Staatsgalerie Altdeutsche Meister

Staatsgalerie Altdeutsche Meister
Jakob Fugger der Reiche, Porträt von Albrecht Dürer (um 1519) in der Staatsgalerie Altdeutsche Meister

Die Staatsgalerie Altdeutsche Meister, oft auch als Staatsgalerie in der Katharinenkirche bezeichnet, ist ein 1835 gegründetes Kunstmuseum in der Augsburger Altstadt und die älteste staatliche Gemäldesammlung Bayerns.[1] Die Sammlung ist eine Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und gilt neben der Alten Pinakothek als die kostbarste Sammlung altdeutscher Malerei in Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Obwohl die Gründung der Staatsgalerie Altdeutsche Meister schon 1806 durch Christian von Mannlich ins Auge gefasst wurde, dauerte es vor allem aus finanziellen Gründen noch fast dreißig Jahre, bis die Galerie am vorgesehenen Platz eröffnet werden konnte. Der staatliche Gemäldebestand war durch die Säkularisation und die Zusammenführung der Mannheimer, Zweibrücker und Düsseldorfer Galerien stark angewachsen.

1835 wurde die Ausstellung in der bis dahin leerstehenden Katharinenkirche in der Augsburger Innenstadt eingerichtet - ein Jahr vor der Alten Pinakothek. Damit ist sie die älteste staatliche Kunstsammlung Bayerns.

Ursprünglich sollte die Sammlung im Ursulinenkloster präsentiert werden. König Max I. Joseph bestätigte jedoch bereits am 21. Oktober 1807 die Katharinenkirche als endgültigen Standort. Bis zur Eröffnung verwahrte man die Bestände im Goldenen Saal des Rathauses und in den beiden angrenzenden Fürstenzimmern. Ab etwa 1810 war die Ausstellung teilweise öffentlich zugänglich. Zahlreiche weitere Bilder befanden sich in Depoträumen im Rathaus. 1821 soll die Kollektion über 1000 Gemälde umfasst haben.

Der Katalog von 1869 verzeichnet über 700 Gemälde des 15. bis 18. Jahrhunderts. Als „Universalgalerie“ beinhaltete die Bildersammlung nahezu alle deutschen Kunstkreise. Wegen des beschränkten Raumes waren die Wände dicht mit Kunstwerken behängt.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit einer Neugliederung. Diese Maßnahmen wurden während der Amtszeit des Direktors der Zentralgemäldegalerie Franz von Reber (1875-1909) durchgeführt. Sein Nachfolger Hugo von Tschudi zog 1910 zahlreiche Bilder aus Augsburg ab, verstärkte allerdings den Bestand an Werken der schwäbischen Schulen. Diese Aktion wurde allerdings in Augsburg als zentralistisches Machtgebaren aufgefasst und führte sogar zu einer erregten Debatte im Bayerischen Landtag.

Einige Umhängungen des Bestandes und Pläne, die Galerie an einen anderen Standort zu verlegen, dokumentieren während der folgenden Jahrzehnte eine tiefe Unzufriedenheit mit der bestehenden Situation.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begannen der Staat und die Kommunen, ihre Ausstellungskonzeptionen aufeinander abzustimmen. Die räumliche Verbindung der Städtischen und der Staatlichen Galerie belegt diese Zusammenarbeit in besonderer Weise. Die Staatsgalerie gilt seitdem als weltweit bedeutendste Sammlung Augsburger Malerei der Zeit um 1500. Alle Exponate haben einen direkten Bezug zur Stadt oder dem Umland. Etwa ein Dutzend Gemälde stammt aus dem Katharinenkloster, sind also noch mit ihrem ursprünglichen Bestimmungsort verbunden. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die sechs Darstellungen der römischen Basiliken, die von Hans Holbein d. Ä. und Hans Burgkmair für den Kapitelsaal des Klosters geschaffen wurden und dort durch Reproduktionen ersetzt wurden.

Während ihres Bestehens musste die Sammlung mehrfach in Sicherheit gebracht werden - unter anderem vor den Bombardements des Zweiten Weltkrieges - wurde aber jedes Mal wieder am angestammten Ort eingerichtet. Zwischen 1998 und 2000 war die Galerie wegen einer umfangreichen Sanierung geschlossen. Während dieser Zeit wurden die Gemälde und Rahmen in München konserviert und teilweise restauriert.

Im Zuge der Generalsanierung und -renovierung des nebenan liegenden Schaezlerpalais, das im Februar 2006 wiedereröffnet wurde, ging man auch zu einer erneuten, grundlegenden Sanierung der Galerie über, die im April 2009 abgeschlossen werden konnte. Seit den Osterfeiertagen dieses Jahres ist die Ausstellung wieder öffentlich zugänglich.

Trägerschaft

Da sich die Werke der Staatsgalerie überwiegend im Besitz des Freistaats Bayern befinden, ist dieser auch für Unterhaltung und Erweiterung der Sammlung zuständig.

