der WM-Wertung.

In der Saison 1994 ging Max Biaggi zurück zu Aprilia und startete für das Chesterfield-Team mit einer komplett schwarz lackierten Maschine. Er gewann fünf Rennen, errang insgesamt 10 Podiumsplatzierungen und wurde mit 234 Punkten schließlich Weltmeister in der 250-cm³-Klasse.

In den folgenden Jahren dominierte Biaggi die 250er-WM. Er gewann auf Aprilia 1995 mit acht Siegen bei 13 Rennen überlegen den Titel. In der Saison 1996 setzte er mit nur sechs Punkten Vorsprung gegen den Deutschen Honda-Piloten Ralf Waldmann durch.

Zur Saison 1997 startete Biaggi wieder für Kanemoto-Honda, nachdem er von Aprilia weggeschickt worden war. Er gewann mit nur zwei Punkten Vorsprung den Weltmeistertitel, wiederum gegen Waldmann, der in diesem Jahr sein Teamkollege war. Die Titelentscheidung fiel erst beim letzten Saisonlauf im australischen Phillip Island, den Waldmann gewann, während Biaggi sich mit dem zweiten Platz aber den Titel sicherte.

Die zwischen 1994 und 1997 gewonnenen Weltmeisterschaften stellten einen neuen Rekord dar, noch nie zuvor hatte es ein Pilot geschafft, vier WM-Titel in Folge in der 250-cm³-Klasse zu gewinnen.

Max Biaggi 2005

500-cm³-Klasse und MotoGP

Zur Saison 1998 wechselte Max Biaggi mit dem Kanemoto-Team in die 500-cm³-Klasse. In seinem ersten Rennen überhaupt in dieser Klasse, dem Großen Preis von Japan in Suzuka, gelang ihm die Sensation: Er holte sich die Pole Position, die schnellste Rennrunde und den Rennsieg, ein Kunststück, das vor ihm zuletzt Jarno Saarinen 1973 gelungen war. Im tschechischen Brünn gelang ihm später ein weiterer Sieg. Nach diesem fabrizierte er unfreiwillig auf der Zielgeraden ein unglaubliches Wheelie, bei dem die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt schienen und das nur mit sehr viel Glück nicht in einem Sturz endete. Nach seiner Disqualifikation beim Grand Prix von Katalonien in Barcelona, wo er eine Stop-and-Go-Strafe ignoriert hatte, musste er sich jedoch aus dem Titelrennen verabschieden und wurde schließlich Vizeweltmeister hinter dem Australier Mick Doohan.

Zur Saison 1999 wechselte Biaggi zu Yamaha und startete für das Marlboro Yamaha-Werksteam. Mit einem Sieg und sieben Podien belegte er den vierten WM-Rang.

In den folgenden beiden Jahren kämpfte er gegen die meist überlegenen Hondas, in der Saison 2000 wurde er WM-Dritter und sicherte Yamaha den Konstrukteurstitel, 2001 hinter Valentino Rossi Vizeweltmeister.

Als zur Saison 2002 die 500-cm³- zur MotoGP-Klasse wurde und damit die bis dahin üblichen Zweitakter durch 990-cm³-Viertakter abgelöst wurden, pilotierte Biaggi im Yamaha-Werksteam die neue YZR-M1, die jedoch vor allem am Saisonbeginn dem neuen Honda-Viertakter RC211 nicht ebenbürtig war. Trotzdem errang Biaggi zwei Siege und acht Podien und wurde wiederum Vizeweltmeister hinter Rossi.

Zur Saison 2003 wechselte Max Biaggi zu Honda ins Team Camel Pramac Pons von Sito Pons, wo er jedoch keine offizielle Werksmaschine erhielt. Mit zwei Siegen und konstant guten Leistungen fuhr er in diesem Jahr auf den dritten Rang im Gesamtklassement.

Auch 2004 fuhr Biaggi im Pons-Team, nach einer starken ersten Saisonhälfte, ließen seine Resultate zum Saisonende nach. Er belegte wiederum den dritten WM-Rang, doch da die offiziellen Werksfahrer Alex Barros und Nicky Hayden Valentino Rossi, der zu Yamaha gewechselt war, nicht besiegen konnten und der Vizeweltmeister Sete Gibernau durch seine Verbindung mit dem spanischen Telefónica-Konzern im Honda-Team von Fausto Gresini bleiben musste, wurde Max Biaggi für 2005 ins Repsol-Werksteam gehievt.

