Arsen und Spitzenhäubchen

Arsen und Spitzenhäubchen
Filmdaten
Deutscher Titel Arsen und Spitzenhäubchen
Originaltitel Arsenic and Old Lace
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1944
Länge 113 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Frank Capra
Drehbuch Julius J. Epstein,
Philip G. Epstein
Produktion Frank Capra,
Jack L. Warner
Musik Max Steiner
Kamera Sol Polito
Schnitt Daniel Mandell
Besetzung

Arsen und Spitzenhäubchen (Originaltitel: Arsenic and Old Lace) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 1941, der jedoch erst 1944 zur Aufführung kam. Regie führte Frank Capra.

Die mit Schwarzem Humor angereicherte Filmkomödie basiert auf dem Theaterstück Spitzenhäubchen und Arsenik (Arsenic and Old Lace) von Joseph Kesselring und wurde von dem Drehbuchautor Julius J. Epstein adaptiert. Der Erfolg der Bühnenfassung am Broadway verzögerte die Uraufführung des Films bis ins Jahr 1944, denn die Produzenten hatten sich vertraglich verpflichtet, mit der Auswertung des Filmes bis nach Absetzung des Stückes am Broadway zu warten.

In den Hauptrollen des Films spielen Cary Grant als Mortimer Brewster, Josephine Hull und Jean Adair als die beiden Schwestern Abby und Martha Brewster sowie John Alexander als Teddy. Hull, Adair und Alexander waren in diesen Rollen bereits in der Uraufführung des Theaterstücks (1941) zu sehen gewesen.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Abby und Martha Brewster sind zwei liebenswerte alte Damen, die keinem Menschen ein Haar krümmen könnten. Davon ist ihr Neffe, der Theaterkritiker Mortimer, der in ihrem Haus wohnt, überzeugt. Doch als er am Tag seiner Hochzeit vom Standesamt in das Wohnhaus zurückkehrt, um von der gelungenen Trauung zu berichten und sich vor der unmittelbar bevorstehenden Hochzeitsreise zu verabschieden, macht er dort eine entsetzliche Entdeckung: In der Truhe beim Fenster liegt eine Leiche versteckt. Mortimer stellt die Tanten zur Rede und muss erfahren, dass diese, als Zimmervermietung getarnt, aus Mitleid alte einsame Männer in ihr Haus locken und mit einer Mischung aus Wein und den Giften Arsen, Strychnin und Zyankali töten, um sie „Gott näher zu bringen“. Zur Beseitigung der Leichen instrumentalisieren sie dabei Mortimers geisteskranken persönlichkeitsgestörten Bruder Teddy. Dieser hält sich für Präsident Theodore Roosevelt und ist in der Nachbarschaft und bei der Polizei als Unruhestifter bekannt, weil er im Zuge seiner Wahnvorstellungen regelmäßig laut auf seiner Trompete zum Angriff bläst. Den Tanten ist es ein leichtes, den ahnungslosen Teddy im Keller zunächst Gräber ausschaufeln zu lassen, indem sie ihn glauben machen, er hebe den Panama-Kanal aus. Die Ermordeten geben sie ihm gegenüber als Gelbfieberopfer aus und veranlassen Teddy so, diese schnell zu begraben, um eine Ausbreitung der imaginären Seuche zu verhindern.

Als Mortimer von diesen Praktiken erfährt, ist er schockiert, will seine Familie jedoch nicht der Polizei ausliefern. Stattdessen denkt er, das Problem lösen zu können, indem er als ersten Schritt die Einweisung seines Bruders Teddy in eine Nervenheilanstalt in die Wege leitet. Um die dafür nötigen bürokratischen Hürden zu nehmen, verlässt er das Haus, nachdem er seinen Tanten verboten hat, weitere Fremde ins Haus zu lassen oder gar zu ermorden.

In der Zwischenzeit, noch während Teddy im Keller mit dem Ausheben des vermeintlichen Panama-Kanals beschäftigt ist, kehrt jedoch Mortimers lange als verschollen gegoltener und als schwarzes Schaf charakterisierter Bruder Jonathan Brewster ins Haus zurück. Dieser ist, ohne dass die Familie es zunächst weiß, zum polizeilich gesuchten Serienmörder geworden. Zusammen mit seinem Komplizen Dr. Einstein will er im Haus der Tanten untertauchen und sich heimlich seines mitgebrachten letzten Mordopfers entledigen. Bald erfahren die zwei Verbrecher von Teddys Grabungsaktivitäten im Keller und wittern ihre Chance, den Leichnam bequem im Keller zu entsorgen.

