Puduchery

Puduchery
Puducherry
Puducherry (Indien)
DEC
Staat: Indien
Unionsterritorium: Puducherry
Distrikt: Puducherry
Lage: 11° 56′ N, 79° 50′ O11.93333333333379.8333333333337Koordinaten: 11° 56′ N, 79° 50′ O
Fläche: 19,46 km²
Einwohner: 220.749 (2001)p1
Bevölkerungsdichte: 11.345 Ew./km²
Wahrzeichen Puducherrys: Das Park Monument
Wahrzeichen Puducherrys: Das Park Monument

Puducherry (Tamil: புதுச்சேரி Putuccēri [ˈpuðɯʧːeːɾi]), früher Pondicherry, ist eine Stadt in Südindien mit rund 230.000 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und rund 575.000 in der Agglomeration (Stand 2009). Sie liegt an der Küste des Golfs von Bengalen 135 km südlich von Chennai (Madras). Puducherry ist die Hauptstadt des gleichnamigen Unionsterritoriums und bildet eine Enklave im Gebiet des Bundesstaats Tamil Nadu. Die Stadt kam 1673 unter französische Herrschaft und blieb bis 1954 die Hauptstadt Französisch-Indiens. Noch heute ist der französische Einfluss spürbar. Puducherry ist bekannt für sein europäisch anmutendes Stadtbild und den Sri Aurobindo Ashram.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name Puducherry bedeutet auf der lokalen Sprache Tamil „neues Dorf“. Während der Kolonialzeit wandelte sich dieser Name in Pondicherry (engl.) bzw. Pondichéry (frz.).[1] Diese Bezeichnung wurde auch in das Tamilische übernommen und ersetzte den ursprünglichen Namen. Im Jahr 2006 wurden Stadt und Unionsterritorium offiziell in Puducherry (engl.) bzw. Poudouchéry (frz.) umbenannt. Diese Namensänderung steht im Zusammenhang mit einer Reihe von Umbenennungen indischer Städte, bei denen die kolonialzeitlichen Namensformen ersetzt wurden (vgl. die Umbenennung von Bombay in Mumbai oder Madras in Chennai).[2] Der neue Name hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch bislang aber noch kaum durchsetzen können. Umgangssprachlich wird die Stadt oft auch kurz Pondy genannt.

Geografie

Lage

Karte des Distrikts Puducherry

Puducherry liegt im Süden Indiens rund 135 Kilometer südlich von Chennai an der Koromandelküste am Golf von Bengalen. Die nächstgelegenen Städte sind Cuddalore ca. 20 Kilometer südlich und Viluppuram ca. 35 Kilometer landeinwärts. Puducherry liegt auf Meereshöhe im flachen Schwemmland der Küstenebene. Südlich der Stadt mündet der Fluss Gingee mit den Mündungsarmen Ariankuppam und Chunnambar ins Meer.

Die Stadt Puducherry hat eine Fläche von 19,46 Quadratkilometern.[3] Der Ballungsraum reicht indes über die Grenzen des administrativen Stadtgebiets von Puducherry hinaus. Er hat eine Fläche von 85 Quadratkilometern und umfasst auch die Stadt Ozhukarai (Oulgaret) sowie Teile der Kommunen Ariankuppam und Villiannur. Zusammen mit diesen sowie weiteren eher ländlich strukturierten Gebieten im Umland gehört die Stadt zum Distrikt Puducherry. Der 290 Quadratkilometern große Distrikt Puducherry bildet eine Enklave im Gebiet des Bundesstaats Tamil Nadu und wird vom Gebiet der Distrikte Viluppuram und Cuddalore umgeben. Er besteht aus zahlreichen zersplitterten Exklaven, die ihrerseits wiederum teilweise zu Tamil Nadu gehörige Enklaven einschließen. Der Distrikt Puducherry ist neben Karaikal, Mahé und Yanam einer von vier räumlich voneinander getrennten Distrikten des Unionsterritoriums Puducherry.

