- Robert Delaunay
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Robert Delaunay (* 12. April 1885 in Paris; † 25. Oktober 1941 in Montpellier; eigentlich Robert-Victor-Felix Delaunay) war ein französischer Maler und gilt als Hauptvertreter des orphischen Kubismus, auch Orphismus genannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Frühe Jahre
Robert Delaunay war der Sohn des Geschäftsmannes Georges Delaunay und der Gräfin Berthe-Félice de Rose. Die Eltern ließen sich 1889 scheiden und Robert wurde von der älteren Schwester seiner Mutter, Marie, und ihrem Ehemann Charles Damour auf deren Landsitz nahe Bourges aufgenommen und sah seine Eltern kaum.[1]
Delaunay verließ aufgrund mangelnder Leistungen die Oberschule und absolvierte von 1902 bis 1904 eine Lehre in Bühnen- und Dekorationsmalerei in Belleville. 1903 begann er in der Bretagne zu malen, hatte eine Verbindung zur Gruppe von Pont-Aven und begann 1904 auszustellen: in diesem Jahr und 1906 im Salon d’Automne und von 1904 bis 1914 im Salon des Indépendants. Zwischen 1905 und 1907 schloss er Freundschaft mit Jean Metzinger und Henri Rousseau und studierte die Farbtheorien von Michel-Eugène Chevreul, woraufhin er in einem neo-impressionistischen Stil zu malen begann.[2] Zudem setzte er sich mit der Arbeit Paul Cézannes auseinander. Von 1907 bis 1908 diente er beim Militär in Laon und sah nach seiner Rückkehr nach Paris 1908 in der Galerie Kahnweiler kubistische Arbeiten von Georges Braque und Pablo Picasso, worauf er sich etwa ab 1909 dem Kubismus zuwandte.[3]
Der Blaue Reiter
Im selben Jahr lernte er über den Galeristen Wilhelm Uhde auch dessen Ehefrau − die Künstlerin Sonia Uhde-Terk – kennen und heiratete sie nach der Scheidung von Uhde im Jahr darauf. Ihre gemeinsame Pariser Wohnung wurde zum Treffpunkt zahlreicher Künstler. 1911 lernte er über Elisabeth Epstein Wassily Kandinsky kennen und schloss sich im selben Jahr den Malern um die Redaktionsgemeinschaft des Blauen Reiters an. Deren erste Ausstellung fand im Dezember 1911 in der Modernen Galerie Heinrich Thannhauser in München statt; Delaunay war der erfolgreichste Künstler, der drei von vier ausgestellten Bildern verkaufen konnte. Darunter war das Gemälde La Tour Eiffel, das Bernhard Koehler erwarb. Insgesamt fanden neun der ausgestellten Bilder in der Galerie ihre Käufer.[4] Es folgten Ausstellungen in der Sturm-Galerie in Berlin, im Gereonsklub in Köln sowie in der Künstlervereinigung Karo-Bube in Moskau.[3]
Prägung des Begriffs „Orphismus“
1912 wandte sich Delaunay der reinen Farbmalerei zu, die bekannten Fenêtre (Fenster)-Bilder entstanden und einige der durch Kreisformen geprägten Synchromie-Werke. Im Februar und März des Jahres hatte er seine erste Einzelausstellung in der Pariser Galerie Barbazanges, auf der auch Werke von Marie Laurencin gezeigt wurden. Am 11. April besuchte Paul Klee Delaunay in dessen Pariser Atelier. Im Dezember des Jahres erhielt Klee Delaunays Aufsatz Über das Licht (La Lumière) zur Übersetzung für Herwarth Waldens Kunstzeitschrift Der Sturm in Berlin, den Franz Marc für ihn aus Paris mitgebracht hatte, und der im Januar des folgenden Jahres in der Kunstzeitschrift erschien.[5] Klees Werk wurde in der Folge durch Delaunays Fensterbilder geprägt. Gegen Ende des Jahres war der Schriftsteller Guillaume Apollinaire zu Besuch bei Delaunays und kreierte den Begriff des „Orphismus“ angesichts der Fensterbilder des Künstlers. Er bezeichnet eine Gruppe von Werken, die zum Gegenständlichen, Abstrakten tendieren.[6] Delaunay selbst lehnte den Begriff „Orphismus“ aufgrund der bei Apollinaire mitschwingenden lyrischen Komponente ab, zumal er seine Malerei vielmehr als „abstrakten Kubismus“ bezeichnet wissen wollte.[7] Im September 1913 nahmen Delaunay und seine Frau an der Ausstellung des Ersten Deutschen Herbstsalons in Berlin teil.
Aufenthalt in Spanien und Portugal
Ab 1914 lebte das Ehepaar Delaunay in Spanien und Portugal. Dort freundete sich Delaunay mit Sergei Djagilev, Léonide Massine, Diego Rivera und Igor Stravinski an. 1917 zogen sie nach Madrid. Im folgenden Jahr entwarf Delaunay das Dekor für das Ballett Cléopâtre für die von Djagilev geleiteten Ballets Russes.[2] Seine Frau war für die Kostüme zuständig.
