Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens

Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens

Sveriges socialdemokratiska arbetareparti (schwed. Kurzname: Socialdemokraterna, Abk.:SAP oder (s), dt.:Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens) ist eine der im schwedischen Reichstag vertretenen politischen Parteien. Parteivorsitzende ist seit 2007 Mona Sahlin. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei erreichte bei den Reichstagswahlen 2006 34,99% der Stimmen und 130 von 349 Mandaten

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung der Partei und Wahlrechtskampf (1889-1920)

Die sozialdemokratische Arbeiterpartei ist die älteste Partei Schwedens. Sie wurde am 23. April 1889 gegründet. Die Bildung von Gewerkschaften in den 1880er Jahren und die Gründung von sozialdemokratischen Zeitungen in Malmö 1882 und Stockholm 1885 durch August Palm waren die ersten wichtigen Schritte auf dem Weg zur Parteigründung.

Am Beginn war die Partei stark von der deutschen Sozialdemokratie beeinflusst. Die ersten Parteiprogramme übernahmen vieles aus dem deutschen Gothaprogramm und später dem Erfurtprogramm. Die angestrebte sozialistische Umwandlung der Gesellschaft sollte durch Reformen nach einer demokratisch legitimierten Regierungsübernahme durch Wahlen geschehen.

1896 wurde Hjalmar Branting als erster Sozialdemokrat mit Unterstützung der Liberalen in den Reichstag gewählt; er war 1920 auch der erste sozialdemokratische Ministerpräsident. 1898 wurde ein gewerkschaftlicher Dachverband, die Landesorganisation (Landsorganisationen LO) gebildet. Die enge Verbindung zwischen Partei und Gewerkschaft war in der Geschichte der Arbeiterbewegung von großer Bedeutung.

Der politische Kampf zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt vor allem der Einführung des allgemeinen Wahlrechts. In diesem Kampf waren die Liberalen Verbündete, und zwischen 1917 und 1920 waren die Sozialdemokraten Koalitionspartner in einer von den Liberalen geführten Regierung. Nachdem man das Ziel mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts und des Frauenwahlrechts 1921 erreicht hatte, beendete man diese Zusammenarbeit. Während des Ersten Weltkrieges kulminierten auch die innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen der reformistischen Parteiführung und dem radikaleren linken Parteiflügel, was schließlich zum Ausschluss der radikalen Kräfte und zur Gründung der Sozialdemokratischen Linkspartei Schwedens (Sveriges socialdemokratiska vänsterparti), die sich ab 1921 Kommunistische Partei (Kommunistiska Partiet) nannte, führte.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg (1920-1945)

Die Erwartungen, nach der Wahlrechtsreform von 1921 die Mehrheit im Reichstag zu gewinnen, waren groß, aber erfüllten sich nicht. Zwar konnten die Sozialdemokraten mit zwei kürzeren Unterbrechungen zwischen 1920 und 1926 regieren, aber die Regierungen hatten keine parlamentarische Mehrheit und waren dementsprechend schwach. Gleichzeitig vollzog sich innerhalb der Partei eine Radikalisierung, und die Forderung nach Sozialisierung/Verstaatlichung wurde immer lauter.

Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit sowie der Bedrohung durch den Faschismus wurde die Sozialisierungspolitik hintangestellt. Nach den Wahlen von 1932 wurde mit parlamentarischer Unterstützung der Bauernpartei eine Minderheitsregierung unter Per Albin Hansson (1932-1946 Ministerpräsident) gebildet, die sich hauptsächlich mit Krisenpolitik befasste. 1936 wurde die Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien in einer Regierungskoalition vertieft. Die stabile parlamentarische Situation erlaubte auch, eine aktive Sozialpolitik zu führen, und ein wohlfahrtsstaatliches Programm, das ein „Volksheim“ schaffen sollte, wurde ausgearbeitet und in Gang gesetzt.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aber verzögerte die Durchführung des Sozialprogrammes. Es wurde eine Konzentrationsregierung unter Beteiligung der drei bürgerlichen Parteien gebildet, um den politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Kriegszeit begegnen zu können.

