Ramsau (Gemeinde Molln)

Ramsau (Gemeinde Molln)
Wappen Karte
Wappen von Molln
Molln (Österreich)
DEC
Molln
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Oberösterreich
Politischer Bezirk Kirchdorf an der Krems (KI)
Fläche 191,4 km²
Koordinaten 47° 53′ N, 14° 16′ O47.88361111111114.258888888889442Koordinaten: 47° 53′ 1″ N, 14° 15′ 32″ O
Höhe 442 m ü. A.
Einwohner 3.638 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 19 Einwohner je km²
Postleitzahl 4591
Vorwahl 07584
Gemeindekennziffer 4 09 09
AT314
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Marktstraße 1
4591 Molln
Offizielle Website
Politik
Bürgermeister Renate Rettenegger (SPÖ)
Gemeinderat (2003)
(25 Mitglieder)
15 SPÖ, 9 ÖVP, 1 FPÖ
Lage der Gemeinde Molln
Karte
Datei:Ansicht von Molln (Oberösterreich).jpg
Der Ortskern
Das Nationalparkzentrum
Die Wallfahrtskirche Frauenstein im Mollner Ortsteil Ramsau

Molln ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Kirchdorf an der Krems im Traunviertel mit 3.705 Einwohnern. Der zuständige Gerichtsbezirk ist Kirchdorf an der Krems.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Molln liegt auf 442 m Höhe im Traunviertel im engen Tal des oberösterreichischen Flusses Steyr, nahe der Mündung der Krummen Steyerling. Die Gemeinde gehört zum Bezirk Kirchdorf an der Krems und ist etwa 20 km von Kirchdorf und 30 km von Steyr entfernt.

Am Rand des Nationalparks Kalkalpen gelegen, beherbergt Molln das Nationalparkzentrum. Im Süden des Gemeindegebietes erhebt sich, als Teil des Nationalparks, das Sengsengebirge.

Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 19,5 km und von West nach Ost 15,5 km. Die Gesamtfläche beträgt 191,4 km². Molln ist damit die viertgrößte Gemeinde Oberösterreichs. 69,5 % der Fläche sind bewaldet und 20,3 % landwirtschaftlich genutzt.

Ortsteile sind: Ausserbreitenau, Innerbreitenau, Molln und Ramsau.[1] Frauenstein gehört offiziell zum Ortsteil Ramsau und ist der Name der Pfarre und des 502 Meter hohen Bergkegels mit der Wallfahrtskirche.[2]

Wappen

Blasonierung: In Blau eine silberne Spitze, darin eine aufrecht gestellte blaue Maultrommel; im linken Obereck eine silberne Narzissenblüte mit goldenem, rot gesäumtem Butzen, im rechten Obereck ein silberner, sechsstrahliger, facettierter Stern. Die Gemeindefarben sind Blau-Weiß.

Geschichte

Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte der Ort seit dem 12. Jahrhundert zum Herzogtum Österreich. Seit 1490 wurde er dem Fürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet. Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt.

Von der Pechersiedlung zur Marktgemeinde

Das slawische Wort Smolna bedeutet „voll Harz oder Pech“. Durch Lautumwandlung entstand daraus die Bezeichnung „Molln“. Molln war also zur Zeit der Namensgebung wahrscheinlich eine von Slawen besiedelte Pechsiedersiedlung.

Auf seinem Rittersitz in der Ramsau soll zwischen 1129 und 1164 Heinrich von Ramesowa gewohnt haben, ein Dienstmann des steyrischen Markgrafen. In einer Urkunde aus dem Kloster Garsten wird Molln erstmals im Jahre 1233 erwähnt als Rittersitz des Heinrich von Molna, Jäger und Dienstmann des steyrischen Markgrafen.

Im Jahre 1336 erhob Herzog Albrecht Molln zum Markt, da eine rege Gewerbe- und Handelstätigkeit zu verzeichnen war. Durch die Verpfändung an das Kloster Spital ging das Marktrecht verloren und wurde erst 1977 auf Grund der historischen Tatsachen wieder verliehen.

