Tageszeiten

Tageszeiten
Wechsel der Tageszeiten. 7. Mai, 18:45 Weltzeit (20:45 MESZ)

Eine Tageszeit ist ein Abschnitt eines Tages. Eine Festlegung der Tageszeiten auf bestimmte Uhrzeiten oder auf einen bestimmten Sonnenstand ist aufgrund von Jahreszeiten, des jeweiligen Standortes (Geographische Breite), der Ortszeit und auf Grund kultureller Unterschiede allgemein gültig nicht möglich.

Tagesabschnitte teilen den Tag in Zeitspannen und sind wichtig, um eine ungefähre zeitliche Regel einhalten zu können, z. B. um beim ersten Sonnenstrahl mit dem Boot aufs Meer zu fahren oder sich an bestimmte Rituale zu halten, z. B. läuten die Abendglocken und rufen zum Abendgebet. Sie gehören zu den unmittelbaren Erfahrungen und insofern bilden sie neben den Jahreszeiten den ursprünglichen historischen Anlass für Zeitrechnung.

Inhaltsverzeichnis

Tageszeiten des deutschsprachigen Kulturraums

In deutschsprachigen Kulturraum wird der Tag üblicherweise in die Tageszeiten Nacht (mit Mitternacht), Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend aufgeteilt. Diesen Abschnitten werden Zeiten zugesprochen, die sich aber widersprüchlicherweise zum Teil überschneiden.

Die einzelnen Tageszeiten des Tages werden meist durch Zwischenmahlzeiten gegliedert, die regional unterschiedlich ausgeprägt oder vorhanden sind oder zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden. Manche in der deutschen Sprache existierende Einteilungen gibt es z. B. im Französischen oder Englischen nicht. So gehört dort der Vormittag noch zum Morgen, weil kein „zweites Frühstück“ üblich ist.

Tageszeiten im Rechtswesen

Der Gesetzgeber sieht zahlreiche Regelungen vor, die auf die Tageszeit Bezug nehmen. Das umfasst Aspekt des Arbeitsrechts wie Überstunden, Nacht- und Schichtarbeit oder Gleitzeit, Vorschriften über Lärmschutz (Mittagsruhe, Nachtruhe) und andere Immissionen, Ladenöffnungszeiten, Ausnahmen innerhalb der Straßenverkehrsordnung (Nachtfahrverbot), Regelungen der Tarifgestaltung, etwa den Telekommunikationsgesetzen oder den nichtlinienmäßigen Personenverkehr (Taxi-Gewerbe), Wachdienst der Exekutive und im Militär bis hin zu Sonderformen des Zivilschutzes wie einer nächtlichen Ausgangssperre in Krisensituationen, und insbesondere den Jugendschutz.

Historische Tageszeiten und Tageseinteilungen verschiedener Kulturräume

Die Einteilung des Tages, beispielsweise in Tageszeiten, gibt es seit dem Beginn der Zeitrechnung.

Zwölf Stunden: „Babylonische“ und „römische“ Tageseinteilung

Die Tageseinteilung in der Antike kannte schon zwölf Stunden, doch wurden diese vom Sonnenaufgang an gerechnet, waren entweder gleich lang (babylonische Stunden) oder je nach Jahreszeit von variabler Länge (römische Stunden).

  • Die römischen Tageszeiten hießen hora I.-XII. (Stunden), mit der Morgenstunde als hora prima, die Nacht war in 4 Abschnitte namens vigila I.-IV. („Nachtwache“) unterteilt, je zwei vor und nach Mitternacht (media nox). [1] Die Römer zählten die Morgenstunden ursprünglich rückwärts. "3 a.m." oder "3 Stunden ante meridiem" bedeutete "drei Stunden vor Mittag", im Gegensatz zur modernen Bedeutung "drei Stunden nach Mitternacht".
  • Die Horen, wörtlich „die Stunden“, waren die ursprünglich griechischen Göttinnen, die das geregelte Leben überwachten. Sie waren die Schutzgöttinnen der verschiedenen Tageszeiten. In griechischer Tradition wurden die zwölf Stunden von kurz vor Sonnenaufgang bis kurz nach Sonnenuntergang gezählt.
  • Diese antike Einteilung hat sich als Tageseinteilung' in der Bezeichnung der liturgischen Tagzeiten Prim, Terz, Sext, Non erhalten. Sie wurden nach der ersten, dritten, sechsten. und neunten Stunde des Tages benannt. Ebenso wurde auch die Nacht in zwölf Teile eingeteilt. So soll die Matutin nach der Benediktusregel zur achten Stunde der Nacht gebetet werden, was etwa 2 Uhr entspricht. Vesper und Komplet sind nicht an bestimmte Stunden gebunden. Die Vesper wird am Abend gebetet, etwa bei Einbruch der Dämmerung, die Komplet unmittelbar vor der Nachtruhe.
  • In Spanischen gibt es die Siesta, deren Name sich aus der lateinischen hora sexta für die Mittagstunde ableitet.

Tageszeiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Die moderne Tageseinteilung in zweimal zwölf gleich langen Stunden (italienische Stunden, beginnend zu Sonnenuntergang) kam erst im 14. Jahrhundert mit der mechanischen Räderuhr auf, zuerst als Kirchturmuhr. Ab 1660 verbreiten sich Standuhren, ab 1790 finden sich einfache Uhren in jedem Haushalt.

Da für die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung bis ins ausgehende 20. Jahrhundert neben dem Wetter das Tageslicht entscheidenden Einfluss auf die Tätigkeiten hat, fand in gewerblichen Berufen ab dem 16. Jahrhundert auch künstliche Beleuchtung Verbreitung. Tagesarbeitszeiten von 14 bis 16 Stunden waren durchaus die Norm, und zahlreiche Gewerbe hatten eine dem Arbeitsablauf angepasste Tageszeiteinteilung und selbstbestimmte Tageszeiten.[2]

  • Erhalten hat sich etwa der Tagesablauf des Bäckerwesens
  • Überliefert sind nächtliche Arbeitszeiten auch im Gewerbe der Müller wie auch der Schmiede.

Das Grimmsches Wörterbuch gibt etwa um 1850 den Begriff „Tageszeit“ sowohl auf den lichten Tag als ganzes bezogen als auch einen bestimmten Abschnitt des Tages.[3]

Erst mit der beginnenden Industrialisierung binden sich die Tageszeiten endgültig an die Uhr. In einigen frühindustriellen Gewerben war ein Arbeitbeginn um 4 Uhr in der Früh üblich (Frühschicht), eine mehrstündige Mittagspause, die der Siesta des Mittelmeerraums vergleichbar ist, und eine weitere lange Spätschicht. Erst in Folge der Arbeiterkämpfe der Zeit um 1850 bis in das 20. Jahrhundert beginnen sich dann geregelte Arbeitszeiten durchzusetzen, die die heute übliche Einteilung der Tageszeiten nach sich ziehen.[2]

Naher Osten

In den Kulturen semitischer Sprache beginnt der Tag traditionellerweise mit Einbruch der Dunkelheit. Dies ist bis heute für den Beginn des Sabbats und islamischer Feiertage wichtig.

Aus dem Persischen ist eine Tagesteilung überliefert, die dem babylonischen Tagesanfang folgt: Die Rōsgār („Tageszeiten“) sind Hāwan („Morgen“), Uapihwin („Nachmittag“), Usērin („Abend“), Ēbsrūsrim (Sonnenuntergang bis Mitternacht) und Uschahin (Mitternacht bis Morgendämmerung) – die letzten beiden werden zusammen als Schab („Nacht“) bezeichnet; siehe Mittelpersische Tagesnamen

Tageszeiten im Polarkreis

Im Polarkreis ist eine am Sonnenstand abgelesenen Einteilung der Tage in Tageszeiten während der Polarnacht oder dem Polartag undenkbar. Man spricht vom subjektiven Tag, welcher sich am Aufstehen und Schlafengehen orientiert. Tatsächlich folgen aber Bewohner sowohl des europäischen wie auch des russischen und nordamerikanischen Polarkreises heute einfach den landesüblichen Einteilungen der Tageszeit und orientieren sich an der Uhrzeit. Trotzdem sind in diesen Regionen und dort, wo es weiße Nächte gibt, in der Zeit um die Sommersonnenwende spezielle Mittsommerfeste verbreitet, und man pflegt in diesen Wochen zu nahezu allen Tageszeiten gesellschaftliches Leben.

Siehe auch

Literatur

  • Edward P. Thompson: Time, Work-discipline and Industrial Capitalism. In: Past and Present Nr. 38, 1967, S. 56–97; deutsch: Zeit, Arbeitsdisziplin und Industriekapitalismus. In: Rudolf Braun, Wolfram Fischer/, Helmut Großkreutz, Heinrich Volkman (Hrsg.): Gesellschaft in der industriellen Revolution. Köln 1973, S. 81–112

Weblinks

Quellen

  1. Der Römische Kalender – www.die-roemer-online.de, nach: Johannes Irmscher: Lexikon der Antike. Wilhelm Heyne Verlag, München 1962.
  2. a b Isabella Andrej: Der „Blaue Montag“. – Eine Form des Widerstandes gegen die industrielle Arbeitszeitdisziplinierung. Seminar Neue Geschichte WS 1993/94: Univ. Prof. Edith Saurer, Arbeit und Arbeiterkämpfe in Europa 18. bis 20. Jahrhundert. Institut für Höhere Studien Wien. (Onlinedokument; PDF; 0,3 MB) – vergl. den Artikel Blauer Montag
  3. Eintrag Tageszeit, Tagszeit

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