- Uniwersytet Wrocławski
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Universität Breslau
Rektor Prof.Dr.Marek Bojarski Art öffentlich religiöse Zugehörigkeit keine gegründet 20. Juli 1505,
21. Oktober 1702Ort Breslau, Polen Eingeschriebene 37.280 (30. Nov. 2008)[1] Beschäftigte 3390 jährl. Budget unbekannt Fakultäten 10 Studiengänge 31 Campus-Umgebung urban Die Universität Breslau (polnisch Uniwersytet Wrocławski, lat. Universitas Wratislaviensis) ist eine traditionsreiche, 1702 gegründete Universität in Breslau.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung als Leopoldina
Auf Wunsch des Magistrats der Stadt Breslau bestätigte der aus der polnisch-litauischen Dynastie der Jagiellonen stammende Wladislaw II. (1456–1516), König von Böhmen (ab 1471) und Ungarn (ab 1490), am 20. Juli 1505 die Gründung einer Universität in Breslau, die jedoch aufgrund zahlreicher Kriege und scharfem Widerstand der Universität Krakau nicht errichtet werden konnte.
Die seit 1638 bestehenden Vorgängereinrichtungen wurden in eine Jesuitenschule übergeführt und schließlich als Universität 1702 auf Betreiben der Jesuiten und mit Unterstützung des schlesischen Oberamtsrat Johannes Adrian von Plencken von Kaiser Leopold I. als Hochschule für Philosophie und katholische Theologie gestiftet und als Leopoldina bezeichnet. Am 15. November 1702 wurde der Universitätsbetrieb eröffnet. Johannes Adrian von Plencken war auch gleichzeitig Kanzler der Universität. Nach der Abtretung Schlesiens durch Österreich an Preußen verlor die Universität ihren gegenreformatorischen Charakter, blieb aber als konfessionelle Hochschule für die Ausbildung des katholischen Klerus in Preußen bestehen.
Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität
Am 3. August 1811 wurde die Universität unter Einbeziehung der alten Leopoldina und der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) durch königliche Kabinettsorder im Zuge der Neuformierung des preußischen Staates nach den Niederlagen gegen Napoleon I. vereinigt und als Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau mit fünf Fakultäten (katholische Theologie, evangelische Theologie, Recht, Medizin und Philosophie) neu gegründet. Sie war damit die erste deutsche Universität mit einer katholischen und einer protestantischen Fakultät.
Mit der Universität verbunden waren drei theologische Seminare, ein philologisches und ein Seminar für deutsche Philologie, desgleichen für romanische und englische Philologie, ein historisches, ein mathematisch-physikalisches, ein juristisches und ein staatswissenschaftliches Seminar. Ab 1842 besaß die Universität auch einen Lehrstuhl für Slawistik. Die Universität besaß 12 verschiedene naturwissenschaftliche Institute, 6 klinische Anstalten und 3 Kunstsammlungen. Zur Universität gehört seit 1881 auch ein landwirtschaftliches Institut (früher in Proskau) mit 10 Lehrern und 44 Hörern, das ein tierchemisches, ein Veterinär- und ein technologisches Institut umfasste. Die Zahl der Studierenden betrug (1884) 1.481, die der Dozenten 131.
Die Universitätsbibliothek umfasste 1885 ungefähr 400.000 Werke, darunter ungefähr 2.400 Bände Inkunabeln (bis 1500), ungefähr 250 Bände Aldinen und 2840 Bände mit Manuskripten. Sie entstand aus den Sammlungen der aufgehobenen Stifter und Klöster und den früheren Frankfurter und Breslauer Universitätsbibliotheken; zu ihr gehören auch die an orientalischen gedruckten und handschriftlichen Werken reiche Bibliotheca Habichtiana und das akademische Leseinstitut.
