Möckernstraße

Möckernstraße
Südlicher Abschnitt der Möckernstraße, der von gründerzeitlichen Mietshäusern dominiert wird

Die Möckernstraße ist eine Straße im Berliner Ortsteil Kreuzberg und damit im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sie verläuft in nord-südlicher Richtung von der Stresemann- bis zur Kreuzbergstraße und führt dabei mit der Möckernbrücke über den Landwehrkanal. An die Westseite der Straße grenzt der Park am Gleisdreieck, der am 2. September 2011 eröffnet wurde. Von der Straße führen Treppen und barrierefreie Rampen in das leicht erhöht liegende Parkgelände.

Inhaltsverzeichnis

Straßengeschichte

Die Straße wurde am 7. Februar 1850 mit dem Namen Militärstraße eingeweiht. Für die Namensgebung am 31. Oktober 1864 im Zusammenhang mit dem Generalszug kommen zwei Gefechte aus den Befreiungskriegen im Jahr 1813 in Frage:

Ursprünglich sollte sie von der Yorkstraße (heute Hornstraße) gekreuzt werden, die Kreuzung sollte nach dem General Wartenburgplatz heißen. Wegen der Verschwenkung der Yorckstraße wurde dieser Plan nicht umgesetzt.

Besonderheiten

Die Möckernstraße weist in drei Abschnitten eine unterschiedliche Bebauung aus. Im südlichen Teil zwischen Kreuzbergstraße und Yorckstraße sind Mietshäuser aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten. Die benachbarten Gebäude Möckernstraße 66–69 bilden dabei zusammen mit dem Gebäude Kreuzbergstraße 27/28 ein denkmalgeschütztes Ensemble. Das Haus mit der Nummer 66 wurde 1872/1873 von Paul Casper gebaut, das Haus in der Nummer 67 stammt vom Architekten Götz aus den Jahren 1884/1885 und die Villa Nummer 69 von L. Timm (erbaut zwischen 1872 und 1880). Zum Ernst-Gettke-Haus, Hausnummer 68, siehe unten.

Im mittleren Abschnitt der Möckernstraße zwischen Yorckstraße und Landwehrkanal dominieren Mietshäuser, die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden. Im nördlichen Straßenteil zwischen Landwehrkanal und Stresemannstraße gibt es nur öffentliche und Verwaltungsbauten, die aber zum Teil nicht mehr genutzt werden. Da die Möckernstraße zwischen Stresemannstraße und Landwehrkanal entlang des ehemaligen Anhalter Bahnhofs und zwischen Landwehrkanal und Yorckstraße entlang des dazugehörigen Güterbahnhofs verlief, beschränkt sich die Randbebauung in den zwei Straßenabschnitten fast ausnahmslos auf die östliche Straßenseite.

Eingang des Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg, Möckernstraße 128–130

Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg

Das Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg befindet sich in der Möckernstraße 128 bis 130 und wurde ursprünglich als Amtsgericht Berlin II von 1882 bis 1885 auf dem Nachbargrundstück am Halleschen Ufer zusammen mit dem Landgericht Berlin II errichtet. Dabei handelte es sich um einen Bau im Stil der Neorenaissance. 1899 wurde das Gericht umbenannt in Amtsgericht Tempelhof und in den Jahren 1915 bis 1921 erfolgte eine bauliche Erweiterung an der Möckernstraße unter der Leitung von Ernst Heinrich Petersen und Meffert, die auf Plänen der Hochbauabteilung des Finanzministeriums beruhte. Dabei wurden vier Flügel im neobarocken Stil angebaut.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Hauptgebäude stark beschädigt und in der Folge abgerissen. 1945 zog das Amtsgericht Kreuzberg in den Gebäudekomplex ein, ein Jahr später auch wieder das Amtsgericht Tempelhof und nach zwei Jahren wurden beide zu einem Gericht vereinigt. Oswald Mathias Ungers erweiterte das mittlerweile denkmalgeschützte Haus in den Jahren 1993 bis 1995 auf der zum Halleschen Ufer gelegenen Seite durch einen fünfgeschossigen, mit hellen Sandsteinplatten verkleideten Neubau mit deutlichem Vorbau. Außerdem wurde ein Pavillon aus rotem Sandstein als „Kinderhaus“ vor das Gebäude gebaut.

Verwaltungsgebäude Orenstein & Koppel

Früheres Verwaltungsgebäude Orenstein & Koppel, Möckernstraße 120/120a

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Orenstein & Koppel OHG in der Möckernstraße 120/120a wurde in den Jahren 1909 und 1910 durch das Architektenduo Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein (Cremer & Wolffenstein) errichtet. Ein nahe gelegenes und von den gleichen Architekten stammendes zweites Verwaltungsgebäude von Orenstein & Koppel am Tempelhofer Ufer 23/24 entstand 1913.

Die Orenstein & Koppel AG war eine Handelsagentur für Feld- und Kleinbahnen, die von Benno Orenstein und seinem Partner Arthur Koppel 1876 gegründet worden war. Das mehrmals umstrukturierte Unternehmen war bis 1981 hauptsächlich im Lokomotivbau tätig.

