- Zwischenmahlzeit
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Eine Zwischenmahlzeit ist eine kleine Mahlzeit zwischen den Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittagessen oder Abendessen. Im deutschen Sprachraum existieren für solch eine Mahlzeit zahlreiche verschiedene Ausdrücke. Diese lauten, je nach Region und Tageszeit, Vesper, Brotzeit, zweites Frühstück, Jause, Marend/Marende, Znüni und Zvieri, Imbs, Unternessen, Gabelfrühstück und Neinerln. Auch die Bestandteile einer Zwischenmahlzeit sind regional verschieden, wie in den jeweiligen Absätzen näher erläutert wird.
Im Deutschen werden auch der englische Begriff Snack und der deutsche Ausdruck Imbiss verwendet.[1]
Inhaltsverzeichnis
Brotzeit
Die Bezeichnung Brotzeit kommt ursprünglich aus dem bayerischen Sprachraum. Sie wurde früher von Bauern, Almhirten, Handwerkern und Wandersleuten als Zwischenmahlzeit verzehrt und ist auch heute noch beliebt. Eine Brotzeit besteht aus einigen Scheiben Brot, meist würzigem Natursauerteig-Brot, verschiedenen Käse- und deftigen Wurstsorten, Presssack, Geselchtem und/oder Schinken. Gerne isst man dazu auch den Obazdn, Kartoffelkas, Radieschen und Radi. Diese Speise wird typischerweise auf einem großen Holzteller serviert, und am besten soll dazu ein Bier aus dem Keferloher, dem traditionellen Bierkrug aus Steinzeug, schmecken.
Im bayerischen Sprachraum sowie in Franken und Teilen Thüringens werden nicht warm zubereitetete Hauptmahlzeiten (Mittagessen bzw. Abendessen) als Brotzeit bezeichnet.
Nach der Bayerischen Biergartenverordnung vom 20. April 1999 dürfen in Biergärten zu den Getränken selbst mitgebrachte Brotzeiten verzehrt werden.
Fofftein
Ebenfalls von einem Zahlenwort abgeleitet ist die norddeutsche Bezeichnung Fofftein für eine meist morgendliche Brotzeit, kann aber auch eine verzehrlose Pause bedeuten. Die plattdeutsche Zahl „Fünfzehn“ bezieht sich dabei auf die nach der ehemaligen Arbeitszeitordnung bzw. dem heutigen Arbeitszeitgesetz vorgesehenen 15 Minuten Frühstückspause.
Gabelfrühstück
Das Gabelfrühstück ist ein zweites Frühstück bestehend aus kalten oder warmen Speisen[2]. Das Wort ist eine Lehnübersetzung aus dem Französischen: déjeuner à la fourchette. Es wird so genannt, da man im Stehen einzelne Häppchen mit der Gabel aufnahm.[3] Der Dichter Josef Weinheber setzte dem Gabelfrühstück in seinem Gedicht Der Phäake ein Denkmal: Zum Gabelfrühstück gönn ich mir – ein Tellerfleisch, ein Krügel Bier, schieb ab und zu ein Gollasch ein …[4] Jean-Paul Aron berichtet, eine Madame Hardy habe in der Rue Lafitte in Paris im 19. Jahrhundert eine zunächst unbedeutende Kneipe betrieben, sei dann aber auf die einträgliche Idee verfallen, vormittags von zehn bis zwölf unter einer großen Glasglocke verschiedenste Speisen bereitzuhalten, vor allem Fleisch, das der Oberkellner auf eine große Gabel spießt und es dann auf einen silbernen (Grill-) Rost legt. „Bei Madame Hardy wird damit der Brunch aus der Taufe gehoben, dem man den Namen ‚Gabelfrühstück‘ gibt, so sehr überrascht und amüsiert das Gerät, mit dem der Kellner nach den gewünschten Speisen fischt.“[5]
Imbs
In Rheinhessen heißt der in den Weinberg mitgenommene Proviant Imbs. Der Begriff stammt, wie Imbiss, etymologisch aus dem Althochdeutschen imbizan – „entbeißen“ bzw. „essen“ ab. Das Imbs war entsprechend eine unkomplizierte rustikale Zwischenmahlzeit auf der Faust, welche in der Regel um die Mittagsstunde (Rheinhessischer Dialekt: im Unnere = unter Mittag) zwischen 11 und 13 Uhr oder abends nach der Weinlese eingenommen wurde. Das Imbs wird meistens auf dem Boden hockend, auf umgedrehten Weinkisten oder auf dem umgekippten Leseeimer eingenommen und besteht aus Hausmacher Wurst (Leberwurst, Blutwurst, Schwartenmagen), Pellkartoffeln (Gequellte, Quellmänner) mit Weiche Käs und Weck, Worscht un Woi, die auf einem auf der Erde liegenden Tischtuch ausgebreitet sind.
