- Namen auf -ow
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-ow [-oː] (mit stummen w) sind Ortsnamen- und Familiennamenendungen slawischen oder germanischen Ursprungs, die vor allem in Nordostdeutschland und Ostelbien zu finden sind. Ortsnamen auf -ow finden sich auch in Polen, Namen aus Tschechien oder der Slowakei schreiben sich dagegen in der Form -ov. In diesen Sprachen wird der Konsonant im Auslaut allerdings gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Slawische Ortsnamen auf -ow oder -ov
Bei der Endung -ow und -ov handelt es sich um ein patronymes beziehungsweise besitzanzeigendes, also possessivisches Suffix aus Personennamen, wie die Endungen -itz und -witz. Dem entspricht, dass zum Beispiel in der sorbischen Sprache der Genitiv Plural aller drei Geschlechter mit der Endung -ow angezeigt wird.
Beispiele:
- obersorbisch bur (der Bauer, Nom. Sg.) → burja (die Bauern, Nom. Pl.) → burjow (der Bauern, Gen. Pl.) → deutsch Burow (Familienname in der Bedeutung von den Bauern abstammend oder Ortsname in der Bedeutung Bauernort)[1]
- niedersorbisch golc (der Junge, Bub, Nom. Sg.) → golcy (Nom. Pl.) → golcow (Gen. Pl.) → deutsch Golzow, (Ortsname in der Bedeutung Jungen-Ort)
Beispiele:
- Buckow, Bülow, Bitcow(e), Ducherow, Finow, Gatow, Gramzow, Güstrow, Lüchow, Lützow, Kummerow, Pankow, Rathenow, Strehlow, Strelow, Stresow, Teltow, Treptow
Umbildung auf -au oder -o
Auch eine Reihe von Orten auf -au stammt von ursprünglich slawischen mittelalterlichen Namen auf -ow ab. Die sächsische Stadt Glauchau hieß bei ihrer Ersterwähnung Gluchow. Das slawische Wort wustrow oder ostrov (Insel) wurde zu Wustrow, Wustrau oder Ostrau, wie bei der tschechische Stadt Ostrava. Ähnlich gebildet wurde auch der deutsche Name Krakau für polnisch Kraków.
Ortsnamen, die noch im 19. Jahrhundert häufig mit -ow geschrieben wurden, wurden in der amtlichen Schreibweise zum Teil in das deutsche Suffix -au geändert. So wurden die heutigen Berliner Stadtteile Spandau und Stralau bis in letzte Viertel des 19. Jahrhunderts offiziell Spandow und Stralow geschrieben.
In Gegenden, die bis 1815 zum Kurfürstentum Sachsen (vormals Mark Meißen) gehörten, verschwand das Stumme -w aus einigen Ortsnamen ohne Umformung zu au: Grabo (bei Wittenberg und bei Jessen), Dubro, Ostro, sowie mehrere Dörfer nördlich von Roßlau.
Germanische Ortsnamen auf -ow, -owe oder -ouwe
In Westfalen gibt es den Ort Spradow. Einen Hinweis auf slawische Wurzeln gibt es hier nicht. Die meisten Toponyme auf -au (von althochdeutsch ouwa" (Insel, Aue zu germanisch (hypothetisch) agwjo = zum Wasser gehörig) sind in frühen Quellen -owe oder -ouwe geschrieben. Dasselbe gilt für die Landschaftsbezeichnungen auf -gau, vor allem im Südwestdeutschen bzw. alemannischen Sprachgebiet verbreitet, vgl. Gaue von Alamannien, Schwaben, dem Elsass und von Hochburgund. Ob Gau auf Aue zurückgeht, ist strittig.[2] [3]. In Westfalen wurde Gau zu Go(h), vgl. Lemgo, Gohfeld. Im Altenglischen wurde daraus die Silbe -ge in Ortsnamen, wie zum Beispiel in Eostrege, Sturge.[4]
Beispiele:
- Hagenow, Heidenowe, Cochengowe, Monichgowe, Northuringowe,[5], Repegouwe,[6], Sundgowe, Finsgowe, Gaue von Alamannien, Schwaben, dem Elsass und von Hochburgund, Swabowa,[7]
Ein bekanntes Beispiel ist Hanau, das früher Hanowe genannt wurde. Das Geschlecht von Hagenau hieß eine Zeit lang Hagenowe und auch Wilhelm von Nassau in der niederländischen Hymne wurde Wilhelmus van Nassouwe beziehungsweise im Akrostichon Willem van Nazzov geschrieben. Der Name von Nassau an der Lahn, der ehemalige Herrschaftssitz des Hauses Nassau, erscheint 915 erstmal als Nassova.
Siehe auch
Wiktionary: Kollektivbildung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: -ow – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWeblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jana Šołćina, Edward Wornar: Obersorbisch im Selbststudium/Hornjoserbšćina za samostudij. 1. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 2000, ISBN 3-7420-1779-9.
- ↑ Das Herkunftswörterbuch. Duden Band 7, Mannheim 1989.
- ↑ Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002
- ↑ Reinhard Wenskus: Sachsen - Angelsachsen - Thüringer, in Walther Lammers: Entstehung und Verfassung des Sachsenstammes, S. 529, Frankfurt 1966
- ↑ Gesta episcoporum Halberstadensium, 80
- ↑ Sächsische Weltchronik, MGH Scriptores, Deutsche Chroniken 2, S. 66
- ↑ De origine gentis Swevorum. 10, MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 60, S. 161.
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