Volpriehausen

Volpriehausen
Volpriehausen
Stadt Uslar
Ehemaliges Gemeindewappen von Volpriehausen
Koordinaten: 51° 40′ N, 9° 44′ O51.6665361111119.7404416666667220Koordinaten: 51° 40′ 0″ N, 9° 44′ 26″ O
Höhe: 220–430 m ü. NN
Einwohner: 1.184 (31. Dez. 2010)[1]
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 37170
Vorwahl: 05573

Volpriehausen ist nach der Kernstadt der zweitgrößte Ortsteil der Stadt Uslar und ein ehemaliger staatlich anerkannter Erholungsort[2] am Rande des Sollings in Südniedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Lage des Ortes im Rehbachtal, in unmittelbarer Nähe des Bollert machen den Ort landschaftlich sehr reizvoll. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Uslarer Ortsteile Schlarpe (südlich), Delliehausen (nördlich) und Gierswalde (westlich), jeweils ca. 1,5 km entfernt.

Geschichte

Die erste gesicherte Erwähnung des Dorfes Volpriehausen stammt aus dem Jahre 1242. In dieser Urkunde hatten die Grafen von Lutterberg und Ludolf von Plesse die Ortsvogtei von Volpriehausen wieder in die Hände des Erzbischofs von Mainz gelegt, der sie dem Kloster Steina (heute Marienstein) bei Nörten-Hardenberg übergab. Die erste bekannte Namensform ist Volporgehusen. Dieser Name ist auf den altdeutschen weiblichen Rufnamen Volporg zurückzuführen, der bis in das 11. Jahrhundert bezeugt ist. [3]

Die Bevölkerung Volpriehausens lebte hauptsächlich von der Land- und Forstwirtschaft und von der Köhlerei. Die ersten Industriebetriebe nach dem Anschluss an die Sollingbahn OttbergenNordhausen waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Brikettfabrik, die die Braunkohle aus dem Tagebau in Delliehausen erhielt, und das Kali- und Steinsalzwerk Justus I. (später Wittekind). Der Kalibergbau prägte das Leben im Dorf fast 40 Jahre lang bis zur Einstellung des Salzbergbaus im Jahre 1938. Danach richtete die Wehrmacht unter Tage in den Bergwerksanlagen eine Heeres-Munitionsanstalt mit einer Lagerkapazität von ca. 30.000 t ein. Im Juli 1944 wurde in der Munitionsanstalt ein Außenkommando des Jugendkonzentrationslagers Moringen eingerichtet, um die Produktion trotz Arbeitskräftemangels aufrechterhalten zu können.[4] Es besteht aufgrund dokumentierter Einlagerung von großen Mengen verschlossener Kisten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Vermutung, dass Teile des Bernsteinzimmers in den Schachtanlagen eingelagert worden sind. Hierzu gab es noch in den Nachkriegsjahren umfangreiche Suchaktionen. Explosionen großer Mengen noch unter Tage eingelagerter Munition zerstörten im September 1945 die Bergwerksanlagen. Nach 1945 wuchs auf Grund von Flüchtlingsströmen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten die Einwohnerzahl auf über 1.600 Personen an. Auf dem Bergwerksgelände siedelten sich später verschiedene Flüchtlingsbetriebe an, die allerdings nicht mehr bestehen. So bestand bis zur endgültigen Pleite 1986 in den Übertagegebäuden die Glashütte Buder. Deren giftigen Hinterlassenschaften (Schleifstäube und Flusssäure-Rückstände aus der Bleiglasproduktion) verschafften Volpriehausen in den 1990er Jahren die zweifelhafte Berühmtheit der seinerzeit größten industriellen Altlast von Niedersachsen.

In den 1960er Jahren bekam Volpriehausen den Status eines Luftkurortes, die jährlichen Übernachtungszahlen stiegen auf über 12.000.

Im Jahre 1985 wurde in Volpriehausen das erste Museum in Deutschland eröffnet, das sich ausschließlich mit der Darstellung des Stein- und Kalisalzbergbaus beschäftigt.

Religionen

Volpriehausen verfügt über eine evangelische und eine katholische Kirche.

Politik

Ortsbürgermeister von Volpriehausen ist Harald Wokittel von der SPD (Stand: 11/2006).

Der Ortsrat setzt sich wie folgt zusammen (Stand: 11/2006):

Wappen

Blasonierung: In Grün über drei goldenen Ähren zwei schräggekreuzte silberne Berghämmer mit goldenen Stielen.