Um dies unbemerkt tun zu können, schüchtert Jonathan die Tanten so weit ein, dass diese sich in das Obergeschoss zurückziehen. Dies gelingt ihm nicht zuletzt durch sein nach zahlreichen Operationen entstelltes, angsteinflößendes Gesicht, das die Tanten an Frankensteins Monster erinnert.

Als Mortimer ins Haus zurückkehrt, trifft er zu seinem Ärger auf Jonathan und dessen Komplizen. Nachdem er ihre Leiche entdeckt hat, will er sie des Hauses verweisen und notfalls die Polizei rufen. Die beiden Verbrecher haben jedoch inzwischen bereits entdeckt, dass sie nicht die einzigen sind, die eine Leiche im Keller verschwinden lassen wollen, und können Mortimer daher dazu nötigen, von dieser Idee abzulassen.

Die gegenseitigen Abneigungen von Mortimer und Jonathan lassen die Situation weiter eskalieren, bis schließlich Jonathan beschließt, Mortimer umzubringen, wozu er diesen zuerst fesselt und knebelt.

Die im Zuge der Handlung immer wieder wegen diverser Bagatellen vorbeischauende örtliche Polizei bemerkt von Mortimers Not nichts, da Jonathan dessen Fesselung als Probe eines neuen Theaterstücks ausgibt, was wegen Mortimers Beruf als Theaterkritiker zunächst glaubwürdig erscheint.

Als einer der Streifenpolizisten Jonathan als Frankenstein bezeichnet, rastet dieser aus, und es entbrennt eine heftige Schlägerei.

Erst als der Polizeichef persönlich aufkreuzt, wird Jonathan als der gesuchte Serienmörder erkannt und verhaftet, sein Komplize Dr. Einstein kann fliehen. Obwohl nun im Zuge der Handlung die Leichen von mehreren anderen Personen zur Sprache gebracht werden, gelingt es dem mittlerweile befreiten Mortimer, sämtliche Mitglieder seiner Familie vor der Polizei als geisteskrank darzustellen und so eine Inspektion des Kellers zu verhindern. Er erreicht, dass nicht nur Teddy, sondern auch seine zwei Tanten in das Sanatorium eingewiesen werden. Mittlerweile findet auch Elaine, Mortimers frisch angetraute Ehefrau, die Leichen im Keller, nur mit Mühe kann Mortimer, indem er sie heftig küsst, verhindern, dass sie der Polizei davon erzählt.

Die Handlung endet damit, dass Mortimer von seinen Tanten erfährt, dass er als Kind adoptiert wurde und daher nicht wie befürchtet den „Wahnsinn“ seiner vermeintlichen Familienmitglieder geerbt hat. Er kann nun beruhigt mit seiner Frau auf Hochzeitsreise fahren.

Hintergründe

  • Der Film basiert auf dem von dem Drehbuchautor Julius J. Epstein adaptierten gleichnamigen Theaterstück Arsen und Spitzenhäubchen von Joseph Kesselring. Das Theaterstück hatte seine Broadway-Premiere am 10. Januar 1941 im Fulton Theatre und wurde dort 1.444 mal aufgeführt, bis am 17. Juni 1944 der letzte Vorhang fiel. Die Filmpremiere fand erst am 1. September 1944 im Manhattan Strand Theatre statt, US-weit lief der Film ab 23. September 1944 in den Kinos. So lange hatte sich Warner Bros. vertraglich verpflichtet, mit der Uraufführung des ebenfalls bereits 1941 produzierten Films zu warten. Bereits 1943 war der Film allerdings exklusiv im Ausland stationierten US-Truppen gezeigt worden.
  • Im Bühnenstück spielte Boris Karloff den Jonathan Brewster. Karloff war auch Produzent und Geldgeber des Bühnenstücks. Im Film jedoch wurde Karloffs Rolle von Raymond Massey gespielt. Dieser wurde absichtlich so geschminkt, dass er Karloff ähnelt. Im englischen Original des Films (wie auch im Theaterstück) ist daher ein zentraler Gag, wenn sowohl die Tanten als auch Mortimer sagen, Jonathan erinnere sie an Boris Karloff. In der deutschen Synchronisation wurde daraus Frankensteins Monster.
  • Die Hauptdarsteller Hull, Adair und Alexander wurden nur für acht Wochen von ihren Broadway-Verpflichtungen freigestellt, deshalb wurde der gesamte Film vom 20. Oktober bis 16. Dezember 1941 abgedreht.
  • In einer Szene sitzt Mortimer sinnierend auf einem Grabstein des benachbarten Friedhofs, der den Namen Archie Leach trägt, Cary Grants bürgerlichen Namen.
  • Cary Grant spendete seine komplette Filmgage von 100.000 Dollar dem U.S. War Relief Fund.

