Mulholland Drive

Mulholland Drive
Filmdaten
Deutscher Titel Mulholland Drive – Straße der Finsternis
Originaltitel Mulholland Drive (USA)
Mulholland Dr. (FRA)
Produktionsland Vereinigte Staaten, Frankreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2001
Länge 141 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie David Lynch
Drehbuch David Lynch
Produktion Pierre Edelman,
Alain Sarde
Musik Angelo Badalamenti
Kamera Peter Deming
Schnitt Mary Sweeney
Besetzung

Mulholland Drive – Straße der Finsternis (Originaltitel: Mulholland Drive, auch: Mulholland Dr.) ist ein Thriller mit Drama- und Mystery-Elementen von Regisseur David Lynch aus dem Jahr 2001.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Film erzählt eine mysteriöse Geschichte von Liebe, Eifersucht und Mord. Lynch bricht hier mit gewohnten Erzählstrukturen. Wegen eines Handlungswechsels, in dem Figuren, Stimmungen, Schauplätze und zuvor aufgebaute Leitmotive plötzlich die Bedeutung ändern, bietet der Film Raum für umfangreiche Interpretationen.

Der Titel des Films spielt unter anderem auf Billy Wilders Klassiker Sunset Boulevard – Boulevard der Dämmerung an, der als einer der Lieblingsfilme David Lynchs gilt.[1]

Der Abspann widmet den Film der Schauspielerin Jennifer Syme, die Anfang April 2001 im Alter von 28 Jahren bei einem Autounfall starb.

Einleitung

Die Eröffnungssequenz des Films zeigt einen stilisierten Jitterbug-Wettbewerb, bei dem eine glückliche Betty Elms zu erkennen ist. Danach sieht man auf ein rotes Bettlaken und hört das Seufzen einer darin liegenden Person.

Teil I

Während der nächtlichen Fahrt über den Mulholland Drive entlang des Bergrückens nördlich von Los Angeles kommt der schwarze Cadillac plötzlich zum Stillstand. Die im Fond sitzende dunkelhaarige junge Frau (Laura Harring) im festlichen schwarzen Kleid protestiert mit den Worten: „Was soll das, wir halten hier aber nicht.“

Fahrer – mit einer Pistole in der Hand – und Beifahrer fordern sie zum Aussteigen auf, offensichtlich soll sie umgebracht werden. Doch noch bevor sie aus der Limousine steigen kann, kommt es zu einem folgenschweren Frontalzusammenstoß mit dem Überholer von zwei aus der Gegenrichtung heranrasenden Autos voller übermütiger Jugendlicher.

Die Dunkelhaarige ist die einzige Überlebende und flüchtet – äußerlich fast unversehrt bis auf eine kleine Platzwunde an der rechten Schläfe – unter Schock vom Unfallort, den Verlust ihres Perlenohrrings bemerkt sie zunächst nicht. Sie versteckt sich vor einem Apartment am Sunset Boulevard, welches – schon am nächsten Morgen – von einer älteren Dame („Tante Ruth“, s. u.) verlassen wird.

Ebenfalls an diesem Morgen trifft die junge Betty (Naomi Watts) am Flughafen in Los Angeles ein und verabschiedet sich von ihren Reisebegleitern, einem älteren Ehepaar, das ihr noch viel Glück im weiteren Leben wünscht. Das Ehepaar ist kurz darauf lachend im Fond einer schwarzen Stretch-Limousine zu sehen.

Betty träumt von einer großen Karriere in Hollywood und bezieht das Apartment ihrer Tante Ruth, die längerfristig nach Kanada verreist ist, um dort einen Film zu drehen. Zu ihrer Überraschung findet sie dort unter der Dusche eine verstörte, dunkelhaarige Frau (das Opfer des Verkehrsunfalls) vor. Betty fragt sie nach ihrem Namen, doch die Unbekannte hat ihn vergessen. Sie erblickt auf einem Filmplakat von Gilda den Namen Rita Hayworth und nennt sich „Rita“.

Im Schnellrestaurant Winkie's – ebenfalls am Sunset Boulevard – berichtet ein ängstlicher junger Mann mit Kurzhaarfrisur seinem Therapeuten von seinem zweimaligen Albtraum, in dem er ein furchtbar aussehendes Gesicht hinter jenem Schnellrestaurant sieht. Der Selbstsichere will dem Ängstlichen seine Angst nehmen – so gehen sie hinter das Gebäude. Dort taucht das Monster aus dem Traum wirklich auf. Dabei kollabiert der Ängstliche und stirbt. Der andere legt seine Hand an den Hals des Toten, um dessen Puls zu fühlen.

