Rischenau

Rischenau
Rischenau
Stadt Lügde
Koordinaten: 51° 53′ N, 9° 17′ O51.8805555555569.2805555555556212Koordinaten: 51° 52′ 50″ N, 9° 16′ 50″ O
Höhe: 212 m ü. NN
Fläche: 11,775 km²
Einwohner: 1.173 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1970
Postleitzahl: 32676
Vorwahl: 05283
Karte

Lage von Rischenau in Lügde

Rischenau gehört zu den 10 Ortsteilen der Stadt Lügde im Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen. Die vorher selbständige Gemeinde wurde im Rahmen der Kommunalreform am 1. Januar 1970 eingemeindet.[1][2] Der Ortsteil hatte am 31. Dezember 2008 1.173 Einwohner. Der derzeitige Ortsbürgermeister ist Dieter Diekmeier.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Rischenau liegt auf einer Höhe von 212 m ü. NN, rund 10 km südöstlich von der Kernstadt Lügde entfernt. Die Flächengröße der Ortschaft beträgt 11,775 km²; damit ist Rischenau hinter der Kernstadt und Elbrinxen der drittgrößte Ortsteil von Lügde.

Geschichte

Rischenau wurde im Jahr 1269 als Ryschenawe erstmals urkundlich erwähnt. Die Grafen von Schwalenberg gründeten die Siedlung, errichteten eine Burg und verliehen Rischenau 1280 Stadtrechte. Stadt und Burg existierten etwas über 100 Jahre, bis beide 1407 in der Eversteiner Fehde und 1447 Soester Fehde niedergebrannt wurden. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Dorf Rischenau neu besiedelt. Aus einem Messregister des Jahres 1529 geht hervor, dass der Ort aus 21 Hausstätten und rund 180 Einwohnern bestand. Nach der Einrichtung der Postkutschenlinie Kassel-Bremen 1737 wurde Rischenau zu einer Poststation im lippischen Südosten. Im 19. Jahrhundert gab es eine Postlinie von Thurn und Taxis, die von Rischenau nach Detmold, Lemgo und Rinteln führte. Ein zweite preußische Linie führte von Höxter über Rischenau, Bad Pyrmont, Barntrup und Herford nach Minden. Im Jahr 1903 wurde die letzte Postkutschenlinie von Höxter nach Rischenau eingestellt. 1847 bekam der Ort die Genehmigung, einen Kram- und Viehmarkt abzuhalten. Nach einer 133 jährigen Tradition wurde der Viehmarkt 1980 in Oktoberfest umbenannt und weitergeführt.[3]

Paradiesmühle in Rischenau

Südlich von Rischenau an der L 946 liegt der zu Rischenau gehörende Ort Biesterfeld. Hier errichtete Graf Simon VI. zur Lippe im 16. Jahrhundert eine Meierei, die später in den Besitz der Witwe Simons VII. zur Lippe überging. Nach deren Tod erbte ihr Sohn Jobst-Hermann die Meierei und begründete die Seitenlinie Lippe-Biesterfeld. In seiner Regierungszeit erbaute er ein Herrenhaus und mehrere Wirtschaftsgebäude. Bereits 1763 verließ die Familie Lippe-Biesterfeld ihren Stammsitz und zog nach Oberkassel bei Bonn. Erbfolgestreitigkeiten wurden vor Gericht zugunsten der Lippe-Biesterfeld-Linie entschieden, die Ende des 19. Jahrhunderts die Regentschaft im Fürstentum Lippe übernahm. Letzter regierender Fürst war Leopold IV., der 1918 abdanken musste. Im Laufe der Jahrhunderte verfielen die Bauten in Biesterfeld. Vom ehemaligen Herrensitz und der Domäne sind heute nur noch vier Gebäude erhalten, nämlich die Biesterfelder Mühle (die heutige Paradiesmühle), das ehemalige Schloss, auf den Grundmauern des heutigen ausgebauten Forsthauses erbaut, das Mägdehaus und die Außenmauern des ehemaligen Brauhauses mit Brennerei, woraus ersichtlich ist, welches Ausmaß die Gesamtanlage einst hatte.[4]

Am 1. September 1921 trat Rischenau Gebietsteile an die neue Gemeinde Falkenhagen ab.[5]

Wappen

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Rischenau

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Rischenau nimmt anschaulich Bezug auf die über 730-jährige Geschichte der Burg und Stadt Rischenau: In der Mitte ist die Lippische Rose zu erkennen, das Wahrzeichen der Region Lippe, darunter stilisiert die Burgmauern der alten Feste Rischenau, auf den Turmzinnen rechts und links jeweils eine Schwalbe, die den Bezug auf das Amt Schwalenberg nimmt.

Sehenswürdigkeiten

Die Paradiesmühle am Ortsrand von Rischenau ist die ehemalige Mühle zu Lippe-Biesterfeld. Heute beherbergt sie einen Gastronomiebetrieb und ein Mühlenmuseum.

Infrastruktur

In Rischenau gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus, eine Grundschule im Verbund mit Elbrinxen, mehrere Gewerbebetriebe, vier Gaststätten, einen Lebensmittelmarkt, eine Bäckerei, eine Fleischerei, zwei Geldinstitute, zwei Allgemeinmediziner, einen Zahnarzt und eine Apotheke.

Literatur

  • Heinz Dietz: Burg und Stadt Rischenau. Detmold 1980.
  • Willy Gerking: Die Grafen zur Lippe-Biesterfeld. Bad Oeynhausen 2001. ISBN 3-928700-62-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hauptsatzung der Stadt Lügde vom 13. Dezember 1996 in der Fassung der 5. Änderungssatzung vom 2. November 2005
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  3. Christian Kuhnke: Lippe Lexikon, Stichwort: Rischenau. Boken Verlag, Detmold 2000. ISBN 3-935454-00-7
  4. Willy Gerking: Die Dörfer der Großgemeinde Lügde in Heimatland Lippe vom August 1984. Seite 276.
  5. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.

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