Carl von Bodelschwingh

Carl von Bodelschwingh
Carl von Bodelschwingh

Ludwig Carl Christian Gisbert Friedrich von Bodelschwingh (meist Carl von Bodelschwingh; * 16. Dezember 1800 in Hamm; † 10. Mai 1873 in Berlin) war sieben Jahre Landrat des Kreises Hamm, zwei Jahre Regierungspräsident in Arnsberg, elf Jahre Preußischer Finanzminister, darüber hinaus Landtags- und Reichstagsabgeordneter sowie Vorsitzender des evangelischen Johanniterordens von Westfalen. Sein Wohnsitz war das Wasserschloss Haus Heyde im heutigen Unna-Uelzen.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Carls voller Vorname lautete: Ludwig Carl Christian Gisbert Friedrich. Seine Eltern stammten dem altem westfälischen Adelsgeschlecht Bodelschwingh. Sein Vater war Franz von Bodelschwingh-Velmede (1754–1827) auf Gut Velmede im heutigen Bergkamen, seine Mutter Friederike von Bodelschwingh (1768–1850), die Erbin des Rittergutes Haus Heyde in Uelzen. Die Familie besaß insgesamt sechs Güter im Raum nördlich von Unna, dazu im Zentrum der damaligen Kreis- und Garnisonsstadt Hamm ein Haus, in dem sie häufig wohnten. Sie waren zu drei Kindern: Neben Carl als jüngstem die um neun Jahre ältere Sophie (1791–1855) und der um sechs Jahre ältere Ernst (1794–1827), der vor ihm eine ähnliche Laufbahn durchlief wie er und ebenfalls preußischer Minister war. Von ihren Eltern erbten die drei Kinder jeweils zwei der Güter, Carl den Familiensitz mütterlicherseits, nämlich das Wasserschloss Haus Heyde mit dem 3,7 km nördlich gelegenen Gut Binkhoff.

Durch seine Ämter bedingt, wohnte Bodelschwingh viele Jahre nicht dauerhaft auf Haus Heyde, sondern an den Orten seiner jeweiligen Tätigkeit, so vor allem während der elf Jahre als preußischer Finanzminister in seiner Dienstwohnung im preußischen Finanzministerium in Berlin.

Lebenslauf

Bodelschwingh besuchte zunächst das Gymnasium in Hamm, dann 1813 für kurze Zeit das Pädagogium in Halle, dann das Joachimsthaler Gymnasium in Berlin. Dort erhielt er am 15. März 1821 das Zeugnis der Reife.

Anschließend studierte er an der Berliner Universität ein Semester Baufach, dann dort Jura und Cameralia (= Verwaltungswissenschaften). Nachdem er 1820 in Göttingen Mitglied des Corps Guestphalia II geworden war, schloss er dort das Studium ab.[1] Er diente danach als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Schützen-Bataillon. Dann kehrte er nach Haus Heyde zurück und unterstützte die Eltern bei der Verwaltung ihrer Güter. Am 30. September 1835 wurde er vom Kreistag des Kreises Hamm, der damals die Stadt Hamm und den heutigen Kreis Unna umfasste, zum Kreisdeputierten gewählt und am 20. Februar 1836 mit der kommunalen Verwaltung des Landratsamtes des Kreises beauftragt. Am 15. Januar 1837 wurde er zum Landrat des Kreises Hamm bestellt und übte dieses Amt bis 1844 aus. Am 20. August 1844 wurde er zum Oberregierungsrat und Abteilungsdirigenten beim Regierungspräsidium in Minden ernannt, dann am 27. Mai 1845 zum Regierungsvizepräsidenten beim Regierungspräsidium in Münster (Westfalen). Danach war er vom 18. Juli 1849 bis Juli 1851 Regierungspräsident in Arnsberg. Im Juli 1851 wurde er in die preußische Regierung unter Ministerpräsident Otto Theodor von Manteuffel berufen und war dann bis zur Entlassung dieser Regierung am 6. November 1858 preußischer Finanzminister. Beim Abgang wurde ihm der Rote Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub verliehen. Er kehrte dann zurück auf sein ererbtes Gut Haus Heyde. Am 30. September 1862 wurde er erneut in die preußische Regierung berufen, diesmal unter Ministerpräsident Otto von Bismarck, und war bis Juni 1866 zum zweiten Mal Finanzminister. Im Juni 1866 trat er zurück, weil er als Finanzminister nicht die Gelder für den Krieg Preußens gegen Österreich bereitstellen wollte.