„Dieser Wappeninhalt symbolisiert die wirtschaftliche Eigenart der Gemeinde Volpriehausen: Dort wird die althergebrachte landwirtschaftliche Beschäftigung ergänzt durch das jahrzehntelang ausgebeutete Kalivorkommen.“ [5]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten:

  • Kali-Bergbaumuseum Volpriehausen
  • Förderrad Kalisalzbergwerk
  • Historisches Backhaus
  • Naturerlebnis-Pfad am Rotenberg
  • Helenenquelle

Vereine:

  • Männergesangverein
  • Posaunenchor
  • Spielmannszug Volpriehausen
  • Sport-Club Volpriehausen
  • Schützen-Verein Volpriehausen
  • Bürgerinitiative Bollertdörfer
  • Heimatverein
  • Freiwillige Feuerwehr

Wirtschaft und Infrastruktur

Infrastruktur

In Volpriehausen besteht die Grundschule „Rehbachschule Volpriehausen“ sowie ein Kindergarten des deutschen Roten Kreuzes. Es gibt ein beheiztes Freibad mit 25-m-Becken, Nichtschwimmerbecken und mit Kinderbecken, 3 Meter Sprungturm, Rutsche und Beachvolleyballfeld. Eine eigene Freiwillige Feuerwehr existiert ebenfalls. Zur ärztlichen Versorgung sind im Ort zwei allgemeinmedizinische Praxen, ein Zahnarzt und eine Physiotheraphiepraxis sowie ein Alten- und Pflegeheim und eine Apotheke ansässig.

Zur touristischen Versorgung und für den täglichen Bedarf gibt es im Ort das Gasthaus zur Linde im Ortskern und die Anlage des Landhotels am Rothenberg sowie zwei Bäcker mit Café, die auch sonntags geöffnet haben. Ein Lebensmittelmarkt und eine Metzgerei gibt es ebenfalls im Ort. Neben einer Galerie, einem Kristallstudio einer Werkstatt für schöne Lebensart und Gestaltung gibt es Tonarbeiten und Floristik, einen Lotto- und Schreibwarenladen, eine Fahrschule, zwei Friseure, Volks- und Reifeisenbank sowie Sparkasse. Weiter sind einige Handwerks- und Wirtschaftsunternehmen im Ort ansässig, darunter eine Tischlerei, die Firma Guko Sondermaschinenbau, Classic Cars, Hilke Feinmechanik und weitere.

Verkehr

Volpriehausen liegt direkt an der Bundesstraße 241, ca 8 km von Uslar und ca. 19 km von der Autobahnauffahrt Nörten-Hardenberg auf die A7 entfernt. Die nächste größere Stadt ist Göttingen, ca. 25 km entfernt. Der Ort verfügt über einen eigenen Bahnhof an der Sollingbahn (Northeim - Ottbergen), sowie über drei Bushaltestellen, die eine Anbindung an Uslar, Hardegsen bzw. Göttingen gewährleisten.

Literatur

  • Ulrike Kingreen: Wie et freuer was. Dorfleben im Solling – Volpriehausen, Schlarpe, Gierswalde, Delliehausen und Umgebung in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des Wandels Volpriehausens vom Kleinbauerndorf zum Bergleute-, Munitionsarbeiter- und Flüchtlingsdorf. Verlag Die Werkstatt. 588 S., 3. Aufl., 1990. (1. Aufl., 1983)
  • Detlev Herbst: 750 Jahre Volpriehausen - Aus der Geschichte unseres Dorfes. Verkehrsverein Volpriehausen. 1983. 268 S.
  • Detlev Herbst: Volpriehausen im Solling: Bilder erzählen vom Wandel des dörflichen Lebens. Heimatverein Volpriehausen. 2004. 108 S.
  • Ulrike Kingreen: Probleme der sozialen Integration der Vertriebenen im ländlichen Raum am Beispiel Volpriehausen. o.O., 1981.

Einzelnachweise

  1. Einwohnerdaten Uslar inklusive Ortsteile, veröffentlicht von der Stadt Uslar (Stand: 31. Dezember 2010; Abgerufen am 19. März 2011)
  2. Niedersächsischer Landtag, 16. Wahlperiode, Drucksache 16/3359: Kleine Anfrage "Welchen Stellenwert haben Prädikate wie „staatlich anerkannter Luftkurort“ speziell für den Heidetourismus und die Tourismuswirtschaft in Niedersachsen?" (PDF). Abgerufen am 22. März 2011.
  3. Ortsgeschichte auf uslar.de (Teile des Geschichtsabschnittes mit Erlaubnis der Stadt Uslar übernommen, siehe Diskussionsseite)
  4. Dietmar Sedlaczek: Das Jugend-KZ Moringen, Moringen 1994, S. 3 (pdf)
  5. Wappenerläuterung auf uslar.de (Textübernahme mit Genehmigung der Stadt Uslar, siehe Diskussionsseite)

Weblinks


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