Pieter Willem Botha

Pieter Willem Botha

Pieter Willem Botha (afrikaans: /ˈpitəɹ ˈvələm ˈbʊə̯tɑ/; * 12. Januar 1916 im Paul-Roux-Bezirk (Oranje-Freistaat); † 31. Oktober 2006 in Wilderness, Provinz Westkap), in Südafrika allgemein bekannt als „PW“ oder – wegen seiner hartnäckigen Verfolgung politischer Gegner – als „Die Groot Krokodil“ (/di xrʊə̯t krokəˈdəɫ/, das große Krokodil), war Premierminister Südafrikas von 1978 bis 1984 und Staatspräsident der Republik Südafrika von 1984 bis 1989.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Ausbildung

Botha war der Sohn von Pieter Willem und Hendrina, geborene de Wet, seine Familie war afrikaanisch. Sein Vater kämpfte im Zweiten Burenkrieg gegen die Briten, seine Mutter wurde in einem Konzentrationslager interniert. Botha machte seinen Schulabschluss in Bethlehem und begann 1934 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität des Freistaates, das er zugunsten einer politischen Karriere jedoch schnell abbrach.[1] In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sympathisierte Botha mit dem Nationalsozialismus und schloss sich einer rechts-nationalen Organisation an, der Ossewabrandwag, die der Reunited National Party von Daniel François Malan nahe stand. Nach dem Ende der nationalisozialistischen Herrschaft distanzierte sich Botha von der Organisation und krititisierte ihren nationalen Sozialismus im Gegensatz zum christlichen Sozialismus. 1943 heiratete er Anna Elizabeth Rossouw, genannt Elise, mit der er drei Töchter und zwei Söhne hatte.[2]

Politische Karriere

Die Unsicherheit der Zeit nach dem Weltkrieg führte dazu, dass die nun Nationale Partei (NP) genannte Absplitterung der United Party unter Malan Auftrieb bekam. Botha war seit durch die Ossewabrandwag seit 1936 ein Anhänger und Organisator der Partei und Verteidiger der Rassentrennung sowie des Apartheidsystems. 1946 wurde Botha zum Sekretär der Jugendorganisation der NP gewählt, in den Wahlen 1948 wurde er Abgeordneter des Volksraads, des Unterhauses des südafrikanischen Parlaments, für George (Westkap). Er konnte den Sitz bis 1984 behalten.

1958 ernannte Hendrik Frensch Verwoerd Botha zum stellvertretenden Innenminister, 1961 wurde er Minister für Rassenfragen. 1966 wurde er zum Vorsitzender der NP in der Kap-Provinz gewählt. Im gleichen Jahr wurde Verwoerd ermordet, sein Nachfolger Balthazar Johannes Vorster macht Botha zum Verteidigungsminister. Botha setzte auf Verteidigung zu Lasten von Diplomatie und Handel, der Verteidigungshaushalt stieg auf 20 % des nationalen Budgets,[2], Südafrika beteiligte sich mit Geheimoperationen am Angolakrieg.[1] Ihren vorläufigen Höhepunktfand fand Bothas politische Karriere, als 1978 Vorster in Folge der nach dem damaligen Informationsminister Cornelius Petrus Mulder benannten Muldergate-Affäre zurücktreten musste, woraufhin Botha zum Premierminister wurde. Er blieb bis 1980 zugleich Verteidigungsminister und wurde ebenfalls zum Parteivorsitzenden gewählt, ein Amt, das er bis 1989 innehatte.

Botha verschärfte die Apartheidsgesetze und ging auch militärisch gegen den African National Congress (ANC) vor.[1] Mit der Überarbeitung der südafrikanischen Verfassung 1984 unter seiner Federführung entstand ein Präsidentenamt mit starken exekutiven Befugnissen, das Botha selbst einnahm. Unter seiner Präsidentschaft wurde ein mehr oder minder geheimes Atomwaffenprogramm in Zusammenarbeit mit Israel verfolgt und die Okkupation des Nachbarstaates Namibia gefordert. Bothas autoritärer Regierungsstil machte ihn in den westlichen Staaten sehr unpopulär, woraufhin ihn die meisten Demokratien als brutalen, rassistischen Diktator verurteilten. In zahlreichen Staaten wie Deutschland, den USA und England gab es starke Befürworter für Handelssanktionen, um das Apartheidsregime Bothas zu schwächen.