Topografie

Die Kernstadt Puducherrys hat auf der Landkarte annähernd die Form eines Ovals mit einer maximalen Ausdehnung von ca. 1,9 Kilometern in Nord-Süd- und 1,2 Kilometern in Ost-West-Richtung. Es wird von einer Ringstraße umgeben, welche die Straßenzüge South Boulevard, West Boulevard, Sardar Vallabhbhai Patel Road (North Boulevard) und Goubert Salai bilden, und grenzt im Osten an das Meer. Zur See hin ist die Stadt durch einen zwei Kilometer langen, an der Seeseite durch Granitblöcke verstärkten Uferdamm geschützt. Innerhalb der Ringstraße folgen die Straßen einem regelmäßigen Schachbrettmuster. Ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender Kanal teilt Puducherry in einen zwei Teile, die seit der Kolonialzeit als „weiße“ und „schwarze“ Stadt gelten. Der östliche, French Quarter genannte Teil zwischen Kanal und Meer ist mit seinen Kolonialbauten und ruhigen, baumbestandenen Straßen deutlich europäisch geprägt. Der Westteil der Stadt mit den Hauptgeschäftsstraßen Mission Street (auch: Cathedral Street), Mahatma Gandhi Road und Nehru Street unterscheidet sich hingegen kaum von anderen indischen Städten.

Die äußeren Gebiete der Stadt sind größtenteils erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Sie sind meist ungeplant gewachsen und weisen daher keinen genauso regelmäßigen Stadtgrundriss auf wie die Kernstadt.

Geschichte

Altertum

Plan von Puducherry 17. Jahrhundert

Erste historisch gesicherte Zeugnisse von Puducherry stammen aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Römische Dokumente erwähnen als eines der Handelszentren an der Indischen Küste einen Ort mit Namen Poduca oder Poduke, der laut Historiker mit dem heutigen Puducherry identisch ist. Der Handel bestand aus Textilien, Tonwaren und Halb-Edelsteinen. (Diese Fundstücke sind heute im Museum in Puducherry ausgestellt.) Seit dem vierten Jahrhundert nach Christus wird der Raum von Puducherry durch die Dynastie der Pallava beherrscht. In einem Dokument aus dem achten Jahrhundert wird eine Sanskrit Universität genannt, die hier aus früheren Zeiten existiert haben soll. Die Legende erzählt, dass der Weise Agastya hier einen Ashram gründete, der als Agastiswaram bezeichnet wurde. (Eine Inschrift, die in der Nähe des Vedhapuriswara Tempel gefunden wurde, deutet auf die Glaubwürdigkeit dieser These hin.) In den nächsten Jahrhunderten sind es verschiedene Dynastien aus dem Süden, wie die Cholas und die Pandya, die das Sagen in dieser Region haben. Bis auf eine kurze Invasion durch die moslemischen Herrscher aus dem Norden, die das Sultanat von Madurai errichteten, war es das Vijayanagar Imperium das bis 1638 diesen Teil Südindiens beherrschte.

Kolonialzeit

Statue von Joseph François Dupleix an der Uferpromenade von Puducherry.

Im Jahre 1673 kauft die französisch-indische Gesellschaft ein kleines Dorf vom Sultan von Bijapur. In der Folge wird Pondichéry (frz. Schreibweise) der Brückenkopf für die wirtschaftlichen Interessen Frankreichs in Indien. Der aufstrebende Handel ist eng mit dem Namen Francois Martin verbunden, der ab 1685 als "Direktor der Koromandelküste" die Geschäfte der französischen Kolonie leitet. Die Entwicklung wird durch Streitigkeiten mit der niederländischen Fraktion und seinem frühen Tod 1706 beeinträchtigt. In der Folge werden die Geschicke der Stadt von Lenoir (ab 1726) und Dumas (ab 1735) bestimmt. Unter dem Mandat von Joseph Francois Dupleix (ab 1742) und dessen militärischen Erfolgen gegen englische Truppen wird die Kolonie auf die Umgebung der Stadt und Südindien ausgeweitet. Auch wächst der Einfluss auf die Fürstentümer der Region.

Da die Aktionäre der französisch-indischen Gesellschaft weitere Auseinandersetzungen mit Großbritannien vermeiden wollen, wird Dupleix von seinem Posten abgerufen und sein Nachfolger, Godeheu, beauftragt, Friedensverhandlungen mit der englischen Kolonie zu führen. Der Frieden währt aber nicht lange und am 16. Januar 1761 wird Pondichéry durch die Briten eingenommen und nahezu vollständig zerstört. Nach dem Vertrag von Paris (1763) darf Frankreich nur seine Handelsniederlassung in Pondicherry behalten.

