- Naturpark Nagelfluhkette
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47.48916666666710.0375Europa
Der Naturpark Nagelfluhkette ist ein grenzübergreifender Naturpark in der Nagelfluhkette in den Allgäuer Alpen, zwischen der deutschen Region Allgäu und dem Land Vorarlberg. Der Naturpark ist der erste grenzüberschreitende Naturpark zwischen Deutschland und Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Landschaft
Der Naturpark umfasst einen Gutteil der Allgäuer Voralpen. Er erstreckt sich von Immenstadt und den Westhängen des Illertals im Osten, Alpseegebiet, Ach und Oberstaufen im Norden bis an den Hirschbergzug (schon nahe dem Bregenzer Pfänder) im Westen, und im Süden an die Bregenzer Ach, Hirschgundtal und Rohrmoostal bei Oberstdorf, bis an die Abhänge des Hochifen. Seinen Kernbereich bildet die namensgebende Nagelfluhkette mit Hochhäderichzug, im Norden liegt der Prodel, im Süden die Hörnergruppe (Riedberghorngruppe).
Der Park erstreckt sich von den Talungen der Iller und Bregenzerach bis auf Gipfel des Hochgrats bei 1.834 m (Kulminationspunkt in der Südspitze der Gemeinde Sibratsgfäll auf 2050 m). Das Gebiet weist auf engstem Raum einen Höhenunterschied von 1.400 m auf. Das ist einer der Gründe, warum die Landschaft so abwechslungsreich ist.
Größe und Gemeinden
Der Naturpark umfasst 24.700 Hektar im Oberallgäu und 16.300 Hektar im angrenzenden Bregenzerwald, also insgesamt etwa 410 Quadratkilometer. Sechs Oberallgäuer Gemeinden und acht Vorarlberger Gemeinden schlossen sich zu diesem Projekt zusammen.
Deutschland
Österreich
Organisation und Geschichte
Leitbild und Ziele
Die wesentlichen Ziele dieses Projekts sind:
- Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft
- Nachhaltige Land-, Alp- und Forstwirtschaft als Schlüsselbeitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft
- Nachhaltiger, qualitativ hochwertiger Tourismus und dessen Vermarktung
- Nachhaltige Regionalentwicklung mit dem Kernthema Energie
Umsetzung
Der Naturpark Nagelfluhkette ist der erste grenzüberschreitende Naturpark zwischen Deutschland und Österreich und stellt damit ein internationales Pilotprojekt dar.
Die Idee zum Naturpark entstand 2003 im Rahmen des Interreg IIIB-Projekts DYNALP des Gemeindenetzwerkes Allianz in den Alpen, in dem „die Sicherung der Berglandwirtschaft durch Entwicklung nachhaltiger Tourismusangebote“ diskutiert wurde.[1] Die Entstehung des Naturparks wurde intensiv durch die Europäische Union im Rahmen des Programms INTERREG IIIA/IV Alpenrhein–Bodensee–Hochrhein[2] unterstützt,[3] und die Fördermittel 2005 bewilligt. 2006 bis 2007 schuf man unter Mitwirkung des Österreichischen Ökologie-Instituts[4] und des deutschen Alpenforschungsinstituts[5] die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen und setzte erste Maßnahmen.
Der Naturpark wurde zum 1. Januar 2008 vom Bayerischen Umweltministerium genehmigt, und im Ausmaß von 24.659,36 ha mit der Nummer NP-00018 bzw. BAY-18 eingetragen.[6] Vorrangige Ziele sind Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft. Damit ist er auch der erste Naturpark Bayerns im Alpenraum: Der Naturpark ist ein relativ schwaches Schutzinstrument, das vorrangig der Verbindung von Naturschutzgedanke und örtlichem Tourismus dient, und primär im Bereich Bayerischer Wald im Einsatz ist, nicht im wohlerschlossenen Alpengebiet.[7]
In Vorarlberg ist – anders als in den anderen Bundesländern – der Naturpark keine rechtliche Schutzgebietskategorie (im Vorarlberger Naturschutzrecht ist der Biosphärenpark auf Basis der UNESCO-Ausweisung verankert). Hier handelt es sich um einer freiwillige Selbstverpflichtung der Naturpark-Gemeinden. Daher ist der Park auch (Stand 5/2011) nicht Mitglied im Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ). Die Initiative wird aber – im Rahmen der Neuorientierung des Vorarlberger Naturschutzes hin zu integralem Natur- und Landschaftsschutz und auch Förderung der kommunalen Basis des Anliegens[8] – als Regionale Strategie der Regionalentwicklung von den zuständigen Behörden und der Landespolitik unterstützt, wie der ebenfalls kommunal aufgebaute Biosphärenpark Großes Walsertal.[9] Weil die Gemeinden mit ihrem gesamten Gebiet am Naturpark beteiligt sind, beträgt die ausgewiesene Schutzfläche 15.404,54 ha. Die Schutzintention liegt mehr in nachhaltiger Forst- und Landwirtschaft, denn im Tourismus.[10]
Um den Biosphärengedanken insgesamt weiter zu verfolgen, sollen Grundlagen erarbeitet werden, um bis 2015 der regionalen Energieautarkie möglichst nahe zu kommen. Dieses Projekt wird im Rahmen DYNALP²/Alpenallianz gefördert.[11][12] Der Bregenzerwald ist schon seit den 1980ern ein Zentrum der modernen Alpenarchitektur, die seit Beginn Regionalität, energieeffizientes Bauen und Landschaftsbewusstsein integriert.[13]
Verwaltung
Naturpark Nagelfluhkette e.V. Zweck: Betrieb des Naturparks Nagelfluhkette Vorsitz: Walter Grath; Rolf Eberhardt (Gschftf.) Gründungsdatum: 2005 Sitz: Immenstadt[14] Website: www.naturpark-nagelfluhkette.info Sitz der Naturparkverwaltung (Naturpark Nagelfluhkette e.V.) ist in Bühl am Alpsee, einem Stadtteil von Immenstadt.