Dort konnte er in der Saison 2005 die Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Am Saisonanfang war Biaggi von einer Verletzung am linken Sprunggelenk gehandicapt, die er sich beim Supermoto-Training zugezogen hatte. Ihm gelangen nur vier Podestplätze und kein einziger Sieg, damit belegte er nur den fünften WM-Rang. Schon während der Saison war er bei Honda in Ungnade gefallen, weil er immer wieder das Motorrad bemäkelte, was die stolzen japanischen Motorradbauer verärgerte. Sein Vertrag wurde zum Saisonende nicht verlängert und man weigerte sich, ihm in einem Kundenteam ein Motorrad zur Verfügung zu stellen.

Obwohl er Günstling des RJR-Konzerns war und die Sponsoren-Millionen der Zigarettenmarke Camel mitgebracht hätte, winkten auch alle anderen MotoGP-Teams ab. Daraufhin bemühte sich Biaggi, für 2006 einen Platz in der Superbike-Weltmeisterschaft zu bekommen. Das Alstare Corona Suzuki-Team war zwar nicht abgeneigt, hatte aber mit Troy Corser und Yukio Kagayama schon zwei Fahrer unter Vertrag und keine freien Kapazitäten für ein drittes Werksmotorrad. Deshalb entschied sich Biaggi, ein Jahr Pause zu machen und 2007 für Suzuki in der Superbike-WM an den Start zu gehen.

Max Biaggi auf Suzuki GSX-R 1000 K7 2007 in Brands Hatch
Max Biaggi auf Ducati 1098 RS 08 2008 in Brands Hatch

Superbike-WM

Im Jahr 2006 hielt er sich mit Supermoto-Training fit. Schon im Dezember 2006 begann Biaggi die Suzuki GSX-R 1000-Rennmaschine zu testen. Er legte dabei einen Trainingsfleiß an den Tag, den ihm manche Kritiker wohl nicht zugetraut hätten. Biaggi betonte, dass die Charakteristik der Superbikes nicht mit der der Grand Prix-Maschinen zu vergleichen sei und er deshalb seinen Fahrstil komplett umstellen musste.

Die Saison 2007 bestritt Max Biaggi schließlich im Alstare Suzuki Corona Extra-Team an der Superbike-Weltmeisterschaft. Er hatte eine Suzuki GSX-R 1000 K7-Werksmaschine zur Verfügung, sein Teamkollege war der Japaner Yukio Kagayama. Der Saisonstart verlief für ihn optimal, beim ersten Termin in Losail gewann er bei seinem allerersten Superbike-WM-Lauf überhaupt sofort Rennen eins, beim zweiten Lauf an diesem Tag belegte er Rang zwei. Nach einer guten, aber nicht überragenden Saison, in der Biaggi bei 25 Rennen 17-mal auf dem Siegerpodest stand, musste er sich in der Gesamtwertung dem Briten James Toseland und dem Japaner Noriyuki Haga knapp geschlagen geben. Da sich am Saisonende der Hauptsponsor des Teams, der mexikanische Bierproduzent Corona zurückzog, konnte man Biaggis Gehaltsforderungen nicht mehr erfüllen und entschloss sich deshalb, seinen Vertrag nicht zu verlängern.

Ende Oktober 2007 wurde Biaggis Wechsel ins Privatteam Sterilgarda Go Eleven bekanntgegeben. Dort pilotierte er in der Saison 2008 an der Seite von Rubén Xaus eine der komplett neuen Ducati 1098 RS 08. Bei der ersten Saisonveranstaltung in Katar musste der Römer sich im ersten Lauf nur äußerst knapp dem Ducati-Werksfahrer Troy Bayliss geschlagen geben. Im zweiten Lauf wurde er Dritter. Im zweiten Rennen des zweiten Wochenendes der Saison im australischen Phillip Island zog sich Max Biaggi bei einem schweren Sturz in der Doohan Corner, einer Kurve die mit über 200 km/h durchfahren wird, einen Bruch an der linken Hand zu, der ihn lange behinderte. Der Italiener hatte bei diesem Unfall noch großes Glück, nicht von seinem umherwirbelnden Motorrad getroffen zu werden[2]. Danach folgte bis zum zweiten Lauf in Misano eine über 13 Rennen andauernde Durststrecke, in der Biaggi keine Podiumsplatzierung gelang. In der zweiten Saisonhälfte gelangen dem Römer konstante Resultate unter den besten zehn, jedoch kein Laufsieg. Er sicherte sich mit 238 Zählern den siebenten Platz im Endklassement und war damit zweitbester Ducati-Pilot nach Troy Bayliss, der überlegen den WM-Titel gewann.