Erst 1816 erlangt Frankreich wieder die alleinige Kontrolle über den Ort. Es ist Frankreich aber untersagt militärische Befestigungen zu errichten oder eine Garnison zu unterhalten.

Seit der Unabhängigkeit

Nachdem Indien 1947 die Unabhängigkeit erlangt hatte, wurde in Französisch-Indien ein Jahr später eine Volksabstimmung über den Verbleib bei Frankreich oder den Anschluss an Indien durchgeführt. Die Einwohner Pondicherrys entschieden sich dabei ebenso wie in allen anderen französischen Besitzungen außer Chandannagar zunächst für den Verbleib bei Frankreich. In den Folgejahren gewann die pro-indische Bewegung aber an Boden, so dass Pondicherry, Karaikal, Mahé und Yanam am 1. November 1954 de facto den Anschluss an Indien vollzogen. Der Vertrag, in dem Frankreich seine Kolonien an Indien abtrat, wurde 1956 abgeschlossen, trat aber erst 1962 nach der Ratifizierung durch das französische Parlament de jure in Kraft. Im Jahr darauf wurde das Unionsterritorium Pondicherry gegründet und Pondicherry zu dessen Hauptstadt bestimmt.

Nach dem Seebeben im Indischen Ozean 2004 war auch Puducherry von dem verheerenden Tsunami betroffen, der insgesamt rund 165.000 Todesopfer in Süd- und Südostasien forderte. Die Stadt selbst blieb von größeren Schäden verschont, da sie durch den Uferdamm vor der neun Meter hohen Flutwelle geschützt wurde; 25 Menschen starben aber auf der Strandpromenade. Deutlich schwerer betroffen waren die Fischerdörfer der Umgebung. Im Distrikt Puducherry wurden insgesamt 107 Tote geborgen.[4]

Bevölkerung

Bevölkerungsstruktur

Straßenszene in Puducherry

Zum Zeitpunkt der Volkszählung von 2001 hatte Puducherry 220.749 Einwohner in der eigentlichen Stadt bzw. 505.715 in der Agglomeration. Von der Bevölkerung Puducherrys sind 10,5 % jünger als sechs Jahre. Die Geschlechterverteilung ist bei 1018 Frauen pro 1000 Männern ausgeglichen.[5] Die Alphabetisierungsrate liegt mit 85,4 % über dem nationalen Durchschnitt von 65,4 % für Gesamtindien bzw. 80,3 % für die städtische Bevölkerung.[6] Gegenüber der letzten Volkszählung 1991 lag das Bevölkerungswachstum bei durchschnittlich 0,8 % pro Jahr. Hochrechnungen zufolge beträgt im Jahr 2009 die Einwohnerzahl 232.336 in der Stadt und 575.027 in der Agglomeration.[7]

Da Frankreich bei der Rückgabe seiner Kolonie an Indien den Bewohnern die Möglichkeit gab, die französische Staatsbürgerschaft zu behalten oder zu erwerben, gibt es heute eine große Anzahl von Einheimischen, die französische Staatsbürger sind. Es gibt auch zahlreiche Inder, die aus anderen indischen Bundesstaaten stammen (vor allem aus Bengalen, Gujarat und Orissa). Viele von ihnen sind wegen des Sri Aurobindo Ashrams nach Puducherry gekommen.

Sprache

Zweisprachiges Straßenschild „Rue Francois Martin“ in Tamil und Französisch

Wie im umliegenden Tamil Nadu ist Tamil die vorherrschende Sprache in Puducherry. Daneben gibt es wie in vielen Orten des benachbarten Tamil Nadu bereits seit der Vijayanagar-Zeit eine telugusprachige Minderheit. Neben dem Englischen, das in ganz Indien als Bildungs- und Verkehrssprache benutzt wird, ist in Puducherry als Relikt der Kolonialzeit auch Französisch als Zweitsprache weit verbreitet. Es dient neben Tamil und Englisch als Amtssprache. Auch Straßenschilder u. Ä. sind oft noch auf Französisch beschriftet.