Formal handelt es sich bei der Staatsgalerie Altdeutsche Meister um eine Zweiggalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, deren Hauptsitz sich in der Alten Pinakothek in München befindet. Einige Exponate sind Leihgaben der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg, der Sammlung Schäfer in Schweinfurt, der Kirchengemeinde St. Moritz (Augsburg) und der Kirchenverwaltung Kaisheim.

Ausstellung

Meister von 1477: Kalvarienberg (1477, Detail)
Hans Holbein d. Ä: Votivbild des Ulrich Schwarz (um 1508, Ausschnitt)

Die umfangreiche Sammlung bietet einen Einblick in die Augsburger und schwäbische Kunst um 1500, also zur Blütezeit der Stadt der Fugger und Welser. Sie umfasst zahlreiche Gemälde aus Kirchen und Tafelbilder aus der sogenannten „Augsburger Schule“ des Spätmittelalters und der Frührenaissance. Insgesamt werden nahezu 100 Gemälde in vier Ausstellungsräumen präsentiert. Neben den Hauptwerken des Augsburger Kunstkreises sind Arbeiten aus den benachbarten Reichsstädten Ulm, Memmingen und Nördlingen zu sehen. Einige Gemälde stammen aus den Klöstern Kaisheim, Wettenhausen und Mönchsdeggingen.

Höhepunkt der Ausstellung ist wohl das weltbekannte und in nahezu jedem Geschichtsbuch abgedruckte Porträt Jacob Fuggers, das der Nürnberger Albrecht Dürer um 1519 anfertigte. Daneben dürfen Werke von Hans Holbein dem Älteren, Hans Burgkmair und Lucas Cranach dem Älteren als Kernstücke der wertvollen Sammlung gelten.[2]

Weiterhin geben aber auch Werke von Christoph Amberger, Leonhard Beck, Jörg Breu dem Älteren, Hans Schäufelein, Martin Schaffner, Bartholomäus Zeitblom und aus der sogenannten Apt-Werkstatt einen guten und künstlerisch wertvollen Einblick in die schwäbische Malerei um 1500. Das 15. Jahrhundert wird nur durch einige wenige Werke repräsentiert. Gemälde aus der Zeit bis 1450 fehlen gänzlich. Allgemein haben sich nur sehr wenige Beispiele der frühen Augsburger Tafelmalerei erhalten.

Viele der ausgestellten Tafeln waren Stiftungen bedeutender Augsburger Patriziergeschlechter, etwa der Rehlinger, Stetten, Vetter, Walther, Welser, Riedler, Rephon und Rembold. Einige Stifter wurden auf den Gemälden dargestellt, auch zahlreiche Familienwappen sind erkennbar. Eng verbunden mit der Augsburger Geschichte sind die Porträts des Fürstbischofs Friedrich von Hohenzollern, Konrad Peutingers, des Hans oder Lukas Rem und das berühmte Bildnis Jakob Fuggers.

Das prunkvolle Deckengewölbe der Katharinenkirche, das durch ein Renaissancegemälde von 1517 einen weiteren Blickfänger bietet, entstand nahezu zur gleichen Zeit wie die ausgestellten Kunstwerke und bildet damit einen eigenen Beitrag zum Gesamteindruck. Die Raumaufteilung des frühen 19. Jahrhunderts entspricht den ehemaligen Funktionsbereichen Nonnenempore, Laienkirche und Chor. Der Raumeindruck der ehemaligen Klosterkirche wird jedoch durch die Zwischenwände und das heutige Fußbodenniveau verfälscht. Beim Umbau zur Galerie wurde eine Zwischendecke eingezogen, die knapp über der ehemaligen Nonnenempore liegt.

Der Basilikazyklus aus dem ehemaligen Kapitelsaal

Zu den bedeutendsten Werken der Staatsgalerie zählen die sechs großen Basilikabilder aus dem ehemaligen Kapitelsaal des Katharinenklosters. Die Tafeln sind Stiftungen der Nonnen des Klosters und erinnern an ein päpstliches Ablassprivileg. Am 19. Oktober 1487 erlaubte Papst Innozenz VIII. den Klosterinsassen, alle Ablässe der römischen Kirchen innerhalb ihrer Klausur zu erwerben. Hierzu waren nur drei Ave Maria und Paternoster an drei verschiedenen Orten im Kloster zu sprechen.

