Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn

Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn
Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn
Gleiskörper in Höhe des Hochspannungswegs
Gleiskörper in Höhe des Hochspannungswegs
Streckennummer: 6543 (Mittenwalde–Zossen)
Streckenlänge: 28,8 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von Neukölln
   
0,0 Hermannstraße (Groß Rixdorf)
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Südkreuz
Bahnhof ohne Personenverkehr
2,5 Teltowkanal
   
4,3 Britz
   
6,6 Buckow
Bahnhof ohne Personenverkehr
8,7 Rudow West
   
nach Rudow
   
9,8 Rudow
   
10,8 Stadtgrenze
   
Landesgrenze BerlinBrandenburg
   
Güteraußenring
   
vom Güteraußenring
   
13,1 Schönefeld Dorf
   
Anschluss zur Henschelbahn
   
16,8 Selchow
   
19,4 Groß Kienitz
   
21,8 Brusendorf
   
27,0 Mittenwalde Nord
   
Mittenwalde Krankenhaus
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28,8 Mittenwalde Ost
nach Königs Wusterhausen und Töpchin
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31,4 Schöneicher Plan
   
Telz
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Rangsdorf
Bahnhof, Station
Zossen
   
nach Jüterbog und nach Wünsdorf

Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn-Gesellschaft (NME) eröffnete unter dem Namen Rixdorf-Mittenwalder Eisenbahn-Gesellschaft am 28. September 1900 ihren Betrieb. Sie verband zunächst den Ringbahnhof Hermannstraße in Berlin-Neukölln mit Mittenwalde in der Mark Brandenburg und verlängerte ihre Strecke am 26. Mai 1903 bis zum Bahnhof Schöneicher Plan.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Abseits der Staatsbahnlinien herrschte auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts verkehrstechnisch gesehen noch fast das Mittelalter. Das meistbenutzte Transportmittel für Güter war das Pferdefuhrwerk, das – angetrieben durch zwei Pferdestärken – mit etwa ein bis zwei Tonnen Ladung langsam über die Chausseen und Feldwege rumpelte. Daneben gab es noch natürliche oder künstliche Wasserwege, das kräftezehrende Staken wurde im Sommer bei Niedrigwasser und im Winter bei Eisgang oft behindert oder unmöglich.

Um wenig erschlossene Regionen in den wirtschaftlichen Aufschwung der damaligen Zeit einbeziehen zu können, erließ der preußische Staat das Preußische Kleinbahngesetz, das am 28. Juli 1892 in Kraft trat. Damit konnten die Errichtung und der Betrieb von Strecken untergeordneter Bedeutung wesentlich einfacher und kostengünstiger vonstatten gehen.

In dieser Situation entwickelten einige Bauern und Unternehmer, vornehmlich die Ziegeleibesitzer auf dem Schöneicher Plan, die Initiative, den Bau einer direkt nach Berlin führenden Bahn voranzutreiben. Auch das Interesse des Rixdorfer Grundbesitzer-Vereins an der billigeren Anlieferung von Hintermauerungssteinen für den boomenden Wohnungsbau führte am 6. Juni 1899 zur Gründung der Aktiengesellschaft für die Kleinbahn Rixdorf–Mittenwalde. Als finanzkräftigen Partner, der auch die Planung, den Bau und den Betrieb übernahm, konnte die Firma Vering & Waechter gewonnen werden. Diese übernahm später auch die Aktienmehrheit vom Landkreis Teltow.

Bei der Eingemeindung der Stadt Rixdorf in die Stadt Berlin am 5. März 1912 wurde aus Rixdorf Neukölln, die Gesellschaft ließ sich aber bis zum 4. Oktober 1919 Zeit, die Namensänderung zu übernehmen. Zur Erschließung des Industriegebiets Tempelhof-Ost mit Fabriken wie Sarotti oder Standard Elektrik Lorenz (SEL) führte ein Nebengleis parallel zum Teltowkanal entlang der Teilestraße und Ordensmeisterstraße bis zum Hafen Tempelhof. Heute verläuft das Gleis nur noch bis zum Westende der Teilestraße an der Kreuzung mit der Komturstraße. Besonders für SEL hatte der Bahnanschluss erhebliche wirtschaftliche Bedeutung:

Zum wichtigsten Transportmittel der vielen Ausgangsmaterialien für die Produkte der Lorenz AG gehörte das normalspurige Firmenanschlussgleis […]. Alles, was nicht sonderlich schwer und groß war, wurde hiermit angeliefert: Drähte und Bänder, Stangen und Bleche, ob aus Holz oder aus Metall.[1]

Im Jahre 1936 beteiligte sich die NME zu einem Drittel am Kapital der Königs Wusterhausen-Mittenwalde-Töpchiner Kleinbahn, mit der in Mittenwalde eine Gleisverbindung bestand.

1936 wurde ein Anschluss zu den Henschel-Werken und der Henschelbahn realisiert und damit vor allem der Personentransport für Arbeiter und Zwangsarbeiter der Flugzeugwerke während des Krieges sichergestellt.

Besondere Bedeutung hatte die NME auch nach dem Krieg, da sie auf sowjetischen Befehl die Versorgung des Südens von Berlin mit Kohle aus dem Senftenberger und Lausitzer Revier realisieren musste, und zwar über die einzige provisorisch wieder errichtete Brückenverbindung im Süden Berlins, die über den Teltowkanal führte.

Im Zuge der Blockade wurde auf Befehl der Alliierten Westmächte die Flughafenbahn Tempelhof mit einem direkten Anschluss zur NME unter Umgehung der Deutschen Reichsbahn der SBZ versehen und der NME somit eine wichtige Rolle beim Transport der Hilfsgüter zugewiesen.