Kurzer Blick auf die schlafende Rita. Dann ruft der Chef der Castigliane-Brüder jemanden (A) an und sagt ihm „Die Kleine wird immer noch vermisst“. A, der nur von hinten zu sehen ist, ruft daraufhin eine weitere Person (B) in einer heruntergekommenen Wohnung an und sagt ihr: „wie gehabt“. Von B ist nur der (männliche) Arm zu sehen, der den Telefonhörer greift. B ruft daraufhin jemanden an. Man sieht das angerufene Telefon unter einem roten Lampenschirm. Neben dem Telefon steht ein Aschenbecher mit Zigarettenkippen. Niemand geht ans Telefon.

Währenddessen wird dem Regisseur Adam Kesher (Justin Theroux) vorgeschlagen, wer die weibliche Hauptrolle in seinem neuen Projekt spielen soll. Er lehnt die bislang unbekannte Camilla Rhodes empört ab, woraufhin man ihm das Projekt entzieht. In seiner Wut gegen die Castigliane-Brüder, die ihm Camilla Rhodes aufzwingen wollen, zertrümmert er die Windschutzscheibe und Motorhaube ihres Autos. Danach fährt er nach Hause, wo er seine Frau beim Seitensprung mit dem muskulösen Poolreiniger ertappt. Er schnappt sich ihren Schmuck und übergießt ihn mit Farbe. Dabei gerät er in einen heftigen Streit mit ihr. Daraufhin greift ihn der Poolreiniger an und wirft ihn aus seinem eigenen Haus.

Zur selben Zeit erschießt ein Auftragsmörder mit verschiedenfarbigen Augen seinen Kollegen, der ebenfalls Killer ist, um in den Besitz eines Notizbuchs zu kommen. Wegen eines Missgeschicks, bei dem er aus Versehen durch die Zimmerwand schießt, sieht er sich gezwungen, auch die aufmerksam gewordene Nachbarin und eine Reinigungskraft zu erschießen. Als er auch noch den laufenden Staubsauger „erschießt“, wird durch die Rauchentwicklung der Feueralarm ausgelöst. Überstürzt flieht er und macht sich auf die Suche nach einer Dunkelhaarigen.

Betty telefoniert unterdessen mit ihrer Tante und erfährt, dass diese keine Rita kenne. Rita gesteht schließlich, dass sie sich in Wahrheit an nichts erinnern kann – außer einem Unfall auf dem Mulholland Drive – und nicht einmal wisse, wer sie sei. Schließlich öffnen die beiden Ritas Handtasche in der Hoffnung, dort einen Ausweis zu finden. Doch zu ihrer Überraschung befinden sich darin fünf Bündel Geldscheine und ein seltsamer dreieckiger blauer Schlüssel, sonst nichts. Betty verwahrt die Tasche in einem Schrank und verspricht, Rita zu helfen.

Beim Lokal Winkie's erkundigen sich die beiden Frauen per Münzfernsprecher bei der Polizei, ob es letzte Nacht einen Unfall auf dem Mulholland Drive gegeben habe. Anschließend gehen sie ins Lokal, wo Rita auf dem Namensschild der Bedienung den Namen Diane liest und glaubt, selbst so zu heißen. Eine offenbar verwirrte ältere Frau will Bettys verreiste Tante Ruth besuchen, da sie gespürt habe, dass es in deren Wohnung Schwierigkeiten gebe. Die zufällig vorbeikommende Vermieterin Coco beschwichtigt die alte Dame und begleitet sie nach Hause.

Unterdessen sucht Adam Kesher in einem heruntergekommenen Motel Unterschlupf. Der Manager „Cookie“ erzählt Adam, dass zwei Männer von seiner Bank vorbeigekommen seien, um ihm mitzuteilen, dass Adams Konto leer sei. Er stellt sich nun die Frage, wie diese seinen Aufenthaltsort herausbekommen haben. Adam kontaktiert daraufhin seine Mitarbeiterin Cynthia. Diese teilt ihm mit, dass er auf eine verlassene Ranch fahren solle, um dort einen „Cowboy“ zu treffen, der ihm helfen wolle. Adam macht sich auf den Weg zur Ranch, wo nach einiger Zeit der „Cowboy“ erscheint. Er fordert Adam auf, ein erneutes Casting zu machen, in dem er Camilla Rhodes für die Hauptrolle engagieren solle. Ihm wird mitgeteilt, er werde den „Cowboy“ noch einmal sehen, wenn er es richtig mache, und zweimal, falls er es falsch machen sollte.

