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Die Kapverdischen Inseln haben eine einzigartige und tragische Geschichte mit der portugiesischen Kolonisierung, der Ankunft der afrikanischen Sklaven im 15. Jahrhundert und der vorhergehenden Unbewohntheit des Archipels.
Die kapverdische Geschichte der Kultur und Musik auf den Inseln ohne ursprüngliche Population ist geprägt von der Verschmelzung verschiedener Herkünfte und Kulturen.
Diese Einzigartigkeit ist angereichert mit den Auswirkungen der Emigration, einem nicht wegdenkbaren Element kapverdischer Geschichte: Schon immer herrschte ein reger Austausch zum Festland und Menschen emigrierten zum Beispiel zur westafrikanischen Küste oder auf den amerikanischen Kontinent. Schon Ende des 20. Jahrhunderts lebten weit mehr Kapverdier im Ausland, als auf den Inseln selbst.
Diese Tatsache spiegelt sich in der Musik wider. Der Einfluss von mehreren Kulturen und Rhythmen ist unüberhörbar. Batuku ist afrikanischen, Morna portugiesischen Ursprungs, Funaná hat ebenfalls starke Einflüsse aus Portugal, so stammt beispielsweise das charakteristische Funaná-Instrument Gaita (Akkordeon) von dort.
Natürlich haben auch die Inseln selbst einen großen Einfluss durch ihre Klänge und ihre Materialien.
Inhaltsverzeichnis
Die Klänge der Inseln
Die Inseln haben ihren eigenen Klang - das Geräusch der See, Wasser, Vögel, Stimmen in der städtischen Umgebung, der Wind und das Echo der Berge. Materialien aus Eisen, Kunststoff, Glasflaschen und Büchsen dienen als natürliche Materialien für Instrumente ebenso wie Holz, Muscheln, getrocknete Kürbis und Schoten.
Vozes
Unter Vozes (Stimmen) versteht man mehrstimmige A-cappella-Kompositionen mit afrikanischem Ursprung.
Batuku
Datei:Batukaderas deltacultura.jpgWahrscheinlich der erste auf den Kap Verden geborene Stil, stammt aus Santiago und ist ein ritueller Tanz mit stark afrikanischem Einfluss. Meist trägt eine Sängerin zu dem Rhythmus der Trommlerinnen Geschichten, Neuigkeiten und Gerüchte vor, angereichert durch bekannte Phrasen und Themen, die oft vom Chor der Trommlerinnen wiederholt werden (Finaçon). Es wird gesagt, dass der um die Hüften der Tänzerin gelegte Stoffgürtel die Fesseln der Sklaven symbolisiere. Die Trommeln werden oft ersetzt durch Plastiktüten, gefüllt mit Stoffresten und Kleidungsstücken, die zwischen die Schenkel der Trommlerinnen gepresst und geschlagen werden.
Finaçon
Zu dem Batuku-Rhythmus trägt ein Sänger solistisch alltägliche Themen, Neuigkeiten, Zitate, Philosophien, Ansichten sowie besondere Ereignisse vor.
Tabanca
Festival im Mai des Jahres mit afrikanischem Ursprung. Traditionell mit Seemuscheln und Trommeln gespielt. Verbindung und Versammlung einer Gemeinschaft mit einer anderen (Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Tabanca ist Kleines Dorf, heute steht es aber eher für "Brüderschaftlichkeit") zur Ehrung der Vorfahren, bei dem sich die Teilnehmer bunt verkleiden (häufig in Anlehnung an Kleidung der Obrigkeit) und durch ihren Gesang, ihr Klatschen und Tanzen die Menge anheizen. Jede Tabanka hat einen König, den Rei Di Tabanka, der oft ganz in weißer Uniform gekleidet seiner Tabanka vorangeht und das Emblem der Versammlung trägt. Man sagt, dass die Muscheln zu Zeiten der Sklaverei als Kommunikationsmittel unter den Sklaven gedient haben und die Trommeln symbolisch für die Sprache aller Menschen unter einem Gott mit einem Schicksal stehen.
Funaná
Wird gespielt mit einem diatonischen Akkordeon und einem flachen geriffelten Eisenstab, der mit einem Messer gerieben wird als Perkussionsinstrument. Entstanden auf Santiago ist dies die schnellste Stilrichtung kapverdischer Musik. Sie wird in hohem Tempo mit viel Energie und Ergriffenheit gespielt, so dass sie die Kraft hat, Menschen in Ekstase zu versetzen. Lange Zeit unter den Kolonialisten war die Aufführung dieser Musikform auf öffentlichen Plätzen verboten. Man fürchtete die Kritik der Texte an dem vorherrschenden System. Erst mit der Unabhängigkeit von Portugal fand Funaná seinen verdienten Platz auf den Tanzflächen und in den Radios der Aluguer-Fahrer des Archipels. Der dazugehörige Tanz ist eng und wird daher als sehr erotisch wahrgenommen. Aktuelle Funaná Interpreten sind z.B. Ferro Gaita, Raízes, Os Amigos und viele mehr.
Colá
Erdfruchtbarkeits-Ritual im Juni des Jahres mit einer sehr variantenreichen Musik, die mit Trommeln und Pfeifen gespielt wird.
Morna
Die Morna ist wohl auf der Insel Boavista entstanden. Bekannteste Sängerin ist Cesária Évora. Die Morna ist die populärste und weit verbreitete, stark von Moll-Tonarten geprägte Musikrichtung der Kapverden in langsamem Tempo. Sie wird häufig mit dem portugiesischen Fado verglichen. Gespielt wird mit Gitarren, Cavaquinho (kleine 4-saitige Gitarre), Geige und Perkussionsinstrumenten. Die Stimmung der Morna ist melancholisch und nachdenklich, die Texte sind voller Sehnsucht, Heimweh und Verlangen, auf den Kapverden als Sodade charakterisiert.
Coladeira
Hat sich aus Morna entwickelt, ist aber viel rhythmischer und tanzbarer. Die Texte sind lustig, humorvoll und sarkastisch. Coladeira ist beeinflusst vom karibischen Zouk sowie von dem brasilianischen Samba, so dass sehr oft auch Blasinstrumente und Keyboard-Klänge zu hören sind.
Wichtige Vertreter der Morna und Coladeira sind zum Beispiel Cesária Évora, Tito Paris und Lura.
Quellen
- Simentera: Barro e Voz, Begleittext, Mário Lúcio Sousa
- Ferro Gaita: Rei di Funaná, Begleittext
- http://www.clubetabanka.com/aboutus/aboutus.asp
- http://www.sodade.de/musik1.htm
- http://www.umassd.edu/specialprograms/caboverde/vlog0999.html
- http://www.reisetraeume.de/kapverden/musik/stile.html
- http://www.cvmusicworld.com/articles/opinions/2003/origin_of_funana.asp
Weblinks
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