Fast 40 Jahre gehörte Bodelschwingh dem Westfälischen Provinziallandtag als Abgeordneter der märkischen Ritterschaft an und war dort Mitglied des ständischen Verwaltungsausschusses. Von 1867 an war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, zunächst für den Kreis Tecklenburg, später für den Wahlkreis Herford-Halle, den er auch ab 1871 im Deutschen Reichstag vertrat.[2]

Er starb nach kurzer Krankheit am 10. Mai 1873 in Berlin, wo er an den Sitzungen von Landtag und Reichstag teilnahm. Beigesetzt wurde er am 16. Mai 1873 auf dem Familienfriedhof von Haus Heyde. Als dieser Friedhof 1938 aufgehoben wurde, überführte man seine Gebeine und die seiner Frau auf den Familienfriedhof der von Bodelschwingh bei Haus Velmede im Bergkamen, wo sie noch heute ruhen.

Rücktritt

In Bodelschwinghs Leben dürfte der „Deutsche Krieg“ von 1866 die größte Tragik gewesen sein. Damals standen sich die meisten norddeutschen Staaten unter Führung Preußens und die süddeutschen Staaten unter Führung Österreichs gegenüber. Es ging letztlich um eine der großen Fragen des 19. Jahrhunderts, nämlich um die Einigung des deutschen Reiches, um die klein- oder großdeutsche Lösung hierzu. So nachdrücklich Bodelschwingh auch für die deutsche Einheit eintrat, im Gegensatz zu Bismarck lehnte er einen Krieg zwischen Deutschen, einen „sündhaften Bruderkrieg“, wie er es einmal nannte, zur Erreichung dieses Zieles ab. „Deutsche kämpfen nicht gegen Deutsche“ war sein Wort. Als er als preußischer Finanzminister die Mittel für diesen Krieg bereitstellen sollte, war er dazu nicht bereit und nahm im Juni 1866 seinen Abschied als Minister, was damals größtes Aufsehen erregte.

Die nachfolgende Entwicklung zeigte dann, dass nicht seine, sondern Bismarcks Politik die erfolgreichere war. Besonders schlimm muss es für ihn gewesen sein, dass in diesem Krieg, den er ablehnte und dessentwegen er seinen Abschied genommen hatte, zwei seiner Söhne starben. Alle seine vier Söhne nahmen an dem Krieg teil, darüber hinaus sein Schwiegersohn Friedrich von Bodelschwingh (1835–1910), damals Pastor in (Fröndenberg-)Dellwig, als Feldprediger. Alle vier Söhne fochten auch in der Entscheidungsschlacht von Königgrätz (3. Juli 1866). Der Telegraph brachte dann der Familie die Kunde nach Haus Heyde, dass einer gefallen, ein anderer tödlich verwundet war. „Gott mache uns zu fröhlichen Gebern“, schrieb Bodelschwingh später unter die Todesanzeige für seine beiden Söhne.