Betty und Rita proben die Szene, die sie am nächsten Tag vorspielen soll.

Am nächsten Tag kommt Vermieterin Coco zur Wohnung. Sie erzählt, Ruth habe angerufen und wissen wollen, wer Rita sei. Rita sei ihre Freundin, sagt Betty verteidigend. Betty soll diese Schwierigkeiten, die die alte Dame am Vortag vorhergesagt hatte, beseitigen, erwidert Coco. Als sie verschwunden ist, verabschiedet sich Betty zum Vorsprechen. Sie spielt die intensive Szene mit einem älteren Schauspieler, der zuvor mit einer Dunkelhaarigen geprobt hat. Danach soll Betty einem vielversprechenden Regisseur vorgestellt werden. Es ist Kesher. Er wählt Camilla Rhodes als Hauptdarstellerin für den Film „Sylvia North Story“ – genau wie es der „Cowboy“ wollte. Kesher und Betty sehen sich bedeutungsvoll in die Augen.

Doch Betty muss weg, sie ist mit Rita verabredet. Sie fahren mit dem Taxi zu der Adresse von Diane Selwyn, wobei sie sich vor Männern, die das Haus beobachten, im Taxi verbergen. Sie klingeln bei Nummer 12. Die dunkelhaarige Frau, die öffnet, ist nicht Diane; später stellt sich heraus, dass sie Camilla heißt. Sie hat mit Diane das Apartment getauscht und schickt beide weiter zu Nummer 17. Diane sei auch schon seit einigen Tagen nicht da gewesen. Sie selbst habe noch ein paar Sachen bei Diane. In Wohnung Nr. 17 finden die beiden eine verweste Frauenleiche im Bett. Es ist eine dunkelblonde Frau in einem dunklen Kleid. Rita bricht zusammen, dann verlassen beide das Haus.

In der nächsten Szene will Rita sich zuhause die Haare abschneiden. Betty verpasst ihr jedoch eine blonde Perücke. Danach sagt Betty zu ihr, sie solle statt auf der Couch bei ihr im Bett schlafen. Beide kommen sich näher, küssen sich und haben Sex.

Um 2:00 Uhr morgens spricht Rita im Schlaf: „Silencio, no hay banda.“ Betty weckt sie und Rita will unbedingt irgendwohin ausgehen. Sie fahren mit dem Taxi in den Club „Silencio“ und sehen sich dort zwei Nummern an: Zunächst spricht ein Conferencier die Worte: „No hay banda“ – auf deutsch: „Es gibt keine Band bzw. Orchester“. Alles sei eine Bandaufnahme, eine Illusion. Der Conferencier „erzeugt“ ein Gewitter – die zwei Frauen fürchten sich.

In der zweiten Nummer tritt eine Frau auf, die eine spanische Version von Roy Orbisons „Cryin'“ singt (schon in Blue Velvet gab es ein Roy-Orbison-Lied: „In Dreams“); die zwei Protagonistinnen weinen. Die Sängerin bricht zusammen, wird hinausgetragen, aber ihre Stimme ertönt weiter. Betty will ein Taschentuch aus ihrer Handtasche nehmen und ist überrascht, darin einen blauen Würfel mit einem dreieckigen Schlüsselloch zu finden. Sie verlassen den Club. Zu Hause holt Rita den blauen Schlüssel hervor und will sehen, ob er in das Schlüsselloch passt. Plötzlich ist Betty verschwunden; Rita fragt auf spanisch: „¿Dónde estás?“ (Wo bist du?) – Sie findet sie jedoch nicht. Sie öffnet das Kästchen (die Kamera zoomt in das schwarze leere Innere) – dann fällt es zu Boden.

Tante Ruth kommt ins Schlafzimmer, es ist niemand dort; auch das Kästchen ist verschwunden.

