Vincent Perez

Vincent Perez
Vincent Perez bei den Filmfestspielen von Cannes 2000

Vincent Perez (* 10. Juni 1962 in Lausanne) ist ein Schweizer Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Kindheit und Ausbildung

Vincent Perez wurde 1962 (manche Quellen geben 1964 bzw. 1965 als Geburtsjahr an) in Lausanne als zweitjüngstes von drei Kindern geboren und wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Estrella und seinem Bruder Carlos auf. Perez' spanischer Vater emigrierte der besseren beruflichen Aussichten wegen in die Schweiz, wo er im Import- und Export-Geschäft tätig war, seine Mutter stammte ursprünglich aus Deutschland. Perez, der über die schweizerische und spanische Staatsbürgerschaft verfügt, zeichnete sich schon in seiner Kindheit durch viel Fantasie aus, die er in der Malerei und mit dem Schreiben von Kurzgeschichten auslebte. Zu seinen Lieblingsbildern gehört u. a. das Portrait von Jean Genet (1956) des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti. Nachdem sich Perez im Alter von sieben Jahren einen Charlie Chaplin-Film angesehen hatte, erkor er sich den weltberühmten englischen Stummfilmstar als Idol aus und begann sich von nun an für das Schreiben von Drehbüchern und das Produzieren von Filmen zu interessieren. In seiner Schule trat er vermehrt in Vorstellungen auf, in der er die Hauptrolle spielte und gleichzeitig Regie führt, dennoch stand für den vielseitig begabten Perez vor allem eine Karriere als Maler, Bildhauer oder Fotograf im Mittelpunkt.

Perez begann eine Fotografenschule zu besuchen und gleichzeitig bei einem Fotografen in die Lehre zu gehen, sowie Kunstunterricht zu nehmen. Das eigenbrötlerische und einsame Leben eines freischaffenden Künstlers vor Augen schreckte ihn jedoch ab und er kehrte zur Schauspielerei zurück. Obwohl ihm sein Vater riet, Betriebswirtschaft zu studieren, entschied sich Perez für eine Ausbildung am Schauspielkonservatorium in Genf. Mit Unterstützung seiner Mutter wechselte er im Alter von 18 Jahren für zwei Jahre an das renommierte Conservatoire d'Art Dramatique in Paris, ehe er seine Ausbildung 1986 an der experimentellen Schauspielschule des Théâtre des Amandiers in Nanterre unter dem bekannten Theaterregisseur Patrice Chéreau abschloss. Chéreau wurde auf den charismatischen Schauspieler aufmerksam und wird oft als Entdecker von Vincent Perez betitelt. Der Regisseur besetzte Rollen mit seinem Schützling u. a. in Stücken wie William Shakespeares Hamlet und in Penthesilea von Heinrich von Kleist. Weitere Theater-Engagements schlossen auch Auftritte auf dem Theaterfestival von Avignon ein.

Filmkarriere

Perez bei der César-Verleihung 1991

Noch während seines Schauspielstudiums folgten erste Auftritte in französischen TV- und Filmproduktionen. Sein TV-Debüt absolvierte Vincent Perez 1985 in Dominique Othenin-Girards Thriller Maske des Wahnsinns. Ein Jahr später feierte der Schauspieler, der fließend französisch, spanisch, deutsch und italienisch spricht, sein Leinwanddebüt mit einer Nebenrolle in Jean-Pierre Limosins Drama Nachtstreife. Unter Patrice Chéreau agierte er 1987 in Hôtel de France, einer TV-Adaption eines Theaterstücks von Anton Tschechow, ehe Jacqueline Bisset seine Filmpartnerin in Nadine Trintignants Das Jadehaus wurde. Nach der Rolle des Laertes in einer TV-Adaption von Hamlet folgte 1990 die Zusammenarbeit mit dem französischen Regisseur Jean-Paul Rappeneau, die ihm den Durchbruch im Filmgeschäft bescherte. In Rappeneaus Cyrano von Bergerac, einer Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Edmond Rostand, mimt Perez Christian de Neuvillette, einen stattlichen Kadetten, der in der Truppe der Titelfigur (gespielt von Gérard Depardieu) dient und sich unsterblich in die schöne Roxane verliebt. Da Christian jedoch jegliche poetische Ader fehlt, wendet er sich an Cyrano, den Fechtmeister und freiheitsliebenden Poeten, der, durch eine große Nase entstellt, ebenfalls heimlich die Nähe zu Roxane sucht. Rappeneaus Film, dessen Dialoge vollständig in Hexametern vorgetragen werden, wurde bei seiner Veröffentlichung von der internationalen Kritik gefeiert und u. a mit dem renommierten französischen Filmpreis César und einem Oscar ausgezeichnet. Vincent Perez selbst wurde 1991 für einen César als bester Nachwuchsdarsteller nominiert.

