Tut Ankh Amun

Tut Ankh Amun
Namen von Tutanchamun

Die Totenmaske des Tutanchamun im Ägyptischen Museum Kairo
Eigenname
Image:Hiero_Ca1.svg
M17 X1
N35
N5
X1 G43 X1 S34 N35
Aa1
Bild:Hiero_Ca2.svg
Tutanchaton
Twt ˁnḫ; Jtn
Lebendes Abbild des Aton
angenommene Namen:
Image:Hiero_Ca1.svg
M17 Y5
N35
X1 G43 X1 S34
Bild:Hiero_Ca2.svg
Tutanchamun
Twt ˁnḫ; Jmn
Lebendes Abbild des Amun
Image:Hiero_Ca1.svg
M17 Y5
N35
X1 G43 X1 S34 S38 O28 M26
Bild:Hiero_Ca2.svg
Tutanchamun heqa iunu schema
Twt ˁnḫ; Jmn ḥq3 Jwnw šmˁj
Lebendes Abbild des Amun, Herrscher des südlichen Iunu (Heliopolis)
Thronname
M23
X1
L2
X1
Image:Hiero_Ca1.svg
N5 L1 Z2
V30
Bild:Hiero_Ca2.svg
Neb-cheperu-Re
Nb-ḫprw-Rˁ
Herr an Gestalten, ein Re
M23
X1
L2
X1
Image:Hiero_Ca1.svg
N5 L1 Z2
V30
S38 H6
Bild:Hiero_Ca2.svg
Neb-cheperu-Re-heqa-maat
Nb-ḫpw-Rˁ-ḥq3-m3ˁ.t
Herr an Gestalten, ein Re, Herrscher der Maat
Horusname
G5
E1
D44
X1 G43 X1 F31 S29 X1 G43
Z2
Bild:srxtail2.GIF
Ka-nechet-tut-mesut
K3-nḫt-twt-mswt
Starker Stier, mit vollkommenen Geburten
/ vollendet an (Wieder)Geburten
Nebtiname
G16
F35 O4
Q3
G43 M40 Z3 S29 W11
D21
V28 D36
N17
N17
N21
N21
Nefer-chepu-segerech-taui
Nfr-ḫpw-sgrḫ-t3.w(j)
Mit vollkommenen Gesetzen, der die Beiden Länder beruhigt
G16
G36
D21
O11 O1
Z1
M17 Y5
N35
Wer-ach-Amun
Wr-ˁḥ-Jmn
Der Große des Palastes des Amun
G16
F35 O4
Q3
G43 Z3 S29 W11
D21
V28 D36
N17
N17
S29 R4
X1 Q3
R8A
V30
G43
Nefer-chepu-segerech-taui-se-hetep-netscheru-heru
Nfr-ḫpw-sgrḥ-t3.w(j)-s-ḥtp-nṯr.w-hrw
Mit vollkommenen Gesetzen, der die Beiden Länder beruhigt, der die Götter zufriedenstellt und Frieden macht
Goldname
G8
U39 N28
Z2
O34 R4
X1 Q3
R8A
Wetes-chau-se-hetep-netscheru
Wṯs-ḫˁw-s-ḥtp-nṯr.w
Der die Kronen erhebt, der die Götter zufriedenstellt
G8
G43 V13
O34
U39 N28
Z2
M17 X1
I9
A40
I9
ra
Wetes-chau-it-ef-Re
Wṯs-ḫˁw-jt=f-
Der die Kronen seines Vaters Re erhebt
griechisch
bei Manetho

da Tutanchamun in den Königslisten bei Manetho nicht auftaucht (auf Amenophis III. folgt Haremhab), existiert keine gräzisierte Namensform.

Tutanchamun, auch Tutenchamun, war ein altägyptischer König (Pharao) der 18. Dynastie (Neues Reich), der etwa von 1333 bis 1323 v. Chr. regierte. Bekannt wurde er durch die Entdeckung seines nahezu ungeplünderten Grabes (KV 62), das Howard Carter 1922 im Tal der Könige entdeckte.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Eltern

Neue CT-Befunde aus dem Jahr 2007 bestätigten die bisherige Annahme der Ägyptologen, dass höchstwahrscheinlich Echnaton als Vater und Kija als Mutter des Tutanchamun angesehen werden können. Weitere Funde aus Tell el-Amarna komplementieren die Zuordnung der wissenschaftlichen Untersuchungen.