Jause
Eine Jause (auch Jausenbrot, aus dem Slowenischen južina für Mittagessen bzw. mala južina für Zwischenmahlzeit) bedeutet in Österreich eine kleine Zwischenmahlzeit – ähnlich der Brotzeit in Bayern, dem Vesper in Schwaben, der Marende in Südtirol und dem schweizerischen Znüni. Doch bieten auch Restaurants kleine Mahlzeiten unter diesem Titel an. Im Wiener Raum versteht man darunter auch das Einnehmen sogenannter süßer Mahlzeiten (Kaffee, Tee, Kuchen …) am Nachmittag. In Oberösterreich und dem westlichen Niederösterreich wird „Jause“ oft synonym zu „Abendessen“ gebraucht.
„Jausenzeit“ ist die zugehörige Zeitspanne, kann aber auch – regional verschieden – ein Zeitpunkt zwischen etwa 9 und 15 Uhr sein.
Der in die Schule oder Arbeit mitgenommene Proviant heißt ebenfalls Jause und gehört der Ordnung halber in ein „Jausensackerl“. In Ostösterreich wird am Vormittag statt dem Begriff Jause auch Gabelfrühstück verwendet.
Die Jausenstation ist eine Gaststätte zur kurzen Einkehr. Im Gebirge wird sie manchmal „Jausenhütte“ genannt. Man bekommt dort unter anderem die Brettljause – eine kräftige Brotmahlzeit bei der verschiedene deftige Fleisch- und Wurstsorten, wie Presswurst, Blut- und Leberwurst, Speck, Selchfleisch, Jausenwurst, Schinken und kaltes Schweinernes (= gebratenes Schweinefleisch, evtl. gepökelt (gesurt)) mit Beilagen wie Kren (= Meerrettich), Senf, Käse, Essiggurken, Pusztasalat, etc. auf einem Holzteller serviert werden. Die Brettljause gibt es auch als „Speckjause“ – meistens ergänzt um ein „Schnapserl“ oder ein Krügel (½ Liter) Bier.
Kaffee
Kaffee und Kuchen oder Kaffeetrinken ist eine traditionelle Mahlzeit zwischen Mittagessen und Abendessen in Deutschland und anderen Ländern (z. B. Österreich, Finnland, Luxemburg). Heute ist diese Mahlzeit wegen häufiger Berufstätigkeit und Zeitmangels oft ein für den Sonntag reserviertes Ereignis mit sorgfältig gedecktem Tisch (Kaffeetafel mit Kaffeegedeck) und Gästen (Kaffeeklatsch). In Deutschland wird zum Sonntagskaffee in der Regel Kuchen, Torte oder Gebäck gereicht.
Kindergartenfrühstück
Das Kindergartenfrühstück ist eine Sonderform des Zweiten Frühstücks im Kindergarten (für manche Kinder auch das einzige), das einen festen Platz im Rahmen der pädagogischen Konzeption einer Tagesstätte hat. Es gibt das gemeinsame Frühstück und das gleitende Frühstück (bzw. regional: gleitende Brotzeit, Jause, Vesper etc.)[6] Dem Vorteil des gemeinsamen Frühstücks, Gemeinschaft zu erleben und zur Orientierung der Kinder feste Rituale einbinden zu können, steht der Nachteil gegenüber, dass das Freispiel nach Meinung von Kritikern abrupt beendet werden müsse. Umgekehrt können auch bei einem gleitenden Frühstück befreundete Kinder gemeinschaftlich frühstücken und es ist gezieltes individuelles Eingreifen des Fachpersonals in kleinen Gruppen möglich, auch parallel zu angeleiteten Angeboten für Einzelne oder Kleingruppen.[7] In manchen Einrichtungen werden beide Formen kombiniert, indem das sonst gleitende Frühstück durch eine wöchentliche gemeinsame Mahlzeit ergänzt wird. Auch besondere Konzepte wie ein Gesundes Frühstück (vollwertig bzw. Bio) oder eine in der Gruppe gemeinsam zubereitete Mahlzeit lassen sich als gemeinsame Mahlzeit mit dem gleitenden Konzept kombinieren. Die Frage, welche Form des Frühstücks im Kindergarten praktiziert wird, ist teilweise abhängig von einer reformpädagogischen Grundsatzdiskussion, andererseits auch vom Diskussionsbedarf der Eltern und von der pädagogischen Umsetzung des Fachpersonals.[8] Während bis in die 80er Jahre das feste Frühstück vorherrschte, ist das gleitende Frühstück eine individuelle Form, die oft auch im Rahmen eines gruppenübergeifenden Offenen Konzepts inzwischen mehrheitlich umgesetzt wird.
Marende
Bei der Marende handelt es sich um die (Süd-)Tiroler Version der Brotzeit. Typischerweise werden dazu knuspriges, fladenartiges Schüttelbrot, geräucherter Schinken („Speck“), Kaminwurzen, Essiggurken sowie Rotwein gereicht. Der Begriff „Marende“ leitet sich von dem mittellateinischen Begriff merenda für die nachmittägliche Zwischenmahlzeit ab.[9] Die vormittägliche Zwischenmahlzeit wird Neunern oder Halbmittag genannt.[10]
Pausenbrot
Vorbereitete Zwischenmahlzeit i. d. R. aus einem belegten Brot mit ggf. weiteren Snacks, die vor allem Schüler oder auch Arbeitende verpackt mit in die Schule/zum Arbeitsplatz nehmen, um es in einer Pause als Zwischenmahlzeit zu sich zu nehmen. Näheres siehe unter Pausenbrot.
Schweiz
Znüni wird in der Deutschschweiz, Vorarlberg und im alemannisch-süddeutschen Sprachraum die morgendliche Zwischenmahlzeit sowie das zu diesem Zeitpunkt eingenommene Pausenbrot genannt. Die Bezeichnung ist von der Zahl Neun (im Alemannischen: nüün) abgeleitet, da die Pause meistens gegen neun Uhr gemacht wird. Analog dazu ist das Zvieri von der Vier abgeleitet. Die Bezeichnung Znüni wird aber auch dann verwendet, wenn die Pause zu einer anderen Zeit gemacht wird, beispielsweise erst um zehn Uhr.
Zum Znüni wird meistens nur ein kleiner einfacher Snack gegessen. So zum Beispiel ein Apfel, ein Butterbrot oder nur ein Kaffee mit Rahm (Sahne) und Zucker, bzw. ein Tee. Typisch in der deutschsprachigen Schweiz ist auch das „Weggli und Schoggistängeli“, eine Art Milchbrötchen, in welches ein Schokoladenstengel gedrückt wird. Beliebt sind auch Croissants (auch Gipfeli genannt). Bisweilen werden auch Brot, Aufschnitt, Käse gegessen (oft als Sandwich). Eine mit dem Znüni zusammenhängende Sitte ist das Znüni-Lotto, ein einfaches Marketing-Instrument von Cafés, Tea-Rooms, Restaurants etc. in der Deutschschweiz: Die Gäste erhalten mit der Bestellung ihres Frühstücks eine Nummer; wird diese später vom Wirt oder der Wirtin gezogen, dann muss der oder die Glückliche sein Frühstück nicht bezahlen.
Im Schwarzwald werden zum Znüni traditionell herzhafte Speisen wie der Schwarzwälder Speck, die geräucherte Schwarzwälder Blutwurst und Roggenbrot gegessen, zu denen gelegentlich auch schon Kirschwasser oder ein anderer Obstbrand getrunken werden.
Der nachmittägliche Bruder des Znünis ist das Zvieri, die Zwischenmahlzeit um vier Uhr.
Teepause
Tea time
Tea time, zu Deutsch „Teezeit“ oder „Teepause“, ist eine Tradition in Großbritannien und Irland. Generell wird auf den britischen Inseln beinahe rund um die Uhr Tee konsumiert.
Eine Teepause ist in der Regel eine ungezwungene Angelegenheit, die meist aus einem Becher Tee (aus einem Teebeutel zubereiteter Schwarztee mit Milch und Zucker) sowie Keksen, Scones, Sandwiches, Schokoriegeln oder Ähnlichem besteht; der gereichte Tee kann also sowohl mit süßen wie auch mit salzigen Backwaren kombiniert werden.
Darüber hinaus kann zu besonderen Anlässen auch ein förmlicher afternoon tea (etwa als cream tea) genommen werden. Der u. a. im deutschen Sprachraum beliebte Ausdruck vom five o’clock tea („Fünf-Uhr-Tee“) ist dagegen im angelsächsischen Sprachraum unbekannt.
Ostfriesland
In Ostfriesland wird um elf Uhr vormittags („Elführtje“) und am Nachmittag meist zwischen drei und vier Uhr der schwarze herb-kräftige Ostfriesentee getrunken. Der Tee wird auf Kandis (sogenannte „Kluntjes“) in die Tasse gegossen, danach wird ein Teelöffel voll Sahne hinzugefügt. Dabei wird der Tee jedoch nicht umgerührt, sodass er anfangs herb und gegen Ende hin süßlich schmeckt. Häufig wird der Nachmittagstee als Anlass genutzt, um Besuch zu empfangen.
Vesper bezeichnet den kleinen Znacht (Abendessen) vor dem Stall (Melken und Misten). Vor dem Zubettgehen (Nachtessen) gab es in der Schweiz traditionell noch ein leichtverdauliches Müesli complet (auch Bettmümpfeli genannt) mit Butterbrot und Milchkaffee.
Im Westen Österreichs (Tirol, teilw. Salzburg) entspricht Obengenanntem der Begriff „Neinerln“ (auch hier von der Zahl „neini“, 9). Die nachmittägliche Jause trägt in Tirol die Bezeichnung „Marend“ (vgl. spanisch „merienda“), im Salzburger Pinzgau „Unternessen“ (Dialekt für „zwischen den Mahlzeiten“).
Zwipf
In der Schweizer Armee werden Zwischenverpflegungen inoffiziell als Zwipf bezeichnet. Zwipf erhält die Mannschaft in den Pausen und besteht je nach Gusto des Küchenchefs meistens aus Tee oder Zitronenwasser, Getreideriegeln, Armeeschokolade, Biscuit, Studentenfutter oder Obst. (Siehe auch: Soldatensprache der Schweizer Armee im Wiktionary[11])
Kuriosa
- Der Hörfunkmoderator und Textdichter Fred Rauch verfasste in den 1960er Jahren einen Liedtext für die 3 lustigen Moosacher mit dem Titel Machma Brotzeit! Brotzeit ist die schönste Zeit. Das Musikstück, auch als Brotzeitpolka bekannt, erreichte einige lokale Popularität und wird neben dem bekannteren Werk Schützenliesel von Fred Rauch immer noch häufig in Bierzelten auf Volksfesten zu Gehör gebracht.
Weblinks
Commons: Zwischenmahlzeit – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Der Duden werweist bei Snack auf die deutsche Entsprechung Imbiss und definiert diesen als eine „kleine, meist kalte Mahlzeit“.
- ↑ Ostarrichi.org Sprache in Österreich.
- ↑ Lexikon der Österreichischen Gastlichkeit (abgerufen am 10. Oktober 2009).
- ↑ Gerhard Tötschinger: Wünschen zu speisen? Ein kulinarischer Streifzug durch die Länder der Österreichischen Monarchie. Amathea, 1996, ISBN 978-3-85002-384-9, Seiten 85–86.
- ↑ Jean-Paul Aron: Der Club der Bäuche, Ein gastronomischer Führer durch das Paris des 19. Jahrhunderts. Klett-Cotta, ISBN 3-608-93370-0, S. 27 f.
- ↑ Begriffsdefinitionen auf der Seite eines Don-Bosco-Kindergartens.
- ↑ Beispiel aus einem pädagogischen Fachforum über Vor- und Nachteile der beiden Frühstücksformen.
- ↑ Onlineportal Come-on.de des Märkischen Zeitungsverlags: Eltern für gemeinsames Frühstück im Kindergarten vom 18. März 2010 (abgerufen am 12. Dezember 2010).
- ↑ Atlas Deutsche Sprache, Berlin 2004, S. 430, ISBN 3-89853-512-6.
- ↑ peter-hug.ch.
- ↑ Verzeichnis:Soldatensprache der Schweizer Armee im Wiktionary.
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