Landwirtschaft

Die längste Zeit war Molln durch die Arbeit der Bauern geprägt. Schon zur Jungsteinzeit wurden die Nomaden Oberösterreichs allmählich sesshaft und begannen eine bäuerliche Lebensführung mit Viehzucht und Ackerbau. Die Naturlandschaft wandelte sich allmählich in Kulturland. Prähistorische Funde aus Molln stammen aus dieser Zeit: Ein 4000 Jahre altes durchbohrtes Steinbeil wurde im Mollnerbach (Nähe Stephanibrücke) gefunden, ein möglicherweise noch älterer „Schnauzenkratzer“ in der Breitenau-Sonnseite, eine Lanzenspitze aus der Bronzezeit in Ramsau-Effertsbach. Die Römer brachten wesentliche Verbesserungen und den Weinbau in die Landwirtschaft ein. (Weinbergerfeld – Außerbreitenau, Weinberg – Molln – Au). Die alte Römerstraße führte bei Klaus entlang der heutigen Gemeindegrenze.

Bis ins 14. Jahrhundert lebten die Bauern in einem gewissen Wohlstand, bis die Grundherrschaften verschiedene Rechte und Freiheiten der Bauern abbauten und einen allgemeinen Untertanenstand schufen. All dies führte neben der Erhöhung der Dienste, Taxen, Zehente und Roboten dazu, dass die Bauern kaum mehr in der Lagen waren, diese Forderungen zu erfüllen. Zu aller Not kam noch die bedeutende Steuererhöhung durch die Hussiten-, Türken- und Erbfolgekriege (15. bis 18. Jahrhundert). Im Mollner Aufruhr 1704 verhinderten die Bauern die Schlägerung von tausenden Bäumen, die für Schanzbauten zum Schutz der Steiermark hätten gefällt werden sollen. Die schließlich verhafteten Anführer zahlten diese Tat mit ihrem Leben bzw. mit ihrer Gesundheit.

Ein großes Problem für die Bauern stellte der übermäßige Wildbestand dar. Das Wild zertrampelte Wiesen und Felder, sodass weder Heu noch Getreide geerntet werden konnte. Im Jahre 1717 kam es daher zu einem organisierten Jagdaufstand in Molln, in dem die Bauern zur Selbsthilfe griffen und das übermäßige Rotwild in den herrschaftlichen Revieren abschossen. Die überaus harten Strafen überlebten etliche Wilderer nicht; allerdings lenkten die Behörden schließlich ein und eine unabhängige Kommission überprüfte die Wildschäden.

Seit dem 16. Jahrhundert verarmten die Bauern zunehmend. Die Schulden- und Güterbeschreibung des Amtes Molln aus dem Jahre 1649 zeugt von großer Not. 76 Bauernfamilien verhungerten. Eine große Anzahl von Höfen verödeten und viele Bauern mussten betteln gehen. Die Reformen Maria Theresias und Joseph II. bedeuteten eine gewisse Erleichterung, aber erst die Revolution 1848 brachte die Bauernbefreiung. Der Bauer wurde nun gleichberechtigter Bürger und bekam das Recht auf Grundbesitz.

Bergbau und Eisenverarbeitung

Bergbau und Eisenverarbeitung spielen in der Geschichte Mollns eine große Rolle. Die Anfänge in Molln reichen vermutlich ins 13. Jahrhundert zurück, urkundlich bezeugt ist er erstmals um 1570. Die Sage vom „Gaisbergmandl“ ist ebenfalls ein Hinweis auf frühen Bergbau. Der Bergbau wurde von der Obrigkeit durch Verleihung außerordentlicher Privilegien gefördert und konnte sich bis etwa um 1790 behaupten – Schürfstellen am Buchberg und an mehreren Orten am Gaisberg lieferten das Erz, das in einem Verhüttungsbetrieb in Gstadt in Molln an der krummen Steyrling verarbeitet wurde. Spuren des Bergbaues, wie Stollenreste und Abraumhalden, sind heute noch im Bereich oberhalb der Gaisbergwiesen festzustellen. Gruben befanden sich auch am Hochbuchberg. Auch Bleigewinnung wird in alten Schriften vom Gaisberg bei Molln erwähnt. Drei „Gruppen mit schönen Klüften“ dienten am Gaisberg (Hufmanngraben) vermutlich immer wieder dem Eisenabbau. Geringe Mächtigkeit der Erzlager, kleiner Eisengehalt und Hochwasserschäden an den Verhüttungsanlagen verursachten aber laufend Schwierigkeiten und längere Betriebsunterbrechungen, sodass der Abbau dann spätestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts endgültig eingestellt worden sein dürfte. Der Hüttenbetrieb in Gstadt musste sich anderen Produkten zuwenden. Vorerst wurden Rohr- und Blechhämmer errichtet.

