XJS

XJS
Jaguar
XJ-S
Hersteller: Jaguar
Produktionszeitraum: 1976–1996
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Coupé & Cabriolet, zweitürig
Motoren: Ottomotoren:
3,6–6,0 l
(147–243 kW)
Länge: 4770 mm
Breite: 1793 mm
Höhe: 1254 mm
Radstand: 2591 mm
Leergewicht: 1800 kg
Vorgängermodell: Jaguar E-Type
Nachfolgemodell: Jaguar X100

Der Jaguar XJ-S bzw. XJS war ein sportliches Modell (genauer: ein Grand Tourer) des traditionsreichen britischen Autoherstellers Jaguar. Er wurde in den zwanzig Jahren seiner Produktion von 1976 bis 1996 in 119.268 Exemplaren gebaut und war damit das bislang erfolgreichste Jaguar-Sportmodell.

Mit dem letzten Jaguar E-Type, der 1974 hergestellt wurde, gab Jaguar den Markt für Roadster-Sportwagen, für die gerade die englischen Autoindustrie mit Marken wie Jaguar, Triumph und MG bekannt war, auf. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen, insbesondere in den USA, veranlassten Jaguar, die Entwicklung eines komfortablen Coupés gegenüber einem Roadster zu favorisieren. Die Linienführung des auf der Basis der XJ Limousine entwickelten und mit dem V12 Motor aus der E-Type Serie III versehenen XJ-S war seinerzeit eher umstritten. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis der XJ-S aus dem Schatten seines Ahnen, dem Jaguar E-Type, herausgefahren und als eigenständige, eigenwillige, ja avantgardistische Design-Kreation anerkannt und geschätzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Modelle

XJ-S („Pre-HE“, 1975 bis 1981)

Im September 1975 wurde auf der IAA in Frankfurt am Main der XJ-S vorgestellt, der auf dem XJ Serie II basierte (der Radstand war mit 2,59 m um ca. 25 cm kürzer als bei der Limousine XJ 12), mit geschlossener 2+2sitziger Karosserie und dem V12-Motor in der damals gerade serienreifen Einspritzversion. Seine Form war zwar nachweislich windschlüpfiger als die des inzwischen aus der Mode gekommenen E-Type, aber auch wuchtiger und deutlich schwerer als der E-Type V12 2+2. Der XJ-S war zu dieser Zeit der teuerste Jaguar in der Modellpalette, und bei Jaguar hoffte man, mit diesem Modell Käufer anderer Luxusmarken wie Maserati und Ferrari gewinnen zu können. Im Vergleich zu Modellen wie dem Porsche 911 und der Mercedes-Benz SL-Klasse war der XJ-S schneller, der Benzinverbrauch aber auch deutlich höher. Dafür zeichnete er sich jedoch durch eine ausgezeichnete Straßenlage aus und bewies in diesem Modelsegment einen sehr eigenständigen Charakter. Den XJ-S gab es nur mit dem 5,3 Liter-V12 mit 211 kW (287 PS). Es standen ein Dreigang-Automatikgetriebe und ein Viergang-Schaltgetriebe zur Wahl (letzteres bis etwa 1978 weltweit nur in einer Stückzahl von 352 Exemplaren produziert).

XJ-S H.E. (1981 bis 1991)

Jaguar XJ-S

Nachdem die Produktion 1980 einen Tiefstand von nur knapp über 1000 gebauten Autos erreicht hatte, wurde kurzfristig über die Einstellung der Produktion nachgedacht. Unter dem neuen Jaguar-Chef (Sir) John Egan wurde jedoch entschieden, den XJ-S zu überarbeiten und zusätzliche Versionen anzubieten, unter anderem ein von Kunden schon lange gewünschtes Cabrio. Bereits im Sommer wurde der Wagen mit einer moderneren Einspritzanlage versehen, die den Motor auf 220 kW (299 PS) brachte. Darüber hinaus fand der neue H.E.-Zylinderkopf (High Efficiency) Verwendung, der zu einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs um mehr als zwanzig Prozent beitrug. Die Leistung wurde nun mit 217 kW (295 PS) angegeben. Neben leichten kosmetischen Veränderungen (Holzeinlagen am Armaturenbrett, weniger wuchtigen Stoßfängern mit einer Chromleiste am oberen Rand) wurde auch die Qualität erheblich verbessert, was zu einer merklichen Steigerung der Verkaufszahlen führte.

