Nowo-Tscherkask

Nowo-Tscherkask
Stadt
Nowotscherkassk
Новочеркасск
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Südrussland
Oblast Rostow
Stadtkreis Nowotscherkassk
Bürgermeister Anatoli Wolkow
Gegründet 1805
Stadt seit 1805
Fläche 117 km²
Höhe des Zentrums 80 m
Bevölkerung 178.000 Einw. (Stand: 2007)
Bevölkerungsdichte 1521 Ew./km²
Zeitzone UTC+3 (Sommerzeit: UTC+4)
Telefonvorwahl (+7)86352
Postleitzahl 346400–346429
Kfz-Kennzeichen 61, 161
OKATO 60 427
Webseite http://www.novochgrad.ru/
Geographische Lage
Koordinaten: 47° 26′ N, 40° 5′ O47.43333333333340.08333333333380Koordinaten: 47° 26′ 0″ N, 40° 5′ 0″ O
Nowotscherkassk (Russland)
DEC
Liste der Städte in Russland

Nowotscherkassk (russisch Новочерка́сск) ist eine südrussische Industriestadt, ca. 1000 km südlich von Moskau und 30 km nordöstlich von Rostow am Don auf einem Hügel, der auf drei Seiten vom Akssai und Tuslow umströmt wird, gelegen. Nowotscherkassk liegt an der Eisenbahnstrecke Moskau - Rostow am Don - Sotschi, sowie an der russischen Fernstraße M 4 von Moskau nach Noworossijsk. Sie hat rund 178.000 Einwohner (Stand 2007).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stadt wurde 1805 gegründet und war im 19. Jahrhundert Hauptort und einzige Stadt in Gebiet der Donkosaken. Die vorherige Hauptstadt der Donkosaken, Tscherkassk (jetzt unter Starotscherkassk bekannt) wurde oftmals Opfer von Überschwemmungen, deshalb beschloss Kosakenführer Matwei Iwanowitsch Platow die Hauptstadt neu zu gründen. Daher kommt auch die Bezeichnung Nowotscherkassk (Neu-Tscherkassk) bzw. Starotscherkassk (Alt-Tscherkassk) für diese Orte.

Denkmal für Ataman Jermak in Nowotscherkassk

Im Jahre 1882 lebten 37.091 Einwohner in Nowotscherkassk, die Stadt besaß 11 Kirchen, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein Theater, Irren-, Waisen-, Findel- und Krankenhäuser, ein Zeughaus, ein Denkmal ihres Gründers, des Ataman (siehe auch Hetman) Matwei Iwanowitsch Platow.

Nowotscherkassk besaß zwei bedeutende Jahrmärkte und war Handelszentrum, besonders für Getreide, Wein, Holz und Drogeriewaren. Die Industrie, welche sich zuvor auf die Fabrikation von Ziegeln, Mehl, Schmiedearbeiten und Wein beschränkte, entwickelte sich zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Stadt war Sitz des frei gewählten Nakasnoi Ataman, des Oberhauptes aller Donkosaken, der Zentralregierung und der obersten Gerichtsbehörde der Donkosaken.

Bemerkenswert sind die 30 km nördlich gelegenen und durch die Eisenbahn mit Nowotscherkassk verbundenen großen Anthrazitlager an der Gruschewka.

Massaker von Nowotscherkassk

In Nowotscherkassk kam es am 1. und 2. Juni 1962 zu den wohl bedeutendsten Arbeiterunruhen in der UdSSR. Chruschtschow hatte infolge einer Versorgungskrise die Preise um teilweise 35 % erhöht und gleichzeitig die Löhne um 60 bis 70 % gesenkt. Die Arbeiter der Lokomotivfabrik gingen in den Ausstand, verbrannten Chruschtschow-Bilder und forderten Lohnerhöhungen und Nahrungsmittel für ihre Familien. Am 1. Juni abends fuhren die ersten Panzer. Am 2. Juni 1962 zogen die Arbeiter von der Fabrik in die Stadt, in der ebenfalls Streiks ausbrachen. Sie zeigten Lenin-Porträts und waren zunächst friedlich, erstürmten dann allerdings Gebäude der Miliz und des Exekutivkomitees der Partei. Beamte wurden verhöhnt und Milizionäre verprügelt. Angeblich etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung solidarisierte sich mit den Demonstranten. Einheiten der Sowjetarmee hatten mittlerweile die Innenstadt abgeriegelt. Ab 11:00 Uhr schoss das Militär auf Demonstranten und beendete den Aufruhr. Es gab 24 oder 26 Tote, einen Schauprozess und zahlreiche Geheimverfahren. Die sowjetische Regierung schwieg die Vorkommnisse soweit möglich tot.

