Methylergometrin

Methylergometrin
Strukturformel
Strukturformel von Methylergometrin
Allgemeines
Freiname Methylergometrin
Andere Namen
  • N-(1-Hydroxy-2-butyl)-6-methyl- 9,10-didehydroergolin-8β-carbamid (IUPAC)
  • Methylergometrinum (Latein)
  • Methylergonovin
  • Methylergobasin
Summenformel C20H25N3O2
CAS-Nummer
  • 113-42-8
  • 57432-61-8 (Hydrogenmaleat 1:1)
  • 6209-37-6 (Tartrat 2:1)
PubChem 8226
ATC-Code

G02AB01

DrugBank DB00353
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Mutterkornalkaloide

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 339,43 g·mol−1
Schmelzpunkt

172 °C (Zersetzung)[1]

pKs-Wert

6,7 (24 °C)[2]

Löslichkeit

wenig löslich in Wasser; leicht löslich in Ethanol, Aceton[1]

Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
06 – Giftig oder sehr giftig 08 – Gesundheitsgefährdend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301-311-331-361
EUH: keine EUH-Sätze
P: 261-​280-​301+310-​311 [3]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4]

T
Giftig
Methylergometrin·Maleat
R- und S-Sätze R: 23/24/25-62
S: 28-36/37/39-45
LD50

93 mg·kg−1 (Ratte p.o.) (Methylergometrin·Maleat)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Methylergometrin (INN), auch Methylergonovin oder Methylergobasin genannt, ist ein halbsynthetisch aus dem Mutterkornalkaloid Ergometrin hergestellter Arzneistoff. Er wird in der Geburtshilfe zur Verminderung von Blutungen und zur Kontraktion der Gebärmutter (Uterus) während der Nachgeburtsperiode und im Wochenbett eingesetzt. Darüber hinaus ist diese Substanz der Hauptmetabolit des Migräneprophylaktikums Methysergid. Methylergometrin wurde 1941 von Sandoz, heute ein Teilkonzern des Pharmaunternehmens Novartis, patentiert und unter dem Handelsnamen Methergin® als Arzneimittel im Markt eingeführt.[5]

Inhaltsverzeichnis

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Methylergometrin wird in der Geburtshilfe vor allem zur Kontraktion des Uterus benutzt. Das Medikament darf erst nach dem Durchtritt des kindlichen Kopfs gegeben werden; es vermindert dann Uterusblutungen und fördert die Involution des Uterus im Wochenbett bei nicht stillenden Frauen. Eine weitere Indikation sind Blutungen nach einer Fehlgeburt.

Methylergometrin ist zwar auch oral wirksam, wird aber seit dem Bekanntwerden von Vergiftungszwischenfällen nach Medikationsfehlern nur noch parenteral (als intramuskuläre Injektion) angewendet in Deutschland.[6]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Methylergometrin-haltige Arzneimittel dürfen nicht angewendet werden:

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Feten. Methylergometrin ist wegen seiner ausgeprägt uterotonischen Wirkung mit erhöhtem Risiko für Fehlgeburten oder vorzeitige Wehen in der Schwangerschaft absolut kontraindiziert. Eine versehentliche Anwendung während des ersten Trimenons rechtfertigt jedoch keinen risikobegründeten Schwangerschaftsabbruch.[8]

Stillzeit

Methylergometrin tritt in die Muttermilch über. Es wurde vereinzelt über Intoxikationen bei gestillten Säuglingen berichtet, deren Mütter über mehrere Tage mit dem Arzneistoff behandelt worden sind. Eines oder mehrere der folgenden Symptome (und deren Abklingen nach Absetzen des Mittels) wurden beim Säugling beobachtet:

  • erhöhter Blutdruck, Bradykardie oder Tachykardie
  • Erbrechen, Durchfall, Unruhe, klonische Krämpfe[7]

Im Hinblick auf mögliche unerwünschte Wirkungen beim Kind, wird eine Anwendung während der Stillzeit nicht empfohlen. Als Mittel der 2. Wahl dient Methylergometrin, wenn andere uteruskontrahierende Substanzen wie Oxytocin, Prostaglandine oder deren Derivate unwirksam oder kontraindiziert sind.

Besondere Patientengruppen (Diabetiker, Nierenkranke)

Da der Qo-Wert von Methylergometrin hoch ist (Qo= 0,95), ist keine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunktion notwendig. Bei vielen Arzneimitteln mit hohem Qo-Wert entstehen renal eliminierte Metaboliten, deren Aktivität nicht immer bekannt ist. Entsprechend ist bei schweren Einschränkungen der Nierenfunktion grundsätzlich Vorsicht geboten.[9]

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Mögliche, Dosisabhängige unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind:

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Methylergometrin wirkt als ein hochaktives und spezifisches Uterotonikum über Serotonin-Rezeptoren vom Subtyp 5-HT2A auf die glatte Muskulatur der Gebärmutter.[10] Es erhöht den Grundtonus, die Frequenz und die Amplitude der rhythmischen Muskelkontraktionen. Bei höheren Dosierungen besteht die Gefahr von Dauerkontraktionen. Daher ist Methylergometrin während der Geburtsperiode kontraindiziert.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Mutschler et al.: Mutschler - Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 9. Auflage. Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-1952-1.

Einzelnachweise

  1. a b The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Sean Sweetman (Editor): Martindale: The Complete Drug Reference, 35th Edition: Book and CD-ROM Package. Pharmaceutical Press, ISBN 978-0-85369-704-6.
  3. a b Datenblatt Methylergonovine maleate salt bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 10. April 2011.
  4. a b Datenblatt METHYLERGOMETRINE MALEATE CRS beim EDQM, abgerufen am 12. Oktober 2009.
  5. Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.5. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2009..
  6. http://www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/risikoinfo/2011/rhb-methergin.html
  7. a b c Fachinformation für : Methylergometrinhydrogenmaleat (Mustertext des BfArM), Stand: 8. Oktober 2002.
  8. Christof Schaefer; et al: Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit München : Elsevier, Urban & Fischer, 2007., ISBN 978-3-437-21332-8.
  9. Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz bei Dosing.
  10. Heinz Pertz, Eckart Eich: Ergot alkaloids and their derivatives as ligands for serotoninergic, dopaminergic and adrenergic receptors. In: Vladimír Křen,Ladislav Cvak (Hrsg.): Ergot: the genus Claviceps, S. 411-440, CRC Press 1999, ISBN 978-905702375-0.

Weblinks

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