Bereits im Sommer 2008 wurde heftig über Biaggis Zukunft spekuliert. Sowohl eine Rückkehr in die MotoGP-Klasse als auch ein Start im Ducati-Werksteam in der Superbike-WM schienen für 2009 möglich.[3][4] Am 18. September 2008 unterzeichnete Max Biaggi einen Zweijahresvertrag bei Aprilia, die 2009 nach siebenjähriger Abstinenz in die Superbike-Weltmeisterschaft zurückkehren. Sein Jahresgehalt beim Hersteller aus Noale, mit dem er drei 250-cm³-WM-Titel gewann, wird auf ca. 1,5 Millionen Euro geschätzt.[5][6]

Erfolge

Statistik

In der Motorrad-WM

Saison Klasse Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schnellste Runden Punkte Position
1991 250 cm³ Aprilia-Team Italia Aprilia 4 - - - - - 7 27.
1992 250 cm³ Telkor Valesi Racing Aprilia 13 1 2 2 4 1 78 5.
1993 250 cm³ Rothmans Kanemoto Honda Honda 14 1 2 2 2 1 142 4.
1994 250 cm³ Chesterfield Aprilia Aprilia 14 5 4 1 7 8 234 Weltmeister
1995 250 cm³ Chesterfield Aprilia Aprilia 13 8 3 1 9 7 283 Weltmeister
1996 250 cm³ Chesterfield Aprilia Aprilia 15 9 1 1 8 9 274 Weltmeister
1997 250 cm³ Marlboro Team Kanemoto Honda 15 5 3 2 3 2 250 Weltmeister
1998 500 cm³ Marlboro Team Kanemoto Honda 14 2 3 3 2 2 208 2.
1999 500 cm³ Marlboro Yamaha Yamaha YZR500 16 1 5 1 1 1 194 4.
2000 500 cm³ Marlboro Yamaha Yamaha YZR500 16 2 - 2 5 3 170 3.
2001 500 cm³ Marlboro Yamaha Yamaha YZR500 16 3 3 3 7 2 219 2.
2002 MotoGP Marlboro Yamaha Yamaha YZR-M1 16 2 4 2 4 1 215 2.
2003 MotoGP Camel Pramac Pons Honda RC211V 16 2 4 3 3 1 228 3.
2004 MotoGP Camel Honda Honda RC211V 16 1 5 3 1 3 217 3.
2005 MotoGP Repsol Honda Honda RC211V 17 - 2 2 - 1 173 5.
Gesamt 215 42 41 28 56 42 2892

In der Superbike-WM

(Stand: Saisonende 2008)

Saison Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schnellste Runden Punkte Position
2007 Alstare Suzuki Corona Extra Suzuki GSX-R 1000 K7 25 3 7 7 - 5 397 3.
2008 Sterilgarda Go Eleven Ducati 1098 RS 08 28 - 3 4 - 1 238 7.
2009 Aprilia Racing Aprilia RSV4 - - - - - - - -
Gesamt 53 3 10 11 0 6 635

Einzelnachweise

  1. Max Biaggi: Geheimtest für MF1 Racing!. motorsport-total.com, 17. Januar 2006. Abgerufen am 8. Januar 2009.
  2. Johannes Orasche: Ducati: Bayliss überragend - Biaggi im Krankenhaus. www.motorsport-total.com, 2. März 2008. Abgerufen am 8. Januar 2009.
  3. Johannes Orasche: Biaggi: Es gibt ein anderes Problem. www.motorsport-total.com, 19. Juni 2008. Abgerufen am 20. September 2008.
  4. Johannes Orasche: Biaggi und Xerox-Ducati immer wahrscheinlicher. www.motorsport-total.com, 18. August 2008. Abgerufen am 20. September 2008.
  5. Johannes Orasche: Der Poker ist zu Ende. www.motorsport-aktuell.com, 20. September 2008. Abgerufen am 20. September 2008.
  6. Johannes Orasche: Die Diva kehrt zu Aprilia zurück. www.motorsport-total.com, 22. September 2008. Abgerufen am 22. September 2008.

Weblinks


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