Nachkriegszeit (seit 1945)

Nach dem Abgang der Konzentrationsregierung 1945 kam es zu einer harten politischen Auseinandersetzung zwischen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und dem bürgerlichen Block. Mit knapper Not konnte Tage Erlander den Fortbestand einer sozialdemokratischen Minderheitsregierung bei den Wahlen von 1948 sichern. Die Durchführung einer Vollbeschäftigungspolitik und der Aufbau des schon vor dem Zweiten Weltkrieg skizzierten Wohlfahrtsstaates sicherte der Partei eine lange Regierungsperiode. Den größten Wahlerfolg der Nachkriegszeit erreichte sie 1968, als sie mehr als 50 % der Stimmen bekam. Die Verfassungsreform von 1971, die wirtschaftlichen Probleme nach der Ölkrise von 1971 und die Kernkraftdiskussion stellten die Partei vor Probleme, die zu ihrer Abwahl 1976 führten.

Nach einer Pause von sechs Jahren eroberte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei 1982 wieder die Regierungsmacht. Der Mord an Olof Palme 1986 erschütterte die Partei tief. Der Nachfolger Ingvar Carlsson geriet 1990 in eine Regierungskrise, als er sich gezwungen sah, aufgrund der schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren verschiedene Maßnahmen wie einen Preis- und Lohnstopp, Streikverbot u.a. vorzuschlagen. Im Jahr danach verloren die Sozialdemokraten die Wahlen, und eine bürgerliche Koalitionsregierung wurde gebildet.

Nach den Wahlen von 1994 konnten die Sozialdemokraten wieder eine Minderheitsregierung bilden. Im selben Jahr wurde auch über einen Beitritt zur EU abgestimmt, den die Parteiführung befürwortete. Doch zeigte sich, dass die Partei in der EU-Frage tief gespalten war, und nach dem Beitritt widmete man diesen Fragen keine Aufmerksamkeit mehr. Als man schließlich auf dem Parteitag im Jahr 2000 beschloss, eine Volksabstimmung über einen eventuellen Beitritt zur EWU vorzuschlagen, und diese Volksabstimmung im Jahr 2003 durchgeführt wurde, zeigte sich, dass eine starke Anti-EU-Stimmung bei vielen Mitgliedern innerhalb der Partei (auch Regierungsmitgliedern) vorhanden war.

In den Wahlen 2006 erreichten die Sozialdemokraten ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1914. Eine Fortführung der vorherigen Minderheitsregierung unter Duldung der Grünen und der Linkspartei ist nun nicht mehr möglich, so dass die Sozialdemokraten nach 12 Jahren Regierung in Opposition gehen müssen. Die Wahlniederlage wird unter anderem dem Krisenmanagement der Regierung bei der Tsunami-Katastrophe 2004 und der allgemeinen Unbeliebtheit von Ministerpräsident Göran Persson zugeschrieben. Persson erklärte direkt nach der Wahl, dass er sich beim Parteitag im März 2007 nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden bewerben wird. Zur Nachfolgerin wurde schließlich Mona Sahlin gewählt.

Wahlresultate

Die Ergebnisse 1911-1920 sowie 2006 fehlen im Diagramm

Bild:Socialdemokraternas_valresultat.png

Die Ergebnisse 1911-1920 sowie 2006 fehlen im Diagramm

  • 1911 28,5 %
  • 1914 Frühjahr 30,1 %
  • 1914 Herbst 36,4 %
  • 1917 39,2 %
  • 1920 36,1 %
  • 1921 39,4 %
  • 1924 41,1 %
  • 1928 37,0 %
  • 1932 41,1 %
  • 1936 45,9 %
  • 1940 53,8 %
  • 1944 46,7 %
  • 1948 46,1 %
  • 1952 46,1 %
  • 1956 44,6 %
  • 1958 46,2 %
  • 1960 47,8 %
  • 1964 47,3 %
  • 1968 50,1 %
  • 1970 45,3 %
  • 1973 43,8 %
  • 1976 42,7 %
  • 1979 43,2 %
  • 1982 45,6 %
  • 1985 44,7 %
  • 1988 43,2 %
  • 1991 37,7 %
  • 1994 45,3 %
  • 1998 36,4 %
  • 2002 39,9 %
  • 2006 34,99%

Parteivorsitzende

Weblinks


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