Die Fassade der Möckernstraße 120/120a ist mit Muschelkalkplatten und weißem Klinker verkleidet. Das denkmalgeschützte Gebäude steht im Gegensatz zum Bau am Tempelhofer Ufer heute leer.

Postamt 11

Ehemaliges Postamt 11, Möckern- Ecke Hallesche Straße

Das Gebäude des ehemaligen Postamts 11 befindet sich an der Straßenecke Möckernstraße 135–146 und der Halleschen Straße 10–14. Ein erster Gebäudeteil wurde 1933 bis 1934 von Kurt Kuhlow errichtet. Es handelte sich um einen viergeschossigen, roten Klinkerbau. Von 1935 bis 1937 erweiterte der gleiche Architekt in Zusammenarbeit mit Georg Werner das Gebäude mit einem fünfgeschossigen Bau, der mit Travertinplatten verkleidet und durch mehrere Pfeiler gegliedert ist. Eine Ecke dieses Bauteils ist abgerundet und führt die Gliederung durch die Pfeiler weiter.

Das Gebäude war als Sitz des Großbriefverteileramts SW 11 konzipiert, zuständig für die Briefverteilung im südlichen Berlin. Das Amt galt damals als weltweit größte Einrichtung ihrer Art. Ein Tunnel schloss das Gebäude dem Anhalter Bahnhof an. Als Verbindung mit dem zweiten großen Berliner Verteilungsamt im Nordbahnhof diente die Nord-Süd-Linie der Berliner S-Bahn, auf der heute die Linien S1 und S2 verkehren. Nach der Teilung Berlins leitete die Einrichtung ab 1962 als „Postamt 11“ die Briefverteilung des gesamten Westteils der Stadt. Nach der Wiedervereinigung Berlins war das Gebäude den wachsenden Anforderungen nicht mehr gewachsen und das Postamt 11 wurde Mitte der 1990er-Jahre aufgelöst. Seine Aufgaben übernahm das Briefzentrum 10 im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Das Bauwerk ist eines von wenigen erhaltenen Großgebäuden aus der Zeit des Nationalsozialismus in Kreuzberg. Es steht unter Denkmalschutz.

Ernst-Gettke-Haus

Villa des Ernst-Gettke-Hauses, Möckernstraße 68

Das Ernst-Gettke-Haus in der Möckernstraße 68 ist ein Gebäudeensemble, bestehend aus einer Villa, einem Stadtgarten und mehreren Fabrikgebäuden. Es wurde 1883 durch das Architektenbüro Blumberg & Schreiber als Sitz der Kindermann & Co. Lampenfabrik errichtet. Das Gesamtgelände ist rund 4000 m² groß. Das Ernst-Gettke-Haus steht als Teil des Gebäudeensembles Möckernstraße 66–69 und Kreuzbergstraße 27/28 unter Denkmalschutz.

Die Kindermann & Co Lampenfabrik war bis zum Ersten Weltkrieg auf dem Gelände ansässig. Danach wurde es bis zum Zweiten Weltkrieg von verschiedenen Handwerksbetrieben sowie einer Fabrik der Metallwerke Minerva, einem Getränkehändler und einer Konservenfabrik benutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bezogen ein Versandhandel für Schuhe, ein Großhandelsbetrieb für Arzneimittel sowie ein Lagerhaus für Sanitärartikel die Gebäude. 1976 wurde das Gesamtgelände durch den Rechtsanwalt Hans-Joachim Rust als Testamentsvollstrecker von Heinz Ullstein für die Axel-Springer-Stiftung erworben. Gemeinsam mit der Denkmalbehörde in Berlin wurden sowohl die Villa als auch die Fabrikgebäude renoviert und nach dem Theaterschriftsteller Ernst Gettke benannt.

Heute werden die Gebäude unter anderem von der Tanzfabrik Berlin und weiteren Kulturvereinen genutzt. Seit 2003 wird das Gebäude in einem Seitenflügel von Künstlern als Atelier genutzt, darunter Udo Lindenberg und Marc Schmitz. Die direkt an der Möckernstraße gelegene Villa beherbergte von 1992 bis 2005 das Berliner Zentrum des Opus Dei und war anschließend bis 2008 der Firmensitz der Directmedia Publishing sowie weiterer assoziierter Unternehmen. Im Jahr 2009 wurde in der Villa eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst veranstaltet.

Gedenktafeln und Stolpersteine in der Möckernstraße

  • Am Haus Möckernstraße 91 erinnert eine Gedenktafel an den Widerstandskämpfer Karl Behrens, der mit seiner Familie hier von 1909 bis 1932 wohnte.

Literatur

  • Horst Fritzsche: Wegweiser zu Berlins Straßennamen – Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein, Berlin 1996, ISBN 3-89542-052-2.
  • Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke (Hrsg): Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg, Haude & Spener, Berlin 2003, ISBN 3-77590-474-3.

Weblinks

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