Rumänische Nationalhymne

Rumänische Nationalhymne

Deşteaptă-te, române ist seit 1989 die Nationalhymne Rumäniens.

Der Text stammt von Andrei Mureşanu und die Musik von Anton Pann. Der Text wurde während der rumänischen Revolution des Jahres 1848 verfasst und veröffentlicht, ursprünglich mit dem Titel Un răsunet (Ein Widerhall). Das erste Mal wurde die Hymne am 29. Juni desselben Jahres in der Stadt Râmnicu Vâlcea gesungen. Sofort wurde sie als eine revolutionäre Hymne akzeptiert und in Deşteaptă-te, române ("Erwache, Rumäne!") umbenannt.

Seither wurde dieses Lied anlässlich jedes größeren Konfliktes in Rumänien gesungen, weil es nach Ansicht der Rumänen eine Botschaft von Patriotismus und Freiheit in sich trägt. Das war auch der Fall während der antikommunistischen Revolution von 1989, und so wurde die von den Kommunisten verwendete Nationalhymne Trei culori ("Drei Farben") durch diese ersetzt.

Einige Jahre lang war Desteapta-te, romane! auch die Nationalhymne von Moldawien, wurde aber 1994 durch "Limba Noastră" (Unsere Muttersprache) als Nationalhymne ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Geschichte

Seit 1848 begleitete "Deşteaptă-te, române" die Rumänen in schwierigen Zeiten, etwa während des Unabhängigkeitskrieges (1877-1878) und des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Besonders in der Krise nach dem Staatsstreich vom 23. August 1944, als Rumänien sich gegen Hitler-Deutschland wandte und den Alliierten anschloss, wurde dieses Lied spontan gesungen und im Radio ausgestrahlt.

Sofort nach Beginn der kommunistischen Diktatur am 30. Dezember 1947, als König Michael I. abtreten musste, wurde "Deşteaptă-te, române" wie auch andere patriotische Märsche und Lieder verboten. Das Singen oder auch nur das Summen einer solchen Melodie konnte mit Gefängnisstrafen geahndet werden. Seit den 1970er Jahren konnte das Lied wieder gesungen werden, jedoch ohne die Originalverse.

Das Lied wurde im November 1987 bei Protesten in Braşov gesungen. Am frühen Morgen des 17. Dezember 1989, nach einer Mahnwache vor dem Haus des dissidenten ungarischen Priesters László Tőkés in Timişoara, sangen Rumänen und Ungarn gemeinsam die Hymne und forderten anschließend das Ende von Ceauşescu und des Kommunismus. Fünf Tage später, am 22. Dezember, im Laufe der antikommunistischen Revolution, ertönte die Hymne von den Straßen ganz Rumäniens und begleitete Menschenmassen, die in diesem historischen Moment eine Einheit bildeten und mit dem Lied die Angst vor dem Tod verbannten. So wurde dieses Lied unter dem Druck der Demonstranten wieder zur Nationalhymne.

Bedeutung

Die Botschaft der Hymne Deşteaptă-te, române hat sowohl eine soziale als auch eine nationale Dimension. Sozial, weil eine permanente Aufmerksamkeit auferlegt und somit der Übergang in eine neue Welt als möglich dargestellt wird. National, weil sie das "Erwachen" des Volkes und die Besinnung auf die historische Tradition fordert. In der Hymne kommt das "Jetzt oder nie" vor, das man auch aus vielen anderen Nationalhymnen, wie der französischen Marseillaise kennt. Diese Botschaft begleitete die Rumänen in historischen Stunden (siehe oben), in denen eine gemeinsame Kraftanstrengung nötig war. Wahrscheinlich wurde deswegen Deşteaptă-te, române von Nicolae Bălcescu die "Marseillaise der Rumänen" genannt.

Nationalistische Implikationen

Die rumänische Nationalhymne ist ein ausgesprochen charakteristisches Beispiel für die blühende, nationalistische Literatur im revolutionären Transsylvanien. Sie steht ganz im Geiste der Geschichtsschreibung der historisch-linguistischen Transsylvanischen Schule (rum. Şcoala Ardeleană), deren Vertreter es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Idee der sogenannten Dako-romanischen Kontinuität zu beweisen.