Auf österreichischer Seite wird der Naturpark in den Gemeindeämtern betreut.
Naturbestand und Erschließung
Schutzgebiete im Naturpark
Es liegen im Naturpark folgende Schutzgebiete:
- DE8525301) bei Oberstaufen mit 89 ha[15][16]
- DE8426302) mit 1.993 ha[15][17]
- Natura-2000-Gebiet Hörnergruppe (FFH, DE8527301) mit 1.183 ha[15]
- AT3405000) in Langen mit 18,2 ha[18][19]
- Teile des AT3404000) in Doren und Langen[20][21]
- 28/74) in Langen (kleine Anteile in Eichenberg) mit insgesamt ca. 328 ha[22]
- 2/78) in Riefensberg mit ca. 56,0 ha[23][24]
- 20/73) in Krumbach mit ca. 103,0 ha[25]
- Landschaftsschutzgebiet Großer Alpsee (LSG-00359.01) mit 826 ha[15]
- Landschaftsschutzgebiet Hörnergruppe (LSG-00467.01) mit 6.811 ha[15]
- Landschaftsschutzgebiet Nagelfluhkette (LSG-00468.01) mit 5.689 ha[15]
- 19/78) in Hittisau[26]
- Langenegg/2003) in Langenegg
Im Süden grenzen direkt die Schutzgebiete der Hoher-Ifen-Gruppe an (Naturschutzgebiet Hoher Ifen, FFH-Gebiet Hoher Ifen bzw. SPA/Vogelschutzgebiet Hoher Ifen und Piesenkopf in Deutschland, Pflanzenschutzgebiet Hochifen und Gottesacker-Plateau in Österreich).
Alpinismus
Wanderungen auf dem Kammweg der Kette gehören wegen der Aussicht zu den beliebtesten im Oberallgäu. Österreichischerseits gilt die niedrige Vorgebirgsgegend angesichts der prominenteren Gebiete im Süden als „alpinistischer Geheimtip“.[27]
Siehe auch
- Liste der Naturparks in Deutschland
- Liste der Naturparks in Österreich
Literatur
- Peter Elgass, et al.: Naturpark Nagelfluhkette: Natur, Kultur und Menschen im Allgäu und in Vorarlberg, Bildband, Edititon Allgäu im Verlag Hephaistos, Immenstadt im Allgäu 2009, ISBN 978-3-931951-41-2
Weblinks
Commons: Naturpark Nagelfluhkette – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Grenzübergreifender Naturpark Nagelfluhkette eröffnet. In: cipra.org → Infoservice → alpMedia News. CIPRA, 29. Mai 2008, abgerufen am 29. Mai 2011.
- ↑ Interreg IV - "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein", www.interreg.org
- ↑ Projekt Naturpark Nagelfluhkette. Förderpriorität Wirtschaft – Massnahmenbereich "1.4 Land- und Waldwirtschaft". Gemeinsames Sekretariat INTERREG IV Alpenrhein · Bodensee · Hochrhein, abgerufen am 25. Mai 2011. Projekt Nachhaltiger Tourismus im Naturpark Nagelfluhkette. Standortqualität und Ressourcenschutz – Massnahmenbereich "2.1 Förderung der Standortattraktivität". Abgerufen am 25. Mai 2011.
- ↑ Vorbereitung Naturpark Nagelfluhkette. In: ecology.at → Projekte. Österreichisches Ökologie-Institut, 2005, abgerufen am 25. Mai 2011.
- ↑ AlpenZukunft gestalten – AlpenGemeinden vernetzen. Abschnitt Naturpark Nagelfluhkette. In: alpenforschung.de → Leistungen → Nachhaltige Regionalentwicklung. Abgerufen am 25. Mai 2011.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): Grüne Liste der Naturparke in Bayern. Stand: 31.12.2010. S. 4 (Flächenverschneidungen auf Grundlage von: DFK Stand: 07/2010; dig. Fläche gibt leicht abweichend 24.659,37 ha, pdf, lfu.bayern.de, abgerufen am 16. Mai 2011).