Religion

Unter den Einwohnern des Ballungsraums Puducherry stellen Hindus mit 86,3 % die Mehrheit. Als Resultat der französischen Kolonialzeit gibt es eine größere Minderheit von Christen, größtenteils römisch-katholischen Glaubens. Ihr Anteil ist durch die Zuwanderung aus anderen Teilen Indiens zurückgegangen, heute machen sie im Raum Puducherry 9,5 % der Bevölkerung aus. Puducherry ist Sitz des Erzbistums Pondicherry und Cuddalore der römisch-katholischen Kirche in Indien. Das Erzbistum umfasst Puducherry sowie die Distrikte Cuddalore und Viluppuram. Ferner sind ihm die Suffragandiözesen Dharmapuri, Kumbakonam, Salem und Thanjavur unterstellt. Muslime stellen im Ballungsraum Puducherry mit 3,9 % eine kleinere Minderheit. Die Muslime Puducherrys sind zum größten Teil Sunniten der hanafitischen Rechtsschule.[8]

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsstruktur

Auf dem Fischmarkt Puducherrys (2006)

Zu den traditionellen Wirtschaftszweigen von Puducherry gehört die Textilindustrie. Die qualitativ hochwertigen Produkte werden auch auf den Weltmarkt exportiert.

Die Fertigung und der Ausfuhr von hochwertigen Lederprodukten ist inzwischen zum Hauptexportartikel geworden.

Der Fischfang vor der Küste ist mit einer Menge von 40 000 Tonnen jährlich beträchtlich.

In der Landwirtschaft werden neben den traditionellen Produkten auch Blumen, medizinische und aromatische Pflanzen angebaut und vermarktet.

Die Bedeutung der IT-Branche ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

Tourismus

Der Fremdenverkehr ist für die Wirtschaft des Unionsterritoriums und die Stadt Puducherry von Bedeutung. Die Anzahl der Übernachtungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

Jahr Touristen, Inland Touristen, Ausland
1999 449429 22983
2000 527274 23878
2001 476804 22115
2002 480522 20094
2003 500139 25559
2004 558445 32053
2005 624011 40500

Die Zahl der Tagesbesucher beläuft sich auf ca. 25000 und ist in der Statistik nicht berücksichtigt.

Verkehr

Fernverkehr

Der Bahnhof von Puducherry
Verkehr in Puducherry

Durch Puducherry führen der National Highway 45A und die East Coast Road (ECR). Der National Highway 45 zweigt im landeinwärts gelegenen Viluppuram vom National Highway 45 ab, führt nach Puducherry und dann parallel zur Küste südwärts nach Nagapattinam. Die ECR verläuft ebenfalls parallel zur Küste nordwärts in Richtung Chennai.Sie wurde 1998 geschaffen, indem mehrere kleinere Straßen entlang der Küste verbunden und ausgebaut wurden, und ist vor allem für ihre landschaftliche Schönheit bekannt. Mittelfristig ist geplant, die Straße vierspurig auszubauen. Eine alternative Strecke nach Chennai führt über das landeinwärts gelegene Tindivanam über den National Highway 45. Orte in der näheren und mittleren Umgebung sind durch Überlandbusse an Puducherry angebunden. Die Busse fahren vom zentralen Busbahnhof westlich des Stadtzentrums ab. Der Bahnhof von Puducherry befindet sich am Südrand der Innenstadt. Da Puducherry abseits der Hauptstrecken am Ende einer Schmalspurstrecke liegt, die vom Eisenbahnknotenpunkt Viluppuram abzweigt, verfügt die Stadt über keine besonders guten Bahnverbindungen.

