Kreis Hamm

Kreis Hamm

Der Kreis Hamm umfasste große Teile der heute kreisfreien Stadt Hamm (überwiegend südlich der Lippe, zuvor Amt Hamm) und des heutigen Kreises Unna.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Kreis Hamm entstand, nachdem die Grafschaft Mark im Jahr 1753 endgültig im preußischen Gesamtstaat aufgegangen war und in neue Verwaltungsbezirke aufgeteilt wurde. Zwischen 1753 und 1788[1] gingen die Landräte aus der Familie von der Recke zu Reck hervor, wo sich auch die Creisstube befand.

Während der napoleonischen Zeit gehörte der Kreis Hamm zum Großherzogtum Berg. Zu dieser Zeit war er in etwa mit dem Kanton Hamm nebst den Munizipalitäten Hamm, Pelkum und Rhynern gleichzusetzen. Der Kanton Hamm bildete zusammen mit den Kantonen Ahlen, Beckum, Lippstadt, Oelde, Soest und Rheda, später auch den Kantonen Sassenberg und Warendorf, das Arrondissement Hamm. Dieses wiederum war Teil des Ruhrdepartements.

Nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo 1815 wurde der Kreis mit einigen Veränderungen neu gegründet. Am 20. Januar 1817 erfolgte die Ernennung von David Wiethaus, der bisher kommissarisch amtiert hatte, zum Landrat des Kreises Hamm.[2] Von 1817 bis 1848 war die Kreisverwaltung zur Miete im Haus Weststraße 51 untergebracht. Wie sich bei dessen Abriss 1937 herausstellte, handelte es sich bei diesem unscheinbaren Gebäude um die ehemalige Kapelle des Westenhospitals.[3] 1849 bestand der Kreis Hamm aus den drei Stadtbezirken Hamm, Unna und Kamen sowie den vier Ämtern Rhynern, Pelkum, Unna-Kamen und Fröndenberg. In den 1860er Jahren befand sich die Kreisverwaltung in dem Nassauer Hof genannten Gebäude auf der Nassauerstraße 17/19. Erst 1888 wurde mit dem Landratsamt (Ständehaus) am Westentor ein eigenes Gebäude fertiggestellt, das 1944 durch Bombenangriffe stark beschädigt wurde.[4]

Am 1. April 1901 verließ die erheblich gewachsene Stadt Hamm den Kreis und wurde kreisfrei. Trotzdem blieb die Verwaltung des Kreises bis 1930 zunächst in Hamm. Etwa ein Jahr nach der Eingliederung der Gemeinden Holzwickede (einschließlich eines Teils der Gemeinde Sölde), Hengsen und Opherdicke aus dem aufgelösten Landkreis Hörde in den Landkreis Hamm wurde die Kreisverwaltung nach Unna verlegt und der Kreis mit Wirkung vom 17. Oktober 1930 in Kreis Unna umbenannt.

Bevölkerung im 19. Jahrhundert

Jahr Einwohner
1834 37.230[5]
1846 42.820[5]
1849 44.032[5]
1871 59.612[6]
1875 63.577[6]

Landräte

  • 1753–1756: Diedrich von der Recke
  • 1757–1770: Diedrich Adolph von der Recke
  • 1770–1774: August von Katzler
  • 1774–1788: Diedrich Adolph von der Recke
  • 1788–1803: Adam Friedrich Ernst Senfft von Pilsach
  • 1803–1808: Heinrich Johann Anton Christian von Ulmenstein
  • 1817–1836: David Wiethaus
  • 1837–1844: Karl von Bodelschwingh
  • 1845–1856: Ernst Freiherr von Vincke
  • 1856–1865: Konstantin Freiherr von Quadt-Hüchtenbruck
  • 1865–1866: Franz von Bodelschwingh
  • 1867–1881: Ernst von Bodelschwingh
  • 1882–1894: Walter Freiherr von Vincke
  • 1894–1922: Heinrich Karl Schulze-Pelkum
  • 1922–1925: Hans Kremmler
  • 1925–1930: Johannes Bentlage (dann bis 1933 Landrat des Kreises Unna)

