Mauritiuskloster

Mauritiuskloster

Das St.-Mauritius-Kloster, auch Moritzkloster, war ein Benediktinerkloster in Magdeburg. Es bestand von 937 bis spätestens 963 als Kloster. Als Gebäude existierte es bis ca. 1207, etwa dort, wo sich heute Magdeburger Dom und Domplatz befinden.[1]

Geschichte

Urkunde Ottos I. zur Gründung und Dotierung des Klosters Magdeburg

Es wurde am 21. September 937 vom damals 25-jährigen König Otto I. und damit am Vorabend des entsprechenden Heiligengedenktages gegründet.[2] Die Stiftungsurkunde wird heute im sachsen-anhaltischen Landeshauptarchiv zu Magdeburg, nur wenige hundert Meter vom ehemaligen Klosterareal entfernt, aufbewahrt. Das von Otto auch zur zukünftigen Familiengrablage bestimmte Kloster wurde von Anfang an reich beschenkt und mit vielen Privilegien ausgestattet. Ende Januar 946 fand Ottos erste Gemahlin Editha, eine Prinzessin aus dem Königreich Wessex und Enkelin Alfreds des Großen, in der Klosterbasilika ihre letzte Ruhestätte.[3] Der im späteren Dom befindliche Kenotaph wurde erst um 1510 durch den Erzbischof Ernst von Sachsen errichtet und bezeichnet möglicherweise genau die Stelle, an der die Königin mehrere Meter unterhalb des Bodens ruht.

Die ersten Brüder, die die Stiftung mit geistlichem Leben erfüllten, waren Benediktiner aus der Reichsabtei St. Maximin in Trier. Spätestens 963 verließen die Mönche das Kloster und siedelten sich ca. zwei Kilometer südwärts neu an im Kloster Berge, da in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Klosters der Bau des ersten Magdeburger Domes begonnen hatte und die Klosteranlage als provisorische Zentrale des bald darauf gegründeten Magdeburger Erzbistums benötigt wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben umfangreiche Teile der ottonischen Gründung vom September 937 noch bis zum großen Stadtbrand vom 20. April 1207 weiterbestanden und sind erst durch Erzbischof Albrecht I. von Käfernburg (im Amt 1205 bis 1232) zur Baufreiheit für den gotischen Domneubau beseitigt worden. Der Südflügel des heutigen Domkreuzganges stammt aus der Zeit um 1160 und ist somit noch „Zeitgenosse“ des alten Klosters und auch des ottonischen Domes.

Als letzter Baulicher Rest des ursprünglichen Klosters können die von Alfred Koch (Architekt in Halle) im Jahre 1926 südöstlich von und unmittelbar neben dem Hochchor (Chorumgang) ergrabenen Mauerwerksstrukturen der wohl zur alten Klosterkirche gehörenden Krypta angesehen werden. Der Vorraum der Krypta ist vom Kreuzgang aus über eine Treppe erreichbar. In der Ausgrabung selbst befindet sich ein antiker Fliesenbelag, der wohl zu den Spolien gehört, die Otto im 10. Jahrhundert aus Norditalien nach Magdeburg bringen ließ. Der Magdeburger Dom, so wie wir ihn heute kennen, steht somit genau an der Stelle der ottonischen Gründung von 937, der Dom des 10. bis frühen 13. Jahrhunderts befand sich einige Dutzend Meter nördlich, zumindest teilweise das Areal des Domplatzes einnehmend. Auch der heutige, als Bischofs- und Gemeindekirche genutzte Magdeburger Dom ist noch immer dem Heiligen Mauritius geweiht. Die Reliquien des Heiligen Mauritius (Schädelknochen etc.) wurden im 13. Jahrhundert vom Mauritiuskloster in den Dom zu Magdeburg überführt. Der deutsche Kaiser Otto I. hatte sie nach seiner Heirat mit der burgundischen Königstochter Adelheid im Jahre 951 von König Konrad III. von Burgund zu Weihnachten 960 erhalten.[4] Innerhalb des neuen Doms befinden sich mehr als zwei Dutzend Darstellungen und Abbildungen des Heiligen. Die berühmteste ist die Sandsteinskulptur aus der Mitte des 13. Jahrhunderts im Hohen Chor. Sie zeigt erstmals in der nordalpinen Kunst einen realistisch aussehenden Afrikaner. Zur Seite gestellt wurde dem Namensheiligen im frühen 13. Jahrhundert die Hl. Katharina von Alexandrien. Vom „Ausweichkloster“ der Benediktiner - es befand sich etwa im Bereich des im 19. Jahrhunderts nach Schinkel-Plänen von Wolff errichteten Gesellschaftshauses am Klosterbergegarten (zur DDR-Zeit bekannt als Pionierpark) - existieren heute keine sichtbaren baulichen Reste mehr.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 71
  2. Thietmar von Merseburg, Chronik II,17.
  3. Thietmar von Merseburgs Chronik II, 3; Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II,41.
  4. Thietmar von Merseburg, Chronik II, 17.

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