Neue Forschungen

2009 ist aus Anlass der Ausstellungen und Veröffentlichungen zur 400-jährigen Zugehörigkeit der Grafschaft Mark zu Preußen erstmalig von dem Historiker Eckhard Trox, Leiter des Geschichtsmuseums Lüdenscheid, die Rolle Bodelschwinghs als preußischer Finanzminister und seine Stellung in der Auseinandersetzung um die deutsche Reichseinigung wissenschaftlich untersucht worden. Trox geht speziell darauf ein, warum über Bodelschwingh, der doch insgesamt „elf historisch bedeutsame“ Jahre Finanzminister war, kaum etwas bekannt ist, sein Leben bisher noch nicht einmal in biographischen Lexika gewürdigt wurde. Eine der Hauptursachen sieht er darin, dass Bodelschwinghs Biographie „sozusagen quer“ zu gängigen Erwartungshaltungen stand und er nach der Reichseinigung zu den „Verlierern“ gehörte. Nach Trox handelt es sich bei Bodelschwingh „zweifelsohne um eine prägende Gestalt der Politik der 1850er bis 1870er Jahre, angesiedelt zwischen politischer Reaktion und industrieller Aufbruchstimmung in den Westprovinzen“. Als Finanzminister hatte Bodelschwingh durchaus eigenständische Ansichten in Wirtschafts- und Steuerfragen. Im Vorfeld des „Deutschen Krieges“ bekämpfte er massiv den Kurs Bismarcks. Innerhalb des regierenden konservativen Lagers existierte eine „Kriegs“- und eine „Friedenspartei“. Die Gruppierung, die den „Bruderkrieg“ ablehnte, wurde von Bodelschwingh angeführt. Dabei wusste er sich einig mit dem katholischen und protestantischen Adel in Westfalen. Zwar trat auch er für die deutsche Einheit ein, doch hätte für ihn ein Krieg vor allem bedeutet, durch die Freigabe von Mitteln einen Kampf zwischen adligen Offizieren Preußens und Österreichs persönlich verantworten zu müssen. „Auch die sich abzeichnende Entwicklung – das von seinen politischen Freunden befürchtete gleiche Wahlrecht, die absehbare, zumindest denkbare weitere politisch-gesellschaftliche Bedeutungsminderung des preußischen Adels und die befürchtete Destabilisierung der sozialen und politischen Verhältnisse Preußens durch die zu vermutende Eigendynamik eines neuen und starken Reichs im Zentrum Europas – sei den konservativen Kriegsgegnern als geradezu beängstigend erschienen.“ Bodelschwingh betrachtete es daher auch nach der Reichsgründung als seine Pflicht, die Konservativen von der Zusammenarbeit mit Bismarck abzuhalten.

Verhältnis zu Bismarck

Als Finanzminister und Abgeordneter

Nachdem im Herbst 1862 König Wilhelm I. in schwieriger Zeit Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt hatte, wurde Carl von Bodelschwingh auf den wichtigen Posten des Finanzministers berufen, wo er bis zu seiner Abdankung im Jahre 1866 blieb. Da Bismarck Bodelschwingh für sein Kabinett auswählte, dürfte er keine geringe Meinung von ihm gehabt haben. Beide hatten auch weitgehend gleiche Grundhaltungen: tief religiös, streng konservativ, überzeugt vom Gottesgnadentum des Königs. In der Politik gingen aber im Laufe der Jahre ihre Auffassungen mehr und mehr auseinander. Es gab Differenzen und unterschiedliche Auffassungen, wohl vor allem in der Handelspolitik. Was man bei Bismarck in seinen Memoiren, den „Gedanken und Erinnerungen“ über Bodelschwingh liest, ist selten positiv. Es finden sich dort Passagen wie „Unterstützung meiner Politik nicht zu erwarten“, „Bodelschw.´s bureaukratische Difteleien“ oder „Durch die Intrigen von Bodelschwinghs […] vereitelt“. Später, Ende der 1860er Jahre, scheint Bodelschwingh im Abgeordnetenhaus eine treibende Kraft in der konservativen Opposition gegen Bismarck gewesen zu sein.

Entsprechend schlecht kommt Bodelschwingh auch weg bei Bismarcks Bericht über seinen Bruch mit der konservativen Partei. Bodelschwingh wird dabei von Bismarck geradezu als Intrigant hingestellt. Wie überliefert, erregte sich Bismarck noch wenige Wochen vor Bodelschwinghs Tod gegenüber einem von Bodelschwinghs Verwandten: Bodelschwingh sei ein „Fuchs“; man glaube, man habe ihn erschossen, doch „dann beißt einen das Biest hinten in die Wade“.