Städtepartnerschaften

Nowotscherkassk ist Partnerstadt von Iserlohn in Deutschland.

Sehenswürdigkeiten

Die Kathedrale von Nowotscherkassk
Einer der beiden Triumphbögen in Nowotscherkassk

Auf dem höchsten Punkt der Stadt steht die Auferstehungs-Kathedrale, erbaut 1890 bis 1905 durch den Architekten Jatschmko. Es handelt sich hierbei um die erste größere Stahlbetonkonstruktion im südlichen Teil Russlands. Zurzeit ist sie nach der Erlöserkathedrale in Moskau (10.000 Gläubige) und der Isaakskathedrale in St. Petersburg (7.000 Gläubige) die drittgrößte Kirche Russlands und fasst etwa 5000 Gläubige. Auf dem Platz vor der Kathedrale findet sich das Denkmal von Ataman Jermak, der im Auftrag des Zaren Iwan des Schrecklichen Sibirien erschloss. Er fiel 1581 im Krieg gegen den Tataren.

Darüber hinaus war Nowotscherkassk die Residenz der Atamanen, davon zeugt noch heute ihr im historistischen Stil geschaffenes Stadtschloss.

Zur Ehre der aus der Völkerschlacht bei Leipzig 1814 siegreich zurückkehrenden Kosaken ließ der Bürgermeister der damals neu gegründeten Stadt zwei identische Triumphbögen bauen.

Industrie

Bedeutendster Industriebetrieb in Nowotscherkassk ist die größte Lokomotivfabrik Russlands NEVZ (НЭВЗ), die 9900 Personen beschäftigt und jährlich 260 Lokomotiven unterschiedlichen Typs, sowohl mit elektrischem als auch dieselelektrischem Antrieb produziert (2006). Ein weiterer wichtiger Industriebetrieb stellt Graphitelektroden her. Darüber hinaus gibt es in Nowotscherkassk eine Raffinerie, verschiedene Möbel produzierende Unternehmen, eine Farbenfabrik und mehrere Lebensmittel herstellende Unternehmen (z. B. Großmolkerei und Wodkadestillerie).

Forschung und Lehre

Nowotscherkassk wird auch wegen seiner zahlreichen Hochschulen und Institute Stadt der Wissenschaft genannt. Hervorzuheben sind:

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nowo Tscherkask — Nowo Tscherkask, Gouvernements u. Kreishauptstadt im russischen Lande der Donischen Kosacken, nahe am rechten Ufer des Don, Sitz des Kosackenhetmans u. der Verwaltungsbehörden, hat 8 Kirchen, darunter die zum Andenken an den Hetman Platow erbaute …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Nowo Tscherkask — Nowo Tscherkask, administrativer Hauptort des Donischen Gebiets (Rußland), liegt auf einem Hügel, der auf drei Seiten vom Akssai und Tuslow umströmt wird, an der Eisenbahn Koslow Rostow und hat 25 Kirchen, 5 Bethäuser der Raskolniken (Sektierer) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nowo Czerkask — Nowo Czerkask, so v.w. Nowo Tscherkask …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Platow — Platow, Matwei Iwanowitsch, Graf P., geb. 1756 in Südrußland am Don, trat unter die Kosacken, zeichnete sich in den Türkischen Feldzügen zu Ende des 18. Jahrh. aus, wurde 1801 Hetman des ganzen Donischen Heeres, führte 1806 als Generallieutenant… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Georgijewsk — Georgijewsk, Stadt im Bezirk Pjatigorsk der Provinz Terek des russ. Generalgouv. Kaukasien, am Podkumok unfern der Bahn Nowo Tscherkask Wladikawkas, 304 m ü. M., hat zwei russische und eine armen. Kirche und (1897) 11,532 Einw., die Gerberei,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kaukasischer Bezirk — (Kawkaskij), Bezirk der russisch kaukas. Provinz Kuban, 10,298 qkm (187 QM.) groß mit (1897) 249,288 Einw. Der Hauptort Tichorjetzkaja Stanitza, 130 km nordöstlich von Jekaterinodar, an der Bahn Wladikawkas Nowo Tscherkask, mit (1897) 9055 Einw …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Platow — Platow, Matwei Iwanowitsch, Graf, Kosakenhetman, geb. 17. Aug. 1751 in Asow am Don, gest. 15. Jan. 1818, kämpfte zuerst im türkischen Feldzug 1770 und 1771. Im J. 1782–83 diente er unter Suworow am Kuban und in der Krim, zeichnete sich 1788 bei… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”