Perná

Perná
Perná
Wappen von Perná
Perná (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 933 ha
Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 37′ O48.85416666666716.620277777778228Koordinaten: 48° 51′ 15″ N, 16° 37′ 13″ O
Höhe: 228 m n.m.
Einwohner: 755 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 691 86
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: Dolní Dunajovice - Klentnice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Ludvík Michlovský (Stand: 2008)
Adresse: Perná 294
691 6 Perná
Gemeindenummer: 584789
Website: obecni-urad.net/perna

Perná (deutsch Bergen) ist eine Gemeinde in der Region Südmähren in Tschechien. Sie liegt 22 Kilometer nordwestlich von Břeclav und gehört zum Okres Břeclav. (Bezirk Lundenburg) Der Ort war als ein Straßendorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Perná liegt im Westen der Pollauer Berge am Fuße des Kotel (Kesselberg, 483 m). Nordöstlich erhebt sich der Děvín (Maidenberg, 549 m) und im Südosten die Stolová hora (Tafelberg, 458 m). Östlich liegen die Reste der Burg Sirotčí Hrádek (Waisenstein). Im Norden befinden sich die Thayastauseen von Nové Mlýny (Neumühl).

Nachbarorte sind Horní Věstonice (Oberwisternitz) im Norden, Pavlov (Pollau) im Nordosten, Klentnice (Klentnitz) im Osten, Bavory (Pardorf) im Süden, Březí (Bratelsbrunn) im Südwesten sowie Dolní Dunajovice (Untertannowitz) im Westen.

Geschichte

Die bairisch-österreichische Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Die erstmalige urkundliche Erwähnung war im Jahre 1323 als liechtensteinischer Besitz. Im Urbar von 1414 wird Bergen (Perná) als "recht großes Dorf mit deutschen Bewohnern" genannt.[3] Von Nikolsburg übersiedeln im Jahr 1530 radikal-reformatorische Täufer in den Ort und errichten hier 1557 einen Bruderhof. Der Ort galt danach als lutherisch. Mit Beginn der Rekatholisierungsmaßnahmen 1591 wird die Täufergemeinde schließlich gezwungen ihre Bruderhof aufzugeben. Während des Dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1622, werden sie schließlich völlig ausgewiesen. Die noch am Ort siedelnden Täufer zogen daraufhin nach Siebenbürgen weiter [4][5]

Nach dem Krieg errichtete Bergen gemeinsam mit Muschau im Jahre 1652 am Abhang des Kesselberges eine Kapelle. Diese Kapelle wurde jedoch im Jahre 1786 unter Kaiser Joseph II. aufgelassen. Die Statue des hl. Antonius wurde daraufhin in eine neue Kapelle verlegt. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften, im Jahre 1848, bildete Bergen eine Gemeinde im Bezirk Nikolsburg.

Täuferischer Bruderhof, 1935

Matriken werden seit 1627 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn. [6] Im Jahre 1890 wurde eine Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet. Der Oberort erhielt um die Jahrhundertwende eine Wasserversorgung.

Der größte Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, wobei besonders der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau eine wichtige Rolle spielte. Neben einem florierenden Kleinhandwerk gab es noch einen Steinbruch, ein Sägewerk, eine mechanische Stickerei und eine mechanische Weberei.

Durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Durch den Vertrag von Saint-Germain[7] wurde Bergen, dessen Einwohner im Jahre 1910 zu 99% Deutschsüdmährer waren, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit kam es durch die Neubesetzung von Beamtenposten und durch Siedler zu einem vermehrten Zuzug von Personen mit tschechischer Nationalität. Im Jahre 1923 wurde das St. Antonius-Jugendheim samt einen Kindergarten eröffnet. Die Leitung des Heimes lag in den Händen von 10 Schwestern der Kongregation "Töchter der göttlichen Liebe". Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1926 und 1931 wurde auch das Wasserleitungssystem erweitert. Nach dem Münchner Abkommen[8] rückten im Oktober 1938 deutsche Truppen im Ort ein. Danach gehörte der Ort bis 1945 dem Reichsgau Niederdonau an.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 74 Gefallene beziehungsweise Vermisste unter den Einwohnern von Bergen forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Viele Deutschsüdmährer flohen vor den einsetzenden Schikanen und Quälereien durch militante Tschechen und nationale Milizen über die nahe Grenze nach Österreich, in der Überzeugung ehest wieder zurückkehren zu können.[9] Andere wurden über die Grenze getrieben.[10] Sowohl bei Nachkriegsexzessen an der deutschen Ortsbevölkerung als auch bei deren Vertreibung kam es zu Ziviltoten. [11] Im August 1945 bestimmen drei der vier Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges, die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich im Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) die Nachkriegsordnung. Darin akzeptieren sie die summarische Vertreibungen Deutscher ohne jede Prüfung individueller Schuld, verlangten lediglich „einem geordneten Transfer der deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei.[12] Zwischen März und September 1946 erfolgte die "geordnete" Vollstreckung des Potsdamer Kommuniqués und die Zwangsaussiedlung von 413 Bergenern nach Westdeutschland.[13] Laut Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus erfolgten diese Transporte zu keiner Zeit in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise. [14] [15] Bereits am 25.Oktober 1945 war das Vermögen der deutschen Einwohner aufgrund des Beneš-Dekretes 108 konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. Drei deutsche Bewohner konnten im Ort verbleiben.