- ↑ Fritz Möbus: Naturpark Nagelfluhkette im Allgäu. In: Naturschutz und Wildnis in Europa. wildniseuropa.blogspot.com, 29. Oktober 2009, abgerufen am 24. Mai 2011.
- ↑ Biotopinventar Vorarlberg § 6 Inventare von Natur- und Landschaftsräumen (mit den Gemeindebeständen), Örtliches Schutzgebiet und Örtliches Naturdenkmal § 29 Örtlicher Naturschutz Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung LGBl. Nr. 22/1997 i.d.g.F. (ris.bka).
- ↑ Daniela Grabher (Leitung), Katrin Löning, Ulli Weber, Österreichisches Ökologie-Institut Geschäftsstelle Vorarlberg; Vorarlberger Naturschutzrat (Hrsg.): Natur und Umwelt in Vorarlberg. Analysen · Ziele · Visionen · 2009. Dornbirn Dezember 2009, Regionale Strategien, S. 20 (pdf, naturschutzrat.at).
- ↑ Gemeinden. In: naturpark-nagelfluhkette.at. Abgerufen am 24. Mai 2011.
- ↑ Energie als Thema der Regionalentwicklung. In: naturpark-nagelfluhkette.at → Energie. Abgerufen am 25. Mai 2011.
- ↑ e5 im Naturpark Nagelfluhkette: Energieautarkie durch Effizienzsteigerung und Erneuerbare Energien statt Erdöl und Extraverbrauch - Planungsphase. In: alpenallianz.org » Programme » DYNALP² » Geförderte Projekte » e5 im Naturpark. Allianz in den Alpen, abgerufen am 25. Mai 2011.
- ↑ Repräsentative Beispiele siehe Naturpark Nagelfluhkette e.V. (Hrsg.): Naturpark Nagelfluhkette. Folder. Sulzberg – Der Aussichtsbalkon des Naturparks; Langenegg – Vorbild in Sachen Energieeffizienz, S. 14; 16 (pdf, abgerufen am 16. Mai 2011).
- ↑ Impressum Naturpark Nagelfluhkette e.V. Abgerufen am 27. Oktober 2011.
- ↑ a b c d e f Nordöstlicher Bregenzer Wald mit Hochgrat und Hörnergruppe. Landschaft Nr. 65. Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2011, abgerufen am 16. Mai 2011.
- ↑ SITENAME Häderichmoore. In: Natura 2000 - Standard Data Form. European Environment Agency, abgerufen am 24. Mai 2011 (englisch).
- ↑ SITENAME Nagelfluhkette Hochgrat-Steineberg. In: Natura 2000 - Standard Data Form. European Environment Agency, abgerufen am 24. Mai 2011 (englisch).
- ↑ FFH-Gebiet Witmoos. In: vorarlberg.at · Natur- und Umweltschutz · Natura 2000. Land Vorarlberg, abgerufen am 24. Mai 2011.
- ↑ SITENAME Witmoos. In: Natura 2000 - Standard Data Form. European Environment Agency, abgerufen am 24. Mai 2011 (englisch).
- ↑ FFH-Gebiet Bregenzerachschlucht. In: vorarlberg.at · Natur- und Umweltschutz · Natura 2000. Land Vorarlberg, abgerufen am 24. Mai 2011.
- ↑ SITENAME Bregenzerachschlucht. In: Natura 2000 - Standard Data Form. European Environment Agency, abgerufen am 24. Mai 2011 (englisch).
- ↑ Verordnung über das Naturschutzgebiet Hirschberg in Langen bei Bregenz LGBl. Nr. 28/1974 (ris.bka).
- ↑ Verordnung über das Naturschutzgebiet Kojen-Moos in Riefensberg LGBl. Nr. 2/1978 (ris.bka).
- ↑ Patrizia Hagspiel (Gesamtbearb.), Josef Scherer, Peter Singer (Mitarb.): Riefensberg: Kojenmoore. Bericht UI-4-16/2008. In: Amt der Vorarlberger Landesregierung (Hrsg.): Feuchtbiotope – Ergebnisse von biologischen, pedologischen und chemisch-physikalischen Untersuchungen. Institut für Umwelt und Lebensmittelsicherheit des Landes Vorarlberg, Bregenz Mai 2008 (, pdf, GIS, vorarlberg.at/feuchtbiotope).
- ↑ Verordnung über das Naturschutzgebiet Roßbad in Krumbach LGBl. Nr. 20/1973 (ris.bka).
- ↑ Verordnung über den Schutz des Gebietes Schurreloch in Hittisau LGBl. Nr. 19/1978 (ris.bka).
- ↑ Ernst Zettler; Heinz Groth, Helmut Dumler, Dieter Seibert, Josef Heinl: Allgäuer Alpen und Ammergauer Alpen. 17. Auflage. Rother Bergverlag, München 2008, ISBN 978-3-7633-1126-2 (rother.de; Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
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