Projekt 659

Projekt 659
Echo-I-SSN

Bei der von der NATO als Echo-Klasse bezeichneten U-Boot-Klasse Projekt 659 handelte es sich um sowjetische U-Boote (SSGN) mit Nuklearantrieb und Marschflugkörpern (russ. Bezeichnung подводная лодка атомная с ракетами крылатыми, transkribiert Podvodnaya Lodka Atomnaya Raketnaya Krylataya, kurz ПЛАРК).

Inhaltsverzeichnis

Projekt 659/659T - NATO-Bezeichnung: Echo I

Über die Einheiten der Echo-Klasse ist relativ wenig bekannt. Sie waren SSGN der ersten Generation, die noch in den späten 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurden. Als Bewaffnung sah man sechs SS-N-3 Shaddock vor, die gegen Landziele eingesetzt wurden. Die Flugkörper waren in erhöhbaren Startkanistern paarweise über dem Druckkörper auf beiden Seiten des Turmes angebracht. Sie konnten nicht getaucht abgefeuert werden, was das U-Boot beim Start seiner Flugkörper sehr verwundbar machte.

Die Einheiten der Echo-I-Klasse nutzten ein mit den U-Booten der Hotel-Klasse (SSBN) und November-Klasse (SSN) vergleichbares Antriebsmodell. Mitte der 70er Jahre wurden sie zu Angriffs-U-Booten (SSN) umgerüstet. In den 1980er Jahren wurden wahrscheinlich 2 Einheiten außer Dienst gestellt, die verbleibenden Boote wurden ab 1990 aus der Flottenliste gestrichen.

Technische Daten Projekt 659

  • Dimensionen:
    • Länge: 110 m
    • Breite: 9 m
    • Tiefgang: 7,5 m
    • Verdrängung aufgetaucht: 4.500 t
    • Verdrängung getaucht: 5.500 t
  • Antriebsanlage:
    • Reaktoren: 2 x Druckwasserreaktor
    • Turbinen: 2 x 25.000 PS
    • Wellen: 2
    • Propeller: 2 x 5-blättrig
    • Geschwindigkeit aufgetaucht: 20
    • Geschwindigkeit getaucht: 25
  • Besatzungstärke: 75
  • Bewaffnung:
    • Flugkörper: 6 x SS-N-3
    • Torpedorohre (Bug): 6 x 533 mm
    • Torpedorohre (Heck): 4 x 406 mm
  • Systeme:
  • Radar:
    • Front Door und Front Piece Feuerleitradar
    • Snoop Tray Oberflächenradar
  • Sonar:
    • Herkules
    • Fez

Projekt 675/675М/675МК/675МУ/675МКВ - NATO-Bezeichnung: Echo II

Echo II SSN

Bei der Echo-II-Klasse handelt es sich um ein "Remodel" (zu Deutsch: Umbau) des ursprünglichen Echo-I-Entwurfes. Die Echo II wurden mit dem auch auf den SSG der Juliett-Klasse eingesetzten Front-Series-Feuerleitradar ausgerüstet, welches den Echo II nun den Einsatz der Anti-Schiffs-Version der SS-N-3c Shaddock erlaubte. Diese Version der SS-N-3 wurde als "Anti-Träger-Waffe" klassifiziert, um auf die Bedrohung gegen die Sowjetunion mit Nuklearwaffen durch die trägergestützten US-Flugzeuge wie die A-3 Skywarrior zu reagieren.

Die als SS-N-3s bezeichneten Flugkörper konnten sowohl mit nuklearen als auch konventionellen Sprengköpfen bestückt werden. Im Gegensatz zur Echo I wurde der Rumpf um fünf Meter verlängert, um Platz für ein zusätzliches Starterpaar zu schaffen. Dadurch erhöhte sich die Kampfkraft auf acht Flugkörper. Die westliche Marineaufklärung schätzte die benötigte Zeit zum Abschuss aller Flugkörper auf 20 Minuten. Zum Start musste das Boot auftauchen, sein Radar ausfahren und aktivieren und bis zum Ende des Fluges der Raketen aufgetaucht verbleiben, um die Flugkörper per Datalink mit neuen Zielinformationen und Kurskorrekturen zu aktualisieren.

Diese Art des Abschusses machte das U-Boot hochgradig verwundbar durch Angriffe; das aktivierte Radar erlaubte es, das Boot relativ früh zu orten. Trotz dieses Nachteils wurden zwischen 1962 und 1968 29 Echo II gebaut, von denen maximal 10 bis Mitte der 80er Jahre auf die SS-N-12 umgerüstet wurden. Alle gingen bis Mitte der 90er endgültig außer Dienst.