XJ-S 3.6 (1983–1991)

Im XJ-S kam 1983 erstmals der Nachfolger der legendären, fast vierzig Jahre alten XK-Sechszylindermaschine zum Einsatz. Es handelte sich um einen AJ6-Motor, ein 3,6 Liter-Reihen-Sechszylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen und vier Ventilen je Zylinder, der 163 kW (221 PS) leistete und mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe Marke Getrag eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h erreichte. Diese Version ist besonders selten. Neben dem Schaltgetriebe gab es auf Wunsch ab 1987 auch ein Viergang-Automatikgetriebe von ZF. Ab dem Modelljahr 1989 war der XJ-S nur noch mit einem geregelten Dreiwege-Katalysator erhältlich, wodurch die Leistung auf 147 kW (198 ECE-PS) sank.

XJ-SC 3.6, XJ-SC H.E. und XJ-S Convertible (1983–1991)

1983 wurde der XJ-SC vorgestellt, ein Cabriolet mit Targa-Dach und faltbarer Heckscheibe - vorerst nur mit dem neuen Sechszylinder, ab 1985 auch mit dem V12. Der Umbau der Karosserien war recht umständlich organisiert und machte den Hin- und Hertransport zwischen mehreren Werken notwendig. Die Kundschaft sehnte sich freilich nach einem „bügellosen“ Cabrio, das es nur als nachträglichen Umbau bei Hess & Eisenhardt in USA, Lynx in England und Arden in Deutschland gab. Beim SC handelte es sich um ein Übergangsmodell, da man bei Jaguar damit beschäftigt war, ein verwindungssteifes Vollcabrio auf Basis des XJ-S zu entwickeln. Im Februar 1988 wurde der XJ-S Convertible mit V12-Motor vorgestellt.

XJR-S (1988–1993)

Jaguar XJ-S V12 Cabrio

Ab 1982 wurde der XJ-S erfolgreich vom Team Tom Walkinshaw Racing (kurz TWR) in der Europäischen Tourenwagen Meisterschaft eingesetzt und gewann 1984 den Meistertitel - eine Ehre, die den Vorgängern XK und E-Type stets verwehrt geblieben war. TWR bot seit 1984 einen recht markanten Spoilersatz für den XJ-S an. Unter Verwendung dieses Zubehörs entstand zum Modelljahr 1989 in England das Serienmodell XJR-S, das technisch mit dem XJ-S V12 identisch war. Die Einführung dieses Modells wurde mit einer auf 50 Exemplare limitierten Sonderausführung Le Mans gefeiert (TWR hatte dort kurz zuvor mit dem Jaguar XJR-9 den Sieg errungen). Die Aerodynamik-Kits waren für Serienfahrzeuge weiterhin erhältlich und in dieser Zeit entstanden viele Derivate durch Drittfirmen. Im Jahre 1991 wurden die optischen Änderungen des Facelifts für die Serienmodelle übernommen und zugleich ein von TWR entwickelter 6,0-l-V12 eingeführt. Dieser Motor war nicht identisch mit dem von Jaguar ab 1993 eingesetzten 6,0-l-V12, der über einen anderen Zylinderkopf verfügte. Die deutsche Version des XJR-S leistete 243 kW (330 PS), erzielte eine Höchstgeschwindigkeit von 254 km/h und besaß eine Dreigangautomatik. Sie blieb bis zum Frühjahr 1993 im Programm.

Das Bild oben rechts zeigt die zuletzt gebaute Version, äußerlich erkennbar an den vier Auspuffrohren, dem Heckspoiler, den großflächigen Felgen und den in Wagenfarbe lackierten Außenspiegeln und Scheinwerferumrandungen. Innen wurden der Außenfarbe entsprechende Teppiche verbaut sowie Leder mit farbig abgesetzten Nähten.

XJS (1991–1996)

Jaguar XJS V12 Coupé 1992

Das Coupé wurde 1991 komplett überarbeitet, dazu gehörten geänderte Seitenfenster und ein neu gestaltetes Heck. In dieser Form erlebte auch der XJR-S seine zweite Premiere. Der ursprünglich als Nachfolger des XJ-S für die neunziger Jahre vorgesehene Prototyp mit Allradantrieb und Doppel-Turbolader (XJ 41/42) eignete sich aufgrund seines Gewichts und der hohen Herstellungskosten nicht für eine Serienherstellung. Zunächst wurde die Studie an TWR abgegeben, wo man die Entwicklung weiter vorantrieb und schließlich die Basis für den 1993 vorgestellten DB7 der Ford-Schwester Aston Martin schuf, der mit einer Kompressorversion des 3,2 Liter-Sechszylindermotor von Jaguar ausgerüstet wurde.

Bereits 1988 war bei Jaguar eine gründlich überarbeitete Ausführung des XJ-S intern abgeschlossen, wurde aber aus finanziellen Gründen (Abverkauf der bestehenden Lagerbestände) erst von 1991 bis 1993 schrittweise in die Serienfertigung überführt. Die vollständige Umrüstung kostete insgesamt über 50 Millionen Pfund.