Die dunkelblonde Frau im dunklen Kleid liegt wie zuvor im Bett in Diane Selwyns Wohnung. Der „Cowboy“ weckt sie: „Hey, meine Hübsche, es wird Zeit aufzuwachen!“

Teil II

In der nächsten Einstellung liegt Betty in einem grauen Kleid in der gleichen Stellung im Bett. Es klopft, und sie erwacht – in der Wohnung von Diane. Sie ist ungeschminkt, verweint und wirkt angeschlagen. Die, mit der sie die Wohnung getauscht hat, steht vor der Tür, will ihre Lampe und ihr Geschirr. Als Betty/Diane stöhnt, sagt sie: „Komm schon, Diane, es ist drei Wochen her.“ Sie nimmt sich die Sachen – und auch einen Aschenbecher in der Form eines Pianos. Daneben liegt ein blauer Schlüssel – kein dreieckiger, sondern ein ganz normaler Sicherheitsschlüssel. Als sie geht, sagt sie: „Ach übrigens, die beiden Detectives sind nochmal da gewesen und haben nach dir gesucht.“

Eine Weile steht Betty/Diane am Fenster. Als sie sich umdreht, sieht sie Rita und sagt: „Camilla! Du bist wieder da!“ Sie macht Kaffee und geht zu Rita/Camilla, die nackt auf der Couch liegt. Auf dem Tisch steht der Piano-Aschenbecher. Eine Liebesszene beginnt, aber mittendrin sagt Rita/Camilla: „Wir sollten das nicht wieder tun.“ Und Betty/Diane entgegnet: „Es ist wegen ihm, nicht?“

Rückblende: Im Filmstudio beobachtet Diane, wie Rita/Camilla als Schauspielerin in einem Cabrio neben Kesher sitzt. Kesher legt seinen Arm um Camilla, um ihrem Filmpartner zu zeigen, was dieser tun soll. Kesher lässt das Atelier räumen, nur Diane soll dableiben – auf Wunsch von Camilla. Kesher küsst Camilla. Danach streiten sie. Diane lässt Camilla nicht in ihre Wohnung. Weinend masturbiert sie auf dem Sofa.

Diane wird angerufen – das Telefon steht unter einer Lampe mit rotem Schirm. Neben dem Telefon steht ein Aschenbecher mit Zigarettenkippen. Es ist dasselbe Telefon, das in Teil I des Films vergeblich klingelt. Es meldet sich Camilla. Sie sagt, der Wagen warte, Diane solle kommen. Die Adresse sei 6980 Mulholland Drive. Diane fährt im Fond einer großen Limousine den Mulholland Drive entlang. Die Fahrzeugnummer - 2GAT123 - ist dieselbe wie am Anfang des Films, und das Autotelefon mit der ausgeleierten Schnur neben Diane ist dasselbe wie am Anfang von Teil I neben Rita. Es ist offensichtlich dasselbe Auto. Der Fahrer hält plötzlich, Diane sagt die gleichen Worte wie Rita am Anfang des Films: „Was soll das, wir halten hier aber nicht.“ Der Fahrer dreht sich mit derselben Geste um wie in Teil I, hält jedoch keine Pistole in der Hand und sagt: „Eine Überraschung!“ Dann kommt Camilla aus dem Gebüsch auf den Wagen zu. Hand in Hand gehen sie bergauf, zu Keshers Haus. Der Regisseur empfängt sie, stellt Diane seine Mutter Coco vor.

Beim Dinner erzählt Diane, sie stamme aus Deep River, Ontario, und habe ein Jitterbug-Turnier gewonnen. So habe sie den Wunsch entwickelt, Schauspielerin zu werden. Als ihre Tante gestorben sei, habe sie etwas Geld geerbt. Die Tante habe in Hollywood in der Filmbranche gearbeitet. Sie habe Camilla bei der Sylvia-North-Story kennengelernt. Sie sei sehr interessiert an der Hauptrolle gewesen, aber Camilla habe sie bekommen. Der Regisseur, Bob Rooker, habe nicht so viel von ihr gehalten. Jedenfalls seien sie damals Freundinnen geworden, und sie habe mit Camillas Hilfe ein paar Rollen in Camillas Filmen bekommen.

Später beobachtet Diane eifersüchtig, wie Camilla von einer blonden Frau geküsst wird – derselben, die in Teil I unter dem Namen „Camilla Rhodes“ den Wettbewerb für die Sylvia-North-Story gewann. Als die Blonde verschwindet, läuft der „Cowboy“ durchs Bild. Danach verkündet Kesher, dass er Camilla heiraten werde.