Durch die Berlin-Blockade wurde der Verkehr über die Stadtgrenze hinaus dauerhaft unterbrochen. Der Personenverkehr wurde auf DDR-Gebiet 1951, auf Berliner Gebiet 1955 eingestellt. Seitdem wird auf dem restlichen Streckenabschnitt ausschließlich Güterverkehr durchgeführt. Dieser hatte ab 1963 für 40 Jahre seinen Schwerpunkt in der Versorgung des Kraftwerkes Rudow mit Kohle, Steinmehl, Kalk und Ammoniak.[2].

Bereits zum Ende des zweiten Weltkriegs begannen Arbeiten für eine Verbindung von Schöneicher Plan Richtung Zossen, die südlich von Dabendorf die Dresdener Bahn erreichte. Im September 1945 wurde die Strecke eingeweiht, fiel aber kurz darauf Reparationsleistungen an die Sowjetunion zum Opfer. Mit der deutschen und Berliner Teilung wurde jedoch die Bedeutung der Strecke zur Umfahrung West-Berlins erkannt (auch der Güteraußenring verlief in diesem Bereich durch West-Berlin) und die Strecke 1950 wieder in Betrieb genommen. In den folgenden Jahren hatte diese Verbindung große Bedeutung im Personen- und Güterverkehr, bis der Berliner Außenring in Betrieb genommen wurde. Danach blieb die Strecke noch für den lokalen Verkehr als Umleitungsstrecke sowie für strategische Zwecke von Bedeutung. Am 25. April 1974 wurde der Personenverkehr eingestellt.

Der Güterverkehr auf dem Abschnitt Schöneicher Plan–Mittenwalde ist am 1. Januar 2001 eingestellt worden, der Restabschnitt nach Dabendorf dient noch heute Abfalltransporten zur Deponie Schöneicher Plan. Auf der NME-Stammstrecke in Berlin wurde in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit 2 Millionen Tonnen Transportaufkommen der höchste Wert erreicht, als Erdaushubmaterial vom Bau der Stadtautobahn und des Nord-Süd-Tunnels zu einer Deponie in Groß-Ziethen befördert wurde. Ab 1997 ging mit dem Ende der Erdarbeiten der Güterverkehr kontinuierlich zurück. 2003 fiel mit der Stilllegung des Kraftwerkes Rudow der Kohleverkehr das wichtigste Standbein weg. In diesem Jahr erhielt das BSR-Müllwerk Gradestraße einen direkten Anschluss an die Strecke, so dass die zehn Jahre zuvor errichtete Müllumladestation am Bahnhof Teltowkanal funktionslos wurde.[3] Als Folge ist der Übergabebahnhof in Berlin-Neukölln an der Ringbahn im Dezember 2008 auf zwei Gleise zurückgebaut worden und 2011 wurde die Stilllegung der südwestlichen Hälfte des Bahnhofs Teltowkanal eingeleitet.[4]

Streckenführung

An der Brücke über den Teltowkanal
Güterbahnhof Teltowkanal, Zug der BSR

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Endpunkte in Berlin und Mittenwalde festzulegen, ergab sich dieser Streckenverlauf. Ausgangspunkt und damit die Kilometerzählung begannen am Ringbahnhof Hermannstraße, der ein bequemes Umsteigen von der S-Bahn erlaubte und die Nutzung des Rixdorfer Güterbahnhofs ermöglichte. Nach Süden schlossen sich zum Zeitpunkt der Eröffnung die Bahnhöfe an:

  • Britz als ursprünglicher Betriebsbahnhof nach 4,1 Kilometern
  • Buckow nach 6,4 Kilometern
  • Rudow nach 9,7 Kilometern
  • Schönefeld nach 13,0 Kilometern
  • Selchow nach 16,8 Kilometern
  • Groß Kienitz nach 19,2 Kilometern
  • Brusendorf nach 21,7 Kilometern
  • Mittenwalde nach 27,0 Kilometern

Wesentliche Erweiterungen waren

  • Verlängerung bis zum Schöneicher Plan am 26. Mai 1903 (Kilometer 31,4)
  • Abzweig nach Rudow Anfang 1907 (Kilometer 8,1)
  • Errichtung des Bahnhofs Teltowkanal am 23. Oktober 1907 (Kilometer 2,5) und Verlagerung des Betriebsbahnhofs aus Britz hierher
  • Errichtung des Haltepunkts Mittenwalde Krankenhaus am 3. Juni 1931
  • Verlängerung bis Mittenwalde Ost am 15. Mai 1933
  • Errichtung einer Gleisverbindung zu den Flugzeugwerken Henschel in den Jahren 1936/37
  • Errichtung der Haltestellen Rudow-West und Rudow-Süd im Mai 1937 (Kilometer 8,7 bzw.10,8)

Einzelnachweise

  1. Michael Thiele: Die Firma C. Lorenz. in: Matthias Heisig: Von Eisen bis Pralinen, Tempelhof und seine Industrie. Hrsg. v. Bezirksamt Tempelhof von Berlin. Begleitbuch zur Ausstellung November 2000. Bezirksamt Tempelhof, Berlin 2000, S. 114.
  2. Kraftwerk Rudow
  3. Dritter Teil. Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn im Wandel der Zeiten. Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn, 2010, abgerufen am 14. Mai 2011.
  4. Aktuelles. Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn, 2010, abgerufen am 14. Mai 2011.

Literatur

  • Bernd Neddermeyer: Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn. B. Neddermeyer, Berlin 2000. ISBN 3-933254-14-0

Weblinks

 Commons: Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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