Der Großteil, der in Österreich befindlichen Bergener wurden entsprechend den im Potsdamer Kommuniqués genannten "Transfer"-Zielen nach Deutschland abgeschoben.[16][17]

Nach der Auflösung des Okres Mikulov wurde Perná 1961 dem Okres Břeclav zugeordnet.

Wappen und Siegel

Die Ortschaft führte ab dem Jahre 1583 ein Siegel. Auf dem Siegel waren ein Renaissanceschild mit einem Turm mit offenem Tor abgebildet.[18]

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 830
1836 945
1869 884
1880 893 881 12 0
1890 914 914 0 0
1900 1022 986 31 5
1910 1038 1025 13 0
1921 946 905 21 21
1930 1031 980 25 27
1939 1036
1945 1140
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A-Z. 2006
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv. 9. 1984

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche St. Nikolaus, wurde im Jahre 1426 zerstört und danach im Jahre 1510 wieder aufgebaut. Auf der Außenmauer ist die Jahreszahl 1285 eingraviert, woraus sich schließen lässt, dass die Grundmauern der Kirche wesentlich älter sind.
  • Pfarrhaus (1774)
  • Friedhofskapelle (1761)
  • Rathaus (1896)
  • Kriegerdenkmal (1925)
  • Burg Sirotčí Hrádek
  • Kaiser Franz Josef Denkmal

Söhne und Töchter der Gemeinde

Quellen

  • Gregor Wolny: Die Wiedertäufer in Mähren, Wien 1850
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Bergen S.28
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 229, 409, 411, 412, 421, 573 (Bergen). 
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Bergen S.2
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Bergen S.33f
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl:Geschichte Südmährens Band III., 2001, Südmährischer Landschaftsrat Geislingen/Steige, S.229
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Nikolsburg von A-Z. 2006, Bergen S.45

Literatur

  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Bergen S.86
  • Hans Axmann: Heimatbuch Bergen. 1979
  • Karl Absolon: Heimatbuch Bergen, Bezirk Nikolsburg, 1979
  • Detlef Brandes: Der Weg zur Vertreibung 1938-1945. Pläne und Entscheidungen zum „Transfer“ der Deutschen aus Polen und der Tschechoslowakei, München 2001, ISBN 3-486-56520-6
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Liechtenstein-Archiv 1395, 1332, 1398, 1515.
  4. Längin:Die Hutterer, 1986, S.237
  5. Paul Dedic: Pergen (Jihomoravský kraj, Czech Republic) In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online (englisch)
  6. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 20 März 2011.
  7. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  8. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  9. Adalbert Karl Gauss: Umsiedler, Flüchtlinge, Heimatvertriebene und Neubürger in Österreich. 1979. Salzburg: Österr. Flüchtlingsarchiv
  10. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, Bergen 229, 409, 411, 412, 573
  11. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S.216
  12. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  13. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna, 1946,
  14. Walter, Francis E. (1950): Expellees and Refugees of German ethnic Origin. Report of a Special Subcommittee of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, HR 2nd Session, Report No. 1841, Washington, March 24, 1950.
  15. Ludislava Šuláková, übersetzt von Wilhelm Jun: Die Problematik des Abschubs der Deutschen in den Akten des Städtischen Volksausschusses (MNV) und des Bezirks-Volksausschusses (ONV) Nikolsburg: Südmährisches Jahrbuch 2001 S.45f, ISSN 0562-5262
  16. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  17. Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (= Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost-und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996
  18. Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae IV/78, Codex diplomaticus et episotlaris Moraviae VI/438, Statní oblastní archiv, Brno G140/1023, G125/2208

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