Rücktritt

Als Konsequenz von Bothas Politik verschärften sich Rassenunruhen und politischer Widerstand, auch weiße Südafrikaner schlossen sich Anti-Apartheid-Demonstationen an. 1985 wurde ein unbegrenzter Ausnahmenotstand ausgerufen, 1986 forderte Desmond Tutu die Vereinten Nationen, die Südafrika 1974 von der Generalversammlung ausgeschlossen hatten, zu schärferen Sanktionen auf. Offiziell blieb Botha bei seiner harten Linie und sprach beim Parteitag 1986 davon, dass Südafrika keine Nation von „Waschlappen“ sei[2], im Geheimen wurden Verhandlungen mit Nelson Mandela aufgenommen. Botha hoffte, mit seiner Freilassung die Krise zu entschärfen, ohne größere Zugeständnisse machen zu müssen oder Schwäche zu zeigen.[2] Im März 1989 machte Mandela ein Verhandlungsangebot. Zur gleichen Zeit erlitt Botha einen leichten Schlaganfall und konnte an Parlamentssitzungen nicht teilnehmen, was zu innerparteilichen Angriffen führte und ihn die Position als Parteiführer kostetet; sein Nachfolger wurde Frederik Willem de Klerk.[1] Botha traf sich im Juli 1989 mit Mandela, womit der Aussöhnungsprozess nicht mehr zu stoppen war. Im August 1989 legten de Klerk und ein Großteil des Kabinetts ihm den Rücktritt nahe, in der Nacht zum 14. August 1989 kündigte Botha in einer aggressiven und langen Ansprache im Fernsehen seinen sofortigen Rücktritt an. Auch im Amte des Präsidenten folgte ihm de Klerk.[2]

Als politischer Rentner bezeichnete Botha die Wahrheits- und Versöhnungskommission als Hexenjagd. 1997 wurde er zu 12 Monten Haft wegen Verstoß gegen das Gesetz verurteilt, das Urteil wurde einem Berufungsverfahren kassiert.[3] Botha betonte, es gebe nichts, wofür er sich entschuldigen müsse.[2] Er starb mit 90 an einer Herzattacke in seinem Haus. Das Angebot eines Staatsbegräbnisses lehnte die Familie Bothas ab.

Bewertung der Politik

Trotz der harten Linie von Botha war seine Innen- und Apartheidspolitik in vielen Dingen moderater als die seiner Vorgänger. Er legalisierte die Ehe zwischen verschiedenen „Rassen“, die zuvor verboten war, und lockerte den Group Areas Act, der die "Nicht-Weißen" vom Wohnen in bestimmten Gebieten fernhielt, und garantierte den Farbigen, unter anderen den zahlreichen Nachkommen der indischen Fremdarbeiter aus der Kolonialzeit, ein Minimum an politischen Rechten. Botha blockierte jedoch alle Pläne, den schwarzen Südafrikanern das volle politische Stimmrecht zu geben. So war er dann auch nur aus ökonomischen Gründen bereit, jene für ihn mehr unpolitischen Folgen der Apartheid als Kompromiss zu lockern – am zentralen Aspekt der Rassentrennung und der weißen Minderheitsregierung ließ er jedoch keinen Zweifel aufkommen. Es gilt als erwiesen, dass Botha in den 1980er-Jahren Bombenattentate auf die Hauptquartiere des Südafrikanischen Kirchenrates in Auftrag gegeben hat.[3]. Die Staatsführung vermutete dort ein geheimes Büro des ANC und des Gewerkschaftsdachverbandes.

Bothas im Ganzen kompromisslose Politik, die unter anderem auch in seiner Rubikon-Rede von 1985 zum Ausdruck kam, polarisierte seine eigene Partei, die daraufhin in verschiedene Flügel gespalten wurde. Innerhalb und außerhalb von Partei und Regierung war Botha umstritten. Nach seinem Tode wurden Reaktionen und Bewertungen dokumentiert. Thabo Mbeki, der während der Apartheid-Zeit einen Sohn, einen Bruder und einen Cousin verloren hatte, würdigte Botha nach dessen Tod im Oktober 2006 dafür, dass unter ihm erste Kontakte zwischen der Apartheid-Regierung und dem ANC stattfanden. Nelson Mandela stellte Botha Schritte in Richtung friedlichen Zusammenlebens heraus, trotz seiner symbolhaften Rolle während der Apartheid. Helen Suzman nannte Botha „ihre schwarze Bestie“, betonte zugleich aber die Prozesse, die durch ihn angestoßen wurden. Denis Goldberg, der 1963 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, attestierte Botha Skrupellosigkeit und Brutalität. Pik Botha charakterisierte ihn als einen humorvollen Menschen und effektiven Organisator mit einem Hang zum autoritären Handeln.[4] Der Guardian nannte Botha einen Staatsterroristen und Mörder.[5]

Einzelbelege

  1. a b c d The life and times of PW Botha. In: iol news vom 1. November 2006, abgerufen am 8. Oktober 2011.
  2. a b c d e f . W. Botha, Defender of Apartheid, Is Dead at 90. In: The New York Times vom 1. November 2006, abgerufen am 9. Oktober 2011.
  3. a b TRC findings: PW Botha. In: BBC News vom 29. Oktober 1998, abgerufen am 9. Oktober 2011.
  4. PW Botha: Reaction in quotes. In: BBC News vom 1. November 2006, abgerufen am 8. Oktober 2011.
  5. PW Botha. In: The Guardian vom 2. November 2006, abgerufen am 9. Oktober 2011.

Weblinks


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