Diane sitzt mit dem Killer im Winkie's. Vor ihm liegt das schwarze Buch. Die Bedienung lässt ein paar Teller fallen. Sie trägt das Namensschild „Betty“. Diane gibt dem Killer den Auftrag und zeigt ihm ein Bild von Camilla, das den Namen „Camilla Rhodes“ trägt, und ein Bündel Geldscheine in ihrer Tasche. Er präsentiert den blauen Sicherheitsschlüssel: „Wenn's erledigt ist, findest du den da, wo ich's dir gesagt hab!“ In diesem Moment hat sie kurz Blickkontakt mit dem ängstlichen Mann vom Beginn des Films. Sie fragt: „Was öffnet der?“ – aber der Killer lacht nur.

Dann sieht man das Monster hinter dem Winkie's-Restaurant. Es packt eine blaue Box aus, und aus dieser laufen Miniaturen der beiden älteren Personen, die am Anfang Betty auf dem Flug Gesellschaft geleistet haben.

Diane starrt in ihrer Wohnung auf den blauen Sicherheitsschlüssel. Es klopft, und die Miniatur-Senioren kriechen unter der Tür durch. Wieder menschengroß, gehen sie kreischend auf Diane zu. Sie flieht ins Schlafzimmer, wirft sich aufs Bett, holt eine Pistole aus dem Nachtkästchen und schießt sich in den Kopf.

In einer flimmernden, grellen Sequenz sieht man Bilder von Betty und Rita als Liebespaar, danach noch einmal die leere Bühne des Clubs. Eine Zuschauerin flüstert: „Silencio!“ („Ruhe!“)

Hinweise zur Interpretation

Wie für viele der Filme von David Lynch gibt es auch in Mulholland Drive keine klar auflösbare, „im streng rationalen Sinne“ lineare Handlung.[2] David Lynch hat zwar für Mulholland Drive eine Hilfestellung bei der „Entschlüsselung“ des mysteriösen Ablaufs gegeben. Lynch beschränkt sich dabei aber auf zehn eher kryptische Hinweise: [3][4]

  • Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit: Zwei wichtige Hinweise finden sich bereits vor dem Eröffnungstitel.
  • Beobachten Sie, wann und wo rote Lampenschirme eine Rolle spielen.
  • Achten Sie darauf, wie der Titel des Films heißt, für den sich Adam Kesher Schauspielerinnen anhört und ansieht. Wird dieser Titel an anderer Stelle wiederholt?
  • Ein Unfall ist ein schreckliches Ereignis … Beachten Sie genau den Ort des Unfalls.
  • Wer gibt wem einen Schlüssel – und warum?
  • Achten Sie genau auf die Kleidung, den Aschenbecher, die Tasse Kaffee.
  • Was wird im Club Silencio gefühlt, beobachtet und gewonnen?
  • Hilft Camilla allein ihre Begabung?
  • Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie's.
  • Wo ist „Tante Ruth“?

Eine oft vertretene Interpretation ist, dass der Film die Tagträume einer provinziellen und erfolglosen Schauspielerin in verschiedenen Schichten und Handlungssträngen wiedergibt.[5][6] Nach und nach erfolgt bis zum dramatischen Ende eine Desillusionierung in der Realität der Traumfabrik Hollywoods. Dabei tauchen verschiedene Archetypen des Hollywood-Universums auf („die Blonde, die Dunkle, die Reine, die Femme Fatale, der Regisseur, der Cowboy, der Detektiv, der Analytiker, Western, Film Noir und das Melodram“[7]), die in den Traum eingewoben werden und diesem auch das Traumtypische geben. Diane beauftragt einen Killer, um Camilla, in die sie verliebt ist und die sie sehr verletzt hatte, zu töten. Nachdem Camilla von diesem Killer getötet worden ist (der blaue Schlüssel liegt „am vereinbarten Ort“), sieht sich Diane von Horrorphantasien verfolgt und erschießt sich auf dem Bett. Ebenso wie der blaue Schlüssel im Film führen die von Lynch zur Interpretation gegebenen Schlüssel letztlich ins Leere: sein Horrortrip (ist) essayistisch: Reflexionen ohne Endergebnis, die Entfaltung dessen, was in bestimmten Situationen und Personal wohnt, dabei voller Verweise auf Pop- und Filmkultur der letzten 60 Jahre.[8]

Entstehung

Der Film ist eine Koproduktion von Les Films Alain Sarde, Asymmetrical Productions, Babbo Inc., Canal+, The Picture Factory und den Universal Studios.

Die ersten zwei Drittel des Films wurden ursprünglich Anfang 1999 als Pilotfilm für das US-amerikanische Fernseh-Netzwerk American Broadcasting Company (ABC) gedreht. ABC erhoffte, dass der Film ähnlich erfolgreich sein würde wie Lynchs Krimiserie Twin Peaks aus dem Jahr 1990.

