Zweiter Koalitionskrieg

Zweiter Koalitionskrieg

Der Zweite Koalitionskrieg, auch Erster Napoleonischer Krieg (1798/99-1801/02) wurde von einer Allianz um Russland, Österreich und Großbritannien gegen das im ersten Koalitionskrieg erfolgreiche revolutionäre Frankreich geführt. Der erfolgreichste französische General Napoleon Bonaparte war nach der verlorenen Seeschlacht bei Abukir in Ägypten isoliert. Auch deswegen war das Bündnis zunächst sehr erfolgreich und konnte die französisch dominierten Tochterrepubliken in Italien zerschlagen und die alte Ordnung wieder herstellen. Allerdings waren die Verbündeten zerstritten und Russland verließ die Allianz. Nachdem Napoleon aus Ägypten zurückgekehrt war und in Frankreich mit dem Konsulat die Herrschaft übernommen hatte, siegte er in Italien. Die verbliebenen Verbündeten schlossen Frieden mit Frankreich. Der Friede von Luneville (1801) bestätigte dabei im Wesentlichen die Bestimmungen von Campo Formio. Indirekt war die Niederlage der Alliierten für die völlige Neugestaltung des Heiligen Römischen Reiches durch den Reichsdeputationshauptschluss mitverantwortlich. Mit dem Friede von Amiens (1802) zwischen Großbritannien und Frankreich war der Krieg endgültig beendet.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Der erste Koalitionskrieg hatte insbesondere durch die Siege Napoleons eine erhebliche Ausweitung des französischen Einflusses mit sich gebracht. Zahlreiche Gebiete etwa der niederländische Raum und das linksrheinische Rheinland gehörten zum französischen Machtbereich. In den Niederlanden, Italien und der Schweiz waren Tochterrepubliken entstanden. Das Königreich Sardinien war besetzt. Frankreich hatte auch die ionischen Inseln in Besitz genommen und verfügte damit über die Möglichkeit auf dem Balkan eingreifen zu können. In Irland unterstützte Frankreich die antibritischen Aufständischen.

Übersicht über die militärischen Aktionen 1798/99
Die Schlacht bei Abukir (Gemälde von Thomas Luny (1834))

Der Krieg gegen Großbritannien war noch nicht beendet. Vor diesem Hintergrund kam es zum Ägyptenfeldzug Napoleons, um mit der Eroberung Ägyptens die britische Herrschaft in Indien zu bedrohen und die französische Hegemonie im Mittelmeer zu sichern. Auf dem Weg dahin eroberte Napoleon Malta das im Besitz des Malteserordens war. Napoleon war zu Lande erfolgreich. Aber seit dem Sieg von Horatio Nelson bei Abukir waren er und seine Armee im Vorderen Orient isoliert.

Der russische Kaiser Paul I. war Großmeister des Malteserordens und nahm daher Anteil an dessen Schicksal. Insbesondere aber ging es ihm darum ein weiteres Vordringen der Franzosen im Mittelmeer zu verhindern. Trotz weiter bestehender politischer Gegensätze schloss Russland im Dezember 1798 ein Bündnis mit dem Osmanischen Reich. Dieses hatte Frankreich wegen des Überfalls des zum Reich gehörenden Ägypten bereits den Krieg erklärt. Kurz darauf wurde ein älteres russisch-britisches Bündnis erneuert. Zunächst wurde am 18. Dezember ein provisorischer Vertrag geschlossen. Im Juni des nächsten Jahres folgte ein Vertrag über eine gemeinsame Expedition in die Niederlande. In Österreich, wo man die Schaffung von französischen Tochterrepubliken als Bedrohung ansah, begann man ebenfalls ein Bündnis mit Russland in Erwägung zu ziehen. Zunächst gestattete man lediglich den Durchmarsch einer russischen Armee von 60.000 Mann durch habsburger Gebiet nach Italien. Die Truppen kamen im Februar im österreichischen Machtbereich an. Frankreich sah dies als Bruch des Friedens an und erklärte am 12. März 1799 Österreich den Krieg.[1]

Dem Bündnis schloss sich auch das Königreich Neapel an, dass sich durch die französische Expansion in Italien bedroht sah. Voreilig griff das Land die Franzosen an. Auch Portugal schloss sich an. Auch der Kirchenstaat gehörte zum Bündnis. Dem Bündnis schloss sich Preußen unter seinem neuen König Friedrich Wilhelm III. nicht an.