So wurde der in der Hymne gepriesene römische Kaiser Trajan zum Urahnen der in Transsylvanien lebenden rumänischen Ethnie stilisiert. Die Hymne reflektiert auch andere grundlegende Charakteristika des romantischen Nationalismus: so das explizit völkisch-ethnische Nationsverständnis ("Römerblut"), die latente Aggression gegenüber dem Fremden ("grausame Feinde", "barbarische Tyrannen") und schließlich die Aufforderung an zur Bereitschaft, als Staatsbürger für das nationale Kollektiv in den Tod zu gehen ("Lieber glorreich in der Schlacht sterben...").[1]

Die moderne, westliche Geschichtswissenschaft betont im Gegensatz dazu die konstruierte Natur der Nationen, die im übrigen ein Phänomen der Moderne seien. Die Behauptung einer jahrtausendalten Kontinuität der Nation - wie hier in der Hymne suggeriert - wird so als nationaler Mythos zurückgewiesen.[2] Allerdings haben nationale Mythen bzw. die Hymnen, die auch in anderen Staaten wie in Italien, Frankreich, Irland, Polen oder auch der Türkei, in deren Geschichte die nationale Bewegung eng mit dem revolutionären Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit und dem Befreiungskampf gegen den gemeinsamen "Feind", gegen ausländische Unterdrücker verbunden ist, solche Motive aufweisen, eine ähnliche Stellung wie in Rumänien. Diese Texte sind auch heute noch als nationale Symbole sehr populär, obwohl sie nach heutigen ethischen Maßstäben als kriegslüstern, gewaltverherrlichend oder fremdenfeindlich gelten würden.

Die "Hora Unirii"

Neben der offiziellen Hymne haben die Rumänen auch noch die Hora Unirii ("Tanz der Vereinigung"), die 1855 von Vasile Alecsandri (1821-1890) geschrieben wurde und anlässlich der Vereinigung der Fürstentümer 1859 gesungen wurde und immer noch gesungen wird, wenn die Rumänen Einheit und Harmonie ihres Volkes ausdrücken wollen. Die Hora Unirii beteiligt alle Anwesenden an einer Ronde, die langsam aber energisch getanzt und von einer traditionellen Musik begleitet wird. Die Ronde (Hora) ist selbst ein altes Ritual und symbolisiert die spirituelle Einigung und Gleichheit und drückt den rumänischen Wunsch des Zusammenlebens aus.

Originaltext

Die Nationalhymne von Rumänien hat insgesamt elf Strophen, von denen aber nur vier bei offiziellen Anlässen gesungen werden.

Deşteaptă-te, române, din somnul cel de moarte,
În care te-adânciră barbarii de tirani!
Acum ori niciodată croieşte-ţi altă soartă,
La care să se-nchine şi cruzii tăi duşmani!
Acum ori niciodată să dăm dovezi în lume
Că-n aste mâni mai curge un sânge de roman,
Şi că-n a noastre piepturi păstrăm cu fală-un nume
Triumfător în lupte, un nume de Traian!
Priviţi, măreţe umbre, Mihai, Ştefan, Corvine,
Româna naţiune, ai voştri strănepoţi,
Cu braţele armate, cu focul vostru-n vine,
"Viaţă-n libertate ori moarte!" strigă toţi.
Preoţi, cu crucea-n frunte! căci oastea e creştină,
Deviza-i libertate şi scopul ei preasfânt,
Murim mai bine-n luptă, cu glorie deplină,
Decât să fim sclavi iarăşi în vechiul nost' pământ!

Deutsche Übersetzung

Erwache Rumäne, aus deinem Schlaf des Todes,
In welchen Dich barbarische Tyrannen versenkt haben!
Jetzt oder nie, webe Dir ein anderes Schicksal,
Vor welchem auch Deine grausamen Feinde sich verneigen werden!
Jetzt oder nie, senden wir Beweise an die Welt,
Dass in diesen Adern noch Römerblut fließt,
Dass wir in unseren Herzen stets mit Stolz einen Namen tragen,
Den Sieger seiner Kämpfe, den Namen von Trajan!
Schaut, erhabene Schatten, Michael, Stefan, Corvin,
Die Rumänische Nation, eure Urenkel,
Mit bewaffneten Armen, euer Feuer in den Adern,
"Leben in Freiheit, oder Tod!", rufen alle.
Priester, geht voraus, mit den Kreuzen, denn das Heer ist christlich,
Die Devise heißt Freiheit und der Zweck ist hochheilig,
Lieber glorreich in der Schlacht sterben,
Als wieder Sklaven auf unserem alten Boden zu sein!

Einzelnachweise

  1. vgl. Miroslav Hroch: Das Europa der Nationen. Die moderne Nationsbildung im europäischen Vergleich, Göttingen, 2005.
  2. vgl. Eric Hobsbawm zusammen mit Terence Ranger (Hrsg.): The Invention of Tradition, Cambridge, 1992.

Siehe auch

Weblinks


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