Wie weit Bismarcks negative Äußerungen berechtigt sind, steht dahin. Es gab nämlich durchaus auch Zusammenarbeit. Schließlich haben beide vier Jahre in derselben Regierung zusammengearbeitet und Bodelschwingh war darin als Finanzminister eines der wichtigsten Mitglieder. Bei Memoiren pflegt man sein eigenes Handeln zu rechtfertigen und ins beste Licht zu rücken; Bismarck machte da keine Ausnahme.

Duell

Wäre Bodelschwingh bei einem Duell Bismarcks nicht Sekundant gewesen, hätte Bismarcks Leben einen anderen Verlauf genommen und wahrscheinlich auch die deutsche Geschichte.

Im März 1852, also zehn Jahre vor Bismarcks Zeit als Ministerpräsident, war es in der 2. preußischen Kammer zwischen Bismarck, damals noch Abgeordneter, und dem Hagener Abgeordneten Georg von Vincke (1811–1875), Sohn des berühmten ersten Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, zu einem für beide beleidigenden hitzigen Wortwechsel gekommen. Daraufhin sandte Vincke am folgenden Tage Bismarck eine Forderung auf Pistolen mit vier Kugeln. Bismarck berichtete in einem Brief vom 14. April 1852 an seine Schwiegermutter selbst darüber.

In diesem Pistolenduell fungierte Bodelschwingh als Sekundant und plädierte für eine statt vier Kugeln; ein Duell mit vier Schusswechseln sei den Umständen nach zu hart. Dadurch hat er möglicherweise Bismarcks Leben gerettet. Denn der erste Schuss der beiden Duellanten ging fehl, womit das Duell zu Ende war. Aber auch wenn das Ergebnis umgekehrt gewesen wäre und Bismarck seinen Gegner getötet oder schwer verletzt hätte, wäre er wohl kaum später zum Ministerpräsidenten berufen worden. Es handelt sich um eine nur wenig bekannte Episode, die erst 1960 im Heimatkalender Hagen im Einzelnen dargestellt wurde. Bezeichnend für Bodelschwinghs Charakter dürfte sein, dass er laut Bismarck über den unblutigen Ausgang des Duells Tränen der Freude vergoss. Da Bismarck in seinem Brief lediglich den Namen „Bodelschwingh“ nennt, ohne nähere Angabe, steht allerdings nicht fest, ob es sich um Bodelschwingh oder um seinen Vetter Ludwig Carl Christoph von Bodelschwingh (1811–1879) handelte.

Lebenseinstellung

Streng konservativ

Politisch war Bodelschwingh ein Parteigänger des ultrakonservativen Politikers Ernst Ludwig von Gerlach (1795–1877). Als Finanzminister unter Bismarck betrieb er teilweise eine andere Politik als Bismarck gegenüber Österreich und versuchte bis zuletzt, ihn vom Krieg zurückzuhalten. Die Folge war sein schon oben geschilderter Abschied als Minister.

Andererseits scheint Bodelschwingh den technischen Entwicklungen gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen zu sein. Wie der „Westfälische Anzeiger und Kurier“ von Weihnachten 1963 in einem Artikel über ihn rühmt, war Bodelschwingh als Finanzminister in den Jahren 1851 bis 1858 unter dem („reaktionären“) Ministerpräsidenten von Manteuffel „in dieser Zeit ein eifriger Förderer des Verkehrswesens, besonders des Baues von Eisenbahnen, vor allem in Westfalen und in der Rheinprovinz, in jenen Gebieten, in denen damals der Bergbau und die Industrie sich zu entwickeln begannen“.