Für die kleineren Reichsstände vor allem im südlichen Deutschland schien ein neuer Krieg die Möglichkeit zu bieten, die auf dem Rastatter Kongress zu Tage getretenen Absichten zur Säkularisation und andere Beschlüsse rückgängig zu machen. Nachdem die Österreicher und Russen anfänglich erfolgreich waren, wurde der Reichskrieg gegen Frankreich, der formal nicht beendet war, erneuert. Der Reichstag stimmte unter anderem zur Finanzierung 100 Römermonaten zu. Im Gegensatz dazu weigerten sich die preußisch dominierten norddeutschen Reichsstände ihre Neutralität zu brechen und beteiligten sich weder finanziell noch mit Truppen am Krieg. Daher blieb der Erfolg hinter den Erwartungen zurück.[2] Von den Reichsständen beteiligten sich insbesondere Kurbayern, Württemberg und Kurmainz.

Die innenpolitische und militärorganisatorische Lage in Frankreich war schwierig. Die Armee war zahlenmäßig schwächer als 1793/94. Außerdem gab es Aufstände in manchen Gebieten. Die einsatzfähigen Truppen von 250.000 Mann waren entlang der langen Grenzen von Holland bis Neapel verstreut.

Dominanz der Allianz

Schlacht bei Novi (Gemälde von Alexander Kotzebue)

Das osmanische Reich und Russland griffen im September 1798 erfolgreich die Ionischen Inseln an.

Auf dem italienischen Kriegsschauplatz waren die französischen Truppen unter Jacques MacDonald gegen Neapel zunächst erfolgreich und es kam im Januar 1799 zur Bildung der parthenopäischen Republik auf dem Festland. König Ferdinand III. floh auf die Insel Sizilien.

Aber in der Folge dominierten die Alliierten. Der Vormarsch der Franzosen in Süddeutschland und der Schweiz unter Jean-Baptiste Jourdan und Bernadotte scheiterte, nachdem Erzherzog Karl bei Ostrach und Stockach siegreich war. Karl vereinigte sich auf dem Gebiet der Schweiz mit Heinrich von Bellegarde und Friedrich von Hotze und schlug die Franzosen unter André Masséna am 4. Juni 1799 in der Schlacht bei Zürich.

Auch in Norditalien waren die Österreicher unter Paul Kray von Krajowa und Michael von Melas bei Pastrengo, Verona und Magnano siegreich. Nachdem es zur Vereinigung mit der russischen Armee unter Alexander Wassiljewitsch Suworow gekommen war, der auch den Oberbefehl übernahm, mussten die Franzosen die Poebene räumen. Sie hielten nur noch einige Festungen. Die italienischen Tochterrepubliken brachen zusammen. Die aus Süditalien heranmarschierende Macdonald wurde in der Schlacht an der Trebbia (17. und 20. Juni 1799) geschlagen und musste sich bis zur Riviera zurück ziehen.

Zweite Schlacht bei Zürich (Gemälde von François Bouchot (1837))

Die Truppen von Macdonald, Jourdan und Jean-Victor Moreau vereinigten sich in Genua unter dem Oberbefehl von Jourdan. Die Alliierten belagerten inzwischen die strategisch wichtige Stadt Mantua. Auf dem Marsch zum Entsatz der Stadt wurden die Franzosen bei Novi Ligure von Suworow geschlagen. Dieser hatte inzwischen das Königreich Sardinien wieder hergestellt. Dies stand im Widerspruch zu den österreichischen Kriegszielen. In der Folge sollte Suworow die zweite russische Armee unter Alexander Michailowitsch Rimski-Korsakow bei der Eroberung der Schweiz unterstützen und sich mit diesem vereinigen. Der dortige französische Befehlshaber Massena hatte am 26. und 27. September Hotze und Kosakow bei Zürich geschlagen. Suworow überquerte den Großen St. Bernhard musste sich aber mit seinen erschöpften Truppen in das Rheintal zurück ziehen. Eine gemeinsame russisch-britische Invasion bei Alkmaar in Holland scheiterte. Der Herzog von York als alliierter Oberbefehlshaber musste in der Konvention von Alkmaar einen Waffenstillstand unterzeichnen und das Land räumen.