Deutsche Fassung

Die erste deutsche Synchronbearbeitung für die Kinoauswertung entstand 1957.[1] 1962 wurde dann in den Ateliers der Berliner Synchron GmbH, Berlin, eine neue deutsche Fassung angefertigt. Das Dialogbuch stammte von Fritz A. Koeniger, Dialogregie führte Klaus von Wahl.[2] Diese Fassung erhielt zudem einen komplett neuen, zum Teil animierten Vorspann in deutscher Sprache. Auch sämtliche Filmbilder mit englischen Texten wurden durch Standbilder mit deutschsprachigen Pendants ausgetauscht. Seither wird zumeist diese zweite Version gezeigt. Auf der im Jahr 2004 veröffentlichten DVD des Films sind jedoch beide Synchronfassungen enthalten.[3] Wie man bei einem Vergleich der beiden Synchronversionen auf der DVD mit der Originalfassung sehen kann, wurden sowohl in der Fassung von 1957 als auch in der Fassung von 1962 ein paar kurze Szenen herausgeschnitten.

Rolle Darsteller Synchronsprecher (Kinofassung 1957) Synchronsprecher (Kinofassung 1962)
Mortimer Brewster Cary Grant Peter Pasetti Ottokar Runze
Elaine Harper (Brewster) Priscilla Lane Ingrid Pan Renate Küster
Abby Brewster Josephine Hull ? Elfe Schneider
Martha Brewster Jean Adair ? Ursula Krieg
Jonathan Brewster Raymond Massey Klaus W. Krause Friedrich Joloff
Dr. Einstein Peter Lorre Wolfgang Büttner Helmut Ahner
Teddy Brewster John Alexander Werner Lieven Alexander Welbat
Sergeant Patrick O'Hara Jack Carson Niels Clausnitzer ?
Sgt. Brophy Edward McNamara Ernst Konstantin Benno Hoffmann
Lt. Rooney James Gleason ? Hans Hessling
Dr. Gilchrist Chester Clute ? Paul Esser
Taxifahrer Garry Owen Erich Ebert Friedrich Georg Beckhaus
Reporter auf dem Standesamt Charles Lane ? Harry Wüstenhagen

Kritiken

„Evergreen des schwarzen Humors, von Capra mit makabrem Witz und Phantasie angereichert, wobei er aus dem Gegensatz zwischen kleinbürgerlicher Behaglichkeit und nacktem Entsetzen köstliche Effekte erzielt.“

Lexikon des internationalen Films

„Besticht durch pointierte Dialoge und dem Aufprall biederen Bürgertums mit blankem Horror. Ein Meisterwerk schwarzen Humors.“

Heyne-Filmlexikon

DVD-Veröffentlichung

  • Arsen und Spitzenhäubchen. Warner Home Video 2004 – diese DVD enthält sowohl die US-Original-Kinofassung (ca. 113 Minuten), als auch die deutsche Kinofassung von 1957 (ca. 113 Minuten) sowie die zweite deutsche Synchronfassung von 1962 (ca. 110 Minuten)

Literatur

  • Joseph Kesselring: Spitzenhäubchen und Arsenik (Originaltitel: Arsenic and Old Lace). Deutsch von Annemarie Artinger. S. Fischer, Frankfurt am Main 1974, 179 S.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arsen und Spitzenhäubchen (1. Version [1957) in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 11. Oktober 2007
  2. Arsen und Spitzenhäubchen (2. Version [1962) in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 11. Oktober 2007
  3. Arsen und Spitzenhäubchen. Warner Home Video 2004

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