Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud

Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud
Wallraf-Richartz-Museum

Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln ist eine der großen klassischen Gemäldegalerien Deutschlands. Das Museum der Stadt Köln beherbergt in einem Gebäude von 2001 die weltweit umfangreichste Sammlung mittelalterlicher Malerei, insbesondere Werke aus der „Kölner Malerschule“, sowie eine bedeutende Graphische Sammlung.

Inhaltsverzeichnis

Museumsgeschichte

Museumsgründung und Vorgängerbauten

Von 1827 bis 1860 bestand in der Trankgasse 7 als erstes Museum von Köln das Wallrafianum, das der Vorgänger des Wallraf-Richartz-Museums wie auch anderer Kölner Museen, der Universitäts- und Stadtbibliothek sowie des historischen Archivs werden sollte. Namensgeber war der Gelehrte, Kanoniker und Kölner Universitätsrektor Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824), der der Stadt Köln seine umfangreiche Sammlung von „Handschriften, Urkunden, Siegeln, Drucken und Büchern, Gemälden und Kupferstichen, Münzen, Gefäßen, Fossilien und vielem mehr“[1] hinterlassen hatte und damit die Grundlage des Museums geschaffen hatte. Der erste Konservator des Wallrafianums wurde der Kaufmann, Maler und Kunstsammler Matthias Joseph de Noël (* 1782; † 1849).

Bald nach seinem Amtsantritt wies der Nachfolger Noëls, Johann Anton Ramboux, auf die Notwendigkeit eines Neubaues hin. Im Jahre 1851 spendete dann der Kölner Kaufmann Johann Heinrich Richartz (1795-1861) 232.000 Taler für die Errichtung eines Museumsgebäudes. Diesen plante der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner seit 1851. Der Museumsbau befand sich auf dem Boden des ehemaligen Minoritenklosters (Kölner Hof), wobei er den ehemaligen Kreuzgang in das im Englisch-Neugotischen Stil errichtete Bauwerk einbezog. Es wurde am 1. Juli 1861 als Wallraf-Richartz-Museum eröffnet. [2] Leider konnte Richartz das Fest nicht mehr erleben. Die Stadt ehrte diese verdienten Persönlichkeiten durch zwei Standbilder, die am 10. April 1900 von Oberbürgermeister Wilhelm Becker enthüllt wurden.

1. Wallraf-Richartz-Museum. Gemälde von Ernst Friedrich Zwirner 1861

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Museum im ersten 1000-Bomberangriff 1942 zerstört. 1956 konnte am gleichen Standort ein zweckmäßig schlichter Neubau von Rudolf Schwarz eingeweiht werden, der heute vom Museum für Angewandte Kunst genutzt wird. Doch ein Jahrzehnt später wurde die Pop-art-Sammlung von Peter Ludwig mit ins Gebäude aufgenommen, die bald die Möglichkeiten des Hauses zur Präsentation an seine Grenzen brachte. Eine nur scheinbar dauerhafte Lösung fand sich 1986 durch den Umzug in einen Neubau in unmittelbarer Nähe des Kölner Doms, der Platz genug für das Wallraf-Richartz-Museum und das neu gegründete Museum Ludwig bot. Doch die Zukäufe des Museums Ludwig dauerten dank des Mäzenatentums Ludwigs und seiner Frau Irene an, und schließlich bot auch noch Ludwig dem nach ihm benannten Museum seine Picasso-Sammlung an. Noch vor Ludwigs Tod wurde eine Vereinbarung getroffen, nach der das Wallraf-Richartz-Museum in einen Neubau in der Nähe des Museums Ludwig umziehen sollte, um Platz für die Ludwig-Sammlung zu schaffen.[2]

Der Museumsneubau

Am 19. Januar 2001 wurde das neue Gebäude für das Wallraf-Richartz-Museum eröffnet. Es befindet sich heute ziemlich genau an der Stelle, an der einst Stephan Lochner sein Atelier hatte.

Das kubische Gebäude zwischen Rathaus und Gürzenich, entworfen von dem Architekten Oswald Mathias Ungers, zeigt auf einer Ausstellungsfläche von 3.500 Quadratmetern Grafik und Malerei vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Als der Schweizer Sammler Gérard Corboud 2001 zahlreiche impressionistische Gemälde als Dauerleihgabe überließ, wurde der Name des Museums erweitert, er lautet nun offiziell Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Seit September 2006 wirbt das Museum mit dem Slogan: „Wallraf das Museum“.

Sammlungen

Stefan Lochner; „Madonna im Rosenhag“, um 1448, Mischtechnik auf Holz - eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Wallraf-Richartz-Museums

Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud (WRM&FC) beherbergt eine der wichtigsten Sammlungen mittelalterlicher Malerei der Welt. Aus keiner Stadt ist eine so umfangreiche Sammlung mittelalterlicher Tafelbilder überliefert, da es in Köln weder große Stadtbrände noch Bilderstürme gab. Der Museumsbegründer, Ferdinand Franz Wallraf, sammelte während der Säkularisation die Altarbilder der profanisierten Kirchen, Klöster und Stifte. Seine Sammlung ist der Grundstock der Mittelalterabteilung des WRM&FC. Kölner Malerei kann so umfangreich sonst nur noch in München (Alte Pinakothek) besichtigt werden, denn dorthin gelangte die Sammlung der Gebrüder Sulpiz und Melchior Boisserée. Werke Stephan Lochners sowie Werke folgender Meister: Meister der Heiligen Veronika, Meister von St. Laurenz, Meister der Georgslegende, Meister des Bartholomäus-Altars, Meister der Verherrlichung Mariae, Meister von St. Severin, Meister der Ursulalegende und vieler anderer Maler der Kölner Malerschule finden sich in der Sammlung.

