Michael Lerchenberg

Michael Lerchenberg
Michael Lerchenberg auf einem Künstlerempfang im Alten Rathaus in München (2011)

Michael Lerchenberg (* 3. August 1953 in Dachau) ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Intendant.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lerchenberg wurde in Dachau geboren, wuchs in München auf und studierte nach dem Abitur Theaterwissenschaft, Germanistik und Geschichte. 1977 wurde er in die Otto-Falckenberg-Schule aufgenommen und schloss diese 1979 ab. Seine ersten Theaterengagemants erhielt er am Deutschen Theater Göttingen und an den Festspielen in Bad Hersfeld. 1980 spielte er zum ersten Mal bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel, die er seit 2004 als Intendant leitet. Nach Engagements bei den Städtischen Bühnen Osnabrück und den Kammerspielen Hamburg kehrte er 1983 nach München an das damals wiedergegründete Münchner Volkstheater zurück. Bis 2001 war er auch Mitglied im Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels. Von 1988 bis 1998 war er auch als „singender Schauspieler“ am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert.

Seit 1994 ist Michael Lerchenberg auch als Regisseur tätig. Er inszenierte unter anderem am Staatstheater am Gärtnerplatz, dem Münchner Prinzregententheater, dem Städtebundtheater Hof, dem Pfalztheater Kaiserslautern und alljährlich bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel.

Michael Lerchenberg unterrichtete als Dozent von 1995 bis 2002 an der Bayerischen Theaterakademie/Hochschule für Musik in München im Studiengang Schauspiel/Musical und gründete 2001 die Sommerakademie für bairisches Volksschauspiel.

Seit 2004 ist er Intendant der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel, die unter seiner Leitung zu neuer Blüte gelangten. Die Festspielsaison 2010 konnte mit einer Platzausnutzung von 98 % abgeschlossen werden. Die über 150.000 Besucher waren der absolute Rekord in der 120-jährigen Festspielgeschichte.

Neben seiner Theaterarbeit übernahm Michael Lerchenberg Rollen in zahlreichen Fernsehproduktionen und -serien, so etwa als Kurt Soleder in der Serie Löwengrube und als Prälat Hinter in Der Bulle von Tölz. Für letztere schrieb er auch drei Folgen als Drehbuchautor.

Für seine vielfältige Arbeit wurde Michael Lerchenberg 2007 mit dem Ehrenpreis für die Erhaltung bairischer Kultur und Brauchtum und dem Salvator-Dukaten ausgezeichnet. Für seine erste Nockherberg-Fastenpredigt erhielt er 2008 die Sigi-Sommer Medaille und wurde Klartexter der Münchner Journalistenschule. Seit 2009 ist er Ehrenmitglied des Rotaryclub Fichtelgebirge.

Michael Lerchenberg ist seit 1983 mit der Tänzerin, Choreographin und Ballettdirektorin Eva-Maria Lerchenberg-Thöny verheiratet. Beide haben zusammen einen Sohn.

Nockherberg-Auftritte

Außerdem trat Lerchenberg von 1984 bis 2007 als Darsteller des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber beim Singspiel des alljährlichen Starkbieranstiches, dem sogenannten Derblecken, auf dem Nockherberg in München auf.[1] Von 2008 bis 2010 hielt er dann als Bruder Barnabas die Fastenpredigt bei der Starkbierprobe. [2] [3]

Rücktritt nach KZ-Analogie

Bei der Starkbierprobe 2010 sorgte Lerchenberg für Empörung bei FDP-Chef Guido Westerwelle und Charlotte Knobloch, der Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Kritisch äußerten sich auch der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer sowie Landtagspräsidentin Barbara Stamm.

Auslöser war die satirische Äußerung Lerchenbergs über die sehr aggressive Diskreditierung und Ausgrenzung von Hartz-IV-Empfängern durch FDP-Chef und Vizekanzler Westerwelle mit mehreren Anspielungen auf das Dritte Reich: „Alle Hartz-IV Empfänger sammelt er in den leeren, verblühten Landschaften zwischen Usedom und dem Riesengebirge, drumrum ein Stacheldraht – haben wir schon mal gehabt. Dann gibt's jeden Tag a Wassersuppn und einen Kanten Brot. Statt Heizkostenzuschuss gibt's von Sarrazins Winterhilfswerk zwei Pullover, und über'm Eingang steht, bewacht von neoliberalen Ichlingen im Gelbhemd in eisernen Lettern: Leistung muss sich wieder lohnen!“ Letzteres war eine Anspielung auf die rückblickend zynisch wirkenden Sprüche an Eingangstoren von nationalsozialistischen Konzentrationslagern wie beispielsweise „Arbeit macht frei“ beim KZ Auschwitz-Birkenau oder „Jedem das Seine“ beim KZ Buchenwald.

Charlotte Knobloch sah darin sogar eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus. Westerwelle erklärte in einem offenen Brief an Paulaner, künftig keine weiteren Einladungen mehr zum Starkbieranstich erhalten zu wollen. Er wäre es zwar gewohnt, scharf kritisiert zu werden, ihn allerdings mit einem KZ-Wächter zu vergleichen, gehe zu weit. Die Paulaner-Brauerei räumte den Tabubruch Lerchenbergs ein und kündigte an, man werde mit ihm Gespräche führen.[4][5] Als dann weitere Politiker, die sich anfangs über die Rede begeistert gezeigt hatten, Kritik äußerten und der Bayerische Rundfunk in einer Wiederholungssendung die Rede kürzte, begann eine öffentliche Diskussion. Lerchenberg und sein Ko-Autor Christian Springer gaben am 5. März ihren Rücktritt bekannt. In der ZDF-Kabarettsendung Neues aus der Anstalt wurde der kritisierte Westerwelletext dann noch einmal zitiert.[6][7]

Theater (Engagements)

Theater (Inszenierungen)

Fernsehen (Auszug)

Kino

Hörspiele (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Das Orakel vom Nockherberg, Interview mit Michael Lerchenberg in der Süddeutschen Zeitung vom 18. Februar 2008
  2. Michael Lerchenberg!, Titanic: Briefe an die Leser, Mai 2009
  3. Wolfgang Görl: „So geht man mit Partnern nicht um“, Süddeutsche Zeitung vom 6. April 2009
  4. KZ-Vergleich beim Starkbier, RP-Online vom 5. März 2010
  5. Empörung über KZ-Vergleich, Süddeutsche Zeitung vom 4. März 2010
  6. Lerchenberg tritt zurück, Süddeutsche Zeitung vom 5. März 2010
  7. Wolfgang Görl: Barnabas' letzte Predigt, Süddeutsche Zeitung vom 5. März 2010

Weblinks


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