Nach dem großen Erfolg von Cyrano von Bergerac spielte Vincent Perez an der Seite von Emmanuelle Béart in dem italienischen Historienfilm Reise des Capitan Fracassa (1990). Für die Hauptrolle in Claude Pinoteaus Kriegsdrama La Neige et le feu (1991) erhielt er den renommierten Jean-Gabin-Preis, ehe Perez ein Jahr später die männliche Hauptrolle in Régis Wargniers Indochine erhielt. In dem Drama mimt Perez den französischen Soldaten Jean-Baptiste, der in Indochina stationiert sich auf eine Liaison mit der Großgrundbesitzerin Eliane (gespielt von Catherine Deneuve) einlässt, um später Fahnenflucht zu begehen und mit Elianes asiatischer Adoptivtochter Camille vor den eigenen Soldaten flüchtet. Die Rolle in dem Oscar-prämierten Werk begründet Vincent Perez' Ruf als männliches Sex Symbol des französischen Films. Den Part des romantischen aber tragisch endenden Helden wiederholte er 1994, an der Seite von Isabelle Adjani, in Patrice Chéreaus gefeiertem Historienepos Die Bartholomäusnacht .

1995 startet Vincent Perez seine internationale Filmkarriere neben John Malkovich, Fanny Ardant, Sophie Marceau und Marcello Mastroianni in Wim Wenders' und Michelangelo Antonionis vierteiligem Episodenfilm Jenseits der Wolken. Hier spielt er im letzten Segment den unglücklichen Niccolo, der sich in eine von Irène Jacob gespielte junge Frau verliebt, die am nächsten Tag einem Konvent beitritt. Es folgte 1996 die Hollywood-Produktion The Crow - Die Rache der Krähe, in der er die Titelrolle des verstorbenen Brandon Lee übernimmt, sowie ein Jahr später das Außenseiter-Drama Amy Foster - Im Meer der Gefühle, in dem Rachel Weisz, Ian McKellen und Kathy Bates zu seinen Filmpartnern gehören. Die internationalen Produktionen sind nur von wenig Erfolg gekrönt und Perez kehrt wieder nach Frankreich zurück, wo er in so unterschiedlichen Werken wie dem Mantel-und-Degen-Film Duell der Degen und als Transsexueller in Patrice Chéreaus Drama Wer mich liebt, nimmt den Zug mitwirkte. Für diese Rollen wurde Perez von Kritikern gelobt und in zwei aufeinander folgenden Jahren für den César als bester Nebendarsteller nominiert. Es folgten sowohl französische Produktionen wie Gabriel Aghions Historienfilm Liebeslust und Freiheit, in der er freizügig den Aufklärer Denis Diderot gab, als auch internationale Produktionen wie das Epos Ich träumte von Afrika mit Kim Basinger und das Vampirdrama Königin der Verdammten, nach einem Bestseller von Anne Rice. Ein Höhepunkt in seiner Karriere markierte 2003 die Hauptrolle in Gérard Krawczyks Abenteuerfilm Fanfan der Husar, der im selben Jahr die Filmfestspiele von Cannes eröffnete. Hier mimt Perez, an der Seite von Penélope Cruz, den gleichnamigen historischen Titelhelden, dessen Geschichte jedem Kind in Frankreich bekannt ist. Zuletzt bekleidete Perez 2004 gemeinsam mit Parker Posey die Hauptrollen in dem Horrorfilm Frankenstein auf der Jagd nach seinem Schöpfer und 2005 den Part des Marc Steiner in der TV-Mini-Serie Le Juge. Seit 2007 spielt er die Hauptrolle in der Serie Law & Order Paris. 2009 war er außerdem in dem deutschen Film Die Jahrhundertwelle und 2010 in der in den USA gedrehten, international besetzten Produktion Inhale zu sehen. Darüber hinaus spielte er zuletzt mehrere Hauptrollen in Frankreich, Spanien und Italien, sowohl für das Fernsehen, als auch für das Kino.

Karriere als Regisseur

Neben der Karriere als Filmschauspieler verfolgte Perez sporadisch eine Karriere als Regisseur. Am Filmset von Indochine arbeitete der Schauspieler, dessen Lieblingsbuch Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz ist, gemeinsam mit Regisseur Régis Wargnier an dem Drehbuch zu L'Échange. Der Kurzfilm, in dem die Indochine-Darsteller Dominique Blanc und Andrzej Seweryn zu sehen sind, wurde 1992 auf den Filmfestspielen von Cannes für die Goldene Palme nominiert und brachte Perez die Bewunderung des gefeierten polnischen Regisseurs Roman Polański ein. Polański forderte ihn mehrfach dazu auf, die Regie bei einem Spielfilm zu übernehmen, Perez konzentrierte sich jedoch weiterhin auf seine Schauspielkarriere.

Erst im Jahre 1999 entstand sein zweiter Kurzfilm Rien à dire, den er in den Hauptrollen u. a. mit Valeria Bruni Tedeschi besetzte. Rien à dire konnte an den Erfolg des Erstlingswerkes anknüpfen und wurde erneut für die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes nominiert. Nach seinem Beitrag Hier, tu m'as dit demain in dem französischen Episodenfilm Drogenszenen (2000), in dem er auch die Hauptrolle spielte, folgte sein erster Langspielfilm Peau d'ange - Engel weinen nicht (2002), der von Luc Besson produziert und auf dem Montréal World Film Festival gezeigt wurde. Zur Zeit arbeitet Vincent Perez an seinem zweiten englischsprachigen Spielfilm. Der Thriller The Secret mit David Duchovny und Lili Taylor in den Hauptrollen wurde 2007 fertiggestellt. Er handelt von einer Ehefrau und Mutter, die im Körper ihrer Tochter wiedergeboren wird.