Politische Veränderungen

Das Hauptproblem der Koalition waren ihre unterschiedlichen Interessen und Ziele. Großbritannien wollte ein Vordringen Russlands ins Mittelmeer verhindern und Österreich sah durch die Erfolge von Suworow seine Machtposition in Oberitalien bedroht. Umgekehrt hatte die russische Führung das Gefühl, dass die Österreicher die russischen militärischen Erfolge nur für ihre eigenen Interessen nutzten. Die Niederlage der russischen Truppen führte Paul I. auf mangelnde österreichische Unterstützung zurück. Das russische Bündnis mit Großbritannien zerbrach an Meinungsverschiedenheiten über Malta. Daher trat Russland im Oktober 1799 aus der Allianz aus.[3]

Ein Jahr später bildete das Land dann mit den nordischen Staaten und Preußen ein gegen Großbritannien gerichtetes Bündnis der „bewaffneten Seeneutralität.“ Preußen annektierte in diesem Zusammenhang das mit England in Personalunion verbundene Kurfürstentum Hannover. Die britische Flotte unter Nelson zerstörte die dänische Flotte in der Seeschlacht von Kopenhagen am 2. April 1801.

General Bonaparte vor dem Rat der Fünfhundert in Saint Cloud am 10. November 1799. (Gemälde von François Bouchot aus dem Jahr 1840)

Mit dem Ausscheiden Russlands lastete der Krieg zu Lande auf Österreich sowie auf Bayern und Württemberg.

Inzwischen war Napoleon Bonaparte aus Ägypten nach Frankreich zurück gekehrt. Ihm gelang es durch den Staatsstreich des 18. Brumaire VIII (9. November 1799) die Macht in Frankreich an sich zu reißen und das Konsulat als neue Regierungsform zu etablieren. Er machte vergeblich Friedensangebote auf der Basis des Friedens von Campo Formio. Darauf wollte Österreich nicht eingehen, weil dies mit der Rückgabe der wieder gewonnenen Gebiete aus der ersten Phase des Kriegs verbunden gewesen wäre. Der damals führende österreichische Politik Johann Amadeus Franz von Thugut verkannte im Übrigen die Situation in Frankreich und erwartete dort eine innenpolitische Krise. Trotz Warnungen hielt er angesichts der günstigen militärischen Lage am Kriegskurs fest.[4]

Französische Siege

Schlacht bei Marengo (Gemälde von Louis-François Lejeune (1802))

Daraufhin begab Napoleon sich zur Armee überquerte den Großen St. Bernhard, nahm Mailand wieder ein und wandte sich dem österreichischen Befehlshaber Melas zu. Dieser hatte die früher geschlagenen französischen Armeen in Genua eingeschlossen. Napoleon schlug Melas bei Marengo am 14. Juni 1800. Er zwang den Unterlegenen zum Abschluss der Konvention von Alessandria, die zur Räumung der Cisalpinischen Republik durch die Alliierten führte.

In Süddeutschland schloss der dortige Oberkommandierende Moreau mit dem österreichischen Befehlshaber Kray am 15. Juli den Waffenstillstand von Parsdorf. Da aber trotz Verlängerung des Waffenstillstandes es zu keinem Ergebnis der Friedensverhandlungen kam, nahm Moreau den Kampf wieder auf. Er schlug eine österreichische Armee am 3. Dezember 1800 in der Schlacht bei Hohenlinden. Daraufhin wurde der Waffenstillstand von Steyr (25. Dezember 1800) geschlossen. Der Krieg wurde durch den Friede von Luneville zwischen Frankreich, Österreich und dem Heiligen Römischen Reich vom 9. Februar 1801 beendet.