Ein Boot vom Projekt 675 (NATO-Code: Echo II) beim Überwasserschuß einer Lenkwaffe SS-N-3

Technische Daten Projekt 675

  • Dimensionen:
    • Länge: 115 m
    • Breite: 9 m
    • Tiefgang: 7,5 m
    • Verdrängung aufgetaucht: 5.000 t
    • Verdrängung getaucht: 6.500 t
  • Antriebsanlage:
    • Reaktoren: 2 x Druckwasserreaktor
    • Turbinen: 2 x 30.000 PS
    • Wellen: 2
    • Propeller: 2 x 5-blättrig
    • Geschwindigkeit aufgetaucht: 20
    • Geschwindigkeit getaucht: 23
  • Besatzungstärke: 90
  • Bewaffnung:
    • Flugkörper: 8 x SS-N-3 oder 8 x SS-N-12
    • Torpedorohre (Bug): 6 x 533 mm
    • Torpedorohre (Heck): 4 x 406 mm
  • Systeme:
  • Radar:
    • Front Series Feuerleitradar
    • Snoop Tray Oberflächenradar
  • Sonar:
    • Feniks
    • Niederfrequenzsonar

Unfälle und Verluste

Von den 34 gebauten Booten der Echo-I- und Echo-II-Klassen wurden viele bei schweren Unfällen beschädigt.

  • 20. Juni 1970 – Nahe Kamtschatka im nördlichen Pazifik kollidierte das sowjetische U-Boot K-108 der Echo-Klasse mit dem US-amerikanischen U-Boot USS Tautog (SSN-639) der Sturgeon-Klasse nach einem 180°-Manöver (Irrer Iwan). Die USS Tautog operierte vor der sowjetischen U-Boot-Basis in Petropawlowsk-Kamtschatski. Das Boot wollte die auslaufende K-108 verfolgen. Als die USS Tautog in Pearl Harbor ankam, fand man ganze Stücke einer der Schrauben des sowjetischen U-Bootes in den Resten des Turms der Tautog. 1992 wurde durch russische Marineoffiziere bekannt, dass auch die K-108 den Vorfall überstanden hatte und ihren Heimathafen ohne Verluste erreichen konnte.
  • 14. Juni 1973 - Kollision des sowjetischen U-Bootes K-56 (Echo-II) mit dem sowjetischen Aufklärungsschiff "Akademik Berg" (russ.: Академика Берга) nahe Kap Verde im Atlantik. Dabei starben 27 Mann an Bord durch eine Chlorgasvergiftung. [1]
  • 26. September 1976 - Auf dem U-Boot K-47 der Nordmeerflotte brach während der Fahrt in der Barentssee in einer Abteilung Feuer an Bord aus. Dabei starben acht Soldaten.
  • 28. August 1977 - K-22 (Echo II) kollidierte im Mittelmeer mit der USS Voge. Beide Schiffe wurden stark beschädigt. K-22 fuhr in einen Hafen am Ägäischen Meer. Die amerikanische Fregatte wurde manövrierunfähig nach Kreta geschleppt.
  • 21. August 1980 - An Bord des Echo II-Bootes K-222 brach 167 Kilometer östlich der japanischen Insel Okinawa ein Feuer im Reaktor aus, der sofort heruntergefahren wurde. Neun Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
  • 18. Juni 1984 - Auf dem U-Boot K-131 der Echo-II-Klasse brach während der Fahrt in der Barentssee Feuer in der achten Abteilung aus. Ein Elektriker hatte Sicherheitsrichtlinien missachtet. Dabei starben 13 Soldaten.
  • 10. August 1985 - Reaktorexplosion während der Brennstoffaufnahme auf dem Echo-II-Boot K-431 in der Chasma-Bucht 55 km von der Stadt Wladiwostok entfernt. 10 Besatzungsmitglieder wurden getötet.
  • 13. Januar 1986 - Bei einem Unfall auf dem U-Boot K-31 (Echo-II) kam es zu einer Explosion im Reaktor. Das Schiff lag in seiner Basis. Radioaktivität wurde freigesetzt und das umliegende Gelände kontaminiert. Es gab keine Toten.
  • 26. Juni 1989 - 350 km südlich der Bäreninsel und 150 km nordwestlich der norwegischen Provinz Troms brach auf einem Echo II-Boot der Nordmeer-Flotte, der K-192, in den beiden Heckabteilungen ein Feuer aus. Es gab ein Leck im Kreislauf des rechten Reaktors. Der Reaktor wurde durch Notabschaltung heruntergefahren. Das Boot lief aufgetaucht unter Dieselkraft nach Murmansk. Die Mannschaft wurde bei dem Vorfall radioaktiver Strahlung ausgesetzt.

Einheitenbilanz

Einheitenbilanz Echo I:

  • Gebaute Einheiten: 6
  • Baubeginn: 1957
  • Bauende: 1962
  • Umgerüstet auf Echo II: 1
  • Umgerüstet auf P659T-Standard (nur Torpedos): 5 [bedingt durch SALT-1]
  • Außer Dienst: 6
  • In Reserve: 1 bzw 0

Einheitenbilanz Echo II:

  • Gebaute Einheiten: 28
  • Baubeginn: 1962
  • Bauende: 1968
  • Außer Dienst: 28
  • In Reserve: 2 (aufgrund von Reaktorunfällen noch nicht abwrackt)

Einzelnachweise

  1. navy.h1.ru/Page15/k56.html

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