Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler

Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler
Wilhelm Emmanuel von Ketteler, Lithografie (1965)

Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (* 25. Dezember 1811 in Münster (Westfalen); † 13. Juli 1877 in Kloster Burghausen, Landkreis Altötting) war katholischer Bischof von Mainz und deutscher Politiker (Deutsche Zentrumspartei). Er wurde der Arbeiterbischof genannt. Ketteler ist der Gründer der KAB (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wappen als Fensterbild im Mainzer Dom
Rheinland-pfälzische Briefmarke (1948)

Ketteler entstammte einem westfälischen Uradelsgeschlecht "von Hüsten", das sich später "von Ketteler" nannte. 1828 schloss er das Abitur im Jesuiteninternat des Kollegium Spiritus Sanctus in Brig / Wallis (Schweiz) ab, danach studierte er in Göttingen Rechtswissenschaften und Staatswissenschaft, wo er sich dem Corps Guestphalia anschloss. Bei einem Duell verlor er hier seine Nasenspitze. Seine Studien setzte er dann ab 1831 in Berlin fort. Dort hörte er unter anderem Karl Friedrich von Savigny. Anschließend schlug Ketteler zunächst eine juristische Laufbahn ein, quittierte jedoch den Staatsdienst aus Glaubens- und Gewissensgründen. Anschließend studierte er von 1841 bis 1843 Theologie in München, wo er dem Kreis um Joseph Görres angehörte. Am 1. Juli 1844 wurde Ketteler in Münster zum Priester geweiht. Bereits als Kaplan in Beckum wurde sein Interesse an der „sozialen Frage“ deutlich. Auf seine Anregung entstand dort ein Krankenhaus für die unteren Schichten. Im November 1846 übernahm er die verwahrloste Gemeinde Hopsten. Die Jahre bis 1848 als „Bauernpastor“ haben Ketteler entscheidend geprägt. Sein unermüdlicher Einsatz galt der Linderung des durch Armut, Krankheit und mangelnde Ausbildung hervorgerufenen Elends.

Am 15. März 1850 wurde Ketteler zum Bischof von Mainz ernannt und am 27. Juli durch den Freiburger Erzbischof Hermann von Vicari zum Bischof geweiht.

In den Jahren 1848/49 war er Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und 1871/72 Mitglied des deutschen Reichstags. Gemeinsam mit Ludwig Windthorst gründete er die Zentrumspartei als Gegengewicht zu den protestantischen Parteien und insbesondere Otto von Bismarck.

Kirchenpolitisch setzte er sich für die Autonomie und Macht der katholischen Kirche ein und war erklärter Gegner der Trennung von Staat und Kirche, was ihn zum Widersacher Bismarcks im Kulturkampf machte, der durch die Veröffentlichung eines Verzeichnisses moderner theologischer und gesellschaftlicher Anschauungen und Lehren durch Papst Pius IX. im Jahre 1864, die von der Kirche abzulehnen seien, ausbrach. Die katholische Kirche, und damit auch von Ketteler, wollte sowohl die Ächtung philosophischer Vorstellungen, wie die des Naturalismus, Pantheismus und Rationalismus, als auch die Ablehnung von Sozialismus, Kommunismus, Nationalismus und Liberalismus.

Unter dem Einfluss von Adolph Kolping erkannte er die Bedeutung der sozialen Frage in der neu entstehenden Industriegesellschaft und bereitete die Hinwendung der katholischen Kirche zur Sozialtätigkeit zum Wohle der Arbeiterschaft vor, die schließlich von Papst Leo XIII. vollzogen wurde. Er gilt damit als Mitbegründer der Katholischen Soziallehre und erhielt den Beinamen „Arbeiterbischof“.

Obwohl Bischof Ketteler ein Gegner der auf dem 1. Vatikanischen Konzil beschlossenen Unfehlbarkeitserklärung des Papstes war, unterwarf er sich dem Konzilsbeschluss.

Ketteler wurde am 18. Juli im Mainzer Dom beigesetzt.

Er war Mitglied der Accademia dei Quiriti in Rom, römischer Patrizier, päpstlicher Thronassistent und Hausprälat, Kommandeur 1. Klasse des hessischen Ludewigsordens und Ritter des preußischen Roten Adlerordens 2. Klasse.

Verehrung

Ketteler zu Ehren sollte in einem Mainzer Vorort mit überwiegender Arbeiterbevölkerung eine Kirche mit eigener Ketteler-Kapelle errichtet werden. Hierzu wurde der 1907 eingemeindete Stadtteil Mainz-Mombach bestimmt. Die dortige Herz-Jesu-Kirche wurde jedoch aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nie vollendet und die sterblichen Überreste des Bischofs liegen deshalb weiterhin im Mainzer Dom.

Literatur

  • Karl Brehmer: Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811–1877) – Arbeiterbischof und Sozialethiker. Auf den Spuren einer zeitlosen Modernität, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg, 2009 ISBN 978-3-7954-2135-9
  • Klaus Schlupp: Schule, Kirche und Staat im 19. Jahrhundert. Die katholische Volksschule im Bistum Mainz und Großherzogtum Hessen-Darmstadt 1830–1877, Nordhausen, 2005
  • Herman Haupt (Hrsg.): Hessische Biografien. Band I, Lieferung 1. Großherzoglich hessischer Staatsverlag, Darmstadt 1912
  • O. M. Reich (Hrsg.): Predigten, Briefe, 3 Bände, Mainz 1878

Werke

Weblinks


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