- Hubert von Meyerinck
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Hubert Georg Werner Harald von Meyerinck (* 23. August 1896 in Potsdam; † 13. Mai 1971 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler. Er war der Onkel von Gudrun Genest und der Großonkel von Corinna Genest, die ebenfalls Schauspieler sind.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Er wurde als Sohn des Hauptmanns und Gutsbesitzers Friedrich von Meyerinck (1858–1928) und seiner Ehefrau Caroline (geborene von Hoppenstedt, 1868–1940) geboren. Sein Großvater war kommandierender General. Seit der frühen Scheidung der Eltern wuchs er auf dem Familiengut in Posen auf. Danach besuchte er ein Gymnasium in Godesberg und wurde nach dem Abitur während des Ersten Weltkrieges zum Militärdienst eingezogen.[1] Kurze Zeit diente er als Fahnenjunker in Karlsruhe, doch ein Lungenleiden, das mehrere Sanatoriumsaufenthalte nach sich zog, bedingte seine Entlassung.
Sein Debüt am Theater gab er 1917 am Berliner Schauspielhaus als Leutnant von Hagen in Paul Heyses Kolberg. Von 1918 bis 1920 hatte er ein Engagement an den Hamburger Kammerspielen und kehrte anschließend nach Berlin zurück, wo er erfolgreich in den Avantgarde-Stücken von Carl Sternheim auftrat. Er hatte Auftritte in verschiedenen Revuen und Kabaretts, darunter auch im berühmten Tingeltangel. Später spielte er am Deutschen Theater und am Lessingtheater in Rollen wie dem eingebildeten Kranken, als Mackie Messer wie auch als Mephisto und als Hauptmann von Köpenick. 1920 wurde von Meyerinck für den Stummfilm entdeckt. Der Mann mit Glatze, Oberlippenbärtchen, oft mit Monokel und hypnotischem Blick wurde zu einer unverkennbaren Gestalt des deutschen Films, insbesondere indem er auch im Tonfilm auch seine charakteristische Stimme und seine schnarrende Artikulation zur Geltung bringen konnte. Er spielte stets Männer mit allürenhafter Haltung, die sich oft als Hochstapler oder Schurken erwiesen. Auch während der NS-Zeit wirkte er in zahlreichen Filmen mit. Daneben war er am Theater immer wieder im klassische Rollenfach zu sehen, beispielsweise als Mephisto oder als Malvolio.
„Anfänglich betonte von Meyerinck das Feminine seiner Erscheinung. In einem Paul-Wegener-Film tanzte er, angetan mit einem rosa Balletthöschen, dem Hermelincape seiner Mutter und einer blauen Seidenkappe als Kopfbedeckung auf dem Tisch. Seine aparten homoerotischen Nuancierungen dienten seinen Regisseuren später zur negativen Charakterzeichnung. Er wurde zum beliebtesten Filmschurken des deutschen Kinos.“
– Adolf Heinzelmeier und Berndt Schulz: Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2003, ISBN 3-89602-229-6
Nach den Erinnerungen seines ebenfalls homosexuellen Freundes und Kollegen Kurt von Ruffin legte sich von Meyerinck auch zu dieser Zeit keine große Zurückhaltung hinsichtlich seiner Neigung auf und stand gefährdeten Freunden bei.
„Hubert von Meyerinck, mein großer Freund, der ein herrlicher Kollege, ein herrlicher Mann war, hat gesagt (obwohl er selbst immer in Gefahr war, denn er war ja einer der muntersten): ‚Ich begleite dich auf den Alexanderplatz‘. Damals war das [Polizeirevier] am Alexanderplatz. Er ging wirklich mit mir dorthin, was eine edle Tat war. Er hat mir hinterher eine wunderschöne Krawatte geschenkt, die ich noch habe.“
– Kurt von Ruffin: im Interview mit Friedrich Kuhn[2]
In späteren Jahren wurde er in Filmkomödien für skurrile Amtspersonen, Adelige, Generäle und verschlagene Hochstapler besetzt. Zusammen mit Ilja Richter und Peter Alexander bildete er eine feste Besetzung in den Filmreihen Wenn die tollen Tanten kommen und Graf Bobby. Bis zu seinem Lebensende brachte es „Hubsi“ oder „Knurpsi“, wie er von Freunden und Kollegen genannt wurde[3], auf mehr als 275 Filmeinsätze, womit er zu den meistbeschäftigten deutschen Filmschauspielern gehörte. 1950 zog er nach München, spielte aber auch an den Bühnen von Göttingen und Wuppertal. Schließlich erhielt er 1966 ein Festengagement am Thalia Theater in Hamburg, wo er bis zuletzt blieb und am 4. März 1971 seine letzte Vorstellung als Agamemnon in Die schöne Helena gab. Letzte Filmerfolge hatte Hubert von Meyerinck mit den Edgar-Wallace-Filmen Im Banne des Unheimlichen (1968), Der Gorilla von Soho (1968) und Der Mann mit dem Glasauge (1968), in denen er Sir Arthur, den schrulligen Chef von Scotland Yard, verkörperte. Insgesamt wirkte er von 1965 bis 1969 in fünf Wallace-Verfilmungen mit.
Sein Privatleben verstand er vor den Medien abzuschirmen. Seine Erinnerungen erschienen 1967 unter dem Titel Meine besten Freundinnen, in denen er über prominente Kolleginnen wie Marlene Dietrich oder Adele Sandrock, aber auch über seine geliebte Mutter berichtet, mit der er bis zu deren Tod in häuslicher Gemeinschaft gelebt hatte.[1] Hubert von Meyerinck starb an Herzversagen im Hamburger Bethanien-Krankenhaus. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Gemeinde Schladen bei Goslar.[4] Berlin ehrte ihn mit dem Meyerinckplatz in Charlottenburg.
Auszeichnungen
- Den Preis der deutschen Filmkritik erhielt er 1960 und 1961 für Ein Mann geht durch die Wand und Das Spukschloß im Spessart.
- 1967 bekam er den Bambi und
- 1968 das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.
- In Berlin Charlottenburg wurde ein Platz nach ihm benannt.
Filmografie (Auswahl)
Literatur
- Hubert von Meyerinck: Meine berühmten Freundinnen. Erinnerungen. Econ, Düsseldorf und Wien 1967; DTV, München 1969
Weblinks
- Hubert von Meyerinck in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Hubert von Meyerinck bei www.cyranos.ch
- Bilder von Hubert von Meyerinck In: Virtual History
Einzelnachweise
- ↑ a b Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann - Ein biographisches Lexikon. Suhrkamp Taschenbuch, Hamburg 2001, ISBN 3-518-39766-4
- ↑ Als schwuler Häftling in den KZs Columbiahaus und Lichtenburg 1935/36. Friedrich Kuhn interviewt Kurt von Ruffin im Herbst 1978 in Berlin
in: CAPRI. Zeitschrift für schwule Geschichte. Korrespondenz- und Mitteilungsblatt der „Freunde eines Schwulen Museums in Berlin e.V.“, Redaktion: Manfred Herzer, Nr. 13 (= Heft 3, 1991), S. 4–10, hier: S. 9 - ↑ O.V.: Hubert von Meyerinck. In: FIRST. 19, Mai 1990, S. 6
O.V.: Hubert von Meyernick: „Wo soll ich jetzt ficken?“ In: Männer aktuell. August 1993, S. 68
Hermann J. Huber: Leben, Lieben, Legenden. Die 60 schillerndsten Kultstars der Schwulen. Fotokunstverlag, Berlin (West) und Frankfurt (Main) 1989 - ↑ Das Grab von Hubert von Meyerinck
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