Frühere Theorien, die Nofretete und auch Maketaton als mögliche Mütter in Betracht zogen, gelten deshalb als sehr unwahrscheinlich. Kijas Name wurde in Inschriften getilgt und mit dem der ältesten Prinzessin, Meritaton, überschrieben. Maketaton starb im Alter von acht oder zehn Jahren und wurde in der Königsgruft von Amarna bestattet. Nach Rolf Krauss könnte ihr junges Sterbealter auf einen Tod im Kindbett hinweisen. Ein Wandrelief zeigt die trauernde Königsfamilie, ein weiteres eine Amme mit einem Kleinkind. Die Inschrift hierzu ist zerstört, die Kartuschen zeigen aber die Reste des Namens Nofretete. Siehe dazu Damnatio memoriae.

Geschwister

Man vermutet, dass Tutanchamun mindestens sechs Schwestern/Halbschwestern und einen Bruder/Halbbruder namens Semenchkare hatte.

Eigene Kinder

Es sind keine Funde oder Inschriften vorhanden, die belegen, dass Tutanchamun und seine Frau Kinder hatten. Die beiden toten Mädchen in seinem Grab, eine Frühgeburt und eine Totgeburt, waren möglicherweise seine Töchter. Dies ist jedoch nicht gesichert, da sich sowohl in Tutanchamuns Grab als auch in KV55 eine Vielzahl von fremden Gegenständen aus königlichen Gräbern in Amarna fanden, so dass die Föten möglicherweise ebenfalls aus einem dieser fremden Gräber entnommen worden waren. Aus dem Fundumstand allein kann eine so nahe Verwandtschaft (Vater/Tochter) nicht sicher geschlossen, sondern nur vermutet werden.

Regentschaft

Von einer Gemeinschaft aus hohen Beamten, Priestern, des Generals Haremhab und des ehemaligen Wesirs des Echnaton Aya, auch Eje genannt, der möglicherweise ein Bruder der Teje war, wird er erst vier Jahre nach dem Tode Echnatons als neunjähriger Prinz Tutanchaton zum Pharao gekrönt. Dazwischen liegt eine dreijährige Regentschaft des Semenchkare, dessen Identität unbekannt ist und teilweise Nofretete zugeschrieben wird.

Auf Grund seines sehr jungen Alters wird angenommen, dass der Kindkönig durch den Druck der Priesterschaft, hoher Beamter und wohl auch durch Eje, der den Titel Gottesvater führte, in seiner Regierung stark beeinflusst wurde. Der unmündige Pharao war leichter zu lenken, um die Verehrung des Gottes Aton zu beschränken und die Verhältnisse vor Echnatons „Revolution“ wiederherzustellen. Dies zeigt sich dann in der langsam vollziehenden Abwendung vom Atonkult zu Beginn und während seiner Regierungszeit. Tutanchamun nimmt bei seiner Thronbesteigung den Thronnamen Neb-cheperu-Re an und wird mit Anchesenpaaton, der dritten Tochter Echnatons, die somit seine Schwester oder Halbschwester war, vermählt. Er ändert seinen Geburtsnamen von Tutanchaton (lebendes Abbild des Aton) in Tutanchamun (lebendes Abbild des Amun oder zu Ehren des Amun) und den seiner Gemahlin von Anchesenpaaton (sie lebt für/durch Aton) in Anchesenamun (sie lebt für/durch Amun). Echnatons neu gegründete Hauptstadt Achet-Aton, heute Tell el-Amarna, wird schließlich im zweiten Regierungsjahr als Residenz aufgegeben und der Königshof zieht nach Memphis um, und nicht nach Theben, wie oft fälschlich behauptet wird.

Der bedeutendste Beleg für die unter Tutanchamun durchgeführte Politik ist seine später von Haremhab usurpierte Stele der Restauration, die in Karnak aufgefunden wurde. Auf ihr wird der Verfall des Reiches unter Aton beschrieben und er proklamiert die Rückkehr zu den alten Göttern. Im ganzen Land lässt der junge Pharao die Tempel der alten Götter restaurieren. Im Luxortempel wird die Dekoration der Kolonnade vollendet, Karnak erhält zwei neue Kapellen und an der Sphinxallee wird wieder gearbeitet. In Medinet Habu baut er an seinem Totentempel (vielleicht der ehemalige Tempel des Anch-cheperu-Re). Von Gizeh bis nach Nubien gibt es Hinweise auf seine Bautätigkeit. Einige dieser Denkmäler werden jedoch später ebenfalls von Haremhab usurpiert.