Puducherry verfügt über einen eigenen Flughafen fünf Kilometer nördlich des Zentrums, auf dem aber keine Linienflüge verkehren. Derzeit ist geplant, nach Fertigstellung von Umbauten am Flughafen Puducherry den innerindischen Flugbetrieb aufzunehmen.[9] Der nächste in Betrieb befindliche Flughafen ist der internationale Flughafen Chennai. Der Hafen von Puducherry ist nur von untergeordneter Bedeutung. In den letzten Jahren legten pro Jahr maximal 45 Schiffe an, das Handelsvolumen schwankte zwischen ca. 20.000 und 100.000 Tonnen (zum Vergleich: in Chennai, dem zweitgrößten Hafen Indiens, werden jährlich 57 Millionen Tonnen Fracht umgesetzt).[10]

Nahverkehr

Puducherry besitzt ein rudimentäres Stadtbusnetz, das vor allem dazu dient, die Vororte und Dörfer der Umgebung mit dem Stadtzentrum zu verbinden. Innerhalb der Stadt kommen Autorikschas und dem Individualverkehr die größte Bedeutung als Verkehrsmittel zu. Wie allgemein in den Städten Indiens nimmt das Verkehrsaufkommen bedingt durch das Bevölkerungswachstum und das steigende Wohlstandsniveau stetig zu, was verstärkte Verkehrs- und Umweltprobleme zur Folge hat. So stieg die Anzahl der im Distrikt Puducherry registrierten Kraftfahrzeuge zwischen 1981 und 1998 fast um das siebenfache. Den größten Teil machen dabei motorisierte Zweiräder mit rund 75 % gegenüber Personenkraftwagen mit nur rund 15 % aus.[11]

Bildung

Universität Pondicherry

Puducherry ist Standort mehrerer Bildungseinrichtungen. Die Universität Pondicherry (Pondicherry University) ist eine sogenannte „zentrale Universität“, d. h. eine von 25 indischen Hochschulen, die von der Zentralregierung unterhalten werden. Die Universität Pondicherry wurde 1985 gegründet. Ihr über drei Quadratkilometer großer Campus befindet sich außerhalb der Stadt rund elf Kilometer nördlich. Das medizinische Forschungsinstitut Jawaharlal Institute of Postgraduate Medical Education & Research (JIPMER) geht zurück auf die 1823 von den Franzosen gegründete École de Médecine de Pondichéry. 1956 wurde es von der indischen Regierung übernommen, seinen heutigen Namen trägt das JIPMER seit 1964. Das sprach- und kulturwissenschaftliche Forschungsinstitut Puducherry Institute of Linguistics and Culture (PILC) untersteht der Regierung des Unionsterritoriums Puducherry. Ferner ist Puducherry Standort einer Zweigstelle der vom französischen Staat unterhaltenen École française d’Extrême-Orient (EFEO). Seit 2005 gehört die in der Bibliothek der EFEO aufbewahrte Sammlung von shivaitischen Palmblattmanuskripten zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Strandpromenade

Die Strandpromenade

Am Meeresufer Puducherrys verläuft die Straße Goubert Salai (ehemals Beach Road) mit einer knapp zwei Kilometer langen Strandpromenade zur Seeseite hin. Die Strandpromenade ist die beliebteste Flaniermeile Puducherrys und wird vor allem an Wochenenden, wenn die Goubert Salai für den Verkehr gesperrt ist, gleichermaßen von Einwohnern der Stadt wie Touristen in großen Zahlen bevölkert.

In der Mitte der Promenade befindet sich ein Denkmal für Mahatma Gandhi. Das vier Meter hohe Standbild Gandhis steht unter einem Pavillon und wird von acht Granitpfeilern umgeben, die aus der Festungsstadt Gingee stammen. Ursprünglich befand sich an der Stelle der Gandhi-Statue ein Denkmal für den französischen Gouverneur Joseph François Dupleix. Die Dupleix-Statue wurde 1870 aufgestellt und nach der indischen Unabhängigkeit an einen weniger repräsentativen Ort am Südende der Strandpromenade verlegt. Nicht weit entfernt von der Gandhi-Statue befindet sich ein Denkmal Jawaharlal Nehrus, das ebenfalls von Granitpfeilern umgeben ist. Auf dem Platz vor dieser Statue finden während des ganzen Jahres kulturelle, musikalische und kommerzielle Veranstaltungen statt.