Der erste Schritt erfolgte zum 1. Mai 1991. Die auffälligste Veränderung an der Außenansicht des nunmehr als XJS titulierten Modells waren neue Rückleuchten in Rechteckform und die hinteren Seitenfenster. Unter dem Blech war vieles neu konstruiert, um die Produktion mit größeren Blechen zu vereinfachen und um Kosten zu senken. Innen wurde das Cockpit mit Rundinstrumenten neu gestaltet. Der neue XJS wurde nur als Coupé mit dem 4,0-l-Sechszylinder entweder mit Fünfgang-Schaltgetriebe oder einer Viergang-Automatik angeboten. Dagegen konnten der 5,3-l-V12 mit GM400-Dreigangautomatik sowohl als Coupé wie auch als Cabriolet bestellt werden.

Im Frühjahr 1993 wurde der Hubraum des V12 von 5,3 l auf 6,0 l vergrößert. Er leistete jetzt 222 kW (302 PS). Der XJS V12 wurde mit einer moderneren Viergang-Automatik von General Motors ausgerüstet. Durch den neuen Motor wurde der XJR-S mit seinem andersartig konstruierten 6,0-l-V12 überflüssig. Die Höchstgeschwindigkeit für das überarbeitete Coupé lag bei 260 km/h, für das Cabriolet bei 257 km/h. Beide Fahrzeuge waren nicht abgeregelt.

Jaguar XJS Cabrio 4,0 l mit 163 kW (222 PS), Modell 1994 (Felgen Fremdfabrikat, Doppelscheinwerfer nachgerüstet)
Jaguar XJS Cabrio 4,0 l mit 163 kW (222 PS), Modell 1994 (Felgen Fremdfabrikat)

Im Laufe der Jahre 1992/93 wurden die Chrom-Stoßfänger durch weit nach unten reichende, in Wagenfarbe lackierte Kunststoff-Stoßfänger ersetzt sowie modifizierte Türschlösser und Verriegelungen verbaut. Der Einsatz der neuen Komponenten fand nicht zu einem bestimmten Datum statt, sondern richtete sich nach den Restbeständen der noch auf Lager befindlichen Altteile, so dass viele Übergangsmodelle zu finden sind. In diese Zeit fiel auch der Einbau der Hinterachse aus der Limousine, so dass der XJS damit keine innen liegenden Scheibenbremsen mehr besaß. Ein Fahrerairbag hielt Einzug, ab Herbst 1993 auch ein Beifahrerairbag. Bei den Cabriolets entfiel der verschließbare Stauraum hinter den Sitzen zugunsten einer zweiten, zuvor nur als Sonderumbau bei Arden erhältlichen Sitzbank, und das Armaturenbrett wurde im Bereich der Mittelkonsole leicht überarbeitet. Die Autos dieser Baujahre sind äußerlich an den 5-Spoke-Felgen oder BBS-Kreuzspeichen-Felgen (Sonderausstattung) sowie an den flachen, seitlichen Blinkleuchten am Kotflügel zu erkennen. Während der Produktionszeit Mai 1993 bis Juni 1994 sind die 4,0-l und 6,0-l im Innenraum identisch, nur ein Blick auf den Schalter der Automatikeinstellung gibt einen Hinweis auf die Motorenversion, da beim 6,0-l der erste Gang nicht manuell abgeschaltet werden konnte und man somit nur zwischen "S" und "N" wählen konnte. Ebenfalls in diesen Produktionszeitraum fiel die Sonderausstattung "Insignia", die auch für die Limousine erhältlich war. Für einen fünfstelligen Mehrpreis wurde der Innenraum unter anderem durch eine Vollederausstattung aufgewertet. Fahrzeuge mit dieser Ausstattung sind extrem selten anzutreffen.

Zum Modelljahr 1995, das bereits im Juli 1994 begann, wurde die Lederausstattung modifiziert. Nun unterschieden sich wieder die Innenräume der Motorvarianten. Beim V12 wurde Raffleder verarbeitet, die Rückseiten der Sitze wurden mit Leder überzogen, und an den Türen entfielen die Chromzierleiste und die Teppichapplikazion. Obwohl die Insignia-Ausstattung jetzt nicht mehr erhältlich war, entsprach der Innenraum der V12-Modelle bis auf die fehlenden Lederapplikationen an der A-Säule und dem Armaturenbrett dieser Ausstattungslinie. Der V12-Motor wurde nicht verändert, aber die AJ6-Maschine mit 163 kW (222 PS) wurde durch einen neuen AJ16-Motor ersetzt, der auch in der neu eingeführten Limousine zum Einsatz kam. Dieser war die Weiterentwicklung des ersten Motors und leistete beim XJS nun 171 kW (233 PS). Die Höchstgeschwindigkeit betrug 237 km/h beim Coupé und 234 km/h beim Cabriolet.

