Schillingbrücke (Berlin)

Schillingbrücke (Berlin)

52.50920555555613.4292777777787Koordinaten: 52° 30′ 33,1″ N, 13° 25′ 45,4″ Of1

Schillingbrücke
Schillingbrücke
Nutzung Straßenverkehr
Überführt „An der Schillingbrücke“ (Engeldamm - Andreasstraße)
Querung von Spree
Ort Berlin, Ortsteile Friedrichshain, Kreuzberg
Konstruktion fünfbogige Ziegelgewölbebrücke
Gesamtlänge 74,77 m
Breite 23,16 m
Längste Stützweite 12,55 m
Konstruktionshöhe Mittelfeld 0,80 / Seitenfelder 0,90
Lichte Höhe 4,9 m[1]
Baukosten für die Sanierung 1991-1994:
6,8 Mio. DM
Baubeginn 1870
Fertigstellung 1874
Freigabe April 1874
Lage
Schillingbrücke (Berlin)
DEC
Schillingbrücke

Die Schillingbrücke in Berlin verläuft über die Spree und bildet eine wichtige Verbindung zwischen den Ortsteilen Friedrichshain, Kreuzberg und Mitte. Die Ziegelgewölbebrücke liegt zwischen der Oberbaumbrücke und der Michaelbrücke, verlängert die Andreasstraße über die Spree und verbindet die Holzmarktstraße und die Köpenicker Straße, die jeweils parallel zur Spree verlaufen. Seit 1990 steht die Brücke unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Maurermeister und Stadtdeputierte Johann Friedrich Schilling (1785-1859)[2] gründete 1840 eine private Brückenbau-Aktiengesellschaft (AG), um an der heutigen Stelle eine Klappbrücke aus Holz bauen und finanzieren zu können. Nach Fertigstellung nannte man das Bauwerk nach dem Initiator und Vorstand der AG Schillingbrücke. Die Brücke wurde privat unterhalten und konnte gegen einen Brückenzoll genutzt werden. Die Stadt Berlin übernahm 1862 die Brücke und schaffte die Benutzungsgebühr ab. Vielfache Reparaturen verhinderten nicht, dass die Brücke schnell baufällig wurde.

Teilansicht des originalen Sandsteinschmucks hinter der Stahlkonstruktion
Schillingbrücke 1912 nach der Verbreiterung

Ein Neubau wurde beschlossen, der unter Leitung des Stadtbauinspektors Heinrich Seek zwischen 1870 und 1874 realisiert wurde. Trotz komplizierter Anforderungen, die aus dem Zufluss des Luisenstädtischen Kanals (1926 zugeschüttet) in Höhe der Brücke resultierten, konnte die neue Spreequerung mit einer Länge von 75 m und einer Breite von 15 m in der vorgesehenen Bauzeit fertiggestellt werden. Das Ziegelmauerwerk erhielt Verkleidungen aus schlesischem Sandstein und als Schmuck an den Pfeilern, Ansichtsflächen und Brückengeländern allegorische Reliefs aus der Werkstatt des Bildhauers Emil Hundrieser. Über jedem Pfeiler wurde eine Brückenleuchte installiert.

Das gestiegene Verkehrsaufkommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte eine Verbreiterung der Schillingbrücke erforderlich. Dazu fertigten die Architekten Lasker und Kolleck Umbaupläne, nach denen 1912 ein beiderseitiger Anbau von 4,10 Meter breiten Stahlkonsolen für die Aufnahme neuer Gehwege und der Versorgungsleitungen vorgenommen wurde. Die Kragarme auf vorgezogenen Strompfeilern verdecken seitdem die Reliefverzierungen. An die Stelle der steinernen Balustraden kam ein einfaches eisernes Stabgeländer.

1945 war sie neben der Weidendammer Brücke die einzige, die trotz des Nerobefehls von den Nationalsozialisten nicht gesprengt wurde. Da sich die Schillingbrücke zwischen Ost- und West-Berlin befand, lag sie während der Teilung der Stadt im Mauerstreifen und diente ab den 1970er-Jahren als Personen-Grenzübergang, für den Verkehr war sie komplett gesperrt.[3]

Rankenguss am Geländer

Der Fall der Mauer und die Zusammenführung der Stadt Berlin ermöglichte 1990 die Wiedereröffnung der Schillingbrücke. Sie musste in den Jahren 1991 bis 1994 grundinstandgesetzt werden, da sie Korrosionsschäden sowie Splittereinschläge und Risse aufwies, teilweise noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Steinreliefs wurden gesäubert und konserviert, bleiben aber weiterhin kaum sichtbar. Die bogenförmigen Straßenleuchten und das Geländer aus Schmiedeeisen und Stahlguss mit Schmuckelementen entstanden neu. Die Brückendecke erhielt Abdichtungen und eine neue Stahlbetonplatte. [4] Das Bauunternehmen Ed. Züblin führte den größten Teil der Arbeiten durch.

Benachbartes

Erste „Sandsation“ 2003: im Hintergrund die East Side Gallery
Gewerkschaftshaus an der Schillingbrücke

Zwischen der Schillingbrücke und der Oberbaumbrücke steht parallel zum nördlichen Spreeufer das längste noch erhaltene Stück der sogenannten Hinterlandmauer, das im Frühjahr 1990 von Künstlern aus aller Welt mit großflächigen Motiven gestaltet wurde und seitdem East Side Gallery genannt wird. Auf der Freifläche zwischen dieser Mauer und dem Spreeufer fanden mehrfach mediale Aktionen statt.[5] Darunter gab es 2003 hier das 1. Sandskulpturen-Festival „Sandsation“ am Spreestrand hinter der East Side Gallery. Am nördlichen Ufer neben der Brücke befindet sich der Szeneclub Maria am Ostbahnhof, direkt an der Brücke ein Ibis-Hotel und flussabwärts dahinter das Radialsystem V. Das südliche Ufer wird von der 2002 erbauten ver.di-Bundeszentrale dominiert. Die Brücke erfüllt eine wichtige Verkehrsfunktion für die Anbindung des Ostbahnhofs. Beidseitig der Schillingbrücke verläuft das Projekt Mediaspree, mit dem eine großstädtische ufernahe Bebauung geplant war. Nach einem Bürgerentscheid („Mediaspree versenken“) im Herbst 2008 werden die Pläne durch alle Beteiligten unter Verantwortung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg überarbeitet, sodass am Ende mehr freie Flächen bleiben sollen. Im März 2009 entstand ein neuer Bebauungsplan.[6] [7] Der Stralauer Platz befindet sich ebenfalls unweit der Schillingbrücke.

Literatur

  • Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, Seiten 38-39; ISBN 3-89773-073-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. private Homepage „Brücken über die Spree“
  2. Private Friedrichshainer Homepage zur Schillingbrücke
  3. Detaildarstellung des Berliner Senats
  4. Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Schillingbrücke
  5. Info über eine Tanzveranstaltung (Fête de la Musique) im Jahr 2007 an der Schillingbrücke; abgerufen am 6. April 2009
  6. Karin Schmidl: Mehr Grün an der Schillingbrücke. Mediaspree-Grundstück: Bezirk beugt sich einer Senatsanweisung und sieht das dennoch als Erfolg, Artikel in der „Berliner Zeitung“ vom 25. März 2009; abgerufen am 6. April 2009
  7. Einigung zur Bebauung des Grundstücks an der Schillingbrücke erzielt. - „Wirtschaft und Börse online“. abgerufen am 6. April 2009

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