Der Schauspieler und Regisseur, der u. a. mit Jacqueline Bisset und dem italienischen Model Carla Bruni liiert war, ist seit 1998 mit der senegalesischen Schauspielerin, Drehbuchautorin und Model Karine Silla verheiratet, die er u. a. in seinem Kurzfilm Rien à dire besetzte, für den Silla auch das Drehbuch schrieb. Gemeinsam mit seiner Ehefrau lebt Perez in Frankreich und hat mit ihr drei gemeinsame Kinder - Tochter Iman (* 1999) und die Zwillinge Pablo und Tess (* 2003). Er ist eng mit seinen Schauspielkolleginnen Penélope Cruz und Valeria Bruni Tedeschi befreundet.

Filmografie

Schauspieler (Auswahl)

  • 1985: Maske des Wahnsinns (Piège à flics) (TV)
  • 1986: Nachtstreife (Gardien de la nuit)
  • 1987: Hôtel de France (Hot Chocolate)
  • 1988: Das Jadehaus (La Maison de jade)
  • 1990: Hamlet (TV)
  • 1990: Cyrano von Bergerac (Cyrano de Bergerac)
  • 1990: Reise des Capitan Fracassa (Il Viaggio di Capitan Fracassa)
  • 1992: Indochine
  • 1993: Fanfan und Alexandre (Fanfan)
  • 1994: Die Bartholomäusnacht (La reine Margot)
  • 1995: Jenseits der Wolken (Al di là delle nuvole)
  • 1996: Lebenslinien – Schicksal auf russisch (Ligne de vie)
  • 1996: The Crow – Die Rache der Krähe (The Crow: City of Angels)
  • 1997: Amy Foster – Im Meer der Gefühle (Swept from the Sea)
  • 1997: Duell der Degen (Le Bossu)
  • 1998: Wer mich liebt, nimmt den Zug (Ceux qui m'aiment prendront le train)
  • 1998: Talk of Angels
  • 1999: Die wiedergefundene Zeit (Le temps retrouvé)
  • 2000: Liebeslust und Freiheit (Le libertin)
  • 2000: Ich träumte von Afrika (I Dreamed of Africa)
  • 2002: Königin der Verdammten (Queen of the Damned)
  • 2003: Blutiges Erbe (Le Pharmacien de garde)
  • 2003: Fanfan der Husar (Fanfan la tulipe)
  • 2004: Bienvenue en Suisse
  • 2004: Frankenstein auf der Jagd nach seinem Schöpfer (Frankenstein)
  • 2004: Nouvelle-France
  • 2005: Le Juge (TV-Mini-Serie)
  • 2006: Avec le temps (TV)
  • 2006: Jeanne Poisson, Marquise de Pompadour (TV)
  • 2007: Apocalypse Code (Kod apokalipsisa)
  • 2007: Arn – Der Kreuzritter (Arn – Tempelriddaren)
  • 2007–2008: Law & Order: Paris – Paris enquêtes criminelles (Fernsehserie)
  • 2009: Die Jahrhundertlawine (TV)
  • 2009: Demain dès l’aube
  • 2010: Lo scandalo della Banca Romana (TV)
  • 2010: Trahie! (TV)
  • 2010: Run for her life
  • 2010: Bruc – Napoleons blutige Niederlage

Regisseur

  • 1992: L'Échange
  • 1999: Rien à dire
  • 2000: Drogenszenen (Scénario sur la drogue) - Segment Hier, tu m'as dit demain
  • 2002: Peau d'ange – Engel weinen nicht (Peau d'ange)
  • 2007: The Secret (Si j’étais toi)

Drehbuchautor

  • 1992: L'Échange
  • 2002: Peau d'ange – Engel weinen nicht (Peau d'ange)

Produzent

  • 2006: The Secret (Si j’étais toi)

Auszeichnungen

César

  • 1991: nominiert als Bester Nachwuchsdarsteller für Cyrano von Bergerac
  • 1998: nominiert als Bester Nebendarsteller für Duell der Degen
  • 1999: nominiert als Bester Nebendarsteller für Wer mich liebt, nimmt den Zug

Weitere

Cabourg Romantic Film Festival

  • 1998: Bester Darsteller für Duell der Degen

Internationale Filmfestspiele von Cannes

  • 1992: nominiert in der Kategorie Bester Kurzfilm für L'Échange
  • 1999: nominiert in der Kategorie Bester Kurzfilm für Rien à dire

Montréal World Film Festival

  • 2002: nominiert in der Kategorie Bester Kurzfilm für Peau d'ange - Engel weinen nicht

Jean-Gabin-Preis

  • 1992: Jean-Gabin-Preis

Weblinks


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