Bodelschwingh (Adelsgeschlecht)

Bodelschwingh (Adelsgeschlecht)
Stammwappen derer
von Bodelschwingh

Bodelschwingh (auch Bodelschwing, Bodelswing oder Bolschwing) ist der Name eines alten rheinisch-westfälischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Bodelschwingh gehören zum Uradel der Grafschaft Mark. Zweige der Familie bestehen bis heute.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

Ursprünglich nannte sich die Familie Speke (auch Specke) und war vermutlich altfreier Abstammung. Seit Ende des 13. Jahrhunderts erscheinen Mitglieder der Familie in der Beamtenschaft der Grafen von Mark als Richter und Droste.

Wasserschloss Haus Bodelschwingh, ursprünglicher Stammsitz der Familie

Als erster Angehöriger wird im Jahre 1298 der Ritter (miles) Giselbert Speke[1] in Urkunden genannt. Er war Richter in Bochum und starb vor 1327.[2] Sein Sohn Ernestus dictus Speke de Bodelswinge erscheint 1318 urkundlich und 1320 als Ernestus de Bodelschewinge.[3] Sein Bruder Gerlach ist der Stammvater des Geschlechts Westhusen.

Bodelschwing, der Namen gebende Stammsitz, ist heute ein Dortmunder Stadtteil und gehört zum Stadtbezirk Dortmund-Mengede.

Ausbreitung und Besitzungen

Mitglieder der Familie wurden Erbvögte des reichsunmittelbaren Hofes Frohnde, Richter der in der Grafschaft Dortmund lebenden Hofleute von Frohnde, Holzrichter zu Huckarde im Wald Meinelo und Schultheisse des Lehnshofes und Hofgerichts zu Marten der Abtei Werden. Noch im 14. und 15. Jahrhundert erschienen die Bodelschwingh und Westhusen als Stuhlherren des Freigerichts zu Bodelschwing bei Dortmund. Sie erhielten das Erbtürhüteramt im Erzstift Trier und führten, zum Teil, den Freiherrentitel gewohnheitsrechtlich. Gisbert, Herr zu Bodelschwing, wurde als ältester des Stammes 1537 mit dem ganzen Gericht Mengede belehnt.

Ab dem 15. Jahrhundert gehörten die Bodelschwingh zu den mächtigsten Geschlechtern in Mittelwestfalen. Sie waren in Westfalen und im Rheinland reich begütert und gelangten in der Folgezeit bis nach Livland. Die Herren von Bodelschwingh erhielten von den Grafen von Mark und den Herzögen von Kleve hohe Staats- und Hofämter und besaßen großen Einfluss in der westfälischen Ritterschaft. Noch im 18. und 19. Jahrhundert waren Bamenohl, Binkhoff, Geretzhoven, Haus Heeren, Heyde, Rodenberg, Sandfort, Schörlingen und Gut Velmede im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bildeten sich zwei größere Linien. Die ältere auf Bodelschwing erlosch im 18. Jahrhundert. Karl Wilhelm Freiherr von Plettenberg (* 1765; † 1850) heiratete am 19. August 1788 die Erbtochter Anna Luisa Freiin von Bodelschwingh auf Bodelschwing und fügte, mit preußischer Genehmigung, seinem Namen und seinem Wappen das derer von Bodelschwingh hinzu. Er begründete die Linie der Freiherren von Bodelschwingh-Plettenberg, die 1913 in den preußischen Grafenstand erhoben wurde. Die jüngere Linie auf Mengede starb bereits im 17. Jahrhundert aus. Die ältere Linie besaß die Äste zu Ickern, erloschen im 18. Jahrhundert, und zu Velmede. Der Stammsitz Velmede gelangte durch Heirat (um 1633) von Rainer von Bodelschwingh mit Anna Felicitas von Oeynhausen, die als Erbin ihrer Mutter das Gut an ihre Linie brachte, in den Besitz der Bodelschwingh. Aus dem Haus Velmede kamen die beiden hohen preußischen Beamten Carl von Bodelschwingh (* 1800; † 1873), preußischer Finanzminister, und Ernst von Bodelschwingh der Ältere (* 1794; † 1854), preußischer Finanz- und Innenminister. Ebenfalls aus diesem Zweig stammte der bedeutende Theologe und Pastor Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (* 1831; † 1910). Er war unter anderen Gründer der Evangelischen Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische bei Bielefeld und preußischer Landtagsabgeordneter.

Die livländische Linie, die sich auch von Bolschwing nannte, begründete im 17. Jahrhundert einen ostpreußischen Ast.

Standeserhebungen

Udo von Bodelschwingh (* 1840; † 1921), königlich-preußischer Kammerherr, Zeremonienmeister und Oberst, erhielt für seine Person am 8. Oktober 1883 zu Baden-Baden eine preußische Genehmigung zur Fortführung des Freiherrentitels durch Allerhöchste Kabinettsorder.

Bereits am 20. Juli 1634 wurde Heinrich Wilhelm Bolschwing bei der ersten Klasse der Kurländischen Ritterschaft immatrikuliert. Am 3. April (15. April) 1862 erfolgte eine russische Anerkennung zur Führung des Barontitels durch Senatsukas. Eine österreichische Anerkennung zur Führung des Freiherrentitels erfolgte am 7. Dezember 1896 zu Wien für Otto Baron von Bolschwing, Besitzer zu Ruth in der Untersteiermark.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Gold einen roten Balken, im oberen Feld eine rautenförmige blaue Spange (Fürspan). Auf dem Helm die blaue Spange zwischen einem offenen, mit dem roten Balken belegten, goldenen Flug. Die Helmdecken sind rot-golden.

Namensträger

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum. Bochum 1894.
  2. Dortmunder Urkundenbuch, Ergänzungsband 1, Nummer 604.
  3. Johann Dietrich von Steinen: Westfälische Geschichte. Band 3, Seite 484.

Literatur

Weblinks


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