Schlacht bei Hohenlinden (Gemälde von Henri-Frédéric Schopin (1835))

Im September war das belagerte Malta an die Briten gefallen. Neapel musste nach der Niederlage bei Siena am 14. Januar 1801 Frieden schließen. Portugal wurde im Mai 1801 von Spanien angegriffen und musste sich ergeben. Die Briten zwangen die Reste der französischen Armee in Ägypten zur Aufgabe. Am 30. August 1801 kapitulierten die Truppen in Alexandria. Der Fall von Alexandria war die letzte nennenswerte Kriegshandlung.

England war isoliert, Österreich war besiegt und Russland näherte sich Frankreich an. In England wurde die Regierung vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Probleme zum Frieden gedrängt. Im Februar 1801 stürzte die Regierung Pitt. Der folgenden Premierminister aus dem Lager der Whigs Henry Addington begann mit Friedensverhandlungen. Endgültig endete der zweite Koalitionskrieg durch den Friede von Amiens zwischen Frankreich und England am 27. März 1802. Beide Parteien leisteten Verzicht. England versprach Ägypten und Malta aufzugeben und erkannte die „natürlichen Grenzen“ Frankreichs an. Frankreich verzichtete auf zukünftige koloniale Erwerbungen. Der Friede hielt nicht lange. Bereits 1803 kam es wieder zu einem Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich und 1805 folgte der dritte Koalitionskrieg.

Folgen

Der Friede von Luneville bedeutete im Kern eine Rückkehr zum Frieden von Campo Formio, dass heißt die Wiederherstellung der französischen Vorherrschaft in Italien. Österreich war gezwungen die Tochterrepubliken und die früheren französischen Erwerbungen etwa die linksrheinischen Gebiete des Reiches und die österreichischen Niederlande offiziell anzuerkennen. Außerdem kamen die habsburgischen Sekundogenituren im Großherzogtum Toskana und im Herzogtum Modena unter französische Kontrolle. Ersatz für die bisherigen Herrscher sollte dafür aus Säkularisationen geschaffen werden.

Offiziell hatte Russland schon im Herbst 1801 Frieden mit Frankreich geschlossen. Dabei kam es zu Verabredungen über eine territoriale Neuordnung in Deutschland. Der preußisch-österreichische Dualismus erleichterte es den beiden Mächten grundlegende Veränderungen der Struktur des Reiches durchzusetzen. Beide wollten die mittleren Staaten zu Lasten der beiden deutschen Großmächte stärken. Auf dem Reichsdeputationshauptschluss wurde über die Veränderungen verhandelt. Dabei wurden die wesentlichen Ergebnisse bereits durch Verträge Frankreichs mit den verschiedenen deutschen Staaten vorweggenommen. Russland und Frankreich verständigten sich auf einen Entschädigungsplan. Die Deputation des Reichstages konnte daran nicht Wesentliches mehr ändern. Somit waren die Säkularisationen der Germania Sacra und die Mediatisierung der kleinen Reichsstände zu Gunsten der Mittelstaaten eine Folge des zweiten Koalitionskrieges.

Einzelnachweise

  1. Katja Frehland-Wildeboer: Treue Freunde? Das Bündnis in Europa 1714-1914 München, 2010 S.171
  2. Karl Otmar Aretin: Das Alte Reich. Bd. 3.. Das Reich und der österreichisch-preußische Dualismus. Stuttgart, 1997 S.469
  3. Katja Frehland-Wildeboer: Treue Freunde? Das Bündnis in Europa 1714-1914 München, 2010 S.171
  4. *Karl Otmar Aretin: Das Alte Reich. Bd. 3.. Das Reich und der österreichisch-preußische Dualismus. Stuttgart, 1997 S.472

Literatur

  • Charles J. Esdaile: The French Wars, 1792-1815. New York 2001 S.17-24
  • Karl Otmar Aretin: Das Alte Reich. Bd. 3.. Das Reich und der österreichisch-preußische Dualismus. Stuttgart, 1997
  • Manfred Botzenhart: Reform, Restauration und Krise. Deutschland 1789-1847 S.24-27
  • Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress. München, 2001
  • Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Stuttgart, 1983 S.666-667

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