Stadtbild

Mit seiner großzügig angelegten Uferpromenade, seiner von Frankreich beeinflussten Kultur und Architektur, findet man nirgendwo sonst Vergleichbares in Südindien. Der im frühen 18. Jahrhundert entstandenen französischen Kolonie ist es gelungen, ihren besonderen Charme vor typisch indischem Hintergrund zu bewahren. Es gibt bis heute ein großes französisches Konsulat, ein Hôtel de ville (Rathaus), eine französische Schule und vieles mehr, was an Frankreich erinnert. In einigen Restaurants sind französische Gerichte auf der Speisekarte zu finden. Dennoch ist es eine typisch indische Stadt mit ihren Autorikschas, Basaren und Hindutempeln. Der stärker französisch geprägte Teil der Stadt liegt im Osten, zur Seeseite hin, der mehr indische Teil im Westen.

Sri-Aurobindo-Ashram und Auroville

Das Matrimandir in Auroville

Im Westen ist Puducherry durch den 1926 gegründeten Sri-Aurobindo-Ashram bekannt. Der bengalische Philosoph und Mystiker Aurobindo Ghose (Sri Aurobindo) war 1910 in die Verbannung in das französisch verwaltete Pondicherry gegangen, nachdem er von den britischen Kolonialherren wegen seiner politischen Aktivitäten in der indischen Unabhängigkeitsbewegung inhaftiert worden war. Hier wandte sich Aurobindo spirituellen Interessen zu, entwickelte die Lehre vom „Integralen Yoga“ und gründete zusammen mit der Französin Mirra Alfassa einen Ashram. Aurobindo und Alfassa, die von ihren Anhängern „Die Mutter“ (The Mother) genannt wird, sammelten eine immer größere Schar von Jüngern, darunter viele Europäer, um sich.

Heute ist der Sri-Aurobindo-Ashram nicht nur ein Anziehungspunkt für zahlreiche spirituell interessierte Reisende sondern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Puducherry. Neben Schulen, Bibliotheken und Krankenhäusern gehören dem Ashram auch zahlreiche Werkstätten, Läden und Immobilien. Das Hauptgebäude des Sri-Aurobindo-Ashrams befindet sich in der Rue de la Marine und ist der Öffentlichkeit zugänglich. Im zentralen Hof befindet sich das Samadhi oder Mausoleum von Aurobindo und „Der Mutter“. Es wird von einem Frangipani-Baum überragt und täglich von den Mitgliedern des Ashrams mit Blumen geschmückt.

1968 gründeten Mitglieder des Sri-Aurobindo-Ashrams unter der Führung von Mira Alfassa die Modellstadt Auroville als ein utopisches Wohn-, Lebens- und Bewusstseinsexperiment. Auroville liegt acht Kilometer nördlich von Puducherry und hat heute rund 2.000 Einwohner, die in Gemeinschaften mit Namen wie Grace, Serenity, Fertile, Certitude oder Transformation leben. Der Entwurf für die Stadt stammt vom französischen Architekten Roger Anger und war ursprünglich für 50.000 Einwohner konzipiert und ist erst teilweise verwirklicht worden. Im Zentrum Aurovilles steht das Matrimandir („Tempel der Mutter“), ein futuristisch anmutendes Bauwerk in Form einer goldenen, sphärisch abgeflachten Kugel, das als Ort der Meditation und Kontemplation dient. Ein Besucherzentrum befindet sich in der Nähe des indischen Kulturpavillons Bharat Niwas. Es zeigt in einer ständigen Ausstellung die Geschichte und Philosophie der Ansiedlung und informiert über aktuelle Projekte und Aktivitäten der Bewohner.

Sakralbauten

Sacred-Heart-Kirche

Von der kolonialen Vergangenheit Puducherrys zeugen mehrere bedeutende katholische Kirchen. Die im Stadtzentrum an der Mission Street gelegene Immaculate-Conception-Kathedrale ist der Bischofssitz des Erzbistums Pondicherry und Cuddalore. Die barocke Kirche ist der unbefleckten Empfängnis Mariä geweiht und wurde 1791 an der Stelle eines in den Kriegen gegen die Briten zerstörten Vorgängerbaus erbaut. Die größte Kirche Puducherrys ist die 1902–07 im neugotischen Stil errichtete Sacred-Heart-Kirche am Südrand der Stadt. Die 1865 erbaute Kirche Notre Dame des Anges in der Dumas Street unweit der Strandpromenade vertritt den Stil der Neorenaissance.