Rückkehr nach Frankreich
Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte das Ehepaar im Jahr 1921 nach Paris zurück, wo Delaunay Kontakte zu dem noch jungen Kreis der Surrealisten um André Breton knüpfte.[3] Ab 1929 hielt er sich zusammen mit Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp und Tristan Tzara in der Bretagne auf. Für die Pariser Weltausstellung 1937 fertigte er eine Dekoration für das Palais de l’Aéronautique und den Pavillon des Chemins de Fer an.
Anfang der 1930er Jahre setzte er seine Arbeit an den abstrakten Kreisformen fort. 1931 gründete er zusammen mit seiner Frau und anderen die Gruppe Abstraction-Création und richtete 1939 die erste Ausstellung des Salon des Réalités Nouvelles in der Galerie Charpentier in Paris ein. Im Jahr 1940 zog das Ehepaar Delaunay aufgrund der deutschen Besetzung Frankreichs in die Auvergne und nach Mougins in Südfrankreich, wo Robert Delaunay im folgenden Jahr in Montpellier an einem Krebsleiden starb.
Der französische Jazz-Autor und Produzent Charles Delaunay ist sein Sohn.
Ausstellungen (Auswahl)
- 1911: Teilnahme an der Ausstellung der Redaktion des Blauen Reiters, München
- 1912: Erste Einzelausstellung in der Galerie Barbazanges, Paris
- 1913: Teilnahme am Ersten Deutschen Herbstsalon in Herwarth Waldens Berliner Galerie „Der Sturm“ mit 21 Werken. Vorher dort eine Einzelausstellung.
- 1922: Robert Delaunay, Galerie Paul Guillaume, Paris (Retrospektive)
- 1935: Les Créateurs du Cubisme, Beaux-Arts/ La Gazette des Beaux-Arts, Paris
postum
- 1945: Le Cubisme 1911–18, Galerie de France, Paris
- 1953: 2. Biennale von São Paulo, São Paulo, Brasilien
- 1955: documenta 1, Kassel
- 1964: documenta III, Kassel
Werke (Auswahl)
Gemälde
- 1910: Eiffelturm, Bildserie, Bildbeispiele aus der Guggenheim Collection, New York
- 1912: Fenster-Bilder, Serie
- 1912/13: Formes circulaires, Soleil No. 1, Öl auf Leinwand, 100 × 81 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
- 1913: L'Équipe de Cardiff, (Die Mannschaft von Cardiff) [1]. Van Abbemuseum, Eindhoven
- 1914: Hommage à Blériot (Huldigung an Bleriot), Gemälde im Kunstmuseum Basel
- 1924: Les coureurs (Die Läufer)
- 1931: Rhythmus, Lebensfreude
Catalogue raisonné und Schriften
Delaunay, Robert. Du Cubisme à l' Art Abstrait. Les Cahiers inédits de Robert Delaunay. S.E.V.P.E.N., Paris 1957. Erste und einzige Ausgabe des Catalogue raisonné und bis dato unveröffentlichten Schriften Delaunays in vier Teilen: Robert Delaunay vu Robert Delaunay; Notes historiques sur la peinture; Les Entretiens de Robert Delaunay und L'Art et l'état: Projet d'un musée inobjectif. Einleitung von Pierre Francastel. Das Werkverzeichnis verzeichnet 758 Werke, eine Liste der verlorenen Werke, chronologische Liste der Ausstellungen (1904–1957) samt ausgestellter Werke und Bibliographie.
Literatur
- Norbert Göttler: Der Blaue Reiter. Rowohlt, Reinbek 2008, ISBN 978-3-499-50607-9
- Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Einblicke. Das 20. Jahrhundert in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2000; ISBN 3-7757-0853-7
- Volker Rattemeyer (Hrsg.): Das Geistige in der Kunst. Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus. Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-89258-088-1
Weblinks
Commons: Robert Delaunay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Informationen zu Robert Delaunay im BAM-Portal
- Kunstaspekte: Ausstellungen und Galerien
- Tabellarische Biografie des Deutschen Historischen Museums
- Artcyclopedia: Robert Delaunay. Weiterführende Links zu Museen und Galerien (englisch)
- Literatur von und über Robert Delaunay im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Materialien von und über Robert Delaunay im documenta-Archiv
Einzelnachweise
- ↑ Robert Delaunay, brain-juice.com, abgerufen am 27. Februar 2011
- ↑ a b Thomas Krens (Vorwort): Rendezvous. Masterpieces from the Centre Georges Pompidou and the Guggenheim Museums, New York 1998, S. 620
- ↑ a b c Volker Rattemeyer (Hrsg.): Das Geistige in der Kunst. Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus. Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2010, S. 403
- ↑ Norbert Göttler: Der Blaue Reiter, Rowohlt, Reinbek 2008, S.84 f
- ↑ Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 209
- ↑ Riccarda Wackers:Dialog der Künste: die Zusammenarbeit von Kurt Weill und Yvan Goll, Waxmann, Münster 2004, ISBN 978-3-8309-1369-6, S. 68, abgerufen am 28. Februar 2011
- ↑ Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (Hrsg.): Einblicke. Das 20. Jahrhundert in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2000, S. 418
- ↑ Götz Adriani, Ausstellung Henri Rousseau, der Zöllner - Grenzgänger zur Moderne, 2001, Tübingen ; Kunsthalle Tübingen, Köln : DuMont 2001, ISBN 3-7701-5591-2, S. 222
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