Als die zweistündige Rohfassung fertig gedreht war, verlangte ABC jedoch, dass etliche Szenen geschnitten oder entfernt werden sollen, weil ihnen der Film zu lang war. Lynch willigte trotz anfänglichen Widerstands ein. Als der Film fertig war, wurde er dennoch abgelehnt.

Lynch wollte das Projekt jedoch nicht aufgeben und suchte nach einem Investor. Schließlich kaufte das französische Netzwerk Canal Plus den Amerikanern die Rechte für Mulholland Drive ab. Für die Umsetzung der zusätzlichen Dreharbeiten wurden mehr als 7 Millionen Dollar investiert. Mit diesem Geld wurden im Oktober 2000 neue Szenen gedreht und ein neues Ende erstellt.

Im Mai 2001 wurde Mulholland Drive als Spielfilm im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes erstmals aufgeführt. Der Film erhielt ausgesprochen gute Kritiken, und Lynch gewann bei den Festspielen den Preis für die beste Regie. Obwohl noch viele weitere Auszeichnungen folgen sollten, blieb dem Film der kommerzielle Erfolg verwehrt.

Drehorte

Die Dreharbeiten fanden unter anderem in Hollywood, Downtown LA und dem Los Angeles International Airport (alle Los Angeles), Gardena und den Paramount Studios in Kalifornien, USA mit einem Gesamtbudget von 15 Millionen US-Dollar statt.

Auszeichnungen

Academy Awards (Oscar) 2002

Nominierung: Beste Regie (David Lynch)

Internationale Filmfestspiele von Cannes 2001

Beste Regie (David Lynch)

Académie des Arts et Techniques du Cinema (César) 2001

Bester ausländischer Film

Golden Globe 2001

Nominierung: Bester Regisseur (David Lynch)
Nominierung: Bestes Drama
Nominierung: Bestes Drehbuch (David Lynch)
Nominierung: Beste Filmmusik (Angelo Badalamenti)

Los Angeles Film Critics Association 2001

Beste Regie (David Lynch)
Zweiter Platz: Bester Film
Zweiter Platz: Beste Schauspielerin (Naomi Watts)

Chlotrudis Awards 2002

Bester Film
Beste Regie (David Lynch)
Bestes Drehbuch (David Lynch)
Beste Hauptdarstellerin (Naomi Watts)
Bestes Drehbuch (Publikumspreis) (David Lynch)

Der Film wurde weiter von der Toronto Film Critics Association, vom New Yorks Critics Circle, der National Society of Film Critics, dem National Board of Review, bei den British Academy Film Awards und von der Chicago Film Critics Association ausgezeichnet.

Insgesamt gewann der Film 33 internationale Filmpreise und wurde für weitere 29 Preise sowie einen Oscar nominiert.[9]

Literatur

  • Aubron, Hervé: Mulholland Drive, de David Lynch (Dirt Walk With Me), Yellow Now, 2006 (in Französisch). ISBN 978-2-87340-206-8.
  • Ferretti, Victor A.: "Der hypostasierte Raum in David Lynchs Mulholland Drive", in: J. Dünne et al. (Hrsg.): Von Pilgerwegen, Schriftspuren und Blickpunkten. Raumpraktiken in medienhistorischer Perspektive, Würzburg, 2005, S. 271-280. ISBN 978-3-8260-2842-7.
  • Orth, Dominik: Lost in Lynchworld - Unzuverlässiges Erzählen in David Lynchs 'Lost Highway' und 'Mulholland Drive' Stuttgart, 2005. ISBN 978-3-89821-478-0.

Weblinks

Kritiken

Interpretationen

Einzelnachweise

  1. Interview mit David Lynch in Cinema 12 / 1984 nachzulesen auf http://www.davidlynch.de/
  2. Rüdiger Suchsland: Just like in the Movies.
  3. DVD-ROM-Teil der deutschen DVD von Concorde Home Entertainment GmbH, München/Studio Canal+ 2002. EAN 4-010324-020949.
  4. [1]
  5. Rüdiger Suchsland: Just like in the Movies.
  6. Vgl. Allen B. Ruch: No hay banda
  7. Rüdiger Suchsland: Just like in the Movies.
  8. Rüdiger Suchsland: Just like in the Movies.
  9. Übersicht der Auszeichnungen und Nominierungen

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