Generalszug

Generalszug

Der Generalszug in den Berliner Ortsteilen Charlottenburg, Schöneberg und Kreuzberg ist eine großzügig angelegte Straßen- und Platzfolge, deren Namen an die Befreiungskriege 1813–1815 gegen Napoleon I. erinnert. Er basiert, mit Ausnahme der Umfahrung des späteren Gleisdreieckgeländes, auf älteren Planungen von Peter Joseph Lenné (ab 1841 bis 1855) und dem Hobrecht-Plan von 1862. Die Benennungen wurden zum fünfzigjährigen Gedenken durch Kabinettsorder vom 9. Juli 1864 verfügt. Der Straßenzug wurde bis etwa 1880 fest ausgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Straßenverlauf

Karte des Berliner Generalszugs:
Der Breitscheidplatz am linken Ende und der Südstern am rechten Ende

Der durchgehende Generalszug besteht aus folgenden Straßen und Plätzen:

Weg mit Aufschrift Generalszug im Park am Gleisdreieck
  • Der Abschnitt mit den Yorckbrücken war zunächst nach dem Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher als Blücherstraße benannt worden und wurde 1885 in die Yorckstraße einbezogen.
  • Die Yorckstraße (bis 1909 Yorkstraße ohne „c“ geschrieben) wurde nach General Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg benannt. Sie beginnt nunmehr bereits an der Bülowstraße am Anfang der Yorckbrücken und stößt an der Ecke Großbeerenstraße im spitzen Winkel von Süden kommend auf die Hornstraße und schwenkt auf die ursprüngliche geradlinige Achse ein.
  • Unter dem späteren Bahngelände waren zwei weitere große Schmuckplätze vorgesehen, der Blücherplatz und der Wahlstattplatz (Blücher wurde Fürst von Wahlstatt), verbunden durch eine (ursprüngliche) Blücherstraße. Dies kam aber nicht mehr über Sandwege hinaus, weil die Eisenbahngesellschaften auf Änderung der Pläne drängten. Auf dem ehemaligen Bahngelände wurde am 2. September 2011 der Park am Gleisdreieck eröffnet, dessen zentraler West-Ost-Weg den Namen Generalszug trägt und die ursprünglich geplante gerade Verbindung von Schöneberg zur Hornstraße andeutet.
  • Die östlich des Bahngeländes wieder auf der ursprünglichen Geraden liegende Hornstraße wurde 1873 nach General Heinrich Wilhelm von Horn benannt. Die Kreuzung Hornstraße (ursprünglich ein Abschnitt der Yorckstraße) und Möckernstraße hieß 1864 bis 1875 Wartenburgplatz (nach dem Gefecht bei Wartenburg des Generals Yorck, seither Graf von Wartenburg), wurde aber nicht mehr ausgestaltet. Stattdessen legte man in unmittelbarer Nähe die Wartenburgstraße an.
  • Die Gneisenaustraße, benannt nach August Graf Neidhardt von Gneisenau, ist das letzte Teilstück des Generalszugs.
  • Auf dem Südstern, an dem mit der Gneisenaustraße der Generalszug endet, wurde schließlich die repräsentative neue Evangelische Garnisonkirche gebaut, die die Blickachse optisch abschließt. Genauso wurde am anderen Ende der Prachtstraße die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche errichtet.

In den beiden Jahrzehnten bis zur Fertigstellung erhielten auch die neu angelegten Querstraßen passende Namen, während die Bebauung der Feldmark fortschritt:

  • Die Kulmer Straße führt von Süden an den Bülowbogen heran und ist ebenfalls nach der Schlacht bei Kulm und Nollendorf benannt. In der Nähe des Nollendorfplatzes gibt es auch eine Nollendorfstraße.
  • Von Süden an die Yorckbrücken führt die Bautzener Straße (Schlacht bei Bautzen) mit dem später angelegten Bautzener Platz.
  • Am östlichen Ende der Yorckbrücken mündet – von Süden kommend – die Katzbachstraße in die Yorckstraße ein, die nach der Schlacht an der Katzbach benannt ist. Weiterhin beginnt hier die Hagelberger Straße, mit der an die Schlacht bei Hagelberg erinnert wird.
  • Etwas abgelegener befinden sich die Erinnerungen an die weniger siegreich ausgegangenen Gefechte: Großgörschenstraße – Schlacht bei Großgörschen – sowie Eylauer Straße – Schlacht bei Preußisch Eylau.
  • Auch die Möckernstraße im Norden stellt den Bezug zu Schlachten der Befreiungskriege her: Das Vorgefecht der Völkerschlacht bei Leipzig fand in dem heutigen Vorort von Leipzig statt (und es gab auch das Gefecht bei Möckern).
  • Die Großbeerenstraße führt in der Blickachse vom Nationaldenkmal (daher Monumentenstraße) über den Generalszug nach Norden. Das „Monument“ wurde 1821 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichtet und erinnert an die Siege in den Befreiungskriegen. Die Großbeerenstraße ist benannt nach der Schlacht bei Großbeeren, die anliegenden Straßen erhielten Namen von kleineren Orten, die im Verlauf des sich in der unmittelbaren Nähe Berlins abspielenden Gefechts eine Rolle gespielt hatten: Kleinbeerenstraße, Trebbiner, Luckenwalder, Ruhlsdorfer und schließlich Teltower Straße.
  • An der Verbindung von Yorckstraße und Gneisenaustraße kreuzte die 1864 umbenannte Belle-Alliance-Straße, heute Mehringdamm. Die Belle-Alliance-Straße begann am bereits 1814 zusammen mit Leipziger und Pariser Platz benannten Belle-Alliance-Platz (heute Mehringplatz). Der Name bezog sich auf die uns heute bekanntere Schlacht bei Waterloo; am Kanal schließt sich daher auch das Waterloo-Ufer an.
  • Weil 1885 die (zweite) Blücherstraße an den Yorckbrücken in die Yorckstraße einbezogen wurde und dieser Straßenname auf jeden Fall im Stadtbild sichtbar bleiben sollte, wurde im gleichen Jahr die Pionierstraße vom neuen Blücherplatz vor dem Halleschen Tor zum Südstern in die (hier dritte) Blücherstraße umbenannt.

Weitere Generalsnamen in der Umgebung

Neben den Generälen und Schlachtfeldern im Generalszug, die an die Befreiungskriege 1813–1815 erinnern, wurden bis 1898 in der unmittelbaren Umgebung weitere Straßen und Plätze nach Generälen aus früherer oder späterer Zeit sowie weiteren Beteiligten benannt. Dazu gehören folgende Namen:

Kurbrandenburg


Siebenjähriger Krieg


Napoleonische Kriege


Bismarck-Zeit 1864–1871


In der Zeit des Nationalsozialismus wurden noch ergänzt:

Heutige Straßennamen

Der Generalszug im heutigen Straßennetz

Mit sehr wenigen Ausnahmen blieben alle erwähnten Straßenbenennungen bis heute erhalten:

  • Belle-Alliance-Straße bis 1946, seit 1947 Mehringdamm
  • Dörnbergstraße zerbombt und überbaut (Grand Hotel Esplanade)
  • Mackensenstraße nach langem politischen Streit ab 1998 Else-Lasker-Schüler-Straße
  • Nettelbeckstraße von der Verkehrsplanung der Nachkriegszeit durch die Straße An der Urania „begraben“

Siehe auch

Weblinks

Anmerkungen

  1. Am Südstern wird der Generalszug durch die Straße Hasenheide fortgesetzt. In der anliegenden Hasenheide befand sich der Turnplatz, auf dem Friedrich Ludwig Jahn und K. F. Friesen zum Kampf gegen die Franzosen trainierten. In diesem Bereich benannte man Straßen nach Männern, die sich nicht militärisch, sondern publizistisch der französischen Besatzung widersetzten: Ernst Moritz Arndt, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher. Dies geht nahtlos in das sogenannte „Professorenviertel“ über (nach der zu dieser Zeit gegründeten Universität).
  2. Das Lexikon aller Berliner Straßen und Plätze 1998 wie auch die Internet-Aktualisierung 2008 geben an: Das Lützowufer entstand durch den Ausbau des Landwehrkanals nach Charlottenburg 1848.
    Bei der Benennung der Lützowstraße stand aber sicher der General im Vordergrund, auch angesichts der schon 1865 erfolgten Benennung der einmündenden Körnerstraße. Offensichtlich machte man sich bei der Auswahl, welche Straßen welche Namen erhalten sollten, das bereits existierende Lützowufer zu Nutze.

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