Kreisdeputierte

  • (belegt 1846): v. Plettenberg, erster Kreisdeputierter
  • 1846–?: Gutsbesitzer Ludwig Vorster, zweiter Kreisdeputierter († 1870)
  • (belegt 1876): Rittergutsbesitzer Major a.D. von Quadt zu Haus Bögge, Kreisdeputierter[7]

Kreisphysiker

Der Kreis-Physikus und der Kreis-Chirurgus sind nicht Untergebene des Landraths, sondern von Amtswegen dessen Gehülfen.[8]

  • 1817–1826: Dr. med. Friedrich Redicker
  • 1826–1851: Dr. med. Franz Arnold Heinrich Brefeld
  • 1851–nach 1876[9]: Dr. med. Franz Carl Jehn
  • (belegt 1886): Dr. med. Gruchot

Kreiswundärzte

  • 1825–1852: Julius Ohswaldt
  • (belegt 1876)[10]: Dr. Grouchot

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1770 bis 1774 war allerdings August von Katzler statt des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Dietrich Adolph von der Recke Landrat.
  2. Josef Börste: Der Landrat Reinhard David Wiethaus, in: Jahrbuch des Kreises Unna, Bd. 26, Bönen 2005, S. 144–155, S. 147.
  3. Ilsemarie von Scheven: Ein denkwürdiger Hausabriß. Westentorkapelle in Hamm wurde 1937 niedergelegt. In: Unser Westfalen 1996, S. 118–119 (mit zwei Abbildungen, die 1937 beim Abriss aufgenommen wurden).
  4. F[riedrich] J[ohannes] Wienstein: Als Hamm noch Hauptstadt war. Wohin mit dem Landratsamt? – Wichtige Frage vor 75 Jahren. In: Westfälischer Anzeiger und Kurier vom 8. November 1961; der Abbruch erfolgte am 17. Februar 1954, vgl. Heimat am Hellweg 1954, S. 110.
  5. a b c Moritz Friedrich Essellen: Beschreibung und kurze Geschichte des Kreises Hamm und der einzelnen Ortschaften in demselben, Hamm 1851 (Nachdruck Hamm 1985), S. 4.
  6. a b Adreß-Buch für den Regierungs-Bezirk Arnsberg 1877, Arnsberg 1876, S. 10.
  7. Adreß-Buch für den Regierungs-Bezirk Arnsberg 1877, Arnsberg 1876, S. 34.
  8. Ludwig Philipp von Richthofen: Handbuch für Landräthe, für Lokal-, Polizei- und Kommunal-Behörden und Beamte, 2. Aufl., Breslau 1834, S. 29.
  9. Dr. Jehn als Kreis-Physiker im Kreis Hamm belegt; vgl. Adreß-Buch für den Regierungs-Bezirk Arnsberg 1877, Arnsberg 1876, S. 58.
  10. Dr. Grouchot als Kreis-Wundarzt im Kreis Hamm belegt; vgl. Adreß-Buch für den Regierungs-Bezirk Arnsberg 1877, Arnsberg 1876, S. 58.

Literatur

  • Josef Börste: 250 Jahre Kreis Unna – von der Reckes stellten erste Landräte. In: Jahrbuch des Kreises Unna 2003, Bd. 24, Bönen [2002], S. 92–100.
  • Josef Börste: Der Landrat Reinhard David Wiethaus. In: Jahrbuch des Kreises Unna2005, Bd. 26, Bönen [2004], S. 144–155.
  • Josef Börste: Umstritten und ungeliebt – Der Landrat Ernst Vincke. In: Jahrbuch des Kreises Unna 2009, Bd. 30, Bönen [2008], S. 131–143.
  • Hamm. Geschichte der Stadt und Region im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Wilhelm Ribhegge, Düsseldorf 1991.

Weblinks


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