Ferner sind zu nennen: die Sternwarte; der botanische Garten (5 Hektar groß) mit botanischem Museum und der 1862 von einer Aktiengesellschaft angelegte zoologische Garten; das naturhistorische und das zoologische Museum; die chemischen und physikalischen Sammlungen; das chemische Laboratorium; das pflanzenphysiologische und das mineralogische Institut; das anatomische Institut; die klinischen Anstalten; die Bildergalerie (meist aus den Kirchen, Klöstern etc. ), reich an altdeutschen Werken; das Museum für schlesische Altertümer und das Staatsarchiv für Schlesien etc.
siehe auch: Liste der Rektoren der Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau
Auflösung und Neugründung als polnische Universität
Nach der Eroberung Breslaus durch die Rote Armee wurde die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau aufgelöst. Mit der Übergabe der Stadt an Polen wurden bereits am 24. August 1945 die bis dahin deutsche Universität und die Technische Hochschule Breslau (1910–1945) in Hochschulen des polnischen Staates umgewandelt. Mit einer Vorlesung von Professor Ludwik Hirszfeld wurde der Lehrbetrieb am 15. November desselben Jahres wieder aufgenommen; am 9. Juni 1946 wurde die polnische Universität offiziell eröffnet. Seit 1952 trug die Hochschule den Namen des damaligen Staatspräsidenten und Ersten Sekretärs der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) Bolesław Bierut (bis 1989).
Die Tradition der alten Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität wurde gemäß Senatsbeschluss seit 1951 von der Universität zu Köln gepflegt. Seit 2003 wurde mit der neuen polnischen Universität Breslau eine Partnerschaft vereinbart.
Bereits seit 1988 besteht eine Partnerschaft mit der Ruhr-Universität Bochum.
Im Jahr 2001 feierte die Universität ihr 300-jähriges Bestehen, womit ausdrücklich an die Tradition der österreichischen „Leopoldina“ angeknüpft wurde.
Im akademischen Jahr 2000/01 waren 38.607 Studierende an der Universität eingeschrieben.
Im Jahr 2001 wurde mit dem Ziel der Völkerverständigung und des Wissenstransfers, die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Universität Breslau (Wroclaw) e.V. gegründet. Diese Gesellschaft umfasst alle Hochschulen der Stadt Breslau: Universität, Päpstliche Theologische Fakultät, Medizinische Akademie, Technische Hochschule, Hochschulen für Wirtschaft, Landwirtschaft, Sport, Musik und Kunst.
2002 wurde das gemeinsam von der Universität Breslau und dem DAAD finanzierte „Willy-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien“ gegründet.
Fakultäten
- Philologische Fakultät
- Fakultät für Geschichte und Pädagogik
- Fakultät für Recht, Wirtschaft und Ökonomie
- Fakultät für Physik und Astronomie
- Fakultät für Biotechnologie
- Fakultät für Biologie
- Fakultät für Geographie, Geologie und Umweltbildung
- Sozialwissenschaftliche Fakultät
- Fakultät für Chemie
- Fakultät für Mathematik und Informatik
Berühmte Studenten und Dozenten
- Julius Friedrich Heinrich Abegg, Jurist (Strafrechtler)
- Alois Alzheimer, Mediziner
- Adam Asnyk, Lyriker und Dramatiker
- Johann Gustav Gottlieb Büsching, Professor
- Robert Wilhelm Bunsen, Professor der Chemie, Erfinder des Bunsenbrenners
- Max Born, Mathematiker, Physiker, Nobelpreisträger
- Jacob Caro, Professor für Geschichte
- Theobald Dächsel, evangelischer Theologe, Pfarrer und Superintendent in Militsch (Niederschlesien)
- Felix Dahn, Professor
- Wilhelm Dilthey, Professor
- Felix von Dobschütz, Superintendent in Oppeln (Oberschlesien)
- Ernst von Dobschütz, Professor der evang. Theologie in Breslau von 1910 bis 1913, später in Halle (Saale)
- Franz Joseph Dölger, Professor für Kirchengeschichte
- Wilhelm Ebstein, Student der Medizin, später Arzt und Pathologe
- Paul Ehrlich, Mediziner, Chemiker
- Gotthold Eisenstein, Student und Ehrendoktor der Mathematik
- Heinz Fraenkel-Conrat, Student der Medizin, später Virologe und Molekularbiologe