Selbst im letzten Produktionsjahr 1996 wurden, nachdem der Nachfolger XK8 bereits angekündigt war, noch mehr als 3.000 XJS-Modelle ausgeliefert. Die V12 der beiden letzten Baujahre ab Juli 1994 sind äußerlich an den 20-Spoke-Felgen zu erkennen. Das Sechszylinder-Modell wurde bis Mitte 1995 mit den 5-Spoke-Felgen der Baujahre 1993/94 ausgeliefert und erhielt bei der Überarbeitung ab Juli 1994 in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel und Scheinwerferumrandungen. Ab Mitte 1995 war es ausschließlich in der "Celebration"-Ausstattung, in Erinnerung an die 60 Jahre zurückliegende erstmalige Verwendung des Namens Jaguar, erhältlich. Nun gab es wieder verchromte Spiegel und Scheinwerferumrandungen sowie fast ganzflächigen Felgen ähnlich denen des abgebildeten XJR-S. Der Innenraum wurde nur durch ein Teil-Holzlenkrad und einen Automatikwählhebel aus Holz aufgewertet. Der V12 war bereits 1995 nicht mehr in der Preisliste aufgeführt und wurde nur noch auf Wunsch gebaut, so dass er offiziell nicht in der "Celebration"-Ausstattung erhältlich, jedoch ebenso gut ausgestattet war. Die allerletzten Fahrzeuge ab Ende 1995 sind an einem Handbremshebel erkennbar, der nicht mehr verchromt war und in dieser Form ebenfalls im Nachfolgemodell XK8 sowie im Aston Martin DB7 zum Einsatz kam. Der letzte V12 verließ im Januar 1996 das Werk, der letzte 4,0-l im April 1996 .

Der XJ-S/XJS heute

Im heutigen Straßenbild ist der XJ-S mehr als 10 Jahre nach seinem Produktionsende eher selten anzutreffen. Dies liegt zum einen daran, dass die gebauten Stückzahlen vergleichsweise gering sind, zum anderen, dass XJ-S-Besitzer ihn selten als Alltagsauto nutzen. Der Markt für gebrauchte XJ-S ist dennoch relativ groß und die Ersatzteilversorgung als gut zu bezeichnen. Auf dem Markt werden heute praktisch ausschließlich H.E.-Modelle ab Modelljahr 1981 bzw. Facelift-Modelle ab Modelljahr 1992 angeboten. In der Anschaffung ist er – für einen Zwölfzylinder – vergleichsweise günstig, was für den Unterhalt nicht unbedingt gilt. Die offenen XJ-S sind grundsätzlich teurer als die Coupé-Versionen. Die aktuellen Marktpreise beginnen bei ca. 3000 EUR für ältere Coupés und erreichen gegen 30.000 EUR für sehr gut erhaltene Convertibles der Baujahre 1994–96. Die Fahrzeuge der letzten Baujahre waren qualitativ hochwertig verarbeitet und sind heute insbesondere als Convertibles in der 2+2 Version sehr beliebt und gelten als relativ wertstabil.

In den letzten Jahren wurde die Nachfrage auch durch US-Importe befriedigt, deren Technik jedoch nicht den in Europa vertriebenen Ausführungen entspricht (Abgas- und Motorsteuerung) und deren Motoren eine geringere Leistung erbringen, auch wenn das bei vielen Verkaufsanzeigen anders propagiert wird (US-Modelle unverändert 163 kW/222PS gegenüber 171 kW/233 PS beim letztgebauten 4,0-l-AJ16 und 218 kW/297 PS gegenüber 222 kW/302 PS beim 6,0-l-V12). Äußerlich sind die US-Modelle an der dritten Bremsleuchte, dem fehlenden Blinker im Kotflügel (hier Jaguar-Emblem), dem Heckspoiler beim V12-Convertible sowie dem anderen Tachometer erkennbar.

Literatur

Das Zahlenmaterial, das in der Fachliteratur für das Modell XJS aufgeführt wird, ist leider in der Regel falsch.

  • Whyte, Andrew: Jaguar, The history of a great British Car, Patrick Stephens Ltd, 1980
  • Lord Montagu of Beaulieu: Jaguar, 4th Edition, The Anchor Press Ltd, 1982
  • Stertkamp, Heiner: Jaguar - Die komplette Chronik von 1922 bis heute, 2. Auflage, Heel-Verlag (2006), ISBN 3-89880-337-6

Weblinks


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