Der Übergang von der Amarna-Zeit vollzog sich jedoch nicht plötzlich: In Tutanchamuns Grab befinden sich zahlreiche Gegenstände, auf denen das klassische Motiv der Amarna-Zeit, Aton als lebensspendende Sonnenscheibe, zu sehen ist. Das bekannteste Beispiel ist der Thronsessel, den Tutanchamun in seinen ersten Regierungsjahren benutzte. Auch in der Kunst wirkt die Amarna-Zeit noch lange nach, was besonders an den Elementen Statik und Perspektive zu sehen ist. Somit ist eine erzwungene Abkehr von dem alten religiösen Kurs recht unwahrscheinlich, denn in diesem Fall wäre es zu einem Bildersturm gekommen, wobei darauf geachtet worden wäre, sich genau von den alten Stilen abzugrenzen. Es gibt zahlreiche Verbindungen, so dass Ägyptologen die Pharaonen Tutanchamun und Eje ebenfalls zur Amarna-Zeit zählen (manchmal differenziert durch nach Amarna).

Neben Eje und Haremhab sind noch diverse andere Beamte unter Tutanchamun bezeugt. Der südliche Wesir war ein gewisser Usermont und Pentu war ein weiterer Wesir, der bisher nur von einer Topfaufschrift im Grab bezeugt ist. Eine bedeutende Persönlichkeit war auch der Schatzhausvorsteher Maya, dessen Grab in Saqqara gefunden wurde und das reich mit Reliefs dekoriert war. Vizekönig von Kusch war schließlich Huy, der vor allem von seinem prachtvoll dekorierten Grab in Theben bekannt ist.

Zeitgenossen von Tutanchamun (1333-1323)
Hethiter Assyrien Mittani
Šuppiluliuma I. (1355–1323) Aššur-uballit I. (1353–1318) Šattiwazza (1350–1320)

Tod

Todesursache

Die CT-Untersuchung vom 6. Januar 2005 ergab ein Todesalter von 18 bis 20 Jahren und entsprach früheren Schätzungen der Ägyptologen Derry, Harrison, Leek und Germer. Die Annahme eines Alters von 23–27 Jahren, zum Beispiel von Gabolde, Wente und Harris, wurde damit widerlegt. Bei dieser Gelegenheit beklagte der Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung Dr. Zahi Hawass noch einmal den schlechten Zustand der Mumie, den er auf die nicht fachgemäße Behandlung durch Howard Carter zurückführte.

Das Bestattungsdatum kann auf die Zeit Mitte März bis Anfang Mai eingegrenzt werden, da als Grabbeigabe Blumen gefunden wurden, die nur in dieser Jahreszeit blühen. Zwischen Ende Dezember 1324 v. Chr. und Mitte Februar 1323 v. Chr. muss der Tod eingetreten sein, dessen Zeitraum unter Einbeziehung der siebzigtägigen Einbalsamierungsdauer ermittelt werden konnte. Bob Brier erklärte in seinem Buch Der Mordfall Tutanchamun, dass der Tod durch gewaltsame Einwirkungen von außen eingetreten wäre. Dabei ging er von einer unnatürlichen Todesursache aus. Er belegte dies mit uralten Röntgenaufnahmen, auf der eine Verletzung des Schädels zu sehen ist. Dies war in Ägyptologenkreisen, aber auch unter Medizinern sehr umstritten, doch handelte es sich hierbei um ein Missverständnis: auf der Röntgenaufnahme ist ein abgesplittertes Knochenstück zu sehen, das sich nach dem Tode löste. Vielfach ging man davon aus, dass sowohl Harris, der die Aufnahmen anfertigte, als auch Brier sich darauf beziehen. Zumindest bei Brier kann dies durch das Lesen seines, zugegebenermaßen etwas schlecht strukturierten Buches, geklärt werden.

Bei der CT-Untersuchung stellte sich heraus, dass die Todesursache Tutanchamuns kein Schlag auf den Kopf gewesen sein kann, da keinerlei auf diese Art verursachten Verletzungen am Schädel festgestellt werden konnten. Zur allgemeinen Überraschung ist ein bislang unentdeckter Oberschenkelbruch des linken Beins festgestellt worden. Einige Spezialisten desselben Untersuchungsteams erkannten auch einen Bruch des linken unteren Oberschenkels, dazu einen Bruch der rechten Kniescheibe und des rechten unteren Beines. Dieser Befund beweist, dass ein solcher Bruch vor dem Tode Tutanchamuns durch einen Unfall verursacht wurde. Ein Mord kommt deshalb nicht in Frage. Die meisten Ägyptologen gehen zwischenzeitlich von einem Jagd-Unfall aus, der den späteren Tod Tutanchamuns verursachte. Zahi Hawass schloss sich dieser These an und bestritt energisch die Ernsthaftigkeit einer Mordtheorie, was jedoch im krassen Gegensatz zu früheren Äußerungen steht. Diese müssen jedoch keine ernsthafte Grundlage gehabt haben und können auf anderen Motiven (Presse, Tourismus) basieren.

