Selbstmordtür

Selbstmordtür
Delahaye 135 Cabriolet mit Selbstmördertüren
Renault 4CV
Fiat Multipla 600 – Selbstmördertüren vorn und „normale“ Türen hinten

Selbstmördertür ist die ehemals umgangssprachliche und heute noch bei Oldtimerfans gebräuchliche Bezeichnung für Fahrzeugtüren, die nicht vorne, sondern hinten an den B- oder C-Säulen angeschlagen sind. Diese Bauart ist wegen des größeren Platzangebots beim Ein- und Aussteigen (Freihalten des Trittbereichs neben dem Auto und griffgünstigere Lage der Türöffner) in der Regel bequemer.

Diese Bauart war seit den Anfangstagen der geschlossenen Karossen üblich, wurde jedoch 1961 in Deutschland verboten, weil bei versehentlichem Öffnen während der Fahrt die Türen nicht durch den Fahrtwind zugedrückt werden, sondern schlagartig aufgerissen werden. Im schlimmsten Fall wird der Insasse dabei aus dem Fahrzeug gezogen. Eine besondere Gefahr bestand für Kinder, die früher weder angegurtet waren, noch in Kindersitzen saßen. Das Verbot war jedoch seinerzeit umstritten. Die Gegner wiesen darauf hin, dass beim Aufprall des Fahrzeugs die „Selbstmördertüren“ auch bei verzogener Karosserie nicht aufsprangen und die Insassen nicht aus dem Fahrzeug geschleudert werden konnten. Ein weiteres Argument war, dass vorn angeschlagene Türen bei unachtsamer Öffnung durch ein von hinten kommendes Fahrzeug abgerissen werden, während eine Selbstmördertür dann wieder zugeschlagen würde.

Es gab Hersteller, die in laufender Produktion die Türanschläge der neuen Gesetzeslage anpassten: der Fiat 500 nuova ist ein Beispiel dafür. Frühe Modelle haben die Türscharniere hinten und die Türgriffe vorn, bei den späteren Exemplaren ab 1965 war es umgekehrt. Weil die Gesetzeslage die Selbstmördertüren schon früher verbot, hatte Fiat für die letzten drei Produktionsjahre des D-Modells eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, die mit einem speziellen Stempel in jedem Fahrzeugbrief vermerkt wurde.

Derzeit erleben die Selbstmördertüren eine kleine Renaissance, verschiedene Automobildesigner experimentieren wieder mit diesem Stilmittel. Auflage für die Betriebserlaubnis ist eine Sicherung, die verhindert, dass die Türen während der Fahrt geöffnet werden können. Ansonsten ist diese Bauart nach wie vor bei Fahrzeugen mit niedriger Bauartgeschwindigkeit wie beispielsweise Traktoren, Baumaschinen u. ä. sehr weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Automobile mit Selbstmördertüren (Auswahl)

Wegen der einfacheren Konstruktion

Mit hinten angeschlagenen Türen als Stilmittel

Aktuelle Modelle

Halbtüren im Mazda RX-8
  • Mazda RX-8 – Doppeltüren, mit hinten angeschlagenen Halbtüren
  • Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé – Vordertüren hinten angeschlagen
  • Rolls-Royce Phantom – Fondtüren hinten angeschlagen und gegenläufig zu Vordertüren
  • Dodge Ram – Doppeltüren, mit hinten angeschlagenen Halbtüren
  • Saturn ION QUAD COUPE – Doppeltüren, mit hinten angeschlagenen Halbtüren
  • Mini Clubman – rechts eine Doppeltür mit hinten angeschlagener Halbtür

Mit hinten angeschlagenen Türen, teils aus Konstruktions- teils aus Stilgründen

Automobile mit Selbstmördertüren (noch nicht geordnet)

  • Jawa sämtliche Automodelle 1933–1951
  • Lagonda 2½ Litre 1947-1953
  • MG Typ Y ,Typ TC, Typ TD und Typ TF
  • NSU-Fiat Weinsberg 500 1959
  • Praga alle PKW-Modelle (bis ca. 1940), bei 4türigen nur vorne, bel LKW bis zuletzt in den 1980ern
  • Rolls-Royce viele Vorkriegskarosserien, Silver Dawn 1952–1955

Weblinks


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