- Binomische Formel
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Die Binomischen Formeln sind in der elementaren Algebra verbreitete Formeln zum Umformen von Produkten aus Binomen. Sie werden als Merkformeln verwendet, die zum einen das Ausmultiplizieren von Klammerausdrücken erleichtern, zum anderen erlauben sie die Faktorisierung von Termen, also die Umformung von bestimmten Summen und Differenzen in Produkte, was bei der Vereinfachung von Bruchtermen, beim Radizieren von Wurzeltermen sowie Logarithmenausdrücken sehr oft die einzige Lösungsstrategie darstellt.
Das Adjektiv binomisch leitet sich vom Substantiv Binom, also von bi (zwei) und Nomen (Namen) ab. Im Gegensatz zu Adjektiven wie abelsch leitet es sich nicht vom Namen eines Mathematikers ab. Im Sinne des mathematischen Humors wird die Bezeichnung binomisch scherzhaft auf die fiktiven Alessandro Binomi und Francesco Binomi zurückgeführt, die auch in einigen Schul- und Lehrbüchern als deren Urheber auftauchen.
Die Formeln gelten in allen kommutativen Ringen.
Inhaltsverzeichnis
Formeln
Als binomische Formeln werden üblicherweise die folgenden drei Umformungen bezeichnet:
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erste Binomische Formel (Plus-Formel) zweite Binomische Formel (Minus-Formel) dritte Binomische Formel (Plus-Minus-Formel)
Die Gültigkeit der Formeln ist durch Ausmultiplizieren einzusehen:
Veranschaulichung
Nebenstehendes mehrfarbiges Quadrat hat die Seitenlänge (a+b). Wie sofort ersichtlich ist, passen die zwei Quadrate a² und b² hinein, und es bleiben zwei Rechtecke mit dem gleichen Flächeninhalt a·b übrig. Dadurch ergibt sich
Im zweiten Bild ist a² das blau umrahmte Quadrat. Soll daraus ein Quadrat der Seitenlänge (a−b) erzeugt werden, wird zuerst die rot umrahmte Fläche a·b abgezogen. Eine ebenso große liegende Fläche kann erst abgezogen werden, wenn zuvor das kleine Quadrat b² addiert wird. Die hier gezeigte Formel lautet also
Im dritten Bild ist a² das hell- und dunkelblaue Quadrat. Wird das kleine Quadrat b² davon abgezogen und das verbleibende helle Rechteck gedreht unten angehängt, so entsteht ein Rechteck der Breite (a−b) und der Höhe (a+b). Also ergibt sich die Formel
Eine weitere Veranschaulichung der dritten Binomischen Formel erhält man durch folgende Zerlegung:
Bedeutung und Anwendungen
Diese Formeln, häufig in der Mathematik benutzt, bieten auch eine Hilfe beim Kopfrechnen. Das Quadrat einer beliebigen Zahl zwischen 10 und 100 lässt sich oft einfach mit der binomischen Formel bestimmen, indem man die Berechnung auf Quadrate von einfacheren Zahlen (Vielfache von 10 oder einstellige Zahlen) zurückführt. Beispielsweise ist
Bei Kenntnis der Quadratzahlen bis 20 lassen sich auch viele Multiplikationen auf die dritte binomische Formel zurückführen. Beispielsweise ist
Mit Hilfe der Binomischen Formeln lassen sich Multiplikation und Division auf die einfacheren Rechenarten Quadrieren, Addieren, Subtrahieren, Halbieren und Verdoppeln zurückführen:
Die erste und zweite Binomische Formel liefern für das Produkt zweier Zahlen a und b:
Wer an Stelle des Einmaleins die ersten hundert Quadratzahlen kennt, kann so das allgemeine Produkt zweier Zahlen leicht berechnen. In Ermangelung eines Ziffernsystems mit Null haben nachweislich die Babylonier so gerechnet und in der ganzen Antike und im Mittelalter wird man so gerechnet haben. Die angebliche Umständlichkeit der antiken Zahlsysteme wird damit relativiert, da man mit diesen Zahlsystemen sehr gut addieren und subtrahieren konnte.
Die dritte Binomische Formel ist nicht nur ein Kopfrechenkniff, sondern liefert auch ein Verfahren, die Division auf die Multiplikation und eine einfachere Division zurückzuführen. Durch Erweiterung eines Nenners a+b mit dem so genannten konjugierten a-b wird die Division durch algebraische Zahlen auf die Division von rationalen Zahlen zurückgeführt und die Division von komplexen (und hyperkomplexen) Zahlen auf die Division durch reelle Zahlen.
Spezialfälle
Aus den binomischen Formeln leiten sich einige spezielle Formeln ab, die auch für die Zahlentheorie eine gewisse Bedeutung haben:
- Babylonische Multiplikationsformel:
- Formel für Pythagoräische Tripel: (a2 + b2)2 = (a2 − b2)2 + (2ab)2 Beispiel: a=4, b=1 liefert 172 = 152 + 82
- Identität von Diophant: (ac + bd)2 + (ad − bc)2 = (ac − bd)2 + (ad + bc)2 Beispiel: a=1, b=2, c=5, d=7 liefert 192 + 32 = 172 + 92
- Brahmagupta-Identität: (a2 + b2)(c2 + d2) = (ac + bd)2 + (ad − bc)2
Verallgemeinerungen
Binomische Formeln lassen sich auch für höhere Potenzen angeben, diese Verallgemeinerung ist der binomische Lehrsatz:
Dabei bezeichnen die Binomialkoeffizienten, die beispielsweise mittels des Pascalschen Dreiecks leicht zu bestimmen sind. Die erste und die zweite Binomische Formel sind Spezialfälle des Binomischen Lehrsatzes für n = 2:
Für n = 3 ergibt sich z. B. .
Eine Verallgemeinerung auf nicht notwendig natürliche Exponenten führt auf eine Potenzreihenentwicklung, die durch die Binomische Reihe gegeben ist.
Auch zur dritten Binomischen Formel gibt es eine Verallgemeinerung, die die Faktorisierung von an − bn ermöglicht:
oder allgemein für höhere Potenzen
Eine Faktorisierung von an + bn ist ebenfalls möglich, wenn n ungerade ist, z. B.:
Für gerade n ist eine Faktorisierung von an + bn über die komplexen Zahlen möglich, z. B.:
- ,
oder, falls n auch ungerade Faktoren enthält, eine Faktorisierung in Faktoren höherer Ordnung, z. B.:
- .
Eine Verallgemeinerung der Binomischen Formeln auf Potenzen von Polynomen, also von Summen mit als zwei Gliedern, führt auf das Multinomialtheorem.
Weblinks
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