Weiterhin zeigte sich jedoch ebenfalls eine Druckverletzung, die durch einen Schlag oder einen Tumor entstanden sein könnte. Brier entschied sich für einen Schlag, was jedoch ein Trugschluss war – wie durch die spätere CT-Untersuchung festgestellt wurde. Ebenfalls ist auch nicht abschließend geklärt, wer Tutanchamuns Eltern waren. Das heute fehlende Brustbein und die fehlenden Rippen der Mumie waren nach der Bergung von Carter und Carnarvon noch vorhanden.[1] Ein Foto, das unmittelbar vor der Wiederbeisetzung Tutanchamuns nach Carters Untersuchungen aufgenommen wurde, zeigt die Mumie noch in einem unversehrten Zustand. Nach neuen Erkenntnissen wurden die Beschädigungen in der Zeit des zweiten Weltkriegs durch Grabräuber verursacht. Um an die Schmuckstücke zu gelangen, die durch das Balsamierungsharz fest mit der Mumie verbunden waren, mussten die Rippen und das Brustbein herausgesägt werden. Die CT-Untersuchung bestätigte diesen Vorgang, da keine Abbrüche, sondern glatte Abtrennungen festgestellt wurden.[1]

Nach weiteren Untersuchungen der alten Röntgenbilder durch den Radiologen Richard Boyer folgerte dieser einst, dass Tutanchamun unter Skoliose (Deformation der Wirbelsäule) und an dem Klippel-Feil-Syndrom (Verschmelzen mehrerer Halswirbel miteinander) litt. Die Untersuchungsbeteiligten der Computertomografie können eine Skoliose nicht bestätigen. Sie vermuten, dass die zweifellos vorhandene leichte Wirbelsäulendeformation durch die Mumifizierung verursacht wurde. Zum Thema Klippel-Feil-Syndrom wird jedoch in der offiziellen Presseverlautbarung vom 8. März 2005 nichts gesagt.

Darstellung im Grab

Hauptartikel: KV62

Die Namen des Pharaos, seiner Gattin und des Nachfolgers Eje wurden wie der aller Amarna-Könige schon wenig später von Haremhab oder Sethos I. in allen offiziellen Dokumenten gestrichen und von den Wänden abgekratzt, so dass sie in keinen Königslisten auftauchen. Auf Amenophis III. folgt dort direkt Haremhab. Das Grab entging der völligen Plünderung, da der Eingang mit Abraum vom Aushub des Grabes Ramses’ VI. verschüttet war. Jedoch muss es vorher mindestens zwei mal Personen gelungen sein, in das Grab einzudringen.

Lange Zeit wurde von Fachleuten angenommen, dass – obwohl Tutanchamun immer in der Nähe seines Großvaters Amenophis III. bestattet sein wollte – ihn sein höchster Berater und Nachfolger Eje II. in einem kleinen, nicht ursprünglich für eine königliche Bestattung vorgesehenen Grab (KV62) im Wadi Biban el-Muluk (Tal der Könige) beisetzen ließ. Nach neueren Überlegungen kamen Ägyptologen jedoch zu der Ansicht, dass Tutanchamuns Grab (KV62) von Anfang an als solches für ihn vorgesehen war, da ein naheliegendes Grab (KV 55) als das der Kija nachgewiesen wurde.

Sein Nachfolger und engster väterlicher Berater Eje richtete das Begräbnis für Tutanchamun aus und er wird bereits in dessen Grabkammer, die zu Lebzeiten des noch sehr jungen Pharaos auch mit den Gemälden und Inschriften angelegt wurde, als sein Nachfolger bei der Mundöffnungszeremonie dargestellt. Normalerweise wurden immer sofort beim Tod eines Pharaos alle Arbeiten in seiner Grabanlage eingestellt, deswegen dürfte eine solche Darstellung nicht existieren. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten.