Tief religiös

Offenbar war Bodelschwingh ebenso wie sein Bruder Ernst und wie die übrigen Familienmitglieder ein tief religiöser und sozial denkender Mensch. Als sein Neffe Friedrich, um die Hand seiner Tochter Ida anhielt, schrieb er als Antwort – wie es in dessen Erinnerungen heißt –, „er gebe mir seine Tochter lieber als Pastor der armen Gassenkehrer, als wenn ich vornehmer Gesandtschaftsprediger wäre; denn er hasse die Diplomaten“.

Bodelschwingh war auch ein Förderer der evangelischen Inneren Mission. Er stand in Verbindung mit deren Führungspersönlichkeiten, insbesondere mit Theodor Fliedner (1800–1864) und Johann Hinrich Wichern (1808–1881), die zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der evangelischen Kirche Deutschlands im 19. Jahrhundert gehörten. Als Finanzminister war er ein Gönner der von Fliedner 1836 gegründeten Diakonissenanstalt in Düsseldorf-Kaiserswerth, die zum Vorbild für zahlreiche diakonische Einrichtungen in Deutschland und im Ausland wurde.

Familienkreis

Bodelschwingh heiratete am 28. Juli 1827, ein halbes Jahr nach dem Tod seines Vaters, Elise Freiin von Bodelschwingh-Plettenberg (1806–1889) vom Stammsitz der Bodelschwinghs in (Dortmund-)Bodelschwingh. Elise wurde später geschildert als „Vorbild einer schlichten und sparsamen Hausfrau altpreußisch-aristokratischer Haltung, die streng auf Ordnung und Pünktlichkeit hielt und ganz in ihrem großen häuslichen Pflichtenkreis aufging“.

Carl und Elise von Bodelschwingh hatten elf Kinder (sieben Mädchen, vier Jungen), von denen allerdings das älteste (Friederike) schon mit knapp vier Jahren starb. Die Söhne Karl (1831–1866) und Gustav (1838–1866) fielen 1866 in der Schlacht bei Königgrätz im Feldzug gegen Österreich. Von den beiden überlebenden Söhnen war Ernst (1830–1881) zunächst Offizier und später 14 Jahre Landrat des damaligen Kreises Hamm, der andere, Udo (1840–1921), Berufsoffizier (zuletzt Oberst) und später „königlich preußischer Ceremonienmeister und Kammerherr“. Seine Tochter Ida heiratete 1861 den berühmtesten aller Bodelschwinghs, nämlich seinen Neffen Friedrich, der später mit Ida an seiner Seite die Epilepsie-Anstalt in (Bielefeld-)Bethel zu den weltbekannten von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel ausbaute.

Bodelschwingh verstand sich anscheinend sehr gut mit seinem älteren Bruder Ernst, vor ihm preußischer Staatsminister, von dem er sich im Äußeren stark unterschied. Im Gegensatz zur hohen, imponierenden Gestalt der meisten Bodelschwinghs war Carl eher klein und etwas rundlich. Wie sein Enkel Gustav berichtet, mischte sich Carl, wenn er gelegentlich Ernst und dessen Familie im preußischen Finanzministerium besuchte, „in das fröhliche Spiel, und die Kinder sahen zu, wie die beiden schon ergrauenden Brüder sich mit Kissen warfen“. Als Ernst 1854 starb, wurde Carl Vormund seiner drei jüngsten Kinder, die damals noch minderjährig waren. Auch in geschäftlichen Dingen vertrauten die Brüder einander. Wie aus den vorhandenen Unterlagen hervorgeht, vertrat bei Verhinderung einer den anderen.