Die großformatigen Tafelbilder des Basilikazyklus entstanden innerhalb von fünf Jahren. 1499 schuf Hans Holbein d. Ä. das erste Gemälde mit der Darstellung der Basilika Santa Maria Maggiore. Hans Burgkmair malte 1501 und 1502 die Peters- (San Pietro) und die Johannesbasilika (San Giovanni in Laterano) während der Abwesenheit seines Konkurrenten Holbein, der Aufträge in Frankfurt und Kaisheim übernommen hatte. 1502 entstand auch die vierte Tafel des Zyklus. Der ausführende "Meister L.F" war wohl ein Schüler Holbeins. Das Bild vereint zwei Basiliken (San Lorenzo und San Sebastiano) auf einem Gemälde. 1503/04 wurden die beiden letzten Darstellungen geschaffen. Der ältere Holbein und Burgkmair arbeiteten hier gleichzeitig und beeinflussten sich offenbar gegenseitig. Burgkmair malte die Basilika Santa Croce in Gerusalemme mit der Kreuzigung Christi und dem Martyrium der hl. Ursula. Holbein schuf die Tafel der Basilika San Paolo fuori le mura mit der Dornenkrönung und Darstellungen der Legenda aurea.

Die sechs Gemälde waren jeweils spitzbogig in die oberen Wandfelder unter den Gewölben des im heutigen Holbein-Gymnasium erhaltenen Kapitelsaales eingepasst. Die jeweils aus drei einzelnen Brettern zusammengesetzten Monumentalbilder wurden dementsprechend bis zu zweieinhalb Meter hoch und vier Meter breit ausgeführt.

Die vielfigurigen Darstellungen sind neben ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung auch wertvolle kulturhistorische Dokumente. Zahlreiche Details illustrieren die Mode der Dürerzeit, zeigen zeitgenössische Möbel, Gebrauchsgegenstände, Rüstungen und Waffen. Die abgebildeten römischen Kirchen sind hingegen mehr als Sinnbilder, als „Ersatz-Pilgerorte“ zu verstehen und nicht als genaue Dokumentationen ihrer realen Vorbilder. Derartige Ersatzhandlungen waren auch anderen Ortes fester Bestandteil des Ablasswesens. Oft reichte bereits eine Geldspende, um einen entsprechenden Ablass zu erwerben.

Als einziges der Basilikabilder ist die Basilika San Paolo nur bruchstückhaft überkommen. Die Zwickel der Tafel wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt abgesägt. Eine flüchtige Skizze im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig zeigt rechts das Bildnis der Stifterin Veronika Welser, links das Familienwappen der Welser. Das abgetrennte Porträt der Stifterin blieb jedoch erhalten und konnte aus der Sammlung der Fürsten Oettingen-Wallerstein für die Staatsgalerie zurückerworben werden.

Raum 1

Raum 2 (Ehemaliger Chor der Katharinenkirche)

  • Bartholomäus Zeitblom
  • Hans Holbein d. Ä.
  • Lucas Cranach d. Ä.
  • Leonhard Beck

Raum 3 (Ehemalige Laienkirche)

  • Basilikazyklus
  • Hans Burgkmair d. Ä.
  • Hans Holbein d. Ä
  • Albrecht Dürer

Raum 4 (Ehemalige Nonnenempore)

  • Christoph Amberger
  • Hans Holbein d. Ä.
  • Jörg Breu d. Ä.
  • Hans Schäufelein
  • Apt-Werkstatt
  • Martin Schaffner

Lage

Die Staatsgalerie befindet sich in der ehemaligen Katharinenkirche, einem Teil eines alten Klostergebäudes, in der Maximilianstraße im Herzen der Augsburger Altstadt. Der Zugang zur Ausstellung erfolgt über das direkt nebenan gelegene Schaezlerpalais, in dem weitere Kunstsammlungen untergebracht sind.

Der Eintrittspreis beinhaltet auch die Besichtigung der Deutschen Barockgalerie, der Graphischen Sammlung der Stadt Augsburg, der Karl und Magdalene Haberstock-Stiftung und des Rokoko-Festsaales, der zu den bedeutendsten süddeutschen profanen Raumkunstwerken des 18. Jahrhunderts gezählt wird. Der Saal liegt zwischen der Deutschen Barockgalerie und der Staatsgalerie.

Aufgrund ihrer zentralen Lage ist die Staatsgalerie Altdeutsche Meister mit dem Auto wegen fehlender Parkmöglichkeiten schlecht zu erreichen, dafür ist das Museum über mehrere Straßenbahn- und Stadtbuslinien des Öffentlichen Nahverkehrs gut angebunden.

Literatur

  • Gisela Goldberg: Altdeutsche Gemälde (Städtische Kunstsammlungen Augsburg: Kataloge, 1). Augsburg, 1967
  • Gisela Goldberg: Hundertfünfzig Jahre Staatsgalerie Augsburg in der ehemaligen Katharinenkirche. In: Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben, 79, 1985, S. 211-238
  • Martin Schawe: Rom in Augsburg - die Basilikabilder aus dem Katharinenkloster. München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, ca. 2000
  • Martin Schawe: Staatsgalerie Augsburg - Altdeutsche Malerei in der Katharinenkirche. München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, 2002

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Staatsgalerie Altdeutsche Meister (Augsburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst: Staatsgalerie am Schaezlerpalais
  2. Stadt Augsburg: Schaezlerpalais

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