- Moritz Ludwig Frankenheim, Professor für Physik, Geographie und Mathematik, Entdecker der 32 Kristallklassen
- Wilhelm Alexander Freund, Student, später Titularprofessor, Chirurg und Gynäkologe, Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
- Gustav Freytag, Professor
- Axel Freiherr von Freytagh-Loringhoven, Völkerrechtler
- Otto von Gierke, Jurist (Germanist)
- Jakob Guttmann, Rabbiner und Religionsphilosoph
- Fritz Haber, Chemiker
- Hans Helfritz, Professor der Rechtswissenschaft, letzter Rektor vor Absetzung durch die NSDAP
- Adolf Hepner, jüdischer Sozialist und Schriftsteller, Mitangeklagter im Leipziger Hochverratsprozess
- Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Dichter und Professor
- Gustav Robert Kirchhoff, Professor der Physik
- Jochen Klepper, Schriftsteller und evangelischer Lieddichter
- Emil Krebs, Sinologe, Dolmetscher
- Wilhelm Kroll, Professor für Klassische Philologie
- Otto Küstner, Mediziner (Gynäkologe)
- Annelies Kupper (deutsche Opernsängerin), Studentin der Musikwissenschaft
- Ferdinand Lassalle, Politiker, Schriftsteller, Arbeiterführer
- Carl Mainka, Geophysiker, Professor, schuf das erste seismische Meßnetz Europas
- Kazimierz Marcinkiewicz, Student der Physik, Ministerpräsident Polens
- Theodor Mommsen, Professor
- Johann Theodor Mosewius, Universitätsmusikdirektor, Wegbereiter von Johann Sebastian Bach
- Benedictus Niese, Professor, Philologe
- Johannes Pinsk, deutscher, katholischer Theologe und Honorarprofessor
- Richard Pischel, Professor der Indologie
- Moritz Karl Ernst von Prittwitz, preußischer Generalleutnant der Infanterie und Festungsbaudirektor in Ulm
- Friedrich von Raumer, Professor
- Richard Roepell, Professor für Geschichte
- Eugen Rosenstock-Huessy, Rechtshistoriker und Soziologe
- Friedlieb Ferdinand Runge, Professor für Chemie
- Theodor Siebs, Germanist
- Edith Stein, Schülerin Edmund Husserls, Karmelitin (mit Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce), starb 1942 als Märtyrerin in Auschwitz, wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen und zur Patronin Europas ernannt.
- Otto Stern, Physiker, Nobelpreisträger, promoviert an der Uni. Breslau
- Hermann Triepel, Professor für Anatomie, Embryologe
- Hermann Wasserschleben, Jura-Student und später als Rechtshistoriker apl. Prof.
- Joseph Wittig, Professor für Kirchengeschichte
- William Wrede, Theologe
- Jan Kasprowicz, Dichter-Epoche sog. „Jungpolen“
Verweise
Literatur
- Joseph Reinkens: Die Universität zu Breslau vor der Vereinigung der Frankfurter Viadrina mit der Leopoldina. Breslau, 1861
- Georg Kaufmann (Hrsg.): Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Universität Breslau. 2 Bände, Breslau, 1911
- Josef Joachim Menzel (Hrsg.): Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart, in jährlicher Erscheinungsweise
- Friedrich Andreae/A. Griesebach: Die Universität zu Breslau. Berlin, 1928; in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, 1955
- Erich Kleineidam: Die katholisch-theologische Fakultät der Universität Breslau 1811–1945. Köln 1961, ISBN 3879090289
- T.Kulak/M.Pater/W.Wrzesiński: Historia Uniwersytetu Wrocławskiego 1702–2002. Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego 2002 (Geschichte der Universität Breslau 1702–2002;Uniwersytet Wrocławski-Verlag)
- A. Chmielewski:Jubileusz trzechsetlecia Uniwersytetu Wrocławskiego 1702–2002. Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego (300-jähriges Jubiläum der Universität Breslau 1702–2002)
- Norbert Conrads (Hrsg.):Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811. Köln, Böhlau, 2003, ISBN 3-412-09802-7
Weblinks
- Internetpräsenz der Universität Breslau
- Internetpräsenz Deutsch-Polnische Gesellschaft der Universität Wroclaw (Breslau) e.V.
- Internetpräsenz Akademisches Kaleidoskop Vierteljahresschrift für Deutsche Studierende
Fußnoten
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