Großen Wert legte Bodelschwingh auch auf die Erziehung seiner Töchter, die während seiner Zeit als Finanzminister in Berlin Unterricht durch die tüchtigsten Lehrer erhielten, insbesondere auch in Musik. Vielen Hinweisen ist zu entnehmen – besonders den Briefen von und an ihn –, dass Bodelschwingh seinen Kindern und Enkelkindern ein mitfühlender und treusorgender Vater und Großvater war. Im Nachruf des „Wochenblatts der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg“ vom 9. Juli 1873 hieß es über ihn:

„In dem reich gesegneten Familienleben, in christlicher Hausordnung nach der guten Sitte der Väter, waren die Familienglieder in herzlichster Liebe gegenseitig verbunden. Heiterer Frohsinn, Liebe zur Musik, namentlich der geistlichen, und edle Geselligkeit belebten den reichen Familienkreis, überall getragen durch treues Festhalten an der erkannten und bekannten evangelischen Wahrheit, in echter Lebensgemeinschaft unter Kindern und Enkeln.“

Karl wie sein älterer Bruder Ernst wurden 1950 in einer Schrift „Der Kreis Unna - Die Stadt Hamm“ unter den zwölf bedeutendsten Persönlichkeiten aufgeführt, die dieser Raum hervorgebracht hat.

Literatur

  • Vera Niehus: von Bodelschwingh, Carl. In: Michael Basse, Traugott Jähnichen, Harald Schroeter-Wittke (Herausgeber): Protestantische Profile im Ruhrgebiet – 500 Lebensbilder aus 5 Jahrhunderten. Verlag Hartmut Spenner, Kamen 2009, ISBN 978-3-89991-092-6, S. 204f.
  • Eckhard Trox und Ralf Meindl: Sachwalter des Westens? Annäherungen an Carl von Bodelschwingh und Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck, zwei konservative Minister aus der Grafschaft Mark im Begleitband zur Ausstellung Preußen – Aufbruch in den Westen. Geschichte und Erinnerung – die Grafschaft Mark zwischen 1609 und 2009 in Lüdenscheid vom 1. Februar bis 21. Juni 2009, Lüdenscheid 2009, ISBN 978-3-929614-54-1, S. 133–151.
  • Eckhard Trox: Preußen und der Aufbruch in den Westen. Die Grafschaft Mark zwischen Beharrung und Modernisierung – neue Wege der Forschung. In: Wir sind Preußen – Die preußischen Kerngebiete in Nordrhein-Westfalen, 1609–2009. Klartext Verlag, Essen 2009, ISBN 978-3-89861-965-3, S. 89–117.
  • Josef Cornelissen: Haus Heyde lebt weiter - 36 Bilder über ein außergewöhnliches Fleckchen Unna. (= Schriftenreihe der Stadt Unna, Band 46), Unna 2005, ISBN 3-927082-49-X.
  • Josef Cornelissen: Haus Heyde bei Unna – Ein westfälischer Adelssitz in seinem wechselvollen Schicksal. (= Schriftenreihe der Stadt Unna, Band 35), 1998, ISBN 3-927082-37-6. S. 125–129, 135–149 sowie ein von Friedrich Wilhelm von Bodelschwingh-Velmede 1981 angefertigter Stammbaum der von Bodelschwingh auf Velmede und Heyde in der Umschlagtasche.
  • Dietrich Wegmann: Die leitenden staatlichen Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen 1815–1918. 1969. S. 157–158.
  • Für Kriegszwecke gebe ich keinen Pfennig in der Weihnachtsausgabe 1963 der in Hamm erscheinenden Zeitung „Westfälischer Anzeiger und Kurier“ und – wohl darauf fußend – im Jahrbuch Unser Westfalen 1982/83.
  • Ernst Nolte: Vielfache Beziehungen der Bodelschwinghs zu Hamm. In: Festschrift zur 300-Jahr-Feier für das staatliche Gymnasium in Hamm 1657–1957.

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 69, 138
  2. Fritz Specht / Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 136; vgl. auch A. Phillips (Hg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Berlin: Verlag Louis Gerschel, 1883, S. 86; vgl. auch: Georg Hirth (Hg.): Deutscher Parlaments-Almanach. 9. Ausgabe vom 9. Mai 1871. Berlin: Verlag Franz Duncker, 1871, S. 165

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Moritz von Bardeleben Präsident Regierungsbezirk Arnsberg
1849–1851
Ernst von Bodelschwingh der Ältere

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