1780 erteilte Kaiserin Maria Theresia das Privileg zur Aufnahme der Sensenproduktion, die bis 1962 Bestand hatte. Der Firmeninhaber Roland Pießlinger stellte die Produktion rechtzeitig um und hat das Unternehmen zu einem modernen Eloxalbetriebe und Metallbeschichtungsbetriebe ausgebaut und ähnlich der früheren Sensenerzeugung erfolgreich am internationalen Markt verankert.

In der Umgebung von Molln sind auch an mehreren Punkten Steinkohlenschürfungen vorgenommen worden: Der alte Steinkohlenschurf östlich vom Steinköpfel und Sulzeck im Graben zwischen Denk und Reitbauer war um die Mitte des 19. Jahrhunderts der bedeutendste von ihnen. In einem Stollen wurden drei geringmächtige Kohlenflöze von teils mürber, jedoch schöner und reiner Kohle angefahren. Auch in der Welchau und auf der Feichtaualm im nördlichen Sengsengebirge sollen Kohlenschurfe betrieben worden sein.

Die Wildererschlacht von Molln

Die Zeit des Ersten Weltkriegs war aufgrund der totalen Lebensmittel- und Rohstoffblockade durch große Not gekennzeichnet. Auch nach dem Krieg besserte sich das Elend kaum, Arbeitslosigkeit und Hunger erwarteten die Heimkehrer. Die oberösterreichische Landesregierung forderte die Jagdinhaber daraufhin sogar auf, überzähliges Wild abzuschießen. Dies wurde jedoch nicht verwirklicht.

Der Wilddiebstahl nahm nun stark zu, was zu verschärften Auseinandersetzungen zwischen Jägern und Förstern einerseits und Wilderern andererseits führte. Ein vorläufiger Höhepunkt war der Mord am gräflich Lamberg'schen Förster Johann Daxner. Schließlich gipfelte der Streit in der so genannten „Wildererschlacht von Molln“ am Abend des 14. März 1919. Anlass war eine Befreiungsaktion am Bahnhof von Grünburg, bei der einige verhaftete Wilderer, unblutig aber gewaltsam, aus den Händen der Gendarmerie befreit wurden. Am Abend desselben Tages kamen im Mollner Gasthof Dolleschal drei unbewaffnete Wilderer und ein Gendarm ums Leben. Ein weiterer Wilderer wurde in seinem Bett liegend erstochen.

Zivile Opfer des Zweiten Weltkrieges

Von den Machthabern wurden viele in Molln lebende Zivilisten ermordet. Ein Denkmal im Gemeindepark erinnert an diese Opfer. [3]

Wirtschaftsgeschichtliche Besonderheiten

Maultrommel

Molln ist die Erzeugungsstätte eines seltenen Musikinstruments, der Maultrommel (die Maultrommel ziert auch das Mollner Wappen). Der Ursprung dieses Handwerks geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Zunftakten beginnen mit dem Jahr 1679, die erste Handwerksordnung wurde 1690 unter Johann Maximilian Graf Lamberg erlassen. Molln ist weltweit der einzige Ort, an dem seit 400 Jahren Maultrommeln erzeugt werden. Angeblich ist das Instrument selbst seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Eine Sage berichtet, dass ein zum Tod verurteiltes Mädchen namens Barbara begnadigt werden sollte, wenn es etwas Besonderes erfände. In ihrer Not ersann sie die erste Maultrommel, deren Klang die Richter derart bezauberte, dass sie der Delinquentin die Freiheit schenkten. Der Zauberton und die bescheidene Klangfülle machten die Maultrommel zum bevorzugten Ständcheninstrument. Etwa um 1832 wurde das „Brummeisen“ angeblich von der Kirche verboten, weil es von Burschen zum Fensterln verwendet wurde, die dabei großen Erfolg erzielten. Wie es hieß, könne „das Weib“ den Tönen nicht widerstehen und öffne das Fenster.

1818 lebten 34 Meister in Molln. Heute gibt es noch drei Hersteller, die ihre Erzeugnisse in die ganze Welt vertreiben.

Schaufelhacker

Begünstigt durch den Holzreichtum hat ein anderes uraltes Gewerbe ebenfalls in Molln nachweislich vor etwa 650 Jahren seinen Ausgang genommen: das der Schaufelhacker und Holzschitzler, welches wie kaum ein anderes Gewerbe die Ursprünglichkeit seiner rein handwerksmäßigen Führung bis zu seinem Aussterben (1951 ist die selbstständige Zunft bzw. Genossenschaft erloschen) bewahrte. Daneben gab es auch zahlreiche Schüssler, Drechsler, Schlitter, Wagner und Backtrogmacher.


Städtepartnerschaften

Schutzmantelmadonna in der Wallfahrtskirche Frauenstein

Sehenswürdigkeiten

  • „Museum im Dorf“: Schwerpunkte sind: Maultrommelerzeugung, Holz- und Eisenverarbeitung, Kalkbrennerei, die Schuhfabrik Dachstein (seit 1992 Kneissl Dachstein) und die Mollner Ortsgeschichte.
  • Nationalparkzentrum: Ausstellungen über den Nationalpark Kalkalpen
  • Schmiede und Maultrommelerzeugung: private Schaubetriebe
  • Pfarrkirche Molln:
  • Wallfahrtskirche Frauenstein: um 1510, mit Schutzmantelmadonna von Gregor Erhart

Natur

  • Nationalpark Kalkalpen: siehe weiter oben unter „Nationalparkzentrum“
  • Rinnende Mauer: eine großflächige Quelle an der Steyr

Sport

SV Molln: örtlicher Sportverein mit fünf Sektionen: Fußball, Wintersport, Tennis, Turnen, Tischtennis

Vereine

circa 70 Vereine und Körperschaften

Wirtschaft und Infrastruktur

Molln ist ein beliebter Urlaubsort, der aber noch mehr durch sein traditionelles Metallhandwerk bekannt ist. Insbesondere wird hier die Original Maultrommel hergestellt. Molln knüpft an die jahrtausende alte Handwerkskunst der Eisenwurzen an, die sich nördlich jener Region entwickelte, die in der Römerzeit für Norisches Eisen stand.

ansässige Unternehmen

  • Röfix AG (Baustoffwerk) [4]
  • Bernegger GmbH
  • Piesslinger GesmbH
  • Metallbau Stöger Herbert
  • Waffen und Harnischschmiede Schmidberger [5]

Freizeit

  • Hallenbad

Bildung

  • Kindergarten
  • zwei Volksschulen
  • Hauptschule
  • Landesmusikschule
  • Bibliothek: im Gemeindeamt

Persönlichkeiten

Ehrenbürger:

  • Prof. Otto Jungmair (1889 Molln-1974 Linz), oberösterreichischer Mundartdichter und Adalbert Stifter-Forscher
  • Mag. Angela Mohr (*1920 als Angela Trenkler in Molln), Mollner Heimatforscherin
  • Dkfm. Wolfgang Greutter 1924 Linz/Donau-2006 in Ried/Tr.), Unternehmer (Huber Möbel Molln, Breitenau)

Söhne und Töchter der Gemeinde:

Periodika

  • Natur im Aufwind –- Die Nationalpark Kalkalpen Zeitschrift Heft 4, Sommer 1993, S. 13

Einzelnachweise

  1. Regionalsuche Molln
  2. Willibald Girkinger / Wolfgang Heitzmann: Die Steyr –- Landschaft und Menschen am Fluß. Linz: Landesverlag, 1990. 2. Auflage. S. 117
  3. Mollnfolder (Webdokument, pdf)
  4. www.roefix.com Firmenwebseite (Abgerufen am 4. Februar 2009)
  5. firmenabc.at

Literatur

  • Willibald Girkinger / Wolfgang Heitzmann: Die Steyr –- Landschaft und Menschen am Fluß. Linz: Landesverlag, 1990. 2. Auflage. ISBN 3-85214-527-9
  • Franz Kirchner: Das Mollner Heimatbuch
  • Angela Mohr: Althäuser in der Gemeinde Molln und Kulturgüter in Molln
  • Christian Hager, Peter Wegenstein: Steyrtalbahn –- Schmalspurstrecken Garsten–Steyr–Klaus und Pergern–Bad Hall. Linz: Verlag Denkmayr, 1988. ISBN 3-901838-22-8
  • Raimund Ločičnic: Das Steyrtal in alten Ansichten. Steyr: Ennsthaler, 2001. ISBN 3-85068-588-8


Weblinks


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