Benjamin Veitel Ephraim

Benjamin Veitel Ephraim

Benjamin Veitel Ephraim (* 1742 in Berlin; † 1811 ebenda) war königlich preußischer Hoffaktor, Diplomat und Unternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn und Erbe des preußischen Hoffaktors Veitel Heine Ephraim, der Friedrich dem Großen bei der Finanzierung des Siebenjährigen Krieges u. a. durch die Herstellung verfälschter Münzen behilflich war (siehe auch: Ephraimiten). Wie schon sein Vater, so stellte auch Benjamin nach der ersten Teilung Polens (1772) für die preußischen Gebiete Polens neue, verfälschte Münzen mittels nachgeschnittener Münzstempel her.

Ephraim war ein erfolgreicher Heereslieferant unter gleich drei preußischen Königen: Friedrich der Große, dessen Neffe Friedrich Wilhelm II. und danach dessen Sohn Friedrich Wilhelm III.

Als äußerst wohlhabender Jude in Preußen hatte Ephraim schon von Natur aus viele Neider und Feinde. Doch mit seinen ständigen Denkschriften und Verbesserungsvorschlägen an die preußische Regierung mehrte er selbst den Hass auf sich. So machte er beispielsweise Vorschläge zur Verbesserung der preußischen Tresorscheine (Geldscheine), die als Holzschnitt-Drucke sehr primitiv waren. Er dachte dabei an Geheimzeichen, die nur von Experten, nicht aber von Betrügern erkannt werden konnten. Doch jeder Ratschlag, die Geldscheine fälschungssicher zu machen, wurde von der Regierung bzw. ihren Ministern, allen voran der später als Reformer so gerühmte Karl Reichsfreiherr vom Stein, als Einmischung und Kritik empfunden und Ephraims Vorschläge wurden, so gut sie auch waren, vehement abgelehnt. Statt eines Danks erhielt Ephraim wegen dieser „Zudringlichkeiten“ auf des Königs Befehl sogar einen Verweis.

Nicht genug damit. Ephraim, der als überzeugte Patriot eben jenes Staates, dem er als Jude nicht angehören durfte, sich sein Leben lang für die Jüdische Emanzipation eingesetzt hatte und in dessen Berliner Salon im „Ephraimpalais“ (noch von seinem Vater erbaut) sich die aufgeklärte, geistig rege und auch den Juden gegenüber aufgeschlossene Berliner Gesellschaft traf, geriet in die Mühlen zwischen Spionageverdacht, politischen Anfeindungen und Intrigen: Er wurde schließlich als Parteigänger der Französischen Revolution verunglimpft und als französischer Spion verhaftet. Als Diplomat hatte er sich zuvor im post-revolutionären Paris für einen Ausgleich zwischen Frankreich und Preußen eingesetzt. Doch noch auf dem Rückweg nach Berlin wurde er verhaftet. Kurz vor seinem Tod musste er schließlich Konkurs anmelden. Er starb als armer und geächteter Mann. Seiner Witwe blieb nur wenig von dem ursprünglich großen Vermögen und den Kunstsammlungen ihres Mannes.

Ephraim gründete in Potsdam eine Industrieschule in Verbindung mit der Manufaktur Brabanter Spitzen. Im Jahr 1779 nahm er arbeitsuchende jüdische Mädchen und Frauen aus den kurz zuvor annektierten polnischen Gebieten in seiner Spitzenmanufaktur auf. Mit dem Hinweis auf die Nützlichkeit seiner 700 bis 1.500 Beschäftigten für den Staat gelang es ihm, die Ausweisungsbefehle Friedrichs II. abzuwenden.

Angeleitet durch den Philosophen und jüdische Aufklärer Moses Mendelssohn (1729–1786) und den Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) versuchte sich Ephraim als Literat und schrieb ein Drama.

Während seiner Haft schrieb er in der Gefängniszelle seine Autobiografie Ueber meine Verhaftung und einige andere Vorfälle meines Lebens (Berlin 1807), die schon im Folgejahr in einer zweiten, ergänzten Auflage erschien und später sogar ins Französische übersetzt wurde.[1]

Literatur

  • Gerhard Steiner: Drei preußische Könige und ein Jude: Erkundungen über Benjamin Veitel Ephraim und seine Welt. Edition Hentrich, Berlin 1995, ISBN 3-89468-166-7.
  • Liliane Weissberg: Wie schnell kann man verhaftet werden? Benjamin Veitel Ephraim, Preußens erster jüdischer Geheimrat, reflektiert über das Berufsrisiko um 1800. In: Willi Jasper, Joachim H. Knoll (Hrsg.): Preußens Himmel breitet seine Sterne … Beiträge zur Kultur-, Politik- und Geistesgeschichte der Neuzeit. Band 1. Festschrift zum 60. Geburtstag von Julius H. Schoeps (Haskala 26/1), Hildesheim 2002
  • Helmut Caspar: Possierliche Tresorscheine. In: Berlinische Monatsschrift 9/1999 beim Luisenstädtischen Bildungsverein

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Digitalisat 2. Aufl. 1808

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