  1. Im Grunde konnte niemand vorher wissen, dass Tutanchamun schon mit 18 Jahren sehr früh sterben würde, Eje aber selbst, mehr als 50 Jahre alt, hätte eigentlich damit rechnen müssen, diesen Pharao nicht zu überleben; diese vor dem Tod von Tutanchamun angefertigte Darstellung der Mundöffnungszeremonie könnte ein Hinweis darauf sein, dass Eje bei dem frühen Tod von Tutanchamun seine Hände mit im Spiel hatte. Ein mit den Jahren zunehmend selbstbewusst werdender Pharao, der dann womöglich auch noch einen männlichen Nachfolger zeugen würde, war nicht in seinem Interesse.
  2. Eje wird als gekrönt dargestellt, das heißt die Grabwände wurden nach seiner Amtseinhebung und nach Tutanchamuns Tod angefertigt. Möglicherweise wurde mit der Tradition gebrochen, um den Pharao nicht ohne ausreichend Schutz und Beistand ins Jenseits zu geleiten. Die hastig, fast schon schlampig ausgeführten Arbeiten und die Rußflecken sprechen dafür. Die Krönung nach dem Tod, aber vor dem Begräbnis des alten Pharaos lässt sich durch Haremhabs Streben nach der Königswürde erklären.

Die Schätze des Grabes

Einer von vier Miniatursärgen aus Gold für die Aufnahme der Eingeweide
Thron aus dem Grab von Tutanchamun

Als Howard Carter 1922 das Grab im Tal der Könige entdeckte, ging die Nachricht davon um die ganze Welt und entfachte großes Interesse, das lange nicht abklang. Das Grab, anfangs als ungeöffnet deklamiert, war relativ unversehrt, wie man bei der Graböffnung am 16. Februar 1923 (Öffnung der Wand zwischen Vorraum mit Beigaben und eigentlicher Sargkammer mit Sarkophag[2]) feststellen konnte. Tutanchamun, obwohl nur ein unbedeutender König, hatte eine reichhaltige Menge kostbarer Grabbeigaben, die viele Ägyptologen im Geiste vervielfältigen, wenn sie an die geplünderten Gräber bedeutenderer Pharaonen denken. Als einzige Mumie der ägyptischen Könige befindet sich die Mumie Tutanchamuns heute wieder in ihrem Grab, wurde aber - um sie besser vor Umwelteinflüssen zu schützen – in einen klimatisierten Plexiglassarg umgebettet.

Die Beigaben im Grab können grob in zwei Gruppen geteilt werden. Es finden sich Objekte, die speziell für die Bestattung des Herrschers hergestellt wurden und es gibt Objekte, die anscheinend schon im Alltag benutzt und dann mit in das Grab gelegt wurden. Zu der Gruppe, der speziell für das Grab hergestellten Objekte gehören die Särge, die Kanopen, aber auch ein Set von Götterfiguren in Schreinen, die auch von anderen Königsgräbern des Neuen Reiches bekannt sind und sich bisher nur in Bestattungen von Königen fanden.

Zu der Gruppe der Alltagsgegenstände gehören vor allem die Möbel, ein Teil des Schmuckes und andere Utensilien. Die Beigabe von Alltagsgegenständen in Bestattungen ist ein typisches Merkmal der 18. Dynastie (siehe: Bestattungsritus (Altägypten)) und kommt vorher und später nur selten vor. Aus diesem Grund ist sicherlich anzunehmen, dass sein Grab für seine Zeit typisch, aber wohl reicher als das Grab von so bedeutenden Herrschern wie Cheops oder Sesostris I. war.

Goldene Grabbeigaben

Viele der Grabbeigaben sind aus Gold, so zum Beispiel eines der berühmtesten Fundstücke: die goldene Totenmaske von Tutanchamun. Sie bedeckte Kopf, Schultern und Brust; abgebildet ist das für die 18. Dynastie typische Nemes-Kopftuch. Auch die mit Lapislazuli umrandeten Augen sind ein charakteristisches Merkmal. Weder vorher noch später wurden Totenmasken von solcher Kunstfertigkeit erstellt. Weiterhin wurden, neben dem Sarg, ein großer goldener Schrein sowie mehrere Statuen gefunden. Am bekanntesten sind wohl die lebensgroßen Wächterstatuen, die jedoch nur zu einem kleinen Teil aus Gold bestehen. Ein wichtiges Fundstück ist ebenfalls der kleine Thron, der ebenfalls reich vergoldet ist. Eine Seite zeigt farbige Darstellungen aus dem Leben des Tutanchamun, die Vorderseite stellt die Salbung des Pharaos durch seine Ehefrau dar. Dies ist im Amarna-Stil gehalten, wie an dem Foto zu sehen ist. Die Fußstellung des Königs, die allgemein lockere Haltung und nicht zuletzt die Atonscheibe, die Anch-Kreuze hält, sind auch bei dieser kleinen Darstellung klar zu erkennen. Außerdem wurden Tutanchamun viele Kleidungsstücke beigegeben, darunter goldene Sandalen, die mit einer Schnur zwischen den großen Zehen verlaufen.