Die Barockabteilung zeigt einen sehr guten Querschnitt durch die Kunstproduktion seit etwa 1550. Die Sammlungsstruktur ist allerdings verhältnismäßig heterogen mit einem Schwerpunkt auf der Malerei der nördlichen Niederlande. Hauptwerke von Rembrandt, Maarten van Heemskerck, Gerrit van Honthorst, Jan Victors, François Boucher, Paris Bordone, Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck.

In der Abteilung des 19. Jahrhunderts wird an guten Beispielen die Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts nachvollziehbar. Von den Deutsch-Römern des späten 18. Jahrhunderts (Jakob Philipp Hackert, Johann Christian Reinhart, Joseph Anton Koch) über die deutsche Früh- und Spätromantik (Caspar David Friedrich, Carl Blechen, Gerhard von Kügelgen) bis hin zu den Nazareneren (Eduard Bendemann, Julius Schnorr von Carolsfeld) spannt sich der Bogen. Eine gute Sammlung des Kölner Malers Wilhelm Leibl schließt sich an. Zudem Werke von Gustave Courbet, Max Liebermann. Und schließlich Werke des Symbolismus: Arnold Böcklin, Franz von Stuck, Marianne Stokes, James Ensor, Edvard Munch.

Die angegliederte Fondation Corboud zeigt zudem Werke der französischen und internationalen Spätimpressionisten. In der Abteilung des 19. Jahrhunderts werden weiterhin auch einige erwähnenswerte Plastiken (Jean-Antoine Houdon, Rudolf Schadow, Pierre-Auguste Renoir, Auguste Rodin) ausgestellt.

Die Bestände der Graphischen Sammlung umfassen etwa 75.000 Kunstwerke auf Papier, darunter erlesene Miniaturen auf Pergament, einzigartige Handzeichnungen und Malereien auf Papier und Pappe, eine Reihe von Skizzenbüchern sowie zahlreiche bedeutende Druckgraphiken in einer Vielzahl unterschiedlicher Techniken. Sie umfassen die Zeitspanne vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Darunter finden sich Künstler wie Leonardo da Vinci, Raffael, Albrecht Dürer, Luca Cambiaso, Hendrick Goltzius, Rembrandt van Rijn, Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Karl Friedrich Schinkel, Carl Spitzweg, Anselm Feuerbach, Edvard Munch, Max Liebermann, Lovis Corinth und Auguste Rodin, um nur einige zu nennen. Eine besondere Erwähnung verdient hier ebenfalls der Nachlass des Architekten Jakob Ignaz Hittorff, ein Konvolut von ca. 7500 Stücken, das ein Panorama der internationalen Altertumsforschung, Baukunst und Stadtgestaltung des 19. Jahrhunderts bietet. Über Hittorff hinaus sind in ihm Werkgruppen weiterer bedeutender Künstler wie Louis François Cassas oder Jean-Baptiste Lepère enthalten.

Die Schausammlung des Museums ist seit dem Umzug in das größere Gebäude mit einer richtungweisenden und viel beachteten computergestützten Didaktik erschlossen, bei der der Benutzer viele Hintergrundinformationen abrufen kann, die von einem Team erstellt wurden.

Auswahl der im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud ausgestellten Kunstwerke

Einzelnachweise

  1. „Der Wald hat Ohren, das Feld hat Augen!“ Programmheft der Akademie för uns kölsche Sproch Mai - Oktober 2001, S. 4ff. (abgerufen am 15. Februar 2007)
  2. a b David Galloway (Juni 2002). Watch on the Rhine: spurred by new museums and new directors, the Rhineland art scene is alive with fresh programming and energetic collectors - Report from Germany - Directory. Art in America, abgedruckt auf www.findarticles.com (engl.; abgerufen am 14. Februar 2007)

Literatur

  • Rainer Budde, Roland Krischel (Hrsg.) unter Mitarbeit von Thomas Blisniewski und Eva Hartmann: Das Wallraf-Richartz-Museum. Hundert Meisterwerke von Simone Martini bis Edvard Munch. Köln 2001
  • Maria Heer: Ein Kunstmuseum ist das Gewissen der Stadt. Vom Wallrafianum zum Bau von Oswald Mathias Ungers: das Kölner Wallraf-Richartz-Museum hat sein eigenes Zuhause. In: Neues Rheinland. 44. 2001, 1, S. 10-11.
  • Martin Oehlen: Museen in Köln. DuMont Köln, 2004, ISBN 3-8321-7412-5

Weblinks

50.9374333333336.95848611111117Koordinaten: 50° 56′ 15″ N, 6° 57′ 31″ O


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