Verglichen mit den Tempelstädten Tamil Nadus ragen die Hindu-Tempel Puducherrys weder durch ihre religiöse Bedeutung noch in architektonischer Hinsicht heraus. Der bedeutendste hinduistische Tempel der Stadt ist der Varadaraja-Tempel am Nordende der Mahatma Gandhi Road. Er ist dem Gott Vishnu geweiht und geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Im Stadtzentrum liegen der Vedapureswarar-Tempel, welcher im 18. Jahrhundert Shiva zu Ehren errichtet wurde, und der dem Gott Ganesha geweihte Manakkula-Vinayagar-Tempel. Die wichtigste Moschee der Stadt ist die Jamai-Moschee in der Mulla Street im muslimischen Viertel im Süden Puducherrys.

Parks und Grünanlagen

Bharati-Park (Government Park)

Im Zentrum Puducherrys befindet sich der großzügig angelegte Bharati-Park (ehemals Government Park). Den Mittelpunkt der Parkanlage bildet das Park Monument (Aayi Mandapam). Das strahlend weiße Monument im Stil des Klassizismus wurde während der Regierungszeit Kaiser Napoléons III. (1852–70) errichtet und gilt als ein Wahrzeichen Puducherrys. Um das Park Monument rankt sich eine Legende, der zufolge Krishnadevaraya, der König von Vijayanagar, im 16. Jahrhundert bei Puducherry geweilt haben und an einem hell erleuchteten Haus vorbeigekommen sein soll. Weil er es für einen Tempel hielt, suchte der König das Gebäude auf. Als er aber feststellte, das es sich in Wahrheit um das Haus einer Kurtisane namens Aayi handelte, war er sehr beschämt und verärgert. Um den König zu besänftigen, riss Aayi ihr Haus ab und baute an seine Stelle ein Wasserreservoir. Dieses soll im 19. Jahrhundert den Franzosen gedient haben, um die Trinkwasserprobleme Puducherrys zu lösen. Angeblich habe Napoléon III. von der Geschichte des Reservoirs gehört und daraufhin angeordnet, Aayi zu Ehren ein Denkmal zu errichten.

Am Südwestrand Puducherrys befindet sich eine zweite große Grünanlange, der Botanische Garten. Er wurde 1826 von den Franzosen angelegt und ist rund neun Hektar groß.

Veranstaltungen

Die Stadt Puducherry veranstaltet seit 1993 jedes Jahr im Januar ein mehrtägiges Internationales Yogafestival mit Teilnehmern aus aller Welt.

Einzelnachweise

  1. Henry Yule: Hobson-Jobson. A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Words and Phrases, London 1903, Stichwort: Pondicherry.
  2. BBC News: New name for old French territory, 20 September 2006.
  3. Governement of Pondicherry: Pondicherry Municipality.
  4. Alpa Sheth, Snigdha Sanyal, Arvind Jaiswal und Prathibha Gandhi: "Effects of the December 2004 Indian Ocean Tsunami on the Indian Mainland", Earthquake Spectra, Volume 22 (2006), S. 461.
  5. Census of India 2001: Population, population in the age group 0-6 and literates by sex - Cities/Towns (in alphabetic order)
  6. Governement of Puducherry, Directorate of Economics & Statistics: Literacy
  7. World Gazetteer: Pondicherry, Pondicherry (Ballungsraum).
  8. Zahlen laut Zensus 2001 nach Census GIS India (Religion); Zur Religion in Puducherry siehe ausführlich S.A. Rahman (Hrsg.): The Beautiful India. Pondicherry, New Delhi 2006, S. 221–233.
  9. The Hindu: Gurjar frowns upon slow pace of runway work at Puducherry airport, 18. Februar 2009.
  10. Port Department, Government of Puducherry: Traffic handled at Puducherry port.
  11. Stand 1998; Anne Kremer: Urbane Umwelt und Gesundheit: Exposition und Risikowahrnehmung vulnerabler Bevölkerungsgruppen in Pondicherry, Indien, Dissertation Universität Bonn, 2004, S. 117 f.

Literatur

  • S.A. Rahman (Hrsg.): The Beautiful India. Pondicherry. New Delhi 2006.
  • Jacques Weber: Pondichéry et les comptoirs de l'Inde après Dupleix. La démocratie au pays des castes. Paris 1996.

Weblinks


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