Reichenau (Kärnten)

Reichenau (Kärnten)
Reichenau
Wappen von Reichenau
Reichenau (Kärnten) (Österreich)
Reichenau (Kärnten)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Kärnten
Politischer Bezirk: Feldkirchen
Kfz-Kennzeichen: FE
Fläche: 113,99 km²
Koordinaten: 46° 51′ N, 13° 54′ O46.85416666666713.8930555555561095Koordinaten: 46° 51′ 15″ N, 13° 53′ 35″ O
Höhe: 1.095 m ü. A.
Einwohner: 1.958 (1. Jän. 2011)
Bevölkerungsdichte: 17,18 Einw. pro km²
Postleitzahlen: 9564, 9565
Vorwahl: 0 42 75
Gemeindekennziffer: 2 10 07
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Ebene Reichenau 80
9565 Reichenau
Website: www.reichenau.eu
Politik
Bürgermeister: Karl Lessiak (SPÖ)
Gemeinderat: (2009)
(19 Mitglieder)
9 FPK, 7 SPÖ, 3 ÖVP
Lage der Gemeinde Reichenau im Bezirk Feldkirchen
Albeck Feldkirchen Glanegg Gnesau Himmelberg Ossiach Reichenau Sankt Urban Steindorf am Ossiacher See Steuerberg KärntenLage der Gemeinde Reichenau (Kärnten) im Bezirk Feldkirchen (anklickbare Karte)
Über dieses Bild
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Blick über die Ortschaft Ebene Reichenau
Pfarrkirche Sankt Martin in Reichenau
Pfarrkirche Sankt Margarethen
Pfarrkirche St. Lorenzen
Filialkirche Heilige Anna bei Sankt Lorenzen
Grenzstein in Schuß
Wiedweg, Kirche

Reichenau ist eine Gemeinde mit 1958 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Feldkirchen in Kärnten.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die Gemeinde liegt in 1.010 m (Gurk bei St. Margarethen) bis 2.334 m (Gipfel des Klomnocks) Seehöhe in den Gurktaler Alpen. Sie deckt sich im Wesentlichen mit dem Einzugsgebiet der obersten Gurk und hat im Norden Anteil an der als Skigebiet bekannten Turracher Höhe und dem Turracher See, welche sich Reichenau mit der benachbarten steirischen Gemeinde Predlitz-Turrach teilt.

Gemeindegliederung

Reichenau ist in fünf Katastralgemeinden (Ebene Reichenau, Sankt Lorenzen, Sankt Margarethen, Wiedweg und Winkl) gegliedert, die insgesamt folgende 21 Ortschaften umfassen (in Klammern Wohnbevölkerung Stand 2001):

KG Ebene Reichenau KG Sankt Lorenzen KG Sankt Margarethen KG Wiedweg KG Winkl
Ebene Reichenau (430) Sankt Lorenzen (30) Lassen (24) Falkertsee (17) Saureggen (28)
Hinterkoflach (99)   Mitterdorf (117) Plaß (40) Turracherhöhe (57)
Lorenzenberg (52)   Patergassen (239) Rottenstein (52) Winkl (122)
Schuß (74)   Sankt Margarethen (100) Seebach (39)  
Waidach (14)   Wiederschwing (59) Vorderkoflach (75)  
      Vorwald (258)  
      Wiedweg (103)  

Gewässer

Hauptfluss im Gemeindegebiet ist der Oberlauf der Gurk, die hier von mehreren kleinen Nebenflüssen gespeist wird.

Es gibt mehrere, meist kleine Seen in Reichenau, davon sind vor allem die Bergseen Turracher See in 1.763 m und der Falkertsee in 1.872 m Seehöhe als Ausflugsziele auch über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Die beiden kleineren Seen Grünsee und Schwarzsee liegen an beliebten Wanderwegen.

Nachbargemeinden

Predlitz-Turrach
Bad Kleinkirchheim Nachbargemeinden Albeck
Feld am See
Afritz am See
Arriach Gnesau

Geschichte

Die Gurktaler Alpen waren bis zur Bronzezeit unbesiedelt. In Ebene Reichenau deutet eine alte Eisengrube auf eine Ansiedlung in keltisch-römischer Zeit hin und der Flussname von Gurk erinnert an vorrömische Besiedlung. Zur Zeit des Noricums war das Gurktal teilweise von römischen Kolonialisten bewohnt, darauf, dass sie auch im Gebiet der heutigen Gemeinde Reichenau siedelten, gibt es allerdings keine Hinweise. Gegen Ende der Völkerwanderungen im ausgehenden 6. Jahrhundert zogen sich die Keltoromanen, bedrängt von slawischen Siedlern, auch in abgelegenere Täler zurück. Auf erste slawische Orte deutet die Endung „itz“ im Ortsnamen hin, so etwa die nahe Reichenau gelegenen Sirnitz und Flattnitz. Das Obere Gurktal war aber noch im 9. Jahrhundert, als entlang der Gurk bereits Orte wie Gurk und Orte um Straßburg genannt wurden, fast unbewohnt.

Um das Jahr 1000 kamen baierische Siedler nach Kärnten, durch Schenkungen gelangten große Teile in Kirchenbesitz und in die Hand von Klöstern. Der Besitz des Stifts Millstatt reichte bis ins Obere Gurktal. Hier wurden im 10., 11. und 12. Jahrhundert erste Waldrodungen durchgeführt, es entstanden die ersten geschlossenen Ansiedlungen, darunter Gnesau (1160 erstmals erwähnt).

Der sumpfige Talboden wurde erst nach 1300 kultiviert und besiedelt. So wurde Reichenau erst 1332 erstmals urkundlich erwähnt, der Name deutet auf eine Erschließung des Gebiets durch Brandrodung („Räuchn“) hin. Für die Zeit davor sind verschiedene Besiedlungen nachweisbar; bis 1300 lässt sich eine Rodungstätigkeit bis zur Ortschaft Vorwald feststellen, deren Name daher rührt.

Die Pfarre Sankt Lorenzen (die höchstgelegene Pfarre Kärntens auf einer Seehöhe von 1460 m, mit Wehrkirche im Ort und, etwas abgelegen, romanische Wallfahrtskirche St. Anna) wurde 1633 selbstständig. Zur Bildung der Steuergemeinden Winkl-Reichenau, Ebene Reichenau, St. Margarethen und Wiedweg kam es erst im Jahr 1829. Diese wurden 1849 zunächst dem Bezirk Feldkirchen angegliedert, 1850 bildete sich die Gemeinde Reichenau.

Die evangelische Kirche in Wiedweg wurde 1845 als Toleranzbethaus errichtet.

Im Jahr 1928 wurde ein Autobusverkehr auf die Turracher Höhe eingerichtet. Seit dieser Zeit entwickelte sich in Reichenau der moderne Fremdenverkehr.

Bevölkerung

Laut Volkszählung 2001 hat Reichenau 2.029 Einwohner, davon besitzen 97,0 % die österreichische Staatsbürgerschaft. 79,9 % der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen, 15,8 % zur evangelischen Kirche und 3,6 % sind ohne religiöses Bekenntnis.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die heutige Pfarrkirche Hl. Martin am südlichen Ortsende von Ebene Reichenau wurde 1384 anlässlich der Weihe einer Kapelle Hll. Andreas und Martin erstmals urkundlich erwähnt. St. Martin war bis 1754 Filiale von St. Lorenzen und erhielt erst dann ein eigenes Vikariat, 1812 wurde sie Pfarrkirche. Der die Kirche umgebende Friedhof wurde 1806 geweiht. Der heutige Kirchenbau wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im spätbarocken Stil errichtet. Der an den Chor angestellte Turm hat rundbogige Schallöffnungen und ein Pyramidenspitzdach.[1]
  • Die Pfarrkirche Hl. Laurentius in der in 1477 m Seehöhe gelegenen Ortschaft St. Lorenzen ist die höchstgelegene Pfarre Kärntens. Urkundlich belegt ist eine im Jahr 1216 geweihte Capella S. Mariae et S. Laurentii in alpibus. Die Kirche ist ein im Kern romanischer und gotischer Bau des 14. Jahrhunderts, der im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts in barockem Stil verändert wurde. Der Nordturm hat spitzbogige Schallöffnungen und ein Pyramidendach. Das spitzbogige Westportal ist mit der Jahreszahl 1787 bezeichnet.[2]
  • Die Pfarrkirche Hl. Margaretha in St. Margarethen wurde 1307 erstmals urkundlich und 1433 als Pfarrkirche genannt. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie im gotischen Stil Ende des 15. Jahrhunderts errichtet. Sie besitzt einen quadratischen Vorhallenturm mit spitzgiebeligem Turmhelm aus dem 19. Jahrhundert. An der Nordseite des leicht eingezogenen Chors ist eine Sakristei angebaut. An der Südfassade wurde im 15. Jahrhundert ein Wandbild des Hl. Christopherus angebracht.[3]
  • Die Evangelische Pfarrkirche in Wiedweg wurde erstmals 1787 als Filiale zu St. Magarethen oder Wiederschwing genannt. Wiedweg war bis 1898 Filiale von Feld am See, anschließend bis 1950 von Gnesau, seit 1954 ist Wiedweg eigenständige Pfarre. Die heutige Kirche wurde 1844 vom Villacher Baumeister Simon Pirker errichtet.[4]
  • Die Filialkirche Hl. Anna oberhalb von St. Lorenzen ist ein später barockisierter, ursprünglich gotischer Bau des 14. Jahrhunderts. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts nach Westen verlängert, mit einem Dachreiter mit rundbogiger Schallöffnung sowie einem zierlichen Zwiebelturm versehen. Die Baunaht ist sowohl an der Nord- als auch an der Südseite noch gut erkennbar.[5]
  • An der Straße auf die Turrach befindet sich in Höhe der Ortschaft Winkl die Teufelsbrücke. Das steingemauerte, 1893 an Stelle einer älteren Steinbrücke errichtete Bauwerk führt über die Schlucht des Stangenbachs. Nachdem sie den Ansprüchen des Autoverkehrs nicht mehr gerecht werden konnte, wurde sie 1978 durch eine breitere Eisenbetonbrücke als Verkehrsweg ersetzt; ein Teil des älteren Bauwerks ist jedoch heute noch zu sehen.[6]
  • Südwestlich von Ebene Reichenau, in der Ortschaft Schuß, befindet sich ein Grenzstein (bez. 1814), der nach den Napoleonischen Kriegen die Grenze zwischen Illyrien und dem Kaiserreich Österreich markierte.
  • Reptilienzoo Nockalm in Vorwald
  • Der Hochsinner, Kärntens höchstgelegener Bauernhof liegt auf 1616 m Seehöhe[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Das obere Gurktal wird von der auch als Turracher Straße bezeichneten ehemaligen Bundesstraße 95 in Nord-Süd-Richtung durchzogen, die das Murtal im Norden mit dem Klagenfurter Becken verbindet. Zwischen Patergassen und Wiedweg zweigt die Kleinkirchheimer Straße (B 88) als Verbindung über Kleinkirchheim nach Radenthein verläuft, in westlicher Richtung von ihr ab. Von Ebene Reichenau führt die L 65 über Sirnitz in das mittlere Gurktal (B 93), von dem das obere Gurktal durch die Enge Gurk, eine nicht für den Straßenverkehr ausgebaute Klamm, getrennt ist. In Winkl zweigt die Nockalmstraße ab, die in die Innerkrems und über die L 19 ins Katschtal führt.

Ansässige Unternehmen

Durch die Schigebiete Turracherhöhe und Falkert im Gemeindegebiet sowie die Nähe zu jenen in Kleinkirchheim und Hochrindl spielt der Winterfremdenverkehr eine gewisse Rolle, durch die Lage in den Nockbergen am östlichen Rand des Nationalparks Nockberge, dessen Verwaltung in der Ortschaft Ebene Reichenau ihren Sitz hat, auch der Sommerverkehr. Daneben gibt es keine bedeutenden Gewerbebetriebe.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Reichenau hat 19 Mitglieder und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2009 wie folgt zusammen:

Direkt gewählter Bürgermeister ist seit 2001 Karl Lessiak (SPÖ).

Wappen

Wappen at reichenau.png

Das Reichenauer Wappen, das der Gemeinde am 20. Jänner 1986 von der Kärntner Landesregierung verliehen wurde, vereinigt sinnfällig Elemente der Kulturgeschichte und des Naturraumes: Es zeigt die im Jahr 1216 geweihte und damit auf dem Gemeindegebiet urkundlich älteste Kirche von St. Lorenzen sowie auf der hinteren Schildhälfte mit dem Stengellosen Enzian (Gentiana acaulis) eine für die Almlandschaft des Nockgebiets (welche im Schild durch den grünen Berg zum Ausdruck kommt) typische Pflanze.

Die amtliche Blasonierung des Wappens lautet:

„Über grünem Berg von Rot und Silber gespalten, rechts auf dem Berg hinter einer nach links steigenden silbernen, schwarz überdachten Mauer eine silberne, schwarz gedeckte und schwarz geöffnete gotische Kirche mit bis unter den Hauptrand reichendem Turm, links ein aus drei grünen Blättern wachsender stengelloser Enzian schwebend mit silbernem Stempel.“[8]

Die Fahne ist Rot-Weiß mit eingearbeitetem Wappen.

Persönlichkeiten

Sigi Grabner
  • Siegfried Grabner (* 1975), Snowboard-Welt- und Europameister sowie Olympiateilnehmer, stammt aus Saureggen
  • Matthias Maierbrugger (1913–1991), Heimatforscher und Autor, wurde in Berg geboren
  • Erika Molny (1932–1990), Autorin, wurde in Patergassen geboren

Weblinks

 Commons: Reichenau (Kärnten) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 89f.
  2. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 760.
  3. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 767f.
  4. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 1067.
  5. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 760.
  6. Georg Sterk, Friedrich H Ucik: Die Turracher Höhe. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2003, ISBN 3-7084-0039-9, S. 35f.
  7. Georg Sterk, Friedrich H Ucik: Die Turracher Höhe. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2003, ISBN 3-7084-0039-9
  8. zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen, S. 226. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1

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