Andere Beigaben

Weitere wichtige Grabbeigaben waren Pfeil und Bogen, sowie mehrere in Einzelteile zerlegte Streitwagen und andere Jagd-Utensilien, die der junge Pharao wohl auf seinen Jagdzügen verwendet hatte. Ebenfalls wurde eine Dolchklinge in der Grabkammer gefunden. Es ist jedoch nicht geklärt, ob es sich um Meteoreisen, Eisen oder Hämatit handelt.[3] Auch ein Kistchen mit Schreibzeug wurde dem König beigelegt, in dem sogar noch eingetrocknete Farbe gefunden wurde. Es trägt die Kartusche einer seiner Schwestern, und ist darüber hinaus wenig benutzt worden, was einige Ägyptologen zu gewagten Interpretationen verleitete. Unter der Fülle der weiteren Einzelteile ist ein goldener, großer Fächer bekannt geworden. Dieser besteht aus einem langen Stab mit einem halbrunden, großen zweidimensionalen Aufsatz. Ursprünglich hatten sich im oberen Aufsatz Pfauenfedern befunden; doch nach Carters und Carnarvons regelmäßiger Aufforderung an Besucher, kräftig daran zu ziehen (um sich mit eigenen Augen von der Stabilität zu überzeugen), kam nur der goldene Teil letztlich im Museum an. Ein Blumenkranz fiel ihnen ebenfalls zum Opfer. Die Grabforscher interpretierten es romantisch als das Geschenk der trauernden Witwe. Für sein leibliches Wohl wurde dem Pharao auch Wein in Krügen mitgegeben, von denen 26 erhalten waren. Auf diesen sind genau das Weingut, oft sogar die Parzelle der Herkunft verzeichnet. So ist beispielsweise auf Krug Nr. 571 die Inschrift Süßwein des Hauses Aton aus Karet, Kellermeister Ramose zu lesen.[4]

Es fanden sich außerdem trompetenähnliche Blechblasinstrumente, die sogenannten „Scheneb“ (Šnb), die wohl die ältesten erhaltenen Exemplare sind. Diese Instrumente dienten wahrscheinlich als Signalinstrumente im militärischen Bereich.

Die beiden Föten

Weitere wichtige Grabbeigaben sind die beiden frühgeborenen Säuglinge, die gegen die ägyptische Sitte mumifiziert wurden. Dies ist ein einmaliger Fund, denn totgeborene Kinder besaßen kein Ka. Der kleinere der Säuglinge wurde unversehrt mumifiziert, dem größeren wurde mit einem winzigen Instrument das Gehirn entnommen. Dieses Werkzeug war so klein, dass es speziell für die Mumifizierung angefertigt wurde. Der untersuchende Mediziner, Douglas Derry, warf es weg. An den beiden Säuglingen wurden mehrere paläopathologische Untersuchungen durchgeführt; darauf vermutete man, dass sie an bestimmten Krankheiten gelitten hätten, zum Beispiel Spina bifida. Die Säuglinge, zwei Mädchen, werden allgemein als Tutanchamuns und Anchesenamuns Kinder gesehen, woraus man gerne Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Vaters zieht. Es gibt jedoch keinen Beweis, dass hier eine enge Blutsverwandtschaft besteht. Viele Gegenstände des Grabes stammen aus Amarna, möglicherweise wurden auch die Säuglinge aus einem Grab seiner Schwestern mitgenommen.

Interpretation

Viele der Grabbeigaben sind Gebrauchsgegenstände des Königs; teilweise benutzte er sie möglicherweise bis zu seinem Tode, teilweise (wie der Kinderthron aus Amarna) waren sie schon seit längerer Zeit nicht mehr in Gebrauch. Es gibt viele Grabbeigaben, die die Namen von Tutanchamuns Verwandten trugen; das Schreibzeug war zum Beispiel im Besitz seiner Schwester Maketaton gewesen.

Die Fundstücke aus Amarna wurden zu einem früheren Zeitpunkt, vor dem Tode des Königs, herbeigeschafft. In der Nähe des Tutanchamun-Grabes liegt das Grab KV 55, dessen zerstörte Mumie sich nach der CT-Untersuchung höchstwahrscheinlich als die des Echnaton herausstellte. Der Inhalt des Grabes besteht aus Gegenständen aus Amarna, und zwar von verschiedenen Besitzern. Es wurde wohl eine Expedition nach Amarna geschickt, die neben all diesen Dingen auch die Mumien von Kija, Teje (Grab KV 35) und Echnaton mitbrachten. Der Sarkophag ist nach der Rekonstruktion des Deckels eindeutig Echnaton zuzuordnen.

Siegel mit dem Thronnamen von Tutanchamun

Es ist nicht hinreichend geklärt, ob die ägyptische Sitte Geschenke von Verwandten im Grab beinhaltete, und ob die Grabbeigaben neugefertigt wurden oder man Gebrauchsgegenstände ebenfalls mitnahm. Am wahrscheinlichsten erscheint es, dass sowohl Gebrauchsgegenstände mitgenommen wurden (Amtsinsignien zum Beispiel), als auch einige Stücke speziell für das Jenseits neu gefertigt wurden.

Es gibt jedoch die Möglichkeit, dass das Grab Tutanchamuns überstürzt gefüllt wurde, und dass nicht hinter allen alten oder „geschenkten“ Dingen eine bewusste Intention steht. Dafür könnte das Indiz sprechen, dass die Mumie des Königs in sehr kurzer Zeit mumifiziert und eventuell nicht ausreichend ausgetrocknet wurde. Weiterhin hat Christine El-Mahdy bewiesen, dass die Weinkrüge nicht durch den Lauf der Jahrhunderte ausgetrocknet sind, sondern schon leer waren, als man sie in das Grab legte.

Die mysteriöse Dachamunzu-Affäre, die sich möglicherweise an Tutanchamuns Tod anschloss, wird teilweise als geschickter Schachzug des königlichen Beraters Eje interpretiert, der den General Haremhab, der ebenfalls als Berater fungierte, aus dem Weg schaffen wollte, damit dieser nicht den Thron für sich beanspruchen könnte. Trotz allem ist es nur eine Theorie von mehreren, und man kann die Hinweise auch auf andere Weise interpretieren.

Der Fluch der Pharaonen

Siehe: Hauptartikel Fluch des Pharao

Im Zusammenhang mit den Ausgrabungsarbeiten und dem regen Interesse der Weltpresse verbreitete sich die Legende vom Fluch des Pharao. Viel fabuliert wurde über den Fluch der Mumie, der angeblich die Entdecker traf. Einige Mitglieder aus Carters Grabungsteams starben innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Hebung des Sarkophags, darunter der Finanzier der Ausgrabungen in KV62, Lord Carnarvon, der am 5. April 1923 durch eine Infektion verstarb.

Die Ursachen der Todesfälle wurden untersucht: Fünf Mitglieder des Entdeckerteams begingen auf Grund der Veröffentlichungen der anderen Todesfälle Selbstmord. Als andere Ursachen wurden Infektionen durch Schimmelpilzsporen in der Luft der Grabkammer oder Moskitostiche gesehen. Bereits bei der Graböffnung bestehende Krankheiten führten ebenfalls zum Tod, der auch ohne Verbindung zum Grab eingetreten wäre. Statistische Untersuchungen ergaben sogar ein höheres Durchschnittslebensalter aller angeblichen Opfer.

Die Funde heute

Die wesentlichen Funde aus dem Grab, so auch die goldene Totenmaske, befinden sich im Ägyptischen Museum (Kairo) sowie in Magazinen in Kairo und Luxor, die Mumie des Pharao jedoch in der ursprünglichen Grabstätte im Tal der Könige.

Literatur

Deutschsprachige Literatur

  • Hartwig Altenmüller: Papyrusdickicht und Wüste: Überlegungen zu zwei Statuenensembles des Tutanchamun (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 47), Zabern Verlag Mainz 1991, S. 11–19
  • Horst Beinlich: Konkordanz der Tutanchamun-Kataloge (Göttinger Miszellen 71), Göttingen 1984, S. 11–26
  • Horst Beinlich: Das Totenbuch bei Tutanchamun (Göttinger Miszellen 102), Göttingen 1988, S. 7-18
  • Howard Carter, Arthur Mace: Tutenchamun. Ein ägyptisches Königsgrab. 3 Bde. Leipzig 1927
  • Rosemarie Drenkhahn: Eine Umbettung Tutanchamuns? (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 39), Zabern Verlag Mainz 1983, S. 29–37
  • Marianne Eaton-Krauss: Tutanchamun als Jäger (Göttinger Miszellen 61), Göttingen 1983, S. 49–50
  • Marianne Eaton-Krauss: Die Throne Tutanchamuns: Vorläufige Bemerkungen (Göttinger Miszellen 76), Göttingen 1984, S. 7–10
  • Christine El Mahdy: Tutanchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Goldmann, München 2004. ISBN 3-442-15260-7
  • Dieter Kessler: Zu den Jagdszenen auf dem kleinen goldenen Tutanchamunschrein (Göttinger Miszellen 90), Göttingen 1986, S. 35–44
  • Klaus Köller: Anmerkungen zum „Reliefierten Goldblech des Tutanchamun“ (Göttinger Miszellen 133), Göttingen 1993, S. 79–84
  • Christian E. Loeben: Abbildungskonkordanz zwischen der englischen und der deutschen Ausgabe von Carters Tutanchamun-Publikation (Göttinger Miszellen 40), Göttingen 1980, S. 69–80
  • Hermann Alexander Schlögl: Echnaton – Tutanchamun. Sammlung Harrassowitz 1993, ISBN 3-447-03359-2
  • Hans Werding: Moses war Tutenchamun. ISBN 3-9803892-1-9
  • André Wiese, Andreas Brodbeck (Hrsg.): Tutanchamun – Das goldene Jenseits. Grabschätze aus dem Tal der Könige. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2004, ISBN 3-905057-17-4. (Katalog der Ausstellung vom 4. November 2004 bis 1. Mai 2005)
  • Zahi Hawass, Sandro Vannini: Tutanchamun, Frederking & Thaler, München 2007, ISBN 3-89405-711-4. (Bildband: Grab, Sarkophag, Grabbeigaben und Entdeckungsgeschichte)

Englischsprachige Literatur

  • Jacobus van Dijk, Marianne Eaton-Krauss: Tutankhamun at Memphis (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 42), Zabern Verlag Mainz 1986,S. 35–41
  • Marianne Eaton-Krauss: Tutankhamun at Karnak (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 44), Zabern Verlag Mainz 1988, S. 1–11. ISBN 3-8053-1039-0
  • Hans Goedicke: Tutankhamun’s Shields (Göttinger Miszellen 140), Göttingen 1994, S. 27–36
  • J. R. Harris: The Date of the „Restauration“ Stela of Tutankhamun (Göttinger Miszellen 5), Göttingen 1973, S. 9–11
  • Mary A. Littauer, Joost Crouwel: Unrecognized Linch Pins from the Tombs of Tutankhamun and Amenophis II: A Reply (Göttinger Miszelle 100), Göttingen 1987, S. 57–62
  • Boyo G. Ockinga: ti.t Sps.t and ti.t Dsr.t in the Restauration Stele of Tutankhamun (Göttinger Miszellen 137), Göttingen 1993, S. 77
  • Robert B. Partridge: Tutankhamun’s Gold Coffin: An Ancient Change in Design? (Göttinger Miszellen 150), Göttingen 1996, S. 93–98
  • Nicholas Ch. Reeves: The Complete Tutankhamun – The King. The Tomb. The Royal Treasure. Thames & Hudson, London 2000 (Paperback), ISBN 0-500-27810-5
  • Nicholas Ch. Reeves: Tutankhamun and his Papyri (Göttinger Miszellen 88), Göttingen 1985, S. 39–46
  • Robert Ritner: Unrecognized Decorated Linch Pins from the Tombs of Tutankhamon and Amenhotep II. (Göttinger Miszellen 94), Göttingen 1986, S. 53–56
  • Gay Robins: Two Statues from the Tomb of Tutankhamun (Göttinger Miszellen 71), Göttingen 1984, S. 47–50
  • Gay Robins: Isis, Nephthys and Neith Represented on the Sarcophagus of Tutankhamun and in four freestanding statues found in KV62 (Göttinger Miszellen 72), Göttingen 1984, S. 21–26
  • Gay Robins: The Proportions of Figures in the Decoration of the Tombs of Tutankhamun (KV62) and Ay (KV23) (Göttinger Miszellen 72), Göttingen 1984, S. 27–32

Weblinks


Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b Dieser Umstand wurde auf der Pressekonferenz nach der CT-Untersuchung veröffentlicht (siehe Weblink).
  2. Griffith Institute, Oxford: A. C. Mace’s account of the opening of the burial chamber of Tutankhamun on February 16, 1923
  3. Dolch des Tutanchamun
  4. Manfred Dworschak: Weinbau – Rasterfahndung unter der Erde. Spiegel 23/2006, S. 175



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