- Luftrettung in Italien
-
In Italien gibt es ein flächendeckendes Netz von Luftrettungsstationen. Zum Teil stellen staatliche oder halbstaatliche Organisationen die Rettungshubschrauber, zum Teil private Betreiber. Wichtigste staatliche Organisation im Bereich des Luftrettungswesens ist die italienische Luftwaffe. Die halbstaatlichen und privaten Betreiber sind vorwiegend im Rahmen der italienischen Regionen, in einzelnen Fällen auch im Rahmen einzelner Provinzen organisiert. Größter privater Betreiber ist die Firma INAER Helicopter Italia (vormals Elilario), die in Norditalien 15 RTH-Stationen unterhält. Die Anforderung der Rettungshubschrauber erfolgt über die Notrufnummer der Rettungsdienste (Krankenwagen) 118 bzw. durch die Rettungsdienste vor Ort. Die Einsatzzentralen der Rettungsdienste fordern die Hubschrauber dann bei den entsprechend verfügbaren Betreibern an.
Inhaltsverzeichnis
Staatliche Betreiber
Italienische Luftstreitkräfte
Bereits 1924 begann die italienische Luftwaffe mit dem Aufbau eines militärischen Luftrettungswesens, das auch für zivile Aufgaben vorgesehen war. Es wurden bis 1940 schrittweise 5 Staffeln mit Wasserflugzeugen aufgestellt, die von insgesamt 20 Stützpunkten aus operierten. 1965 wurden diese Einheiten im 15. Geschwader (15º Stormo) zusammengefasst, das neben Wasserflugzeugen vom Typ Grumman HU-16 auch Hubschrauber vom Typ AB-204 und AB-47J flog. Ab 1977 führte man als Ersatz für dieses Fluggerät 35 größere Hubschrauber vom Typ Agusta-Sikorsky HH-3F ein. Mit diesen allwettertauglichen Hubschraubern operierte das auf dem Militärflugplatz Pratica di Mare bei Rom beheimatete Geschwader bis 2010, dann zog es mit Stab sowie Ausbildungs- und Unterstützungseinheiten nach Cervia bei Rimini um. Die Staffeln des Verbandes befinden sich in Cervia (früher Rimini (83.), Brindisi (84.) Trapani (82.) und Pratica di Mare (85.) und fliegen derzeit 24 modernisierte HH-3F. In Cervia befindet sich daneben auch die Ausbildungsstaffel (81.). Das SAR-Netz der Luftwaffe wird vervollständigt durch ca. 30 AB-212-Hubschrauber anderer Einheiten in Mailand-Linate, Istrana, Grosseto, Grazzanise und Decimomannu. Diese Hubschrauber werden für zivile Luftrettungseinsätze bereitgehalten und regelmäßig für diese Zwecke herangezogen. Darüber hinaus hält die italienische Luftwaffe auf dem Flughafen Rom-Ciampino einige Flugzeuge vom Typ Dassault Falcon 900 und Falcon 50 für dringende Kranken- oder Organtransporte bereit.
Neben der italienischen Luftwaffe stellen auch die Marineflieger einige ihrer Hubschrauber für zivile Luftrettungseinsätze zur Verfügung. Diese Hubschrauber operieren vorwiegend von ihren Heimatstützpunkten in Luni bei La Spezia, Grottaglie bei Tarent und insbesondere auch von Catania aus. Bei Bedarf werden auch Hubschrauber der Heeresflieger (die das Luftrettungswesen in den italienischen Alpen begründeten) und der Carabinieri herangezogen. Gemäß der ICAO-Richtlinien stellt die italienische Luftwaffe ein permanentes und flächendeckendes Luftrettungswesen (Search and Rescue) für Flugunfälle bereit. In diesen und anderen Fällen werden die zivilen Einsätze militärischer Luftrettungseinheiten vom Einsatzführungszentrum der italienischen Luftwaffe (Comando delle Operazioni Aeree) in Poggio Renatico bei Ferrara koordiniert. Bei Seeunfällen übernimmt die italienische Marine die Koordinierungsaufgaben im Bereich der Luftrettung. Bei allen anderen größeren Unglücksfällen liegt die Zuständigkeit beim Zivilschutz oder beim Innenministerium bzw. bei deren Aussenstellen.
Andere staatliche Betreiber
Einer der Pioniere der zivilen Luftrettung in Italien war die italienische Feuerwehr, die bis heute ihre relativ wenigen Hubschrauber für SAR-Aufgaben zur Verfügung stellt. Auch die Guardia Costiera, die Guardia di Finanza und z.T. das Corpo Forestale dello Stato sind in diesem Bereich tätig.
Andere Betreiber
Private und halbstaatliche Luftrettungsdienste wurden in Italien nach dem Vorbild anderer europäischer Staaten erst Mitte der 1980er Jahre aufgebaut. Sie ergänzten oder ersetzten die bis dahin vor allem militärischen Betreiber und trugen dann ganz wesentlich zum Ausbau des nationalen Luftrettungswesens bei. Heute unterhalten die privaten Luftrettungsdienste mit über 40 RTH-Stationen ein fast flächendeckendes Netz. Bei der Anforderung von Rettungshubschraubern wird jedoch (bei Berücksichtigung der jeweiligen Verfügbarkeit und des Einsatzortes) kein Unterschied zwischen staatlichen und nichtstaatlichen oder zwischen militärischen und zivilen Betreibern gemacht.
Nachstehend eine Auswahl halbstaatlicher bzw. privater Betreiber und RTH-Stützpunkte, geordnet nach Regionen (die in Italien für das Gesundheitswesen zuständig sind).
Trentino-Südtirol
Südtirol
In der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol sind derzeit drei Rettungshubschrauber stationiert, die am Tage im Einsatz sind. Die Landesflugrettung Südtirol betreibt die Hubschrauber Pelikan 1 und Pelikan 2 in Bozen und Brixen. Zum Einsatz kommen zwei orange-lackierte Maschinen vom Typ BK 117. Die Landesflugrettung ist ein Zusammenschluss des in Südtirol landesweit präsenten Landesrettungsvereines Weißes Kreuz, des Bergrettungsdienstes im Südtiroler Alpenverein (AVS-BRD) und der Nationalen Berg- und Höhlenrettung (CNSAS) im Italienischen Alpenverein (Club Alpino Italiano). Die Hubschrauber werden von der spanischen INAER Helicopter Italia (vormals Elilario) gestellt.
Den dritten Hubschrauber stellt Aiut Alpin Dolomites, ein Zusammenschluss von 16 Bergrettungs-Mannschaften aus der Dolomitengegend. Die Maschine vom Typ EC 135 ist in Pontives in Gröden stationiert. Die Alarmierung erfolgt über die Landesnotrufzentrale unter der Notrufnummer 118. Dieser Hubschrauber ist nur in den Winter- und Sommermonaten in Bereitschaft.
Trentino
In der ebenso autonomen Nachbarprovinz Trentino stellt die Berufsfeuerwehr Trient vier Rettungshubschrauber (zwei AS 350 B3 Ecureuil und zwei AS 365 N3 Dauphin), davon sind aber je nach Jahreszeit einer oder zwei in Bereitschaft. Bei Großereignissen und Waldbränden können mehrere Besatzungen angefordert werden. Eigentümer der Hubschrauber ist die Autonome Provinz Trient. Die Staffel hat im Jahre 2009 ihr 50jähriges Bestehen gefeiert.
Veneto und Friaul-Julisch Venetien
Rettungshubschrauber stehen in Treviso, Belluno (Elidolomiti), Verona und Udine bereit
Lombardei
Standorte: Mailand, Como, Bergamo, Brescia, Sondrio (Elilombardia-Helitalia)
Piemont, Aostatal und Ligurien
Standorte: Turin, Novara, Cuneo, Vercelli, Alessandria, Aosta, Genua. Der Rettungshubschrauber in Novara unterliegt dabei einer besonderen und recht außergewöhnlichen Nutzungseinschränkung. Er darf seit mehreren Jahren nicht mehr auf dem Gelände des Krankenhauses landen; die offizielle Begründung dafür waren fehlende Sicherheitsabstände zu Bebauung und Straßenbäumen. Die Akutkranken oder - vor allem nach Verkehrsunfällen - Schwerverletzten werden an einem Hubschrauberlandeplatz am südlichen Stadtrand in einen Krankenwagen umgeladen und dann durch den - zu bestimmten Tageszeiten sehr intensiven - Stadtverkehr zum Krankenhaus gefahren, was je nach Stausituation zwischen mehreren Minuten und einer guten Viertelstunde kosten kann.
Emilia-Romagna und Marken
Standorte: Parma, Bologna, Ravenna; Ancona
Toskana
Florenz (Pegaso 1), Grosseto (Pegaso 2), Massa (Pegaso 3) (3 Hubschrauber)
Latium und Umbrien
Viterbo, Ciampino, Latina (3 Hubschrauber in Latium)
Abruzzen, Apulien und Basilikata
L'Aquila, Pescara; Bari; Potenza
Kampanien und Kalabrien
Neapel, Salerno (2 Hubschrauber in Kampanien); Cosenza, Catanzaro, Reggio Calabria
Sizilien
Palermo, Messina, Catania, Caltanissetta, Lampedusa
Sardinien
Keine privaten Betreiber vorhanden. Ein Hubschrauber der Feuerwehr in Abbasanta und eine militärische SAR-Hubschrauberstaffel auf dem Militärflugplatz Decimomannu übernehmen